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BERICHT/186: Studie · Nutzung interaktiver Produkte - eine Frage des Alters? (idw)


Hochschule der Medien Stuttgart, Kerstin Lauer, 16.11.2010

Studie: Nutzung interaktiver Produkte - eine Frage des Alters?

Hochschule der Medien und User Interface Design GmbH untersuchen altersbedingte Nutzungsunterschiede bei interaktiven Produkten


Ältere Nutzer haben mehr Probleme bei der Bedienung interaktiver Produkte. Diese Schwierigkeiten sind jedoch nicht so gravierend, wie bisher angenommen. Das ist das Ergebnis einer Studie der Hochschule der Medien (HdM), Stuttgart, und der User Interface Design GmbH (UID), Ludwigsburg.

Die Studie untersucht, wie ältere und jüngere Nutzer mit drei interaktiven Alltagsgeräten und dem Multitouch-Tisch Surface umgehen. Ursache für die Bedienprobleme sind unterschiedliche Erfahrungen im Umgang mit interaktiven Produkten und altersbedingte Verhaltensänderungen. Darüber hinaus zeigt die Studie, wie man Produkte für möglichst viele Altersgruppen einfach benutzbar gestaltet.

Die Annahme, dass ältere Nutzer mehr Probleme bei der Bedienung technischer Geräte haben, ist weit verbreitet. Doch gibt es tatsächlich altersbedingte Nutzungsunterschiede? Müssen interaktive Produkte für ältere Nutzer anders gestaltet werden? Diese Fragen beantwortet die Studie "Bedienung interaktiver Produkte - eine Frage des Alters?" von HdM und UID. Die Studie steht kostenfrei auf www.uid.com zur Verfügung oder kann bei UID bestellt werden.

In zwei Untersuchungen haben die Experten ermittelt, wie ältere und jüngere Nutzer mit einem DVD-Festplattenrekorder, einer Digitalkamera und dem "iPod Touch" sowie dem Multitouch-Tisch Surface umgehen. Dabei lösten die Probanden mit den Testgeräten Aufgaben wie "Ein Foto in der Dunkelheit aufnehmen". Usability Engineers beobachteten und befragten die Personen beim Bearbeiten der Aufgaben und werteten die Bedienprobleme aus.


Geringfügig mehr Probleme

Sowohl mit den drei Alltagsgeräten als auch mit dem Surface hatten die älteren Teilnehmer größere Probleme als die jüngeren. Die Unterschiede zwischen Alt und Jung sind jedoch nicht so gravierend, wie bisher angenommen. Das Alter spielt also bei der Bedienung interaktiver Produkte nur eine geringe Rolle. "Beim Lösen der Aufgaben zeigten die Jüngeren zwar häufiger ein systematisches Vorgehen. Aber eine hoch ausgeprägte Ängstlichkeit gegenüber der Technik haben wir bei den Senioren nicht beobachtet. In beiden Altersgruppen gab es sowohl Personen, die unsicher und zögerlich handelten, als auch Teilnehmer die sehr zielstrebig waren", beschreibt Jenny Vayhinger, Usability Engineer bei UID und Mitautorin der Studie, das Verhalten der Testteilnehmer.


Andere Erfahrungen und veränderte Verhaltensmuster

Der Grund für die geringfügig größeren Bedienprobleme älterer Nutzer ist nicht ein mangelndes Interesse an Technik. "Senioren sind nicht grundsätzlich technikfeindlich. Im Alter verändern sich vielmehr bestimmte Verhaltensmuster. Diese erschweren das Ausprobieren neuer Technik", weiß HdM-Professor Dr. Michael Burmester, Mitautor der Studie. Zudem besitzen ältere Menschen ein anderes technisches Vorwissen. So hatten die älteren Testteilnehmer Probleme, eine Adresse in den "iPod Touch" einzutragen. Sie verstanden den Begriff "Kontakte" nicht, der beim "iPod Touch" für das Adressbuch verwendet wird. Die jüngeren Testteilnehmer kannten den Begriff hingegen aus dem Internet und von E-Mails.


"Design für alle"

Intelligente Lösungen für möglichst viele Altersstufen statt spezieller Seniorenprodukte - das empfiehlt die Studie den Herstellern interaktiver Produkte. Dabei sollten die interaktiven Geräte den Anforderungen älterer Menschen gerecht werden, ohne die Ästhetik zu vernachlässigen. So sind sie auch für Benutzer anderer Altersgruppen einfach und erfolgreich nutzbar. "Von solchen Lösungen können alle Altersgruppen profitieren. Ältere Menschen sind ein guter Maßstab, um zu beurteilen, wie benutzungsfreundlich Produkte gestaltet sind", erklärt Professor Dr. Michael Burmester.


Interfaces für Alt und Jung

Die Experten stellen in der Studie Hinweise zum Gestalten für spezielle Zielgruppen zusammen. Zwei der Tipps: Die Gestalter sollten Begriffe so wählen, dass sie den Erfahrungen der Benutzer im Umgang mit interaktiven Produkten entsprechen. Dadurch wird das neu zu erlernende Wissen reduziert und die Nutzung von Technik erleichtert. Darüber hinaus sollten nur die Informationen dargestellt werden, die zur Erfüllung der momentanen Aufgabe benötigt werden. Der Grund: Eine große Anzahl an grafischer Elemente auf dem Bildschirm empfinden ältere Nutzer als belastend.

Weitere Informationen unter:
http://www.hdm-stuttgart.de/idb
http://www.uid.com

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution420


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Hochschule der Medien Stuttgart, Kerstin Lauer, 16.11.2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. November 2010