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PREIS/1900: Deutscher Kamerapreis 2012 ehrt Judith Kaufmann (WDR)


Westdeutscher Rundfunk Köln (WDR) - Pressemitteilung vom 31. Mai 2012

"Seelenverwandtschaft mit den Protagonisten": DEUTSCHER KAMERAPREIS 2012 ehrt Judith Kaufmann



Judith Kaufmann (49) erhält für ihre herausragenden Leistungen den Ehrenpreis des DEUTSCHEN KAMERAPREISES 2012. Damit zeichnet das Kuratorium erstmalig eine Kamerafrau aus, die noch nicht auf ein langes Berufsleben zurückblickt, sondern mitten im Schaffensprozess steht. Die mehrfach preisgekrönte gebürtige Stuttgarterin arbeitete mit Gernot Roll, Heinz Pehlke und Raoul Coutard und wirkte seit 1991 als Chefkamerafrau an Filmen wie "Nico Icon", "Vergiss Amerika" oder "Vier Minuten" mit. So wichtig ihr ein solides Handwerk ist, Perfektion interessiert sie nicht: "Wenn Dinge leblos und routiniert werden, wird es wahnsinnig langweilig", sagte sie einmal in einem Interview.

"Mit dieser Entscheidung wollen wir das Spektrum des renommierten Ehrenpreises bewusst erweitern. Wenn Bildgestalter kontinuierlich außerordentliche und über das Einzelwerk hinaus richtungweisende Leistungen zeigen, sollen sie auch entsprechend gewürdigt werden", so der Geschäftsführer des DEUTSCHEN KAMERAPREISES Christoph Augenstein. "Deshalb hat das Kuratorium des Deutschen Kamerapreises beschlossen, bei der Vergabe des Ehrenpreises künftig nicht mehr primär den Rückblick auf ein herausragendes Lebenswerk in den Mittelpunkt der Auszeichnung zu stellen. Im Jahr des 30jährigen Bestehens des DEUTSCHEN KAMERAPREISES möchten wir damit einen weiteren Akzent zur Förderung herausragender Bildgestaltung setzen."

Christoph Augenstein begründet die Entscheidung des Kuratoriums für Judith Kaufmann: "Wir ehren mit Judith Kaufmann eine in jeder Hinsicht außergewöhnliche und herausragende Kamerafrau. Nur wenigen Bildgestaltern gelingt es, eine solche Seelenverwandtschaft mit den Protagonisten vor der Kamera aufzubauen. Mit ihrem Kamerablick verlängert Judith Kaufmann die Innenwelten der Figuren in den äußeren Bildraum. Die Nähe der fast intimen Handkamera beherrscht sie dabei so souverän wie die opulente Kamerabewegung von Kran oder Dolly. Der Blick der Kamera drängt sich dabei dem Betrachter nie auf. Auch wenn ihr Kameraauge offen mit Figuren sympathisiert, gibt Judith Kaufmann nie eine Lesart vor, sondern fordert vom Betrachter einen eigenen Standpunkt. 'Ihr könnt euch niemals sicher sein' heißt einer ihrer Filme - zugleich könnte dies auch das Motto ihrer Kameraarbeit sein. Sie spielt mit Nähe und Distanz, schmeichelt, akzentuiert, irritiert mit Licht, harten Kontrasten und ausgewaschenen Farben. Souverän verfügt sie über alle gestalterischen Mittel, ohne dass diese je zum Selbstzweck werden. Wenn die meist jungen Protagonisten ihrer Filme an die Wendepunkte ihrer Biografie gelangen, erschafft Judith Kaufmann Bilderwelten von atmosphärischer Dichte und ergreifender Tiefe. Wo Dialoge enden, beginnen ihre Bilder."

Zu Judith Kaufmanns bekanntesten Filmen zählen der Dokumentarfilm "Nico Icon" (1995), "Vergiss Amerika" (2000) von Vanessa Jopp, "Erbsen auf halb sechs" (2004) von Lars Büchel, "Fremde Haut" (2005) von Angelina Maccarone, bei dem Judith Kaufmann am Drehbuch mitgearbeitet hat, sowie "Vier Minuten" (2007) von Chris Kraus. Für "Scherbentanz" (2003) und "Die Fremde"(2010) wurde sie mit dem DEUTSCHEN KAMERAPREIS ausgezeichnet. Mit "Wer, wenn nicht wir" ist sie außerdem in diesem Jahr im Wettbewerb vertreten. Darüber hinaus erhielt Judith Kaufmann den Bayerischen und den Hessischen Filmpreis sowie den Marburger Kamerapreis.

Der DEUTSCHE KAMERAPREIS wird in den Kategorien Kinospielfilm, Fernsehfilm/Dokudrama, Fernsehserie, Kurzfilm, Bericht/Reportage und Dokumentarfilm/Dokumentation vergeben. Mehrere unabhängige Jurys entscheiden über die Gewinner sowie die zwei mit 5.000 Euro dotierten Förderpreise, die von der Filmstiftung Nordrhein-Westfalen und von Panasonic gestellt werden.

Die festliche Verleihung des 22. DEUTSCHEN KAMERAPREISES, der in diesem Jahr sein 30jähriges Bestehen feiert, findet am 16. Juni in der Kölner Vulkanhalle statt.

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Quelle:
Presseinformation vom 31. Mai 2012
Herausgeber:
Westdeutscher Rundfunk Köln (Anstalt des öffentlichen Rechts),
Appellhofplatz 1, 50667 Köln
Postanschrift: 50600 Köln,
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Juni 2012