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MELDUNG/606: Digitale Medien bereichern die deutsche Sprache (idw)


Wissenschaftsjahr 2014 - Die digitale Gesellschaft - 02.12.2014

Digitale Medien bereichern die deutsche Sprache

Expertenumfrage im Wissenschaftsjahr 2014: Sprachwissenschaftler sehen die Digitalisierung als Bereicherung für den Wortschatz der Deutschen



Berlin, 02.12.2014. Die zunehmende digitale Kommunikation hat positive Einflüsse auf die deutsche Sprache. Dies zeigt eine im Auftrag des Wissenschaftsjahres 2014 - Die digitale Gesellschaft durchgeführten repräsentativen Expertenumfrage unter Sprachwissenschaftlern. Insbesondere der Wortschatz werde durch die vermehrte Nutzung digitaler Medien reicher, meint die Mehrheit der 100 befragten Linguisten (44 %). Die Experten widersprechen damit Kritikern, die einen Verfall der deutschen Sprache befürchten. "Durch digitale Medien verfällt die Sprache nicht, sie entwickelt sich weiter und wird vielseitiger", meint auch Prof. Dr. Heike Wiese, Professorin für die Deutsche Sprache der Gegenwart an der Universität Potsdam und Sprecherin des Zentrums Sprache, Variation und Migration.

62 Prozent der befragten Sprachwissenschaftler beurteilen den Einfluss der Digitalisierung auf die deutsche Sprache insgesamt als groß. Jüngere Linguisten schätzen diesen Einfluss tendenziell bedeutsamer ein. Laut Experten führt die digitale Kommunikation dabei vor allem zu mehr Wortschöpfungen (26 %).

"Neue Kommunikationsmöglichkeiten per SMS, Chat, E-Mail, Facebook und Twitter haben dazu geführt, dass mehr Menschen mehr privat schreiben und lesen als vermutlich je zuvor", erklärt der Germanistikdozent Dr. Georg Albert von der Universität Koblenz-Landau. Diese vermehrte digitale Kommunikation führt laut den befragten Sprachwissenschaftlern auch dazu, dass die Komplexität von Satzstrukturen abnimmt (39 %), weniger auf die Rechtschreibung wie Groß- und Kleinschreibung geachtet wird (36 %) und häufiger umgangssprachliche Strukturen in der schriftlichen Kommunikation verwendet werden (20 %).

Die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Kommunikation von Kindern und Jugendlichen beurteilen die Linguisten hingegen ambivalent: Die Mehrheit der Experten beobachtet sowohl positive als auch negative Einflüsse auf die Schreibkompetenz (34 %) und sprachliche Ausdrucksfähigkeit junger Menschen (39 %).

Zudem identifizierten die Experten der Umfrage des Wissenschaftsjahres 2014 einen neuen Trend: Durch die zunehmende digitale Kommunikation wird der Umgangston im beruflichen Umfeld informeller - davon gehen 69 Prozent der befragten Sprachwissenschaftler aus.


Weitere Informationen zur Umfrage

Die vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführte repräsentative Expertenumfrage stützt sich auf computergestützte Telefoninterviews mit insgesamt 100 Sprachwissenschaftlern an Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Deutschland. Die Interviews wurden Ende November 2014 durchgeführt. Die komplette Umfrage steht zum Download zur Verfügung unter:
www.digital-ist.de

Die Wissenschaftsjahre sind eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit Wissenschaft im Dialog (WiD). Zahlreiche Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen das Jahr mit eigenen Aktivitäten. Das Wissenschaftsjahr 2014 - Die digitale Gesellschaft fördert den Austausch zwischen Öffentlichkeit und Forschung zu den Herausforderungen und Chancen des digitalen Wandels.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution1843

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftsjahr 2014 - Die digitale Gesellschaft,
Stefanie Kaufmann Dimeski, 02.12.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Dezember 2014


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