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ARBEITERSTIMME/351: Marxismus und Utopie


Arbeiterstimme Nr. 195 - Frühjahr 2017
Zeitschrift für die marxistische Theorie und Praxis
Die Befreiung der Arbeiterklasse muß das Werk der Arbeiter selbst sein!

Marxismus und Utopie
Zum 500. Geburtstag von Thomas Morus' "Utopia"

von Gerald Munier


Im Dezember 1516 erschien die erste Ausgabe des Romans "Utopia"[1] aus der Feder des nachmaligen englischen Lordkanzlers Thomas Morus. Es handelte sich dabei um den ersten Entwurf einer kommunistischen Gesellschaft, die auf Gemeineigentum basiert. Thomas Morus, er lebte von 1478-1535, reizt den Historiker, weil er eine durchaus widersprüchliche Figur war und von der Nachwelt bis heute sehr unterschiedlich beurteilt wird.

Die katholische Kirche hat ihn 1935 für seine Standhaftigkeit gegenüber dem Ehescheidungsbegehren Heinrichs VIII. und das Bekenntnis zur Papstkirche heilig gesprochen, wohl wissend, dass Morus einer der härtesten Ketzerverfolger war und wohl etliche Reformationsanhänger dem Henker auslieferte. Den Humanisten und dem Bildungsbürgertum gilt er als Vorbild für einen besonders kultivierten und sittsamen Lebenswandel, der durch materielle Anspruchslosigkeit aber fortwährendes geistiges Schaffen geprägten ist. Für Kommunisten ist Morus als Verfasser des Romans "Utopia" der erste Architekt einer auf Gemeineigentum fußenden sozialistischen Gesellschaftsordnung, die das Privateigentum an Produktionsmitteln abgeschafft hat.

Heute gibt es unterschiedliche Lesarten des Romans, nämlich vor allem eine katholische und eine sozialistische. Die Arbeiterbewegung des 19. Jahrhunderts hat "Utopia" durchaus als sozialistisches Kampfprogramm verstanden und gutgeheißen, weil dort eine Gesellschaftsordnung porträtiert wird, in der das Privateigentum an Produktionsmitteln abgeschafft ist und hinsichtlich der Arbeits- und Güterverteilung eine Kollektivwirtschaft herrscht.

Anders die katholische Kirche: Hier bringt man zwar der Person des Thomas Morus eine hohe Wertschätzung entgegen. Allein in Deutschland sind über 40 katholische Kirchen nach Morus als Namenspatron benannt. Die positive Wertschätzung gilt aber nicht für "Utopia". Der Roman wird von katholischer Seite bestenfalls als spaßige Entgleisung oder "witziger Einfall" gewertet, so etwa der christlich-konservative Morus-Biograph Prof. Peter Berglar.[2] Es gibt aber auch kritischere Stimmen, etwa die des Jesuiten Dr. Hubert Schiel, der die Utopia-Ausgabe des Phaidon-Verlags besorgt hat. Er attestiert der "Utopia", man könne daraus eine "Aufreizung zum Klassenhass" heraushören: ... bei Morus wisse man nicht, wo der Spaß aufhöre und der Ernst anfange ­... der "kirchentreue Christ müsse sich bei der Schrift dieses katholischen Heiligen mit mehr oder weniger verlegenem Kopfschütteln behelfen."[3]

Der Morus der Utopia-Phase - er war als er das Werk 1515/16 schrieb 38 Jahre alt - begegnet uns als ein sozial besonders sensibler Mensch, der als bekennender christlicher Humanist fürchterlich unter dem "Bauernlegen" seiner Zeit litt. Damals rafften die englische Krone, der Klerus und der Hochadel das gesamt Ackerland zusammen, um es in Schafweide umzuwidmen. Denn mit der beginnenden Wollmanufaktur in den Niederlanden ließen sich durch Schafzucht und den Rohstoff Schafwolle wesentlich höhere Einnahmen erzielen, als durch Ackerland.

Die Bauern, die mit ihren Familien seit alters her Ackerbau auf den Pachtgrundstücken der Adligen betrieben, wurden nun mit rücksichtsloser Gewalt vertrieben. Griff man sie allerdings beim Vagabundieren auf, drohte ihnen der Galgen. Allein in der Ära Heinrichs VIII. sollen auf diese Weise über 70.000 landlos gewordene Bauern ermordet worden sein. Morus war über diese brutale Art der Reichtumsvermehrung der herrschenden Klasse entsetzt und dies war wohl die treibende Kraft dafür, dass er sich die Zukunftsgesellschaft Utopias ausdachte.

Utopia - ein Inselreich im Irgendwo

Nun stellt sich natürlich die Frage, wie sich eine gerechtere Gesellschaft überhaupt denken ließ in einer Zeit, als technischer Fortschritt mit einhergehendem Produktivitätswachstum realgeschichtlich noch kaum existierte. Der linke Politologe Elmar Altvater macht verschiedentlich darauf aufmerksam, dass ein technisch bedingtes Wachstum in der Zeitspanne von der Geburt Christi bis an die Schwelle der Industrialisierung nur auf einem ganz niedrigen Niveau[4] stattfand. Von einer durch technische Innovation möglichen Produktivkraftsteigerung, womit sich die Nahrungsmittelknappheit und die Knappheit anderer lebenswichtiger Gütern überwinden ließ, konnte Morus in seiner Lebenswelt noch nicht ausgehen.

Deshalb konzentrierte er sich auf den Aspekt einer gerechteren Verteilung der Arbeit und der Verbrauchsgüter durch den Abbau von Luxus. Müßiggang und Adelsprivilegien. Die Menschen auf dem fiktiven Inselstaat Utopia kannten kein Besitzstreben nach mehr und mehr privatem Reichtum. Stattdessen ging es ihnen darum, die notwendige Arbeit in Handwerk und Landwirtschaft gleichmäßig auf alle Schultern zu verteilen. Ebenso gleichmäßig will Morus dann auch die erzeugten Güter verteilen. Sein Utopia soll ein Staatswesen sein, in dem gesellschaftliches Kollektiveigentum herrscht.

Nur einige wenige Gesellschaftsmitglieder sind von unmittelbar produktiver Arbeit freigestellt, z.B. höhere Priester und Forscher, aber alle anderen, die arbeiten können, tun dies auch, wobei eine Art Familienpatron die ihm unterstellte Wohn- und Arbeitsgruppe überwachte. Dabei vertritt Morus die für die damalige Zeit fast unglaublich anmutende Auffassung, dass nicht mehr als sechs Stunden tägliche Gemeinschaftsarbeit bei freiem Sonntag notwendig seien, um alle lebensnotwendigen Güter in ausreichender Menge herzustellen. Damals wurde üblicherweise noch von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gearbeitet.

Was nun die für die Wiedergabe solcher Gedanken gewählte Romanform ungemein konkret herauszustellen vermag, sind neben der Produktion und Güterverteilung auch sämtliche weiteren Spezifika, die ein gesellschaftliches Zusammenleben ausmachen: Also detaillierte Beschreibungen der Staatsorganisation, des Rechtssystems, der Außenpolitik, der Religionsausübung, des Erziehungswesens, der Sitten und Gebräuche, schließlich gar des Sexuallebens. Weil dieser Entwurf einer Zukunftsgesellschaft so enorm plastisch erschien - quasi wie das Modell eines Architekten - inspirierte er Denker, Gelehrte aber auch Kulturschaffende durch die Jahrhunderte hindurch immer wieder, sich mit einzelnen Bausteinen davon zu befassen.

Bei so vielen kritischen Geistern, die sich mit "Utopia" auseinandergesetzt haben, ist es kein Wunder, dass Morus' Zukunftsentwurf höchst kontrovers beurteilt wird. So loben ihn die einen für seine religiöse Toleranz, etwa Karl Kautsky, der 1887 in London eine berühmte Morus-Biographie[5] verfasst hat. Andere werfen ihm vor, das Staatswesen Utopias wäre auf eine "Diktatur des Klerus" hinausgelaufen, weil zwar in Glaubensfragen Toleranz herrschte, aber Atheismus praktisch unter Todesstrafe gestellt war. Wer nicht an die "Unsterblichkeit der Seele" glaubte, hatte nach Morus kein Recht, weiter zu leben. Die Priester in Utopia durften solche Menschen aus der Gemeinschaft verbannen und hinrichten lassen. Mit der vielgepriesenen Toleranz in religiösen Dingen war es also nicht weit her, was auch der führende englische Morus-Biograph Chambers[6] scharf kritisiert.

Neben sehr uniformen Stadtanlagen, extrem eintöniger Kleidung und der Ablehnung jedweden Luxus' finden wir in Utopia auch allerlei skurrile Einfälle, zum Beispiel hinsichtlich des Sexuallebens: Künftige Brautpaare durften sich vor der Hochzeit unter Aufsicht von Autoritätspersonen einmal splitternackt begutachten. Utopien gehen eben oft sehr ins Detail und behandeln so gut wie alle gesellschaftlichen Bereiche.

Umstritten blieb bei Morus auch sein Plädoyer für Sklaven- und Gefangenenarbeit. Damit wollte er die Utopier vor besonders schmutzigen und verrohenden Tätigkeiten bewahren, wie etwa dem Schlachten von Tieren oder dem Straßenbau. Da Morus aufgrund seiner Zeitumstände eben noch nicht in technischen Kategorien denken konnte, fielen ihm für solche Arbeiten nicht - wie späteren utopischen Schriftstellern - maschinell-technische Lösungen ein.

Stattdessen bedienten sich die Utopier freigekaufter Zuchthäusler aus anderen Nationen, die diese notwendigen, aber niederen Tätigkeiten durchführen mussten - dafür aber ihr Leben behielten.

Edward Bellamy löste mehr als 350 Jahre später dieses Problem in seinem utopischen Roman "Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 auf 1887"[7], indem er den durchschnittlich erforderlichen Arbeitstag bei besonders schmutzigen oder gefährlichen Tätigkeiten auf wenige Minuten verkürzte. Damit wurden diejenigen, die solche Arbeiten verrichten, durch ein Mehr an Freizeit belohnt.

Die Romanform hat sicherlich den Vorteil gegenüber einer streng theoretischen Abhandlung, dass sie gewisse narrative Spielräume bietet. So können diejenigen Essentials der Zukunftsgesellschaft, auf die es dem Autor besonders ankommt, prominent hervorgehoben und veranschaulicht werden. Der bedeutendste deutsche Utopieforscher, Prof. Richard Saage, zählt in unserem Kulturkreis 36 solcher utopischen Romane zum prägenden Bestandteil des literarischen Schaffens seit Beginn der Neuzeit um 1500. Sie weisen in der Nachfolge von Thomas Morus ein "klassisches Utopiemuster" auf, nämlich:

- Erstens Kritik der bestehenden Gesellschaftsordnung;
- zweitens eine Andeutungen des Weges zu revolutionären Umbrüchen;
- und drittens modellhafte Ausführung zu den lebensbestimmenden Merkmalen der (weithin konfliktfreien, harmonischen) Zukunftsgesellschaft.

Marx & Engels zur Utopie

Was störte nun Marx & Engels am utopischen Sozialismus? Eigentlich hätten sie es doch begrüßen müssen, dass solcherart die Vorstellungen von einer auf Gemeineigentum basierenden Gesellschaft besonders anschaulich herausgearbeitet wurden. Ihr Verhältnis zur Utopie war aber eher durchwachsen. Bereits in einer frühen Schrift, dem "Kommunistischen Manifest" (1848), befasst sich ein Extraabschnitt kritisch mit dem "utopischen Sozialismus". Dort heißt es von Marx: "Die revolutionäre Literatur, welche diese ersten Bewegungen des Proletariats begleitete, ist dem Inhalt nach notwendig reaktionär. Sie lehrt einen allgemeinen Asketismus und eine rohe Gleichmacherei"[8]. Das bezog sich in erster Linie auf die ganz frühen Schriften - also Morus, Campanella, Bacon[9] aus dem 16/17. Jahrhundert.

Zu den Utopiern des 19. Jahrhunderts fällt die Einstellung etwas positiver aus: "... die Systeme St. Simons, Fouriers, Owens usw. tauchen auf in der ersten, unterentwickelten Periode des Kampfs zwischen Proletariat und Bourgeoisie ... Die Erfinder dieser Systeme sehen zwar den Gegensatz der Klassen wie die Wirksamkeit der auflösenden Elemente in der herrschenden Gesellschaft selbst. Aber sie erblicken auf der Seite des Proletariats keine geschichtliche Selbsttätigkeit, keine ihm eigentümliche politische Bewegung. (...) Sie sind sich zwar bewusst, in ihren Plänen hauptsächlich das Interesse der arbeitenden Klasse als der leidendsten Klasse zu vertreten. Nur unter diesem Gesichtspunkt der leidendsten Klasse existiert das Proletariat für sie. (...) Sie verwerten daher alle politische, namentlich alle revolutionäre Aktion, sie wollen ihr Ziel auf friedlichem Wege erreichen und versuchen, durch kleine, natürlich fehlschlagende Experimente, durch die Macht des Beispiels dem neuen gesellschaftlichen Evangelium Bahn zu brechen. Diese phantastische Schilderung der zukünftigen Gesellschaft entspringt in einer Zeit, wo das Proletariat noch höchst unterentwickelt ist, also selbst noch phantastisch seine eigene Stellung auffasst... ."[10]

Positiv gewendet dann: "Die sozialistischen und kommunistischen Schriften bestehen aber auch aus kritischen Elementen. Sie greifen alle Grundlagen der bestehenden Gesellschaft an. Sie haben daher höchst wertvolles Material zur Aufklärung der Arbeiter geliefert."[11]

Dann wieder kritischer: "Die Bedeutung des kritisch-utopistischen Sozialismus und Kommunismus steht in umgekehrtem Verhältnis zur geschichtlichen Entwicklung. In demselben Maße, worin der Klassenkampf sich entwickelt und gestaltet, verliert diese phantastische Erhebung über denselben, diese phantastische Bekämpfung desselben allen praktischen Wert, alle theoretische Berechtigung. Waren daher die Urheber dieser Systeme auch in vieler Beziehung revolutionär, so bilden ihre Schüler jedes Mal reaktionäre Sekten. (...) Sie träumen noch immer die versuchsweise Verwirklichung ihrer gesellschaftlichen Utopien, Stiftung einzelner Phalanstere, Gründung von Home-Kolonien, Errichtung eines kleinen Ikariens - Duodezausgaben des neuen Jerusalems - und zum Aufbau aller dieser spanischen Schlösser müssen sie an die Philanthropie der bürgerlichen Herzen und Geldsäcke appellieren."[12]

Marx & Engels befürchten also, dass der revolutionäre Impuls, der den Schöpfern der Utopien noch zueigen gewesen sein mag, sich spätestens bei deren Anhängern in etwas Reaktionäres verwandelt, weil diese - statt auf den Klassenkampf zu setzen - an die herrschende Klasse appellieren, die Welt doch bitte nach dem Muster ihrer Entwürfe zum Besseren zu verwandeln. Diese Befürchtung ist nicht ganz von der Hand zu weisen. Tatsächlich unternahmen viele utopische Schriftsteller im Zeichen des damals noch waltenden absolutistischen Monarchismus den Versuch, an den Herrscher selbst oder einflussreiche Persönlichkeiten zu appellieren. Nur wenn diese überzeugt werden konnten, schien den Utopiern die Verwirklichung ihrer Zukunftsmodelle möglich.

Oder aber es wurden vor allem in Amerika praktische Experimente vorgenommen, also Kommunen gegründet, die die jeweiligen Modelle in der Realität ausprobieren und propagandistisch verbreiten sollten. Die meisten solcher kommunistischen Kleinkommunen gingen jedoch bald wieder ein. Der zu den "legalen Marxisten" zählende russische Wirtschaftstheoretiker Michael Tugan-Baranowsky, der vor ca. 100 Jahren dazu ein interessantes Buch geschrieben hat,[13] führt das erstens darauf zurück, dass zu viele Intellektuelle und zu wenig handwerklich Begabte sich an solchen Kommunegründungen beteiligten, also ständig diskutiert aber wenig aufgebaut wurde. Zweitens war es besonders in den Prosperitätsphasen des späten 19. Jahrhunderts in Amerika einem fleißigen Arbeiter in einer stinknormalen Fabrik viel eher möglich, für sich selbst und seine Familie eine bescheidene Existenz aufzubauen, als in den Kommuneexperimenten.

Zurück zu Marx & Engels. Die beiden Begründer des sog. "wissenschaftlichen Sozialismus" hielten also nicht sonderlich viel vom Modellieren utopischer Entwürfe: "Die Utopisten, sehen wir, waren Utopisten, weil sie nichts andres sein konnten zu einer Zeit, wo die kapitalistische Produktion noch so wenig entwickelt war. Sie waren genötigt, sich die Elemente einer neuen Gesellschaft aus dem Kopf zu konstruieren, weil diese Elemente in der alten Gesellschaft selbst noch nicht allgemein sichtbar hervortraten; sie waren beschränkt für die Grundzüge ihres Neubaus auf den Appell an die Vernunft, weil sie eben noch nicht an die gleichzeitige Geschichte appellieren konnten."[14]

Was Engels mit gleichzeitiger Geschichte gemeint hat, fasst er in seinem Credo zum historischen Materialismus bzw. der materialistischen Geschichtsauffassung zusammen, wo es heißt: "Mit der Besitzergreifung der Produktionsmittel durch die Gesellschaft ist die Warenproduktion beseitigt und damit die Herrschaft des Produkts über die Produzenten. Die Anarchie innerhalb der gesellschaftlichen Produktion wird ersetzt durch planmäßig bewusste Organisation. Der Kampf ums Einzeldasein hört auf. Damit erst scheidet der Mensch, in gewissem Sinn, endgültig aus dem Tierreich, tritt aus tierischen Daseinsbedingungen in wirklich menschliche. (...) Es ist der Sprung der Menschheit aus dem Reich der Notwendigkeit in das Reich der Freiheit. Diese weltbefreiende Tat durchzuführen, ist der geschichtliche Beruf des modernen Proletariats. Ihre geschichtlichen Bedingungen ... zu ergründen, und so der zur Aktion berufenen, heute unterdrückten Klasse die Bedingungen und die Natur ihrer eignen Aktion zu Bewusstsein zu bringen, ist die Aufgabe des theoretischen Ausdrucks der proletarischen Bewegung, des wissenschaftlichen Sozialismus."[15]

Wir können aus diesen Zitaten ersehen, dass Engels die Absage an die Utopie an das gleichzeitige Erwachen des Proletariats und eine Zunahme der Klassenkämpfe koppelt, zusammengefasst in der Formel, man müsse nicht mehr an die Vernunft durch schöne Modelle appellieren, wenn der gleichzeitige geschichtliche Verlauf diese Appelle ersetzt. Da wird aber schnell auch der Umkehrschluss ersichtlich: Nämlich wenn und solange diese Zunahme der Klassenkämpfe (noch) nicht stattfindet, jedenfalls nicht in der Wucht, um die Grundfesten der bürgerlich-kapitalistischen Gesellschaft zu erschüttern, solange macht es eigentlich nach wie vor Sinn, die Elemente einer Zukunftsgesellschaft modellhaft zu entwickeln. Denn damit wäre auch die Hoffnung verbunden, den Klassenkampf durch klarere Vorstellungen von der Zukunftsgesellschaft zu stimulieren.

Sozialistischen Theoriebildung und Utopie

Dass Marx und Engels in ihrer Schaffensperiode dem Utopismus überwiegend kritisch gegenüberstanden, hat natürlich auch mit den Zeitumständen zu tun: In der frühsozialistischen Denkertradition, insbesondere der Generation vor Marx & Engels, gab es faktisch nur(!) diese Art von utopischem Denken, mitsamt dem Versuch, an die Herrschenden zu appellieren und kleine Musterkolonien zu errichten, die dann allesamt schnell wieder eingingen. Dagegen wollten sich Marx & Engels durch ihr eher wissenschaftlich angelegtes Arbeiten abgrenzen und Engels nannte 1880 seine wichtige, den Marxismus popularisierende Schrift auch folgerichtig "Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft".[16]

Nun könnte aber dieses Wissenschaftspostulat heute durchaus hinterfragt werden, da etliche als historisch notwendige deklarierte oder gar als mit naturwissenschaftlicher Determiniertheit zu erwartende Ereignisse so nicht eingetreten sind. Zum Beispiel hat sich die Arbeiterklasse durch die Zusammenballung in der Fabrik und zunehmende Klassenkämpfe immer noch nicht von der Klasse an sich zur Klasse für sich entwickelt, was Marx & Engels postulierten. In den führenden Industrieländern sind die Klassenkämpfe eher rückläufig und die moderne Fabrik ist heute keine Zusammenballung von Arbeitermassen mehr, sondern eher wieder "entvölkert".

Oder aber die Behauptung einer stetig zunehmenden Monopolisierung, die solche Ausmaße erreicht, dass die Konkurrenz schließlich gänzlich aufgehoben wird und es in jeder Branche nur noch ein Monopol gibt, wobei sich der bürgerliche Staat vom ideelle Gesamtkapitalisten zu einem realen Gesamtkapitalisten entwickelt. Solche Prognosen nahmen Marx & Engels immer als bestimmende Tendenz für die nächsten ein bis zwei Generationen vor. Natürlich gibt es die Tendenz zur Monopolbildung im Kapitalismus. Dass sich dadurch jedoch hinsichtlich der wesentlichen Kapitalbranchen eine mit dem Staat verkoppelte Besitzstruktur ergäbe - auch das hat sich als Prognose nicht bewahrheitet. Eher im Gegenteil: Mit dem Neoliberalismus erleben wir in den letzten 30 Jahren sogar eine starke Reprivatisierung von ehemals im staatlichen oder kommunalen Besitz befindlichen Betrieben.

Die Treffsicherheit dieser sich selbst als wissenschaftlich gerierenden Aussagen, die Marx & Engels aus ihrer analytischen Arbeit gewonnen haben wollen, müsste also hinterfragt werden. Es verhält sich überdies so, dass Marx seinen eigentlich angestrebten Arbeitsplan armuts- und krankheitsbedingt nie verwirklichen konnte, der auch noch eine Analyse des bürgerlichen Staates und des Weltmarktes umfasste. Von der reinen Kapitalebene lassen sich aber nur bedingt Schlussfolgerungen über historische Determinanten ableiten.

Utopische Bestandteile im Denken von Marx

Um nun aufzuzeigen, dass in dem von Marx & Engels postulierten Kommunismusentwurf durchaus Theoreme enthalten sind, die in ihrer Erwartungshaltung eher unter das Etikett der Utopie zu subsumieren wären, sei auf folgendes Zitat aus der "Kritik des Gothaer Programms" (1875) zurückgegriffen: "In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen - erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahnen schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!"[17]

Marx differenziert hier zwischen einer höheren Phase des Kommunismus und einer offenbar vorher stattfindenden Phase, landläufig heute Sozialismus genannt, die teils noch mit bürgerlichen Rechtselementen behaftet ist. Nehmen wir uns zuerst die höhere Phase vor und machen uns einmal klar, was da unter welchen Voraussetzungen läuft. Der wichtigste Punkt dürfte der mit dem "ersten Lebensbedürfnis" sein. Dass jeder nach seinen Bedürfnissen konsumiert, salopp gesagt, dass bei Karstadt und H&M immer die Türen offenstehen und die Kassen abgeschafft sind (höchstens noch eine Registrierkasse, die den Gütereingang und -ausgang vermerkt) und ein jeder sich das nimmt, was er braucht, ist daran gekoppelt, dass die Menschen im Kommunismus vor dieser konsumtiven Bedürfnisbefriedigung ein anderes Lebensbedürfnis entwickelt haben, nämlich als erstes das Bedürfnis zu arbeiten. Logisch! Denn wenn nicht das ganze Gütersortiment bei Karstadt, H&M etc. - die Läden heißen dann sicherlich anders - zuerst produziert werden ist, kann es auch keine freie Selbstversorgung ohne Kontrolle und Aufseher geben.

Nun soll die Vorstellung, dass es dereinst einmal eine menschliche Gesellschaft überall auf dem Globus geben kann, in der alle die Arbeit als erstes Lebensbedürfnis verspüren und erst danach sich an den Konsumprodukten gütlich tun, überhaupt nicht für irreal oder absurd erklären werden. Aber aus heutiger Sicht würde man dies sicherlich der Sphäre des Utopischen zuordnen. Marx war wohl auch mehr hoffnungsvoller Revolutionär als cooler Analytiker, wenn er die niedere Vorläuferphase offenbar nur als eine "Übergangsgesellschaft" verstand, aber nicht als eine vermutlich langfristige, eigenständige Gesellschaftsformation.

In der "Gothaer Programmkritik" konzipiert er zwar sehr detailliert diese vorgängige Phase, den Sozialismus, als eine Gesellschaftsordnung, wo noch strenge Buchhaltung und Kontrolle herrschen und jeder Berufstätige für die der Gesellschaft erbrachte Arbeitsleistung eine Bescheinigung erhält, die ihn dann berechtigt, in den sozialistischen Konsumtempeln so und so viel an Gütern zu entnehmen. Er ging aber immer davon aus, dass dieser "bürgerliche Rechtshorizont" nach dem Prinzip "Jeder nach seiner Leistung" relativ rasch überwunden werden kann.

Genau aber an dieser "Sollbruchstelle" müsste heute genauer nachgedacht werden. Hier befindet sich die Berechtigung neuer theoretischer und literarischer Zukunftsmodelle.

Utopie heute

­... hätte nun beileibe nicht die Aufgabe, großartige Vorstellung von der höheren Phase des Kommunismus, sozusagen die Verwirklichung der kühnsten Menschheitsträume hinsichtlich eines harmonisch funktionierenden gesellschaftlichen Ganzen, auszumalen. Viel spannender wäre es, die Widersprüche und Widrigkeiten, die sich nach heutigem Ermessen auf dem Weg dahin auftun, zu skizzieren.

Das soll an zwei, drei Beispielen verdeutlicht werden: etwa die Frage der gesellschaftlich notwendigen Arbeitszeit im Sozialismus. Dass sich eine sozialistische Gesellschaft dadurch auszeichnet, dass technische Produktivitätsfortschritte sich in Arbeitszeitverkürzung niederschlagen, dürfte eine selbstverständliche Erwartung sein. Das bedeutet, dass die notwendige Durchschnittsarbeit, an der sich dann auch die durchschnittliche Bezahlung, sprich der konsumtive Güteranteil der Individuen bemisst, Schritt für Schritt abgesenkt werden kann - auf 30 Wochenstunden, auf 25 Wochenstunden, auf 20 Wochenstunden usw.

Nun würde die Wochenarbeitszeit aber eng daran gekoppelt sein, welche konkrete Güterversorgung die Mitglieder einer sozialistischen Gesellschaft erwarten. Sollen alle(!) heute gängigen Produkte hergestellt werden, oder soll der Staat nur eine Grundversorgung garantieren? Um die sonst noch benötigten Güter müssten sich die Interessenten dann selbst kümmern. Selbst bei umfassender Planung wird es kaum möglich sein, exakt die notwendige gesellschaftliche Durchschnittsarbeitszeit zu bestimmen, darüber werden politische Entscheidungen getroffen werden müssen - ggf. in parteipolitischer Konkurrenz mehrerer sozialistischer Parteien. Wie könnte das so demokratisch wie möglich geschehen, wäre einmal eine solche Frage.

Nehmen wir ein weiteres Beispiel: 5011 es überhaupt noch - nach den Erfahrungen mit dem Sowjetkommunismus - eine verbindliche, zentrale Planwirtschaft geben, oder ist dieses Instrumentarium gänzlich überflüssig, wie etwa Sahra Wagenknecht in ihrem neuen Buch[18] meint. Sie geht darin sogar so weit, faktisch eine staatliche Beteiligung an der Ökonomie gänzlich abzulehnen und konzipiert vier Eigentumsformen zur Überwindung des Kapitalismus, bei denen allenfalls die Kommunen als staatliche Wirtschaftsagentur noch eine Rolle spielen. Auch Christian Felber, der ein in der Linken weit verbreitetes Buch zur Gemeinwohlökonomie[19] geschrieben hat, konzipiert dieses Wirtschaftsmodell weitgehend ohne den Staat als Agenten des Wirtschaftslebens. Also die Frage: Wieviel Staat darf, muss oder soll in der Ökonomie einer Zukunftsgesellschaft sein?

Nehmen wir schließlich noch ein drittes Beispiel. Stichwort Wirtschaftsdemokratie: Am Kapitalismus hatten wir immer die Kritik, dass hier die Demokratie am Fabriktor endet. Also müsste da etwas verändert werden in Richtung einer Verstärkung der Mitbestimmungsbefugnisse der Belegschaften. Nun kennen wir aber aus den Gesellschaften des realsozialistischen Typs das Problem des "Betriebsegoismus". Es müssten also in die Aufsichtsgremien eines Betriebs auch Interessenvertreter der Kommune, Gleichstellungsbeauftragte, des Umweltschutzes, etc. Wie soll das konkret aussehen? Vor allem, wenn wir von einem "Mix von Eigentumsformen" im Sozialismus ausgehen, wie es Klaus Steinitz[20] u.a. vorschlagen, um künftig vom erstarrten zentralistischen Planungstyp wie in der DDR wegzukommen.

Ich habe bewusst nur Beispiele für den Klärungsbedarf aus dem wirtschaftspolitischen Sektor gewählt, um die Fragestellung nicht zu überfrachten. Eine konkrete Utopie könnte es damit natürlich nicht bewenden lassen, sondern müsste auch zum weiteren Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse Stellung nehmen. Das sozialistische Denken hat sich im 19. Jahrhundert immer stark aus utopischen Vorstellungen gespeist. Es waren ja nicht unbedingt Marx & Engels die meist gelesenen Autoren, sondern in Deutschland eher August Bebel,[21] weltweit Edward Bellamy.[22]

Durch deren weitgehend konzipierte Sozialismusvorstellungen gab es in der Linken das, was Christoph Lieber von der Zeitschrift "Sozialismus" als "ein Projekt" bezeichnet. Also eine irgendwie geartete gemeinsame Vorstellung, wie die Zukunftswelt, die man sich erkämpfen wollte, in ihren Grundelementen auszusehen hätte. Ein solches gemeinsames "Projekt" besitzen wir heute nicht mehr! Die Tatsache, dass es heute fast keine positiven Utopien mehr gibt, dafür allerdings jede Menge schwarzer Utopien (Dystopien), spiegelt wieder, dass wir in nicht-revolutionären Zeiten leben. Offenbar reichen die Phantasien nur so weit, sich auf zahllosen Gebieten - vom Überwachungsstaat, der Atomkatastrophe, dem Klimawandel, Terrorismus bis hin zum ökologischen Kollaps - allerlei Endzeitszenarien ausmalen zu können.

"Aber Zukunftsentwürfe, die eine lebenswerte gesamtgesellschaftliche Alternative ausbreiten, gibt es seit "Ökotopia" (1975) von Ernest Callenbach[23] eigentlich keine mehr. Das halte ich für einen Mangel, den es zu beheben gilt, wenn die sozialistische Linke wieder über "ein Projekt" verfügen will, also eine wenigstens ansatzweise umrissene Zukunftsperspektive. Dieter Klein hat das auf den Punkt gebracht: "Wer andere für eine gemeinsame Reise gewinnen will, muss schon sagen, wohin sie gehen soll."[24]


Gerald Munier (Bielefeld, Oktober/November 2016)

(Der Autor ist promovierter Historiker und lehrt Geschichtsdidaktik an der Universität Bielefeld. Aus seiner Feder ist bei VSA die Morus Biographie "Thomas Morus - Urvater des Kommunismus und katholischer Heiliger; Hamburg 2008 erschienen)


Anmerkungen

[1] Thomas Morus: Utopia; Reclams Universal Bibliothek nr. 513, Stuttgart 2009. Diese Ausgabe empfehle ich, es gibt jedoch zahllose weitere Fassungen der "Utopia" in deutscher Sprache.

[2] Peter Berglar: Die Stunde des Thomas Morus - Einer gegen die Macht; Walter-Verlag, Olten und Freiburg im Breisgau 1978.

[3] Zitate aus Thomas Morus: Utopia; hrsg. Von Hubert Schiel/Alexander Heine; Phaidon-Verlag, Essen o. J.

[4] Vgl. Elmar Altvater: Das Ende des Kapitalismus wie wir ihn kennen; Verlag Westfälisches Dampfboot, Münster 2005, S. 92ff.

[5] Karl Kautsky: Thomas More und seine Utopia; Verlag Dietz Nachf., Bonn-Bad Godesberg 1973, ISBN 3-8012-1005-7, Nachdruck der 1922 in Stuttgart/Berlin erschienenen 5. Auflage

[6] R. W. Chambers: Thomas More - ein Staatsmann Heinrichs des Achten; Verlag Josef Kösel, München und Kempten 1935.

[7] Edward Bellamy: Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 auf 1887; Reclam 2660 (4), Stuttgart 1983. Bellamy's Roman dürfte der wohl meistgelesene sozialistische Zukunftsentwurf zur Zeit der Arbeiterbewegung gewesen sein.

[8] Karl Marx: Manifest der Kommunistischen Partei; Reclam Nr. 8323, S. 52.

[9] Thomas Campanella schrieb 1602 den utopischen Roman "Der Sonnenstaat". Francis Bacon ist der Autor des utopischen Romans "Nova Atlantis" aus dem Jahre 1623.

[10] Marx, ebd., S. 52f.

[11] Marx, ebd., S. 53.

[12] Marx, ebd., S. 54.

[13] Michail Tugan-Baranowsky: Die kommunistischen Gemeinwesen der Neuzeit; Gotha 1921.

[14] Friedrich Engels: Anti-Dühring; Dietz-Verlag, Berlin 1971, S. 247.

[15] Engels, ebd., S. 264f.

[16] Engels Schrift, die einen Auszug aus dem "Anti-Dühring" bildet, befindet sich in MEW 19.

[17] Karl Marx: Kritik des Gothaer Programms; Dietz Verlag Berlin 1965, S. 24f.

[18] Sahra Wagenknecht: Reichtum ohne Gier. Wie wir uns vor dem Kapitalismus retten; Campus Verlag, Frankfurt/New York 2016.

[19] Christian Felber: Gemeinwohlökonomie ....

[20] Klaus Steinitz: Das Scheitern des Realsozialismus - Schlussfolgerungen für die Linke im 21. Jahrhundert; VSA, Hamburg 2007, S. 96. Steinitz spricht dort von einem Pluralismus der Eigentumsformen in einem künftigen Sozialismus.

[21] August Bebel: Die Frau und der Sozialismus; Verlag Dietz Nachf., Bonn 1994. Bebels Schrift aus dem fahre 1878 enthält im 4. Abschnitt eine sehr ausführliche Darlegung zur Entwicklung des Kommunismus.

[22] Der Roman von Bellamy wurde von Klara Zetkins ins Deutsche übersetzt, weil sie der Meinung war, obwohl kein Werk des "wissenschaftlichen Sozialismus", es "auch heute noch den arbeitenden Massen sehr viel zu sagen hat." (Reclam-Ausgabe, S. 292)

[23] Ernest Callenbach: Ökotopia; Rotbuch Verlag, Berlin 1984.

[24] Dieter Klein: Vermutungen über einen demokratischen Sozialismus des 21. Jahrhunderts; in Brie/Detje/Steinilz (Hg.): Wege zum Sozialismus des 21. Jahrhunderts. Alternativen - Entwicklungspfade - Utopien; VSA, Hamburg 2011, S. 195.

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Quelle:
Arbeiterstimme Nr. 195 - Frühjahr 2017, Seite 34 bis 39
Verleger: Thomas Gradl, Bucherstr. 20, 90408 Nürnberg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2017

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