Schattenblick → INFOPOOL → MEDIEN → ALTERNATIV-PRESSE


GRASWURZELREVOLUTION/1536: Cafe Klatsch bleibt


graswurzelrevolution 406, Februar 2016
für eine gewaltfreie, herrschaftslose gesellschaft

Cafe Klatsch bleibt
Auf die nächsten 31 Jahre

von Ralf Dreis, Wiesbaden


Wiesbaden. Tauchte in den letzten Jahrzehnten die Parole "... bleibt" auf Hauswänden, Plakaten oder Aufklebern auf, war meist irgendein besetztes Haus, linkes Projekt oder anarchistisches Kollektiv von Räumung, Verkauf oder Pleite bedroht und üblicherweise bald darauf nur noch Geschichte.

Bekannte Ausnahmen der Regel sind die ehemals besetzten und heutigen Genossenschaftshäuser in der Hafenstraße und die noch immer besetzte Rote Flora in Hamburg oder die Köpi in Berlin. Ein ähnlich wichtiger Erfolg für anarchistische/autonome/linksradikale Bewegungen kann für das neue Jahr aus Wiesbaden gemeldet werden. In der hessischen Landeshauptstadt wurde dieser Erfolg zwar nicht durch entschlossene Barrikadenkämpfe und Großdemonstrationen erreicht, sondern den lokalen Kräfteverhältnissen entsprechend durch den gemeinsamen Kauf des seit 1984 existierenden Cafe Klatsch.

Nichts desto trotz ist die Bilanz der Kampagne beeindruckend und der Erhalt des wichtigsten existierenden Raums für emanzipatorische Bewegungen in Wiesbaden nicht hoch genug einzuschätzen.

Von der Bewegung - für die Bewegung

Ende Dezember 2015 konnte der extra zu diesem Zweck gegründete Verein Linksroom e.V. den Kaufvertrag für die Räumlichkeiten des Cafe Klatsch Kollektivs unterschreiben. In nur zwei Monaten war es mit einer vor allem lokalen - aber auch bundesweit unterstützten Kampagne gelungen, die benötigten 270.000 Euro für den Kauf, die Notarkosten und die anfallenden Steuern zusammen zu bekommen. Etwa 220 Spender_innen, Kollektivbetriebe, politische und gewerkschaftliche Initiativen haben insgesamt ca. 35.000 Euro gespendet. 25 Darlehnsgeber_innen, darunter mehrere Wohnprojekte, haben Direktdarlehen in Höhe von 225.000 Euro gegeben. Durch zwei Solidaritätskonzerte und Spendenbüchsen auf dem Tresen wurden weitere ca. 10.000 Euro eingenommen.

Die Rückzahlung der Direktkredite hat ab Januar 2016 begonnen und soll in etwa 15 Jahren abgeschlossen sein. Das Cafe Klatsch Kollektiv und die bei Linksroom e.V. Aktiven wollen sich auf diesem Weg bei allen Spender_innen und Darlehnsgeber_innen für die Welle der Solidarität und bei den Redaktionen von Graswurzelrevolution, Direkte Aktion, Gai Dào, Jungle World, Neues Deutschland, Contraste und Zwischenzeit für die solidarische Berichterstattung bedanken.

Weiteren revolutionären Bestrebungen, endlosen Plena und extatischen Festen steht in den nächsten 31 Jahren nichts mehr im Weg. In diesem Sinne und mit Rio Reiser: "Der lange Weg, der vor uns liegt, führt Schritt für Schritt ins Paradies!"

*

Quelle:
graswurzelrevolution, 45. Jahrgang, Nr. 405, Februar 2016, S. 17
Herausgeber: Verlag Graswurzelrevolution e.V.
Koordinationsredaktion Graswurzelrevolution:
Breul 43, D-48143 Münster
Telefon: 0251/482 90-57, Fax: 0251/482 90-32
E-Mail: redaktion@graswurzel.net
Internet: www.graswurzel.net
 
Die "graswurzelrevolution" erscheint monatlich mit
einer Sommerpause im Juli/August.
Der Preis für eine GWR-Einzelausgabe beträgt 3,80 Euro.
Ein GWR-Jahresabo kostet 38 Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Februar 2016

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang