aufbau Nr. 96, März/April 2019
klassenkampf - frauenkampf - kommunismus
Herausforderung für die revolutionäre Linke
KLASSENKAMPF - Anhand der "Gilets jaunes"-Bewegung kann die revolutionäre Linke vieles lernen. Es stellt sich aber auch die Frage, wie mit einer neuen, derart heterogenen Bewegung umzugehen ist. Eine Frage, auf die allerhöchstens eine Annäherung möglich ist.
(az) Das Video des Boxers, der in den Strassen von Paris
martialischen Polizisten militant die Stirn bietet, hat hohe Wellen
geworfen und grosse Bekanntheit erlangt. In diesem Video kam Militanz
und Entschlossenheit exemplarisch für die Bewegung zum Ausdruck.
Allerdings war auch der unbedarfte Umgang mit der damit zu erwartenden
Repressionen zu sehen. Dieses Video mag als eine Randnotiz gelten.
Doch die Entschlossenheit der Bewegung insgesamt erstaunt dennoch: Die
Militanz auf der Strasse wird von grossen Teilen der Bevölkerung
gutgeheissen oder mindestens nicht klar verurteilt. Die Zerstörung von
Mautstationen und Kreiselbesetzungen in ländlichen Regionen und
Kleinstädten (was in gewissen Regionen faktisch einem Generalstreik
gleicht) gehören ebenfalls zu den "Gilets jaunes" wie
Vollversammlungen und überregionale Vernetzungen. Die revolutionäre
Linke - teilweise teilnehmend, teilweise beobachtend - ist mit neuen
Formen von Militanz und Organisierung konfrontiert. Und sie ist damit
konfrontiert, dass sich massenweise Menschen ausserhalb des eigenen
Radius bewegen. Die Erfahrung der revolutionären Linken im Umgang mit
Repression und Staatsgewalt können sie teilweise einbringen und der
Bewegung damit punktuell helfen.
Dass sich die Bewegung politisch nicht vereinnahmen lassen will, ist eine ihrer grossen Stärken. Und dennoch stellt sich die Frage, wohin sich die Bewegung entwickelt, wenn die Dynamik einst abflachen wird. Gegenwärtig sieht es zwar noch nicht unmittelbar danach aus. Doch praktisch jede Bewegung ist früher oder später dazu verurteilt, dass die grossen Erwartungen enttäuscht werden. Was dann im konkreten Fall der "Gilets jaunes" passiert ist nicht klar - die Gefahr, dass die Rechten mit ihren vermeintlich einfachen Rezepten zulegen können, scheint gegeben. Eine Gefahr liegt dann auch darin, dass man seitens des Staates die Bewegung mittels Wahlen und Referenden zu spalten versucht. Gerade im Hinblick auf die Europaratswahlen liegt diese Gefahr in der Luft. Es muss aber auch gesagt sein, dass es entgegen anderslautenden Befürchtungen der rechtsextrem Front National nicht gelungen ist, Gelbwesten-ExponentInnen auf ihre Liste zu kriegen. Auf alle Fälle liegt es auf der Hand, dass es revolutionäre Orientierung braucht.
Wie sich die Bewegung weiterentwickelt, ist nicht eindeutig und auch die revolutionäre Linke muss sich überlegen, wie sie in die Bewegung intervenieren kann, damit diese weder von rechts noch vom bürgerlichen Staat vereinnahmt wird. Es führt kein Weg darum herum, sich intensiv mit Bewegungen wie den "Gilets jaunes" und deren Erfahrungen auseinanderzusetzen. Im Rahmen unserer 1. Mai-Kampagne werden wir uns mit den Gelbwesten befassen; im Internet (www.aufbau.org) wird zu gegebener Zeit näher darüber informiert.
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Revolutionärer Aufbau Basel (rabs), Revolutionärer Aufbau Winterthur (raw), Gruppe politischer Widerstand Zürich (gpw), Gruppe Arbeitskampf Zürich (az), Arbeitsgruppe Antifa Basel (agafbs), Arbeitsgruppe Antifa Zürich (agafz), Arbeitsgruppe Klassenkampf Basel (agkkbs), Arbeitsgruppe Klassenkampf Zürich (agkkz), Arbeitskreis ArbeiterInnenkämpfe (akak), Arbeitskreis Frauenkampf (akfk), Frauen-Arbeitsgruppe (agf), Frauenkollektiv (fk), Rote Hilfe International (rhi), Arbeitsgruppe Jugend Zürich (agj)
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Quelle:
aufbau Nr. 96, März/April 2019, Seite 4
HerausgeberInnen:
Revolutionärer Aufbau Zürich, Postfach 8663, 8036 Zürich
Revolutionärer Aufbau Basel, basel@aufbau.org
Revolutionärer Aufbau Winterthur, winterthur@aufbau.org
Redaktion und Vertrieb Schweiz
aufbau, Postfach 8663, 8036 Zürich
E-Mail: info@aufbau.org
Internet: www.aufbau.org
Der aufbau erscheint dreimonatlich.
Einzelpreis: 2 Euro/3 SFr
Abo Inland: 30 Franken, Abo Ausland: 30 Euro,
Solidaritätsabo: ab 50 Franken
veröffentlicht im Schattenblick zum 22. März 2019
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