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VORWÄRTS/1358: Schweizerische Depeschenagentur - Die Redaktion streikt


vorwärts - die sozialistische zeitung, Nr. 05/06 vom 15. Februar 2018

Die Redaktion streikt

von Tarek Idri


Beinahe vier Tage hat die Redaktion der SDA gestreikt und mit ihrem Arbeitskampf den Verwaltungsrat gezwungen, in Verhandlungen mit den Gewerkschaften zu treten. Sie wird wieder streiken, falls nicht auf ihre Forderungen eingegangen wird.


Die Direktion der Schweizerischen Depeschenagentur (SDA) hat Anfang Januar die Massenentlassung von einem Viertel des Redaktionspersonals beschlossen. Rund 80 Beschäftigte sollen entlassen werden, insbesondere Mitarbeitende über 60 sind betroffen. Die Redaktion trat daraufhin in einen Warnstreik und leistete massiven Widerstand. Die gesamte Belegschaft legte für drei Stunden die Arbeit nieder und brachte damit ihre eindeutige Haltung gegenüber dem rücksichtslosen Vorgehen der Leitung zum Ausdruck. Dennoch gab es von der Direktion keinerlei Entgegenkommen. Die Direktion trat einzig auf kleine Verbesserungen des nach wie vor ungenügenden Sozialplans ein. Und nach Zusammenbrüchen von mehreren MitarbeiterInnen sagte sie zu, psychologische Betreuung zu organisieren. CEO Markus Schwab sagte öffentlich in einem Interview, die SDA sei einzig ihren AktionärInnen etwas schuldig. Diese Aussagen zeigen offen, dass die SDA sich den Mitarbeitenden nicht mehr verpflichtet fühlt.


Entschlossene Redaktion

Der Widerstand der Redaktion verstärkte sich: Ab dem 30. Januar legten die wütenden JournalistInnen an allen Standorten für beinahe vier Tage die Arbeit nieder. Während dem Streik organisierten sie Demonstrationszüge in Zürich und Lausanne. Die Arbeitenden erzwangen so Gespräche mit dem SDA-Verwaltungsrat, woraufhin der Streik sistiert wurde. Bisher waren die Verhandlungen Sache der Geschäftsleitung, die ziemlich kaltblütig die Vorgaben des Verwaltungsrats umgesetzt und gesagt hat, sie habe keinen Verhandlungsspielraum. Nach dem Streik traf die Redaktion dann endlich eine Delegation des Verwaltungsrats und vereinbarte mit ihr die anstehenden Verhandlungen. An der Redaktionsversammlung haben die kämpferischen Medienschaffenden sehr klar zum Ausdruck gebracht, den Streik wieder aufzunehmen, sollte der Verwaltungsrat an den Verhandlungen nicht in befriedigendem Umfang auf ihre Forderungen eingehen.

Die Redaktion begrüsste an der Versammlung das Verhandlungsangebot des Verwaltungsrats. Der Arbeitskampf ist noch nicht beendet, da die wichtigsten Forderungen noch nicht erreicht, sondern erst Verhandlungsgegenstand wurden. Dazu gehört insbesondere die Sistierung der Kündigungen. Die Redaktionsversammlung hatte bereits vorgängig der Redaktionskommission und der Mediengewerkschaft Syndicom und der JournalistInnenorganisation Impressum das Verhandlungsmandat erteilt. Sie wird aufgrund des Gangs der Verhandlungen entscheiden, ob die Voraussetzungen für das Ende des Arbeitskampfs wieder gegeben sind.

Der Abbau im geplanten Ausmass gefährdet die mediale Grundversorgung der Schweiz. Auf diese Leistungen der SDA sind insbesondere die kleineren und mittleren Medienunternehmen angewiesen, die nur über beschränkte Mittel verfügen.

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Quelle:
vorwärts - die sozialistische zeitung.
Nr. 05/06 - 74. Jahrgang - 15. Februar 2018, S. 4
Herausgeberin: Verlagsgenossenschaft Vorwärts, PdAS
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Telefon: 0041-(0)44/241 66 77,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2018

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