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MELDUNG/638: "Twitter-Monitor" analysiert politische Kommunikation in Deutschland (idw)


Leuphana Universität Lüneburg - 12.03.2015

"Twitter-Monitor" analysiert politische Kommunikation in Deutschland


Kurz, prägnant, unmittelbar - im politischen Diskurs bietet Twitter viele Vorteile. Doch niemand konnte bisher sagen, welche Themen gerade besonders häufig diskutiert werden. Das ermöglicht jetzt der neue "Twitter-Monitor", den die Wissenschaftler Stefan Heidenreich und Leonard Novy im Forschungsprojekt "Grundversorgung 2.0" des Innovations-Inkubators an der Leuphana Universität Lüneburg entwickelt haben. Es ist das erste öffentlich verfügbare Werkzeug, mit dem sich Trends und Themen der politischen Kommunikation via Twitter verfolgen lassen - im Minutentakt aktualisiert und über einen Zeitraum zwischen der letzten Stunde und einem Vierteljahr.


Der Twitter-Monitor findet automatisch die aktuell meistdiskutierten Inhalte wie zuletzt etwa den Ukrainekonflikt. Dazu folgt er den 10.000 wichtigsten Akteuren. Deren Ranking wird über Faktoren wie Anzahl der Follower, Erwähnungen durch andere und eigene Aktivität ermittelt. "Wir gehen dazu von Parteien und Politikern aus", erklärt Heidenreich. "Dann scannen wir, über welche Themen in deren Nachbarschaft geschrieben wird." Wenn also in einem Tweet der Name einer Partei oder eines prominenten Politikers zusammen mit einem Hashtag zu einem bestimmten Thema erscheint, wird das vom Twitter-Monitor registriert. Neue Themen gelangen so automatisch und sehr schnell in den Vordergrund. "In dem so generierten Umfeld der zehn wichtigsten Themen folgen wir den Tweets der ausgewählten User", so Heidenreich weiter. Das decke einen Großteil der politischen Kommunikation in Deutschland ab.

Der Hashtag #ukraine etwa landete in dem Moment im Visier des Twitter-Monitors, in dem er zusammen mit dem Namen einer deutschen Partei oder dem Namen eines deutschen Politikers in einem Tweet auftauchte. Seitdem wird ausgewertet, was die aktivsten oder meistzitierten Nutzer zu diesem Thema veröffentlichen. Auf der Internetseite des Twitter-Monitors lassen sich diese Äußerungen verfolgen und den Urhebern zuordnen. Deutlich wird auch, in welchem Verhältnis sich normale Nutzer, Medienvertreter oder Politiker zu diesem Thema äußern und welche politischen Lager welche Meinung vertreten.

In Deutschland sind knapp eine Million Menschen auf Twitter aktiv. Etwa ein Zehntel von ihnen äußert sich regelmäßig zu politischen Themen. Die Wissenschaftler sind davon überzeugt, dass die Auswertungen des Twitter-Monitors den politischen Diskurs auf dieser Plattform transparenter machen: "Man sieht sehr schnell, wer was sagt." Heidenreich vermutet, dass dies für Journalisten besonders nützlich sein könnte. Gerade für deren Arbeit könne es sehr aufschlussreich sein, die aktuell diskutierten Themen übersichtlich dargestellt zu bekommen, und mit einem Klick zu sehen, welche Nutzer sich an der Diskussion beteiligen.

Langfristig stellen sich die Wissenschaftler auf ein sich veränderndes Kommunikationsumfeld ein. "Das bedeutet, dass wir verschiedene Plattformen verknüpfen müssen", so Heidenreich. "Aber erst einmal wollen wir überhaupt in den deutschen Markt des Social-Media-Research eintreten."



Weitere Informationen unter:
http://whizzle.de/monitor/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution136

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Leuphana Universität Lüneburg, Henning Zuehlsdorff, 12.03.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2015

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