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ROTER BRANDENBURGER/011: Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei - Landesvorstand Brandenburg 12/11


Roter Brandenburger - Dezember 2011
Zeitung der Deutschen Kommunistischen Partei - Landesvorstand Brandenburg


In dieser Ausgabe:
- Nachruf
- Tatsachen und Irrtümer
- Nasser Sommer 2011
- Albert Kuntz
- Max braucht Wasser
- Ein Gespenst geht um...
- Victor Grossmann
- Kommunismus (Teil IV)
- Gedicht
- 12 Jahre Rote Kalenderblätter
- Dank an Genossen Kundel
- Brandenburger Nachrichten in Rot
- Interview
- Roter Bücherwurm
- Nachlese
- Impressum

Raute

Das große Staunen

Die meinungsbestimmenden Medien des Landes überschlagen sich gerade wieder einmal. "Braune Zellen" will man ausgemacht haben, manche sehen "braune Terrorzellen", "Entsetzen über rechten Terror" wird geheuchelt. Die "Welt am Sonntag" titelte "Brauner Terror schockt Deutschland - Neue Dimension rechtsextremer Gewalt..." Der Bundesinnenminister will Aufklärung vom Verfassungsschutz.

Weiß er etwa nicht, was der treibt, seit langem? Ist der Fuchs im Hühnerstall? Die jetzt ach so Betroffenen zahlen seit ewigen Zeiten an so genannte V-Leute des Verfassungsschutzes, sprich: an Nazis, Steuergelder. Der ehemalige V-Mann Tino Brandt gehörte zum jetzt wieder in Rede gekommenen Thüringer Heimatschutz (THS). Schlichte 200.000 DM kassierte er in den Jahren 1994-2001 vom Thüringer Verfassungsschutz und brüstete sich damit, den Verfassungsschutz als "Quelle" benutzt zu haben. Während sich die scheinbar Ahnungslosen die Augen reiben, findet in Neuruppin der von deutschen Gerichten genehmigte NPDParteitag statt, beschützt von der Polizei, versteht sich, nicht zuletzt finanziert mit Steuergeldern. Im Einvernehmen mit den Landtagsabgeordneten der NPD beschließen die Parteien im Sächsischen Landtag die Aufhebung der Immunität des linken Fraktionsvorsitzenden Hahn, weil er sich aktiv an der Blockade des Nazimarsches in Dresden am 19. Februar 2011 beteiligte. In Sachsen, Thüringen, Hessen, Brandenburg beschäftigt sich die Justiz mit Blockierern von Nazimärschen, während die Nazis unbehelligt den nächsten Marsch vorbereiten. Der Bundesinnenminister redet von "Rechtsterrorismus" während seinen Bataillonen das Feindbild des "Linksextremismus" vermittelt wird. Wie anders wäre zu erklären, dass Nazigegner brutal geprügelt, eingekesselt, mit Pfefferspray misshandelt, kriminalisiert werden, um Nazis zu beschützen? Die Bundesfamilienministerin wird entsetzt sein über "Rechtsterror", gab sie sich doch so Mühe mit der Erfindung der "Extremismusklausel". Beibehalten wird sie dieses Konstrukt, es richtet sich, so will sie es, gegen "Linksextremisten". Und während man sich ereifert und sogar die Alleskanzlerin um Aufklärung bitten lässt, fackelt in Berlin Britz das Anton-Schmaus-Haus der Falken ab - am Tage des Pogromgedenkens, zum zweiten Mal in diesem Jahr. Den vielen Erstaunten sei geraten, ihre Ignoranz aufzugeben und sich einmal mit den Inhalten und Ergebnissen der Kampagne der VVN-BdA "no npd - NPD-Verbot jetzt!" zu beschäftigen. Erkenntnisgewinn ist garantiert.

Gerhard Hoffmann

Raute

Väterchen Franz ...

Ach, was sollen Jahreszahlen
und Geschichte sowieso,
die nur große Bilder malen
und Belehrungen fürs Klo.

Franz, der Josef, Degenhardt
ist von uns geschieden,
jedoch seine Gegenwart
will ihn nicht, den Frieden
aus dem Sonderangebot
mediengeschliff'ner Töne,
steht nicht ein für ihre Not,
ihre Ausflüchte und Löhne.

Schmuddelkind und and're noch
werden's überleben,
denn es wird zum Wandel doch
wieder Fragen geben.

Fragen, die geeignet sind,
Herz und Stirn zu lenken,
nicht nur mit dem Schmuddelkind,
konnte ER uns schenken.

15. November 2011

gefunden in: Elektronische Zeitung SCHATTENBLICK im MA-Verlag, www.schattenblick.de

Raute

Tatsachen und Irrtümer

Der Bundesbürger - ob er gerade zwecks doppelter Ausbeutung von einem Unternehmer an einen anderen verliehen wird oder zur Million deutscher Vermögensmillionäre gehört - weiß gewöhnlich, dass in zahlreichen anderen Ländern der Erde Hunger, Not und Elend verbreiteter wüten als in Deutschland. Wer sich einmal vergegenwärtigt, zu welchen Schlussfolgerungen diese Tatsache die meisten Bundesbürger führt, sollte eigentlich erschrecken. Indem die Ursachen dieser internationalen gesellschaftlichen Realität von im Grunde faschistoiden Gesichtspunkten aus betrachtet werden, widerspiegelt sich die Wirklichkeit im Bewusstsein der deutschen Mehrheit seitenverkehrt. Entsprechend sehen die Konsequenzen aus, die von Benefiz über Belehrung der "Unterentwickelten" oft bis zur blutrünstigen militärischen "Hilfe" reichen. Es ist in diesem Land gelungen, zuerst den Kapitalismus als "Marktwirtschaft" zu verharmlosen, dann den Begriff "Imperialismus" aus dem üblichen Sprachgebrauch zu verdrängen. Ohne den Begriff Imperialismus ist heute jedoch keine nennenswerte gesellschaftliche Erscheinung mehr zu begreifen, ob es sich um Millionenfache Dauerarbeitslosigkeit, Menschenverleih oder Menschenhandel, die "griechische" EU-Krise, die weltweite Nahrungsmittelnot, die Kriege in Nordafrika usw. handelt.

Andererseits erleben wir bei fortwährender struktureller und ideologischer Rechtsentwicklung der Bundesrepublik gerade das Wiedererwachen einer positiven Kommunismusdiskussion. Und, nicht weniger wichtig, Kommunisten erinnern sich wieder an Lenins Klassendefinition und versuchen, sie als Grundlage ihres Urteils über die heutige Klassenstruktur zu nutzen. Beides ist Folge der nicht mehr zu verbergenden Dauerkrise des Imperialismus und seiner verlogenen Aggressivität. Gewiss, diese Kommunismusdiskussion wie auch die Besinnung auf unsere Klassendefinition, sind hier einstweilen höchst ungeschützte Triebe. Nicht nur der herrschende Klassengegner gefährdet sie. Auch führte der vor einem Vierteljahrhundert eröffnete ideologische Siegeszug des Finanzkapitals und seiner Bediensteten in Europa zu schmerzhaften theoretischen Lücken in der kommunistischen Bewegung.

So ist die bald hundertjährige Erfahrung, nach der sozialistische Revolutionen nicht zuerst in wirtschaftlich hoch entwickelten imperialistischen Ländern, sondern im zaristischen Russland, im zerrütteten Jugoslawien, im kolonialisierten China oder Kuba usw. erfolgreich waren, hier längst nicht theoretisch voll erschlossen. Selbst um den alle Gegenwart so nachhaltig betreffenden Weg Chinas zum Sozialismus wird theoretisch herumgeschlichen. Und wenn es um die gesellschaftliche Klassenstruktur bzw. die Entwicklung der Arbeiterklasse geht, so ist zwar nicht zu bestreiten, dass die Zusammenballung von Arbeitermassen in Großbetrieben und deren gleichlaufende Verelendung in der Bundesrepublik und vergleichbaren Ländern nicht aktuell sind. Man gelangt jedoch zu völlig falschen Schlussfolgerungen, wenn dabei übersehen wird, dass weltweit gesehen die Zusammenballung von Proletariern zunimmt. Umso mehr, als (nur zum Beispiel) zwischen dem relativen Wohlstand der BRD und der Ausplünderung der Griechen durchaus nachzuweisende Zusammenhänge bestehen.

Wir leben und wirken in einem der einflussreichen imperialistischen Länder der Erde. Während Potenz und Einfluss der antiimperialistischen Kräfte weltweit qualitativ und quantitativ spürbar anwachsen, nimmt zugleich die Aggressivität der imperialistischen Staaten zu. Dieser existenzielle Konflikt widerspiegelt sich innerhalb der finanzkapitalistisch strukturierten Bundesrepublik unausweichlich in verstärkter Deutschtümelei und der für Deutschland typischen Hetze gegen Kommunisten und die Demokraten, denen sowohl die Hinterhältigkeit dieser Hetze als auch deren bekannte Folgen bewusst werden. Nun stehen deutsche Kommunisten in einer stolzen Tradition: Selbst in den finsteren Jahren, in denen eine Mehrheit von Deutschen willig war, Kommunisten an faschistische Henker auszuliefern, verbreiteten sie die unbeliebte Wahrheit über den imperialistischen Krieg. Inzwischen ist es lebensnotwendig, die für die Deutschen bittere Wahrheit des imperialistischen Wesens der Bundesrepublik bekannt zu machen. Es ist unsere internationalistische wie auch nationale Pflicht, uns selbst und unsere kommunistische Bewegung dafür zu befähigen.

Hans Stahl

Raute

Nasser Sommer 2011

Was wurde deutlich? Was wurde vernachlässigt? Was wurde unterschätzt? Einige Betrachtungen zu den aktuellen Diskussionen zum Hochwasserschutz

Teil 1

Selten hat uns die Natur so eindeutig wie im Juli und August 2011 gezeigt, wie abhängig unser Leben von den Naturgewalten ist.

Eigenheimbewohner, Kleingärtner, aber vor allem die Bauern haben das am eigenen Leibe gespürt. Im Osten Deutschlands, besonders im Norden des Bundeslandes Mecklenburg-Vorpommern gingen im Juli Starkregen nieder, die die bisher gemessenen Regenmengen der Jahresreihe 1961 bis 1990 um das 3,5fache übertrafen.

Die staatliche Wetterstation Warnemünde meldete am 22. Juli 2011 111 mm in 24 Stunden. Die Sommerniederschläge in den Monaten Juni, Juli und August betrugen am gleichen Standort 630 mm. Im Binnenland lagen die Werte niedriger, übertrafen auch hier die bisher gemessenen Werte.

Experten sagten voraus, dass der Klimawandel "sehr wahrscheinlich" verstärkt Starkregen und Trockenperioden bringt.(1)

2011 könnte dafür zu mindestens im Nordosten ein Beispiel sein. An der Küste, aber auch im Binnenland, gab es vielerorts überschwemmte Kleingärten. Allein zwischen Warnemünde und Rostock-Stadt meldeten über 700 Kleingärtner "Land unter". In der Presse gab es grobe Vorwürfe an die staatliche Verwaltung, weil seit zwanzig Jahren die betreffenden Gräben im Dietrichshäger Moor nicht gemäht und geräumt wurden. Auch der Schöpfwerksbetrieb sei vernachlässigt worden.

Hausbesitzer, die in den letzten Jahren gebaut hatten, meldeten sich zu Wort, weil in ihren Eigenheimen das steigende Grundwasser Keller füllte und in Einzelfällen das Erdgeschoss der Häuser erreichte. Es gab Klagen gegen den Verkauf der Flächen als Bauland, weil die Grundwassersituation vor dem Bau falsch eingeschätzt wurde. Auch hier forderten empörte Bürger in den Medien die Änderung der Lage und Entschädigungen.

Am schlimmsten traf es im Nordosten die Landwirtschaft. Regen im Übermaß und dadurch vernässte Flächen haben dazu geführt, dass z.B. Mitte September die Getreideernte in Mecklenburg-Vorpommern noch nicht abgeschlossen war, die Rapsernte im Vergleich zu den Vorjahren wesentlich schlechter ausfiel, der Raps erst zu 70 % bestellt war und nun bei den Viehhaltern ernste Probleme bei der Futter- und Strohversorgung auftreten. Ackerbaubetriebe mussten bis zu 60 % Ausfälle bei Getreide verkraften.

Sicher war das ein extrem nasser Sommer. Er wird sich auch auf die Ernte 2012 negativ auswirken. Daran haben die verspäteten Sommertage Ende September bis Mitte Oktober nicht viel ändern können.

Sicher sind die Schäden größer ausgefallen, weil die vorhandenen Entwässerungsanlagen nicht auf diese Niederschläge ausgelegt waren und auch in Zukunft nicht ausgelegt werden können.

Oder sie funktionierten nur teilweise oder auch nicht mehr. Das scheint der Hauptgrund für die erheblichen Überschwemmungen der landwirtschaftlichen Nutzfläche zu sein. Dort, wo die Vorflut und die Dränsysteme funktionierten, war das Ackerland in wenigen Tagen wieder befahrbar.

Die zunehmende Vernässung von Teilen der landwirtschaftlich genutzten Flächen ist jedoch keine neue Erscheinung. Sie wurde im Juli und August dieses Jahres nur größer und damit sichtbarer.

Völlig zu Recht hat der Bauerntag des Landes MV im September 2011 auf der Agrarmesse "MELA" in Mühlengeez im Landkreis Rostock die Forderungen der Landwirte an die zuständigen Behörden unterstützt, eine vernünftige Wasserbewirtschaftung zu betreiben und im Naturschutz umzudenken.

Der Präsident des Bauernverbandes des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Rainer Tietböhl prangerte an gleicher Stelle die derzeitige Praxis an, nach der sogar zur Beseitigung eines am Grabenrand gefallenen, morschen Baumes eine vorherige schriftliche Erlaubnis der zuständigen Behörde erforderlich ist.

Auch in anderen landwirtschaftlich geprägten Gebieten Ostdeutschlands gab es in den Vorjahren großflächige Vernässungen der Nutzfläche. Im Oderbruch klagen Bauern im "Oderland" am 5./6. März 2011 über die "vernachlässigte Bewirtschaftung der Gewässer und Vorfluter". Dort schreibt auch Prof. Joachim über "zu hohe Wasserstände und dadurch unwirksame Dränungen".(2)

Vorweg gegangen war ein "Binnenhochwasser" 2010/11, das alle bekannten Größenordnungen übertraf. Hanno Hemm aus Altranft schrieb am 3. März in der MOZ, "Das System der Wasserableitung aus dem Bruch ist durch mangelhafte Pflege aus der vollen Funktion genommen worden."(3)

Selbst in der bekannten "Landwirtschaft Golzow GmbH & Co. Verm. KG" im Oderbruch gab es z.B. im Mai 2011 noch Reste vom Mais des Jahres 2010 auf dem Acker zu sehen, weil sie im Herbst wegen "Binnenhochwasser" nicht geerntet werden konnten. Gerade dieser Betrieb zeichnet sich durch den Einsatz neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse und Produktionsverfahren aus.

Pfluglose Bearbeitung des Bodens, automatische Drill- und Bearbeitungsgänge, Silierhilfe mit Melasse und Bakterien, 1.500 ha nutzbare Beregnung, über Jahre hohe Erträge sind Beweis genug für die Bemühungen der Golzower Bauern, stets eine hohe Bodenfruchtbarkeit zu erhalten und möglichst noch zu steigern.

Diese Nässediskussion wird auch in den anderen neuen Ländern geführt.

Am 19. Februar 2011 schrieb Fritz Schumann, Geschäftsführer des Landesbauernverbandes Sachsen-Anhalt im ND folgendes: "Ca. 200.000 ha AF (Ackerfläche Anm.d.R.) sind zurzeit überschwemmt,... Gräben der Kommunen und der Landwirtschaft bis zu den Dränsystemen sind vernachlässigt, Schöpfwerke teilweise abgebaut. Um Halle und in der Börde gibt es viele dränierte Felder, aber keine Meliorationsgenossenschaft mehr, die Pflege wurde vernachlässigt, dafür wurden Straßen und Wohngebiete errichtet, ohne Betrachtung des Gebietswasserhaushalts."(4)

Im nassen Sommer 2011 wurden solche Stimmen in der Presse von MV noch häufiger. Der Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft und Umwelt Mittleres Mecklenburg, Hans Joachim Meier, schlug am 6. August 2011 vor, "...die ehrenamtliche Betreuung von Schöpfwerken wiederzubeleben, technikinteressierte Menschen hätten seinerzeit durch Wartung und Pflege eine ständige Einsatzbereitschaft der Schöpfwerke gesichert. Viele Schöpfwerke waren diesmal zu spät eingesetzt bzw. waren nicht mehr funktionsfähig."(5)

Der Geschäftsführer des Wasser- und Bodenverbandes Ryck/Ziese, Peter Berster schrieb am 25. August in der Ostseezeitung: "... im Ziesebruch sind 10.000 ha Grünland überschwemmt, einen Teil der Überflutung hätte vermieden werden können. Das angeordnete Krautungsverbot bis zum 15. Juli führte zum Deichbruch am Ryck." Er schließt mit dem Satz: "Künftig werden wir krauten, wenn wir es für richtig halten, und nicht die Bürokraten!"(6)

Der CDU-Landtagsabgeordnete Peter Stein schrieb am 4. August in der OZ: "Bessere Pflege der Regen- und Abwassersysteme ist nötig, Gräben werden zum Teil nicht freigeschnitten, dienen als Müllkippen, beim Neubau von Häusern wurden alte Felddränagen durchgetrennt."(7)

Die Wasser- und Bodenverbände rechnen mit Millionen Schäden an Rohrleitungen und Deichen. Der Geschäftsführer des Landesverbandes M/V sagt im gleichen Artikel: "Staatliche Restriktionen haben das Problem an den Gewässern verschärft!"

(wird fortgesetzt)

Autorenkollektiv


(1) "Globaler Klimawandel" Umweltbundesamt April 2005
(2) "Oderland" 5./6.3.2011
(3) "MOZ" 3.3.2011
(4) "ND" 19.2.2011
(5) "Ostseezeitung" 6./7.8.2011
(6) "Ostseezeitung" 25.8.2011
(7) "Ostseezeitung" 4.8.2011

Raute

Albert Kuntz

"Ohne sich einer Aufzeichnung zu bedienen,... hält er eines der eindruckvollsten Plädoyers, das mir zu hören vergönnt war. Und seine klare und ruhige Interpretation ist eine mutige und schonungslose Anklage gegen diejenigen, die hier seine Gegner und seine Richter sind... Ich höre seine sichere und ruhige und manchmal vor Erregung zitternde Stimme, die zuerst gemäßigte, wie zurückhaltende, dann nach und nach tönende und starke Betonung, die er einzelnen Sätzen gibt. Man denkt an Dimitroff. Es sind Männer von gleichem Schrot und Korn. Der Generalstaatsanwalt hatte gegen Kuntz getobt. Überlegungen juristischer Natur... hätten ihn "leider" gezwungen, für Kuntz die "Einstellung des Verfahrens" zu beantragen... Kuntz vermeidet jedes Werturteil. Man hat ihn, man hat seine Partei angeklagt, einen Mord angestiftet zu haben. Hierauf antwortet er. Für ihn handelt es sich in erster Reihe darum, die unbedingte Legalität der Aktionen der Kommunistischen Partei Deutschlands zu beweisen."(1)

Die Rede ist von Albert Kuntz, einem Funktionär der Kommunistischen Partei Deutschlands, der über einen reichen Erfahrungsschatz verfügte und außerordentliches Organisationstalent besaß, der sich in den Klassenkämpfen seiner Zeit bewährt und den deutschen Faschismus entschieden bekämpft hatte.

Geboren am 4. Dezember 1896 in der sächsischen Kleinstadt Wurzen, wuchs er in proletarischen Verhältnissen auf. Schon als Siebenjähriger hatte er zur Versorgung der Familie beizutragen. Kupferschmied wurde er und schnell fand er Verbindung zur organisierten Arbeiterbewegung. Als Soldat des I. Weltkrieges musste er die barbarische Schlacht vor Verdun erleben und eine schwere Verwundung beendete seine Kriegsteilnahme. Diese bittere Erfahrung führte ihn in die USPD und ab Juli 1919 in die KPD. Stets um Wissensaneignung bemüht, erwarb er theoretische Grundlagen, um in der Partei wirksam werden zu können. Schnell gewann er Vertrauen und Zuneigung bei den Parteimitgliedern, die ihn in die Bezirksleitung Westsachsen wählten. An den Brennpunkten stand der kräftige, athletisch gebaute, redegewandte Genosse. Als er in Chemnitz zeitweilig untertauchen musste, lernte er seine Frau Ellen kennen. Beide verband gleicher Sinn und gleicher Mut. Ab 1926 arbeitete er als Org.-Sekretär im Bezirk Hessen-Frankfurt sehr erfolgreich. An die Lenin-Schule nach Moskau zum Studium delegiert, traf er 1929 auf Walter Bartel, mit dem er später im KZ Buchenwald den illegalen antifaschistischen Widerstand organisieren wird. Als er aus Moskau zurückkehrte, folgte er dem Auftrag der Partei und wurde an der Seite Walter Ulbrichts Org.-Sekretär der Berliner Parteiorganisation. Der Auftrag lautete: Berlin bleibt Rot! Und die KPD wurde stärkste politische Kraft in Berlin. Großen Anteil daran hatte Albert Kuntz. Seine Ellen und er mühten sich, den bei den Berlinern nicht unbedingt gelittenen sächsischen Dialekt in gutes Hochdeutsch zu wandeln. Es gelang ihnen, indem sie sich Werke der klassischen deutschen Literatur vorlasen, so Sprechunterricht betrieben und sich zugleich profundes Wissen aneigneten. Trotz angespannter politischer Arbeit fanden beide Zeit die Heimat zu erkunden, sich an der Natur zu erfreuen. Albert Kuntz fuhr leidenschaftlich gern Motorrad. Die kurzen Kampfpausen wurden zu Erlebnissen, von denen beide in den langen Jahren der Haft von Albert zehrten.

Als Albert Kuntz am 12. März 1933 von der illegalen Funktionärskonferenz der KPD in Ziegenhals zurückkehrte, ergriffen ihn die Nazis, sie misshandelten den von ihnen gefürchteten Kommunisten und entließen ihn nicht wieder in Freiheit. Prozesse eröffneten sie gegen ihn. Eine herausragende Rolle spielte der Bülowplatzprozess, mit dem die KPD diskreditiert und als Sammelbecken für gewalttätige Terroristen klassifiziert werden sollte. Mit der Verurteilung von Albert Kuntz wollten die Nazis eine Hochverratsanklage gegen Ernst Thälmann sichern. Die Faschisten erreichten ihr Ziel nicht, weil auch das Auftreten von Albert Kuntz in diesem Prozess, seine politische Stärke und seine moralische Integrität zu einem unüberwindbaren Gegenpol wurden. Er musste auf andere Art ausgeschaltet werden. In einen Gestapo-Dokument vom 20. Juni 1934 hieß es: "Nach nochmaliger eingehender Prüfung wird infolge der bisherigen staatsfeindlichen Tätigkeit seit dem Jahre 1925 und da Kuntz Landtagsabgeordneter war, eine Aufhebung der Schutzhaft nicht befürwortet. Kuntz kommt außerdem als Zeuge in dem demnächst stattfindenden Hochverratsprozess gegen den Führer der KPD Ernst Thälmann in Frage"(2)

Aufrechterhaltung der Schutzhaft bedeutete, dass Albert Kuntz den Torturen der Gestapo im Berliner KZ Columbiahaus ausgeliefert war, dass ihn die Nazis in die KZ Lichtenburg, Buchenwald, Kassel-Wehleiden und Mittelbau-Dora verschleppten. Überall blieb er der kommunistische Funktionär. Im KZ Lichtenburg organisierte er mit Dr. Theodor Neubauer und Walter Stöcker den illegalen antifaschistischen Widerstand. Als Häftling Nummer 1325 im KZ Buchenwald schuf er mit bewährten Genossen die illegale Partei- und Widerstandsorganisation, die erfolgreich zu einer internationalen entwickelt werden konnte. Ab Sommer 1943 war Albert Kuntz Häftling im KZ Mittelbau-Dora. Unermüdlich baute er eine illegale internationale Widerstandsorganisation auf und leitete diese, bis er verraten wurde. Die SS-Bestien warfen ihn im Dezember 1944 in den Bunker, wo ihn in der Nacht vom 22. auf den 23. Januar 1945 Mörder erschlugen.

Im Bülowplatzprozess sagte Albert Kuntz: "Sie können mir einen Vorwurf machen: den, dass ich Kommunist, bewusster Klassenkämpfer bin, dass ich für die Partei gearbeitet habe und arbeite, solange ich atme. Kommunist zu sein und zu bleiben, daran wird mich nichts hindern, und sie können mich totschlagen, aber daran können sie nichts ändern"(3)

Am 4. Dezember 2011 erinnern wir uns an den 115. Geburtstag von Albert Kuntz.

Gerhard Hoffmann


(1) S. Priacol: Im Namen des Gesetzes! Ernst Thälmann, Albert Kuntz, Mathias Rakosi, Toivo Antikaina, Anna Paukert, Paris, 1936. Zitiert nach Leopoldine Kuntz: Albert Kuntz im Bülowplatzprpozeß (4. bis 9. Juni 1934), in: Beiträge zur Geschichte der Arbeiterbewegung, Nr. 6/1989, S. 829 ff.

(2) GSTA, Berlin-Dahlem, I HA Repositur 90 P, Nr. 110, Bl. 62. Zitiert nach Leopoldine Kuntz, ebenda.

(3) S. Priacol: Im Namen des Gesetzes! S. 28 f. Zitiert nach Leopldine Kuntz, ebenda.

Raute

Max braucht Wasser - Nicht nur eine Namensfindung

Ende Oktober 1947

Auf einem langen Spaziergang durch die herbstlichen Straßen Leipzigs erläuterte mir Hasso Grabner (Hauptdirektor der Vereinigten Volkseignen Eisen- und Stahlwerke - VESTA) folgendes Problem: Infolge der Konzentration der Schwerindustrie in Westdeutschland und der geringen Kapazitäten der Eisen- und Stahlwerke in der damaligen Ostzone konnten die Bedürfnisse der ostdeutschen Wirtschaft nicht befriedigt werden. Im Stahlwerk Unterwellenborn "Max-Hütte" bestand die Möglichkeit, einen vierten Hochofen anzublasen, wenn dafür genügend Kühlwasser verfügbar wäre. Das war zu der Zeit nicht der Fall.

Im Auftrag des Wirtschaftsministers Fritz Selbmann hat eine Gruppe von Ingenieuren und Technikern das Projekt entwickelt. Von der im Tal vorbei fließenden Saale galt es, eine Wasserleitung den Berg hinauf zum Stahlwerk zu legen, um die Kühlwasserversorgung des vierten Hochofens zu gewährleisten. Für die Realisierung dieses Projekts hatten die Fachleute eine Bauzeit von mindestens neun Monaten veranschlagt. Hauptdirektor Grabner erhielt vom Minister den Auftrag, die Bauzeit deutlich zu verkürzen. Für ihn stand nun die Frage: "Was tun?"

Gleichzeitig stand die Universität Leipzig im Blickfeld der Öffentlichkeit. Grabner kam deshalb auf die Idee, mit der Uni gemeinsam etwas auf den Weg zu bringen. Während des Spaziergangs kam es zu einer intensiven Diskussion zwischen uns beiden. Bei Rede und Gegenrede entwickelten wir schließlich die Grundzüge eines Projekts. Wir planten einen groß angelegten freiwilligen Arbeitseinsatz mit den Leipziger Studenten.

So entstand in der Abenddämmerung Leipzigs das Projekt, dessen öffentlichkeitswirksamer Name auch dabei entstand: "Max braucht Wasser!"

Prof. Dr. Herbert Meißner
(damaliger Student in Leipzig)

Raute

Ein Gespenst geht um...

Man kann zur Partei DIE LINKE stehen wie man will, festzustellen ist, dass sie jetzt ein Parteiprogramm hat. Das zustande gebracht zu haben, ist zweifellos eine Leistung. Ein Parteiprogramm, das vom politischen Gegner gefürchtet wird, wie vom Gottgläubigen der Teufel, das ist doch was. Die Furcht ist so erheblich, dass im Bundestag die koalierenden Parteien eine Aktuelle Stunde beantragten und natürlich bekamen. Wann ist ein Parteiprogramm je im Bundestag diskutiert worden? Mit der Aktuellen Stunde entstand ein Zeitdokument, das zu erleben nicht unbedingt ein Gewinn war, das jedoch ein bezeichnendes Licht auf so genannte Volksvertreter im Deutschen Bundestag wirft. Dr. Joachim Pfeiffer von der Fraktion der CDU/CSU meinte, sich vor dem fast leeren Sitzungssaal im Hohen Hause zu diesem, wie er sagte, "unglaublichen Tagesordnungspunkt", äußern zu müssen. Er ereiferte sich beim Loben sozialer Marktwirtschaft, die schon lange gar nicht mehr existiert, um "mit dem ganzen Scheiß, den sie beschlossen haben" ins Gericht zugehen. Laut Parteiprogramm, das er nicht gelesen hatte, weil es im Internet nicht zu finden war, wolle DIE LINKE "Zwangsadoption, Folter, Todesstrafe ... wieder einführen". Das trieb dem wackeren Demokraten Schaum vor's Maul. Patrick Kurth, von der zur Bedeutungslosigkeit tendierenden FDP erkannte und sprach aus, dass DIE LINKE "die Revolution beschlossen" habe - ein Beweis mehr dafür, dass es Bundestagsabgeordnete gibt, die nicht wissen, wovon sie reden. "Der Kollege (sic!) Marx konnte nicht mal seine Familie durchbringen", wusste er von der Bundestagskanzel zu verkünden. "Unglaublich, was sie uns hier auftischen", rief er mit sich überschlagender Stimme, um nachzuladen, dass "(Rosa) Luxemburg zu den ersten Putschisten gegen die Demokratie" gehöre. Schlussfolgernd erkannte er in der Partei DIE LINKE "Extremisten". Die kurze Wiedergabe einer im Niveau kaum zu unterbietenden Aktuellen Stunde von Repräsentanten des Volkes in einem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat offenbart, dass die Behauptung, der Kalte Krieg sei beendet, für Vertreter der gerade herrschenden Koalition nicht zutrifft. August Bebel war es, der sagte, dass, wenn Feinde loben, ein Fehler gemacht worden sei. Nach den Tiraden im Bundestag zu urteilen, scheint im Programm der Partei DIE LINKE Richtiges zu stehen, denkt sich Till

Raute

Victor Grossman "Madrid - Du Wunderbare:
Ein Amerikaner blättert in der Geschichte des Spanienkrieges"

Denn mit wenigen mutigen Ausnahmen wird in den Schulen nichts über eines der wichtigsten, bedeutungsvollsten und dramatischsten Ereignisse des 20. Jahrhunderts gelehrt. Und dieses Vergessen ist kaum nur Zeitmangel geschuldet! Deshalb dieses Buch, vor allem für jene jungen Menschen gedacht, die Woche für Woche auf die Straße gehen, um bedrohliche Naziaufmärsche bloßzustellen, ihnen entgegenzutreten und sie zu verhindern. Mehr als die Nazis bekommen sie dabei Beulen, sie werden öfter von der Polizei abgeführt. Diese Tapferen sollen erfahren, wie sich damals junge Menschen aus fünfzig Ländern ebenfalls gegen die Faschisten stemmten, wie Zehntausende meist oft eigenwillige, friedensliebende Menschen sich einer harten Disziplin unter meist miserablen Bedingungen beugten und ihr Leben riskierten.

Victor Grossmann
Madrid - Du Wunderbare:
Ein Amerikaner blättert in der Geschichte des Spanienkrieges
GNN Schkeuditz, 420 Seiten, 19,00 EUR

Raute

Kommunismus (Teil IV)

Noch belächeln uns hier viele, wenn wir von der kommunistischen Zukunft sprechen. Dabei liegen jähe Wendungen anscheinend fester Verhältnisse weder lange zurück, noch ereigneten sie sich selten. 1914 zogen Deutsche siegesgewiss und jubelnd für ihren Kaiser in den Krieg, um ihn vier Jahre danach aus dem Reich zu verjagen. Wer konnte sich 1930 etwa 1945 vorstellen? Und hätten die "Leipziger Helden" 1989 die tatsächlichen Folgen ihres Verhaltens geahnt, wäre nicht nur den Ostdeutschen vieles erspart geblieben. Heute gibt es jedenfalls mehr als genug Signale dafür, dass die imperialistischen Mächte weder wirtschaftlich noch sozial, weder politisch noch militärisch unentwegt so weiter machen könnten, wie bisher. Es ist also nur dumm, heute noch kommunistische Vorstellungen einfach zu belächeln. Das Problem liegt tatsächlich mehr darin, uns selbst auf die Höhe der uns auferlegten Aufgaben heraufzuarbeiten. Denn die asoziale Gesellschaft wird nicht allein mit deren Kritik überwunden. Es bedarf zumindest einer Grundvorstellung, was ihr folgen soll. Kommunisten müssen sich also auch befähigen, die nachfolgende Gesellschaftsordnung einleuchtend zu begründen.

Fundierte Antworten auf sehr reale Entwicklungsprobleme müssen erarbeitet werden. Dieser Satz kann hier nur an einem Beispiel erklärt werden. Bisher waren sozialistische Revolutionen entgegen früheren Erwartungen nie in Ländern mit hoch entwickeltem Kapitalismus siegreich. Ob Russland, China, Jugoslawien, Kuba usw. - überall musste selbst die Industrialisierung völlig oder großen Teils nachgeholt werden. Die Produktivkräfte mussten überall erst auf das für eine sozialistische Gesellschaft erforderliche Niveau gebracht werden. Und das unter Bedingungen scharfer internationaler Klassenauseinandersetzung, verdeckter und offener Aggressionen sowie des Kalten Krieges mit einem Feind, der wirtschaftlich (und infolge dessen oft nicht nur wirtschaftlich) stärker war, als die sozialistisch orientierten Staaten.

Das alles führte nicht nur dazu, dass die Zeiten des Übergangs zum Sozialismus nicht selten hart waren. Auch wurde dessen organische Weiterentwicklung zum Kommunismus einzig in der UdSSR konkret beschlossen. Doch auch dort fehlten die realen Voraussetzungen, um solche Beschlüsse in die Tat umzusetzen. Das führte zu den theoretischen Auseinandersetzungen darüber, ob Sozialismus und Kommunismus zumindest relativ eigenständige Gesellschaftsformationen wären. Heute, also hinterher kann man - wenn man sich Mühe gibt - immer klüger sein. Es bedarf der einleuchtenden Antwort, die auch von der Partei getragen wird. Solange unser Werben für Sozialismus/Kommunismus den Eindruck erwecken kann, wir könnten aus den Erfahrungen des real existierenden Sozialismus allein die Schlussfolgerung seiner simplen Wiederholung ziehen, fehlt ein reales, erstrebenswertes Ziel.

H. St.

Raute

Wer hat Angst vorm Kommunismus

Die Kapitalisten
Er ist ihr Untergang
Drum lügen sie
Seit über 150 Jahren
Der Kommunismus ist schlecht
Er nimmt Euch alles
Auch die Freiheit
Die Wahrheit ist
Erst im Kommunismus
Gibt es die wahre Freiheit
Und die Selbstverwirklichung
Für jedermann.

Marlis Huuck

Raute

12 Jahre "Rote Kalenderblätter"

"Man muss die Vergangenheit kennen, um die Gegenwart zu verstehen und die Zukunft zu gestalten!" So lernten wir es von den Antifaschisten, als wir nach dem Ende des Faschismus an den Aufbau eines neuen, eines friedlichen und demokratischen Deutschland gingen. Nach dem Zusammenbruch des Sozialismus haben antikommunistische Hetzer und Geschichtsfälscher mehr als je zuvor alle ihnen jetzt zur Verfügung stehenden Mittel eingesetzt, um unsere revolutionäre Vergangenheit zu verleumden. Mehr denn je kommt es deshalb heute darauf an, die Erfahrungen der Vergangenheit für den gegenwärtigen Kampf um eine friedliche und demokratische Zukunft zu nutzen.

Von dieser marxistisch-leninistischen Erfahrung im Kampf um die historische Wahrheit ließen sich die "Roten Kalenderblätter" leiten. Das erste Heft wurde zu Beginn des Jahres 2000 von der Landesleitung der DKPBrandenburg herausgegeben. Auf mehr als 2.000 Seiten haben wir uns in den 144 bisher erschienenen Heften bemüht, die revolutionäre Vergangenheit der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung für unseren gegenwärtigen Kampf zu nutzen.

Unsere Autoren haben über Leben und Werk von Marx und Engels, über die 48er Revolution und die Gründung des Bundes der Kommunisten geschrieben. In den Kalenderblättern erschienen Beiträge über die Pariser Kommune, dem ersten Versuch zur Errichtung der politischen Herrschaft der Arbeiterklasse, über August Bebel und Wilhelm Liebknecht, die Gründung der Eisenacher Partei und den Kampf der revolutionären Sozialdemokratie gegen das Bismarcksche Sozialistengesetz.

Wir haben dem Kampf von Lenin, Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht gegen den Revisionismus besondere Aufmerksamkeit geschenkt und die historische Bedeutung der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution gewürdigt. Die Gründung der KPD, ihre Entwicklung zu einer revolutionären Massenpartei unter der Führung Ernst Thälmanns und ihr heroischer Kampf gegen den Faschismus bildeten einen weiteren Schwerpunkt in den Heften unserer "Roten Kalenderblätter".

Viele Antifaschisten veröffentlichten persönliche Berichte über ihren Kampf gegen den Faschismus. Noch mehr Zeitzeugen sind es, die über ihren Beitrag zur Festigung der antifaschistischen Ordnung im Osten Deutschlands berichten sowie über die Vereinigung der beiden Arbeiterparteien im April 1946 unter dem Vorsitz von Wilhelm Pieck und Otto Grotewohl. Die grundlegenden Reformen, wie zum Beispiel die Bodenreform, die Industriereform oder die Schulreform, sind immer wiederkehrende Themen über den Aufbau der antifaschistisch-demokratischen Ordnung und die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik im Oktober 1949.

Die Entwicklung der DDR zum ersten sozialistischen Arbeiterund Bauernstaat in der deutschen Geschichte, ihre Errungenschaften beim Aufbau einer sozialistischen Gesellschaftsordnung ist eines der zentralen Anliegen der "Roten Kalenderblätter". Unsere Autoren berichten aus eigenem Erleben über die Aufbauleistungen in Industrie und Landwirtschaft, über soziale und kulturelle Errungenschaften auf den verschiedenen Gebieten des gesellschaftlichen Lebens. Ebenso schenken sie in ihren Beiträgen dem Kampf um die Erhaltung des Friedens und der Verteidigung der DDR besondere Aufmerksamkeit. Sie berichten von ihrem persönlichen Beitrag bei der Niederschlagung des konterrevolutionären Putsches am 17. Juni 1953 und den Maßnahmen zur Erhaltung des Friedens im August 1961. Genossen der KPD berichten von ihrem Kampf gegen die Wiederaufrüstung der Bundesrepublik, dem KPD-Verbot und die Kommunistenverfolgung unter dem Adenauerregime.

Über die Jahre des Niedergangs und des Zusammenbruchs zu schreiben, ist keinem unserer Autoren leicht gefallen. Aber wir haben uns auch dieser Aufgabe in den Kalenderblättern gestellt. Unsere Autoren haben sich nicht gescheut, eigene Fehler aufzudecken, die hinterhältigen Machenschaften der Feinde des Sozialismus anzuprangern und die Verantwortlichen mit ihrem Namen zu nennen. In unserem Bemühen, Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen, lassen wir uns von einer Erkenntnis W.I. Lenins leiten, der nach der Niederlage der Revolution von 1905 in Russland seinen Genossen den Rat gegeben hat: "Die großen Schlachten der Geschichte konnten nur deshalb ausgetragen und die Aufgaben der Revolution nur deshalb gelöst werden, weil die fortgeschrittenen Klassen zu wiederholten Malen vorgestoßen sind, um die Erfahrungen der Niederlagen reicher geworden, den Sieg errangen. Geschlagene Armeen lernen gut."

Ich bin davon überzeugt, dass wir um unserer Zukunft willen diesen Kampf um die historische Wahrheit weiterführen müssen. Aber so schwer mir die Entscheidung auch fällt, so ist es mir vor allem mit meinem 85. Geburtstag immer mehr bewusst geworden, dass ich aus gesundheitlichen Gründen diese Arbeit nicht mehr wie bisher fortführen kann. Ich bat deshalb den Landesvorstand um meine Entlastung als verantwortlichen Redakteur der "Roten Kalenderblätter".

Prof. Dr. Erich Kundel


Sollte es interessierte Leser geben, die einzelne Hefte, gesammelte Hefte als Jahresband oder eines der drei Registerhefte beziehen möchten, wenden sich bitte gg. eine Spende an Peter Müller, Schulwinkel 5, 14621 Schönwalde-Glien, OT Wansdorf, Tel./Fax: 033231/60661


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Dank an Genossen Kundel

Wir bedanken uns für Deinen Brief und Deine offenen Worte an uns, lieber Gen. Kundel.

Mit Bedauern, aber auch mit Verständnis, nehmen wir Deine Entscheidung zur Kenntnis, die Arbeit an den Roten Kalenderblättern mit der Herausgabe des Dezemberheftes 2011 einzustellen.

Vor nunmehr zwölf Jahren hast Du die Idee einiger Genossen aufgegriffen und Dich für die Entstehung der Roten Kalenderblätter an die Spitze gestellt. Zwölf Jahre, das heißt, einhundert vierundvierzig Rote Kalenderblätter, das heißt, zwölf Geschichtsbände, das heißt, drei Registerhefte.

Aber abgesehen von diesen quantitativen Kennzahlen heißt es, fast einhundertfünfzig Hefte, gefüllt mit biographischen Skizzen über herausragende Persönlichkeiten der deutschen Arbeiterbewegung, Geschichtskommentaren und nicht zu vergessen, zahlreichen Bücherwürmern. Fast einhundertfünfzig Heften, die Du mit wissenschaftlicher Sachkenntnis redaktionell konzipiert und begleitet hast.

Somit ist in diesen zwölf Jahren ein Geschichtswerk entstanden, das die Entwicklung, den Kampf und die Erfolge und Errungenschaften der Arbeiterklasse lebendig werden lässt. Die Kalenderblätter zeigen auf, wie wir Kommunisten den Klassenkampf organisierten, welche Probleme zu bewältigen waren, welche Rückschläge überwunden werden mussten und welchen Stolz wir bei Erfolgen empfanden. Aber die Kalenderblätter sind nicht nur Rückschau auf Vergangenes und die dringend notwendige Würdigung von Ereignissen der Geschichte. Sie leisten einen unschätzbaren Anteil bei der Würdigung zahlreicher, teilweise weitgehend unbekannter Kämpfer für eine neue, eine kommunistische Zukunft. Insbesondere in der Rubrik "Geschichtskommentar" mischen sich die Kalenderblätter in aktuelle Diskussionen innerhalb der Partei ein. Neben dem Roten Brandenburger sind sie das Podium für die Verbreitung der Positionen der Brandenburger Kommunisten.

Ein breiter Leserkreis wartete Monat für Monat auf das kleine Heftchen von den Brandenburgern, das zeigen nicht nur die häufi gen Nachfragen, sondern vor allem auch die Anzahl der Abrufe der im Internet veröffentlichten Hefte.

Die Roten Kalenderblätter machen Mut, regen zum Weiterdenken, zum Neudenken, zum Weiterlesen an.

Mit dem wissenschaftlichen Anspruch und dem hohe Niveau der Roten Kalenderblätter ist es Dir gelungen, einen breiten Autorenkreis zu ermutigen und zu motivieren, Beiträge zu schreiben. Darunter Autoren, die nach 1989 teilweise den Mut, den Sinn und die Notwendigkeit an ihrer früheren wissenschaftlichen Arbeit verloren hatten. Und nicht zuletzt hast Du verschiedene Mitglieder unserer Parteiorganisation ermutigt, Beiträge für die Kalenderblätter zu verfassen. Dabei konnten sie auf Deine behutsame, sachkundige Hilfe und Begleitung zählen.

Lieber Genosse Kundel,
nach gründlicher Beratung, auch mit den Berliner Genossen, müssen wir feststellen, dass eine Weiterführung der Roten Kalenderblätter in dieser hohen Qualität nur mit Dir, mit Deiner Leitung möglich ist.

Wir sehen deshalb zum jetzigen Zeitpunkt keine andere Lösung, als die Herausgabe der Roten Kalenderblätter mit dem Dezemberheft 2011 aufzugeben.

Wir akzeptieren schweren Herzens Deinen Entschluss und bitten Dich gleichzeitig, Deiner Frau Gitta unseren aufrichtigen Dank für ihre treue Mitarbeit zu übermitteln.

Landesvorstand der DKP Brandenburg

Raute

Brandenburger Nachrichten in Rot

Reiche Potsdamer

(Potsdam) Ein Glück für die Potsdamer Mitte, dass es gut betuchte nach Potsdam gezogen hat. Um ein Haar hätte das Potsdamer Stadtschloss (Landtagsbau) mit einem schnöden Titanzinkdach auskommen müssen. Der Potsdamer Verein "Mitteschön" (Verfechter einer Kulissenstadt Potsdam) und der Stadtschlossverein wollten Spendengelder sammeln, um das teurere Kupferdach zu finanzieren. Nun erklärte sich der Software-Milliardär Hasso Plattner mit einer Millionenspende zu helfen. Für die Gestaltung der Fassade in historischer Optik hatte er bereits 20 Millionen Euro locker gemacht. Probleme haben jetzt nur die Bauherren, da die Zinkplatten bereits vor Ort sind und bereits montiert werden sollten. Nun muss geprüft werden, was mit diesen geschehen soll. Umplanung und Materialbeschaffung verzögern den bereits in Zeitverzug geratenen Bauablauf zusätzlich. Manch Geschenke können auch teuer sein.


Gemeinde im Dunkeln

(Lindow) Die Stadt Lindow will für das Jahr 2012 Geld aus dem Nothilfefonds des Landes beantragen. Sie sieht sich nicht in der Lage aus eigener Kraft einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen. Doch bereits die Haushalte 2010 und 2011 sind von der Kommunalaufsicht noch nicht genehmigt. Freiwillige (also nicht gesetzlich zwingend notwendige) Ausgaben stehen zu sehr zu Buche, meint der zuständige Amtsdirektor. Die ansässigen Ortsvereine müssen dann wohl die nächsten Jahre ohne oder mit weiniger Unterstützung auskommen. Auch könne man ja die gefördert erbaute Straßenbeleuchtung ab 23:00 Uhr ausschalten, im staatlich anerkannten Erholungsort. Ca. 450.000 Euro beträgt das Defizit im laufenden Haushalt (siehe oben).


Hochwasserschutz muss warten

(Breese) Staut sich die Elbe zurück in die Stepenitz, bekommen die Breeser nasse Füße. Während beim Hochwasser 2002 alle auf die Elbdeiche starrten, standen in der Trift und am Breeser Stern viele Grundstücke unter Wasser. Seit Jahren warten die Einwohner der Gemeinde darauf, dass auch sie eines Tages von einem kompletten Deichgürtel geschützt werden. Dieses Projekt soll in Verbindung mit der geplanten Ortsumgehung Breese realisiert werden - eine von allen Entscheidungsträgern als sinnvoll eingestufte Maßnahme, die aber ihre Zeit braucht. Als "politisch sensibel" hatte Thorsten Thaddey, Referatsleiter Hochwasserschutz und Wasserbau des Landesamtes für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz, das Projekt bei der jüngsten Deichschau bezeichnet. Denn mitunter ist neben dieser Landesbehörde noch eine zweite an der Projektierung beteiligt, nämlich der Landesbetrieb für Straßenwesen. Denn über weite Strecken soll die Ortsumgehung auf der Deichkrone verlaufen, so wie es heute schon vor Bälow sowie zwischen Wittenberge und Garsedow der Fall ist. Bei besagtem Baulos 2 (vier Abschnitte gibt es insgesamt) gab es Thaddey zufolge zeitliche Verzögerungen, da der Landesbetrieb nicht in der Lage war, die Planung zum Straßenbau zu finanzieren. Optimistischen Schätzungen zufolge wurde der Baubeginn schon einmal auf das Jahr 2012 terminiert. Doch davon sind inzwischen alle abgerückt (siehe oben).


Hexenjagd modern

(Potsdam) Eine Mitarbeiterein der Gemeindeverwaltung hat ihr Leben selbst beendet. In einem anonymen Fax mit gefälschter Absendernummer, das an mehrere Faxgeräte in der Gemeinde verschickt wurde, ist behauptet worden, dass sie für die Stasi gearbeitet habe. Zugleich wurde dem Bürgermeister vorgeworfen, dies vor ihrer Einstellung nicht geprüft zu haben. Daraufhin hat die Beschuldigte am 9. Juni einen Antrag auf Akteneinsicht bei der Unterlagenbehörde eingereicht. Die Antwort kam Anfang Oktober, als sie sich - vermutlich unter dem Druck der offensichtlich falschen Beschuldigungen - schon längst das Leben genommen hatte. Das wievielte Opfer diese Art der "Vergangenheitsaufarbeitung" gefordert hat, ist sicherlich nicht gezählt. 21 Jahre nach dem Ende der DDR wirkt die Keule "Stasi" immer noch inquisitorisch. Die weitere Verlängerung und Verschärfung der Regelungen des Stasi-Unterlagengesetzes hat dabei sicherlich seinen Anteil.

Raute

"Unser größter Feind - Antikommunismus"

Ulla Ermen ist in der GO Königs Wusterhausen organisiert und hat in den vergangenen Jahren viele Beiträge zu Literatur und Kunst im RB und den Roten Kalenderblättern geschrieben.


RB: Wie wurdest Du persönlich an politisches Denken herangeführt?

Ulla Ermen: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Vor allem durch die selbst verwaltete Schule für Erwachsenenbildung in Westberlin, gegründet u.a. von Lehrern, die wegen ihrer Zugehörigkeit zur SEW Berufsverbot erhielten. Dort konnte ich, nach einer langen Odyssee, endlich mein Abitur nachholen. Während meines Germanistikstudiums erwachte dabei auch mein Interesse für die Literatur der DDR.

RB: Auf welchem Weg bist Du zur DKP gekommen?

U.E.: Den ersten Kontakt mit der DKP hatte ich bereits als Schülerin in meiner Heimatstadt Moers, nach einer Demonstration gegen den Vietnamkrieg. Es vergingen aber Jahre, bis ich mich entscheiden konnte, parteipolitisch tätig zu werden. Mit dem Eintritt in den Freundeskreis Ernst-Thälmann-Gedenkstätte Ziegenhals und über den Kampf um den Erhalt der Gedenkstätte lernte ich sehr viele Kommunisten kennen, so auch Brigitte Müller. Sie überzeugte mich letztendlich von der Parteiarbeit. Jahrelang verlieh ich nur meinem Unmut Ausdruck, indem ich an Demos teilnahm - gegen Krieg, Staatsbesuche aus den USA, Militärparaden auf der Straße des 17. Juni, Räumungen besetzter Häuser usw.

RB: Was motivierte Dich besonders?

U.E.: Das Ende der DDR, das mich erschüttert hatte, war der Motor, mich nun näher mit den Theorien des Marxismus/Leninismus zu befassen. Die Verlogenheit und Einseitigkeit der Berichterstattungen in den Medien der BRD über die DDR und den Kommunismus machen mich bis heute wütend. Mit "public relations" gelingt es heute besser denn je, ein brutales System nicht nur salonfähig zu machen, sondern seine Wirklichkeit auch noch als ihr Gegenteil zu verkaufen. Und die meisten Menschen merken das nicht einmal. Aber das soll ja bezweckt werden. Man kann doch nicht ohnmächtig und tatenlos zuschauen, wie der Kapitalismus mit seinem Streben nach Profit die Menschen erniedrigt, belügt und ins Elend stürzt, die Natur ausbeutet und immer grausamere Kriege produziert!

RB: Worin siehst Du Deine Aufgaben innerhalb der Partei?

U.E.: Erst einmal möchte ich Brigitte Müller und Erich Kundel danken, die mir die Möglichkeit geben, hin und wieder für den Roten Brandenburger und die Roten Kalenderblätter zu schreiben. Ich bin stolz, dass ich einen kleinen Beitrag zum Gelingen unserer Zeitungen leisten kann. Eine wichtige Aufgabe sehe ich für mich vor allem in der Mitarbeit in der GO Königs Wusterhausen. Wir machen alle vier Wochen einen Infostand. Wir kommen dabei mit Menschen ins Gespräch, eine wichtige Aufgabe. Ist dies doch zurzeit die einzige Form der Öffentlichkeitsarbeit.

RB: Welche Themen bewegen Dich im Augenblick?

U.E.: Zurzeit belasten mich die ideologischen Auseinandersetzungen innerhalb der Partei. Ich bin hier eingetreten, weil die DKP für mich die einzige Partei ist, die eine Alternative zum Kapitalismus bietet. Sie sollte ihre revolutionäre Perspektive nicht aus den Augen verlieren. Ich halte auch nicht viel davon, dass Genossen Begriffe neu erfinden, die unsere Klassiker vor über 100 Jahren treffend definierten. Treffend auch deshalb, weil sie noch heute so genutzt werden sollten, um die Spielformen des Kapitalismus besser zu durchschauen. Natürlich gibt es in unserer Zeit andere Erscheinungsformen des Kapitalismus, und die sollen wir auch analysieren. Aber wir sollten das Kind weiterhin beim Namen nennen. Für mich ist auch heute noch der Imperialismus nach Lenins Definition gültig. Gleichzeitig dürfen wir uns nicht als Kommunisten vor unseren Bündnispartnern verstecken. Ohne ein eigenes und klares Profil können wir überhaupt keine Bündnisse eingehen. Sollte sich eine revolutionäre Situation ergeben: Was tun, wenn dann keine Kommunisten organisiert an die Spitze treten? Wir müssen uns innerhalb der Partei in der Argumentation schärfen - immer und immer wieder. Unser größter Feind ist der Antikommunismus. Dabei spielen die Medien, die ihn in alle Welt hinaustragen, die größte Rolle.

RB: Welche Pläne hast Du für Deine Zukunft innerhalb des Parteilebens? Gibt es spezielle Schwerpunkte innerhalb Deiner GO?

U.E.: Ich möchte zukünftig mehr Verbindungen zu Genossen aus anderen Grundorganisationen bekommen. Ich bin in den letzten drei Monaten häufiger nach Leverkusen gefahren, um an den Seminaren der Karl-Liebknecht-Schule teilzunehmen. Darin sehe ich nicht nur Möglichkeiten, meinen marxistisch-dialektischen Horizont zu erweitern, sondern auch die Verständigung unter den Genossen quer durch alle Grundorganisationen zu verbessern. Ich mache mir außerdem große Sorgen um die Anzahl unserer Mitglieder, das beginnt schon in unserer GO Königs Wusterhausen. Ich möchte mit meinen Genossen weiter für unsere Partei werben.

Jana Berg

Raute

Der rote Bücherwurm empfiehlt

Spur des Lebens

Der Lektor und sein Dichter - Klaus Walther interviewt Erik Neutsch

Eine Biographie von Erik Neutsch hat lange auf sich warten lassen. Seit Ende 2010 gibt es sie in der Reihe der Gesprächsbücher des Verlages "Das neue Berlin". Nach anderthalb Jahren Arbeit entstand dieses Interview zwischen dem Dichter Erik Neutsch und seinem jahrelangen Lektor vom Mitteldeutschen Verlag, Klaus Walther. Für jeden Literaturinteressierten ist dieses Buch ein Muss mit Genuss: Der Schriftsteller Erik Neutsch im Gespräch über sein Leben, sein Schaffen, seine Ideale, Kollegen und über die Zeit nach der DDR, wie er sie erlebte! Die Wiederbegegnung der beiden, zwischen denen es aufgrund von Missverständnissen in den neunziger Jahren zu einer Entfremdung kam, ist ein Geschenk. Sie zeigt, wie wichtig der Dialog zwischen den Linken ist. Die unterschiedlichen Sichtweisen über die Ursachen für das Scheitern des realen Sozialismus auf deutschem Boden scheinen immer wieder durch. Das Künstlerauge Erik Neutschs schaut dabei auf das Ganze, verfängt sich nicht im Netz der Kleinigkeiten. So reagiert er sehr scharfzüngig auf die von Walther angesprochenen Privilegien von Schriftstellern in der DDR: Die DDR hat doch nie behauptet, dass sie eine Gesellschaft der Gleichmacherei sei, auch in ihr zählte die Leistung. Die Biographie spiegelt nicht nur die Themen der nie endenden politischen Streitgespräche zwischen den Linken - Sozialisten und Kommunisten, wider, sie gibt auch einen Einblick in das problematische Verhältnis zwischen der notwendigen Kritik und der berechtigten Befürchtung des Künstlers, vereinnahmt oder missverstanden zu werden.

Wir erfahren viel über Neutschs Herangehensweise. Bevor er mit dem Schreiben beginnt, hat er bereits sämtliche Kapitel durchgeplant und in Stichpunkten aufgelistet. Diese Disziplin hält er für eine Grundvoraussetzung beim Fabulieren, besonders der Prosa. Vielleicht erklärt diese Genauigkeit, warum Erik Neutschs Romane, oft von mehreren Handlungssträngen durchzogen, niemals an Klarheit einbüßen. Im Gegenteil, es entfaltet sich in seinen Werken eine Gestaltung, die ihresgleichen sucht, eine Fabulierkunst, hinter der Literaturpreisträger, wie Günther Grass, verblassen. Meine Figuren müssen konkret sein, realitätsbezogen, und dazu gehört nun mal ihr ganzes soziales Umfeld, das durch kaum ein anderes so geprägt wird wie durch die Arbeit. Nur so, durch sein Tätigwerden bis ins Detail, wird ein Zimmermann zum Zimmermann, eine Architektin zur Architektin oder gar ... ein Hirt zum Hirten. An seiner Arbeit lässt sich letztendlich auch der Charakter eines Menschen messen. Und wie man sehen kann, habe ich in all meinen Büchern zumindest die Hauptpersonen immer wieder in ihrer Produktivität gezeigt ... Wollte ich darauf verzichten, auf die Soziologie der schönen Details, wäre es, als beschriebe ich einen Menschen nur zur Hälfte, nicht einmal das, nur als seinen Schatten. Für meine, dem Realismus verhaftete Auffassung begänne da eine Literatur des lebens- und weltfremden Nichtssagens, entweder des Elitären oder des Kitsches. Kaum ein Schriftsteller verbindet für mich so stark moralischen Anspruch mit Ästhetik, Realismus mit Vision.

Neutsch hat die DDR von Beginn seines Schaffens an kritisch begleitet. In seinem wohl bekanntesten Werk Die Spur der Steine, für das er 1964 den Nationalpreis erhielt, vergleicht er die DDR der Fünfziger Jahre mit einer Großbaustelle, einem Projekt mit Schwachstellen und Hindernissen, das aber an allen Ecken und Enden etwas Neues entstehen ließ. Kritik übte er in erster Linie an ihrer zunehmenden Erstarrung. Ihren humanistischen Auftrag weiß Neutsch bis heute zu schätzen. Deshalb heißt sein großer vierbändiger Roman Der Friede im Osten - und nicht im Westen. Vielen Hoffnungen und Enttäuschungen hat er Ausdruck verliehen in seinen Büchern. Das Ende der Deutschen Demokratischen Republik, die dem Arbeitersohn den Weg zum Schriftsteller ermöglichte, blieb die größte Enttäuschung. Doch - er wäre ein schlechter Dichter, hätte er nicht auch daraus etwas gemacht. So schuf Erik Neutsch eines der besten literarischen Kunstwerke des 20./21. Jahrhunderts. Der historische Roman, Nach dem großen Aufstand, über das Leben und Schaffen des großen Malers, Matthias Grünewald, in einer Zeit des Umbruchs, der Neuentdeckungen und der gescheiterten Bauernerhebung, ist vor allem auf das Vermächtnis der DDR gerichtet. Dieser Roman über den Schöpfer des Isenheimer Altars zeigt wieder einmal mehr, wie sich Leben und Werk gegenseitig bedingen, wie Erfahrungen und gesellschaftliche Verhältnisse den schöpferischen Prozeß eines Künstlers tragen und mitgestalten. Und nur große Kunst, wie sie sich für mich in den Werken des sozialistischen Schriftstellers Erik Neutsch darstellt, kann eine Beziehung herstellen zwischen Geschichte, Realität und Vision, ist in der Lage, den berühmten Maler des Isenheimer Altars mit dem Zimmermann Balla zu verbinden - als dieser seine Spur in den Steinen entdeckte...

Ulla Ermen

Klaus Walther
Erik Neutsch - Spur der Lebens
Verlag Das Neue Berlin
Berlin 2010 17,50 EURO

Raute

80. Todestag von Herbert Ritter geehrt

Am 13. November gedachten die Babelsberger Ultras des 80. Todestages von Herbert Ritter (siehe RB 12/2010). Aus diesem Anlass haben sie das Grab und den Gedenkstein würdig hergerichtet. Ca. 25 Fans des SV Babelsberg 03 fanden sich mit Gästen zu früher Stunde ein (denn ihr Fußballclub bestritt an diesem Tag ein Auswärtsspiel) und gedachten des ersten Opfers der Faschisten in Babelsberg, damals Nowawes. Sein Mörder wurde damals freigesprochen. Nur ein Zeichen der damaligen Klassenjustiz?

Raute

Nachlese

Als eine Schlussfolgerung der Theorie-Konferenz in Hannover und bezugnehmend auf den Artikel unserer Zeitung vom November 2011, S. 6 wurde eine Landesdelegiertenkonferenz vom LV der DKP zum 19.11.2011 einberufen. Diese reich besuchte Beratung, motivierte viele Genossen, das Wort zu ergreifen. Der Wunsch, sich einerseits mit theoretischen Grundlagen auseinander zu setzen und andererseits die notwendige politische Umsetzung vor Ort zu praktizieren, mündete in eine Beschlussfassung, die wir hier auszugsweise veröffentlichen.

Beschluss der Landesmitgliederversammlung der DKP Brandenburg vom 19. November 2011

Die Landesmitgliederversammlung billigt die Einschätzung des Landesvorstandes wie sie im Roten Brandenburger im November veröffentlicht worden ist.

Die Mitgliederversammlung der DKP Brandenburg beschließt, in Auswertung der theoretischen Konferenz der DKP in Hannover und in Fortführung und inhaltlichen Vertiefung der Diskussion auf unserer vorigen Landesmitgliederversammlung in den nächsten Monaten zentrale Veranstaltungen und Diskussionen in den Gruppen durchzuführen.

Im Mittelpunkt stehen die Klärung der ideologisch-theoretischen und politischen Fragen, die in der Partei und in der Gesellschaft gestellt werden, die Konsolidierung der Gruppen und ihrer Aktivitäten sowie die Erweiterung ihrer Mitgliederzahl.

Dazu werden folgende Aktionen beschlossen:

I. In den Monaten Januar, März und Mai 2012 sind thematische Veranstaltungen auf Landesebene vorgesehen.

• Die Berliner Genossen werden zu diesen Veranstaltungen als Teilnehmer eingeladen.
• Die Themen der Veranstaltungen:

Januar 2012 -Führungsarbeit innerhalb unserer DKP

März 2012 -Imperialismus heute. Das deutsche Großkapital und seine aktuellen Entwicklungsprobleme und politischen Optionen

Mai 2012 -Die Europäische Union, der deutsche Imperialismus und die Zukunftsprobleme Europas.

Herbst 2012 -Die DKP und die Anforderungen der Gegenwart.

Mit den gewünschten Referenten wird gesprochen und die konkreten Termine abgestimmt. Zu jeder Beratung wird versucht, im Vorfeld die Einladungen im RB und per E-Mail an die Gruppenleitungen bekannt zu geben.

II. In den folgenden Monaten werden auf Gruppenebene die auf den vorherigen Landesversammlungen behandelten Themen und Probleme weiter geführt und vertieft. Den Bedingungen, dem ideologischen und theoretischen Stand in den Gruppen ist dabei besondere Aufmerksamkeit zu widmen. Die Diskussion ist mit Schlussfolgerungen für die Entwicklung der jeweiligen Grundorganisation zu verbinden.

Redaktion

Raute

IMPRESSUM

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Layout: Jana Berg
Druck: Peter Müller

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Deren Auffassungen müssen nicht mit denen der Redaktion übereinstimmen.
Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften sinngemäß zu kürzen.
Sämtliche Autoren schreiben ohne Honorar.

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Redaktionsschluss für Nr. 1/2012: 10. Dezember 2011


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Quelle:
Roter Brandenburger 11/2011, 16. Jahrgang
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Brandenburg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Januar 2012