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GRASWURZELREVOLUTION/1464: Aktionskonferenz - Der Kampf ums Klima 2015. Köln-Rheinland-Paris


graswurzelrevolution Nr. 398, April 2015
für eine gewaltfreie, herrschaftslose gesellschaft

Der Kampf ums Klima 2015: Köln-Rheinland-Paris
Aktionskonferenz: 10. bis 12. April 2015, Uni Köln, Universitätsstraße 35 & 37

von Fabian Huebner


Die Klimakatastrophe führt die Wirtschaftsweise der Industriestaaten an die ökologischen Grenzen des kapitalistischen Wachstums. Die Industriestaaten sind die Hauptverursacher des Klimawandels und profitieren von der jahrhundertelangen Ausbeutung des Globalen Südens. Weltweit nimmt die Klimakatastrophe immer deutlichere Formen an. Überschwemmungen, Dürreperioden, häufiger und drastischer auftretende Wetterextreme sowie die Steigung des Meeresspiegels treffen vor allem die sogenannten Entwicklungsländer. Gerade für die sozial schwächsten Menschen dort stellen die Auswirkungen des Klimawandels schon heute oftmals eine existenzielle Bedrohung dar.

Der Kampf ums Klima ist ein Kampf für internationale Solidarität

Über 80% unserer Energie beziehen wir aus den fossilen Energiequellen: Öl, Gas und Kohle. Diese endlichen Ressourcen werden dabei fortwährend knapper. Weltweit nehmen Kriege und militärische Konflikte um den Zugang zu den letzten begehrten Ressourcen zu. Außerdem tragen die exzessive Nutzung, dieser Ressourcen und der damit verbundene CO2-Ausstoß maßgeblich zum Klimawandel bei. Der Kampf ums Klima ist ein Kampf für erneuerbare und gegen fossile Energien. Jenseits eines Wechsels der Energieproduktion und legt eine sozialökologische Energiewende die Axt an die Wurzeln der industriellen Energiewirtschaft.

"Im Kampf ums Klima stehen dieses Jahr einige wichtige Entscheidungen an: Im Dezember trifft sich in Paris mal wieder die sogenannte Weltgemeinschaft zum UN-Klimagipfel und die Energiewende hierzulande geht in die nächste Phase", sagt Tadzio Müller, Referent für Klimagerechtigkeit und Energiedemokratie der Rosa Luxemburg Stiftung und Mitorganisator der Konferenz. Vom offiziellen Klimagipfel erwartet er keine zielführenden Resultate. "Trotzdem wird der Gipfel in Paris natürlich einen Kristallisationspunkt für die globale Klimagerechtigkeitsbewegung bieten", so der langjährige Aktivist, "es ist der einzige weltweit sichtbare Ort, an dem derartige Fragen überhaupt diskutiert werden, es ist ein Event, der das Thema Klimawandel in der globalen Aufmerksamkeitsökonomie zumindest ein bisschen weiter oben schiebt".

Die Konferenz "Kampf ums Klima" wird sich kritisch mit dem COP21-Klimagipfel auseinandersetzen, der Ende des Jahres in Paris stattfinden wird. Die Verwaltung der Klimakrise soll dort in einem neuen Anlauf in ein globales Klimaabkommen überführt werden. Aber wird dort wirklich der Klimaschutz vorangetrieben werden, gar die Klimagerechtigkeit? Oder werden auf internationaler Ebene nicht eher die falschen Lösungen für den Klimawandel forciert, wie der Emissionshandel, Agrarkraftstoffe, Atomenergie oder CCS?

Zweites Konfliktfeld ist die mit Riesenschritten voranschreitende Übernutzung natürlicher Ressourcen, ob im Amazonas oder in Alberta, in der Ägais oder im rheinischen Braunkohlerevier. Wenn das Zwei-Grad-Limit zur Verhinderung eines gefährlichen Klimawandels noch mit einiger Wahrscheinlichkeit eingehalten werden soll, muss ein Drittel aller geschätzten Ölreserven, die Hälfte der Gasvorkommen und 80 Prozent der Kohlevorräte laut einer kürzlich veröffentlichten Studie im Boden bleiben. (1)

Drittens geht es um die Energiewende hierzulande: wird der Prozess von der Regierung und der Energielobby gekapert, oder schaffen es die Bewegungen für eine demokratische, soziale und ökologische Energiewende noch, das Steuer herumzureißen? Diesen Fragen wird die Konferenz in Workshops zu Energiearmut, zur Zukunft der Energiekonzerne und den blinden Flecken der Energiewende nachgehen.

Der Zeitpunkt, aber auch der Ort der Konferenz ist mit Bedacht gewählt, nicht nur wegen seiner Nähe zu Paris: Das rheinische Braunkohlerevier nordwestlich von Köln, mit seinen drei Tagebauen und fünf Kraftwerken, ist der größte Emittent des Treibhausgases CO2 in Europa (siehe Artikel in dieser GWR). "Nach den größtenteils gewonnenen Auseinandersetzungen um die Atomkraft geht es nun gegen die Kohle", so Müller, "die Bewegung schiebt sich zusammen, ob die von Greenpeace und BUND organisierte Menschenkette Ende April, oder die große Massenaktion des zivilen Ungehorsams gegen Braunkohle, zu der Mitte August Tausende Menschen den Tagebau in Garzweiler lahmlegen werden."

Klar ist: Der Kampf gegen die Klimaerwärmung ist auch ein Kampf für eine andere Welt und eine andere Gesellschaft. Deshalb geht es auf der Konferenz auch um Alternativen zum kapitalistischen Status Quo: von der Ernährungssouveränität über Degrowth bis hin zum Ökosozialismus, über die TeilnehmerInnen aus Mali, Bangladesch, Bolivien, den Philippinen, Belgien, Frankreich, den Niederlanden und Deutschland diskutiert werden. "Gegen deren Extraktivismus und Klimatheater setzen wir Klimagerechtigkeit und Energiedemokratie", kündigt Tadzio Müller an.


Weitere Infos zur Konferenz:
http://kampfumsklima.org/

Anmerkung:
1) Vgl. www.nature.com/nature/journal/v517/

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Quelle:
graswurzelrevolution, 44. Jahrgang, Nr. 398, April 2015, S. 5
Herausgeber: Verlag Graswurzelrevolution e.V.
Koordinationsredaktion Graswurzelrevolution:
Breul 43, D-48143 Münster
Telefon: 0251/482 90-57, Fax: 0251/482 90-32
E-Mail: redaktion@graswurzel.net
Internet: www.graswurzel.net
 
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einer Sommerpause im Juli/August.
Der Preis für eine GWR-Einzelausgabe beträgt 3,80 Euro.
Ein GWR-Jahresabo kostet 38 Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. April 2015

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