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INTERVIEW/004: Borgia im ZDF - Starke Bilder, Nebenwelten, Tom Fontana im Gespräch (SB)


Interview mit dem Autor und Produzenten Tom Fontana am 30. Juli 2013 in Hamburg



Der US-amerikanische Autor und Produzent Tom Fontana hat das Drehbuch für die ZFD-Serie Borgia geschrieben und ist an der Produktion des drei Staffeln mit jeweils sechs Folgen umfassenden Historiendramas beteiligt. Unter den von ihm verfaßten und produzierten TV-Serien wie St. Elsewhere oder Homicide: Life on the Street gilt insbesondere die 1997 erstmals ausgestrahlte Serie Oz, die in einem fiktiven Hochsicherheitsgefängnis spielt und die Verhältnisse im Strafvollzugssystem der USA auf exemplarische Weise behandelt, als bahnbrechend für das TV-Serienformat. Anläßlich der Präsentation der zweiten Staffel von Borgia beantwortete Tom Fontana dem Schattenblick einige Fragen.

Im Gespräch - Foto: © 2013 by Schattenblick

Tom Fontana
Foto: © 2013 by Schattenblick

Schattenblick: Herr Fontana, gibt es, abgesehen von dem reinen Unterhaltungswert, etwas, das man aus der ZDF-Serie Borgia lernen kann, wenn man ein halbes Jahrtausend auf das päpstliche Italien am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Renaissance zurückblickt?

Tom Fontana: Ich denke, zwei Dinge sind da erwähnenswert. Zum einen ähnelt das Ende des dunklen Zeitalters und der Beginn der Renaissance meiner Ansicht nach sehr der heutigen Epoche mit der Geburt der mikroelektronischen Technologie. Die Renaissance machte das Bewußtsein der Menschen für Ideen wie die humanistische Bewegung und den Gedanken an die vielen Möglichkeiten, die der Mensch hat, empfänglich. Wenn man daran denkt, wo wir vor fünf Jahren standen - wir alle hatten Handys, aber jetzt haben wir iPhones, iPads, Facebook und all diese Dinge -, dann befinden wir uns genau dort, wo sie sich damals befunden haben: Wir wissen nicht, wohin diese Technologie letztendlich führen wird. Die Geschichte der Borgia zu betrachten heißt zum einen, auf eine Gruppe von Menschen zu treffen, die nicht anders sind als wir und in einer verwirrenden Zeit herauszufinden versucht haben, wie man ein gutes, produktives Leben führen kann. Zum anderen geht es um die drei Hauptpersonen und ihren Kampf, ihre Seele zu finden. Das wird deutlicher in der zweiten Staffel: Sie nehmen sehr unterschiedliche Wege auf der Suche nach ihrer Spiritualität beziehungsweise ihrem Glauben. Meiner Meinung nach stecken tief unter dem Sex, der Gewalt und den schönen Kleidern genau diese beiden Elemente.

SB: Hatten die Borgia nicht bereits das Problem, zwischen den Franzosen und den Spaniern zu stehen und um des schlichten Überlebens willen zwischen diesen weit überlegenen Kräften manövrieren zu müssen?

TF: Italien wurde nicht nur von den Franzosen, die zu der Zeit bereits zweimal einmarschiert waren, und den Spaniern, die Süditalien dominierten, bedroht, sondern auch durch die Moslems. Man muß sich daran erinnern, daß 40 Jahre vor Handlungsbeginn unserer Serie Konstantinopel fiel und zu Istanbul wurde. Ich versuchte neulich, das einem der jungen Schauspieler zu erklären und sagte, es wäre so, als würde London fallen und muslimisch werden. Verstehen Sie, was ich damit sagen will? Dieses Ereignis hatte globale Auswirkungen. Die Italiener gingen davon aus, daß Rom als nächstes an der Reihe wäre, daß es fallen und zu einer muslimischen Hauptstadt oder Italien zu einem muslimischen Land werden würde. Der Druck, der auf Rodrigo Borgia während seines Pontifikats lastete, war enorm.

Man versteht, warum er den Impuls hatte, eine Familiendynastie zu errichten und zu versuchen, Italien als eine geeinte Nation zu regieren. Es war die Zeit, in der Nationen entstanden. Spanien wurde eine Nation, Frankreich und England ebenfalls. Für Deutschland traf dies aufgrund der Dominanz der einzelnen Fürsten, die den Herrscher des Heiligen Römischen Reichs wählten, noch nicht zu. Es war eine Zeit großer Umwälzungen, hinzu kam noch die Entdeckung der Neuen Welt. Das alles bedeutete einen ungeheuren Aufruhr. Wenn die Leute also zu mir sagen: Oh, die Borgias waren so schlecht, dann finde ich sie nicht schlimmer als alle anderen in jener Zeit. Sie konnten es nur einfach besser als irgend jemand anderes.

Tom Fontana vor Bilderwand mit Borgia-Clan - Foto: © 2013 by Schattenblick

Einer verflossenen Dynastie nachgespürt
Foto: © 2013 by Schattenblick

SB: Würden Sie so weit gehen, eine Parallele zur heutigen Situation mit dem globalen Konflikt zwischen der westlichen und der islamischen Welt zu ziehen?

TF: Ich denke, es gibt Parallelen. Die Spielregeln haben sich zwar aufgrund des Terrorismus verändert, aber wir stehen unter einer ähnlichen Art von Bedrohung wie sie damals. Wer weiß, wohin das noch führt? Man liest über den Arabischen Frühling, und dann liest man über das, was jetzt in Ägypten vor sich geht. Im Grunde kann man nicht vorhersagen, was bei all dem herauskommen wird.

SB: Meinen Sie wirklich, daß sich der Westen heute in einer vergleichbaren Situation befindet wie das Europa der Borgias in bezug auf die islamische Kultur, denn der Westen scheint die Welt heute wesentlich stärker zu dominieren, als es die europäischen Kräfte in jener Zeit taten?

TF: Ich denke, das ist eine Sichtweise, die wir im Westen haben. Wenn Sie in Saudi-Arabien lebten, würden Sie vielleicht denken, daß sie dort mehr Dominanz haben. Ich weiß es nicht, ich bin kein Politikwissenschaftler. Ich will damit sagen, daß ein Grad an Angst existiert, die es damals gab und auch heute gibt. Denn einige Menschen sind der Auffassung, daß unsere Lebensweise bedroht wird, und das veranlaßt sie zu extremen Handlungen. Wenn Sie sich ansehen, was in Amerika nach dem 11. September passiert ist, so hat uns die Angst vor einem weiteren terroristischen Anschlag dazu gebracht, so viele unserer Rechte aufzugeben. Und jeder war daran beteiligt. Es herrschte die Meinung: Oh, ich habe solche Angst hier! Die Privatsphäre ist uns jetzt egal, Hauptsache, ihr beschützt uns! Für mich ist diese Bedrohung genauso groß wie das, was damals mit den Italienern geschah.

SB: In den Vereinigten Staaten gibt es traditionell seitens des evangelikalen Christentums gewisse Vorbehalte gegen den Katholizismus. Ein Beispiel dafür ist die Left Behind-Serie. Sie stellt Europa als böses Imperium und den Papst als Antichristen dar. Befürchten Sie nicht, daß Sie antikatholischen Interessen zuarbeiten könnten, wenn Sie die Borgia als korrupt darstellen?

TF: Man könnte die Geschichte natürlich ignorieren und vorgeben, daß diese Ära heilig war und daß alle Päpste großartige Männer waren. Aber das wäre nicht die Wahrheit. Ist es nun besser, so zu tun, als sei es nie geschehen, oder ist es besser, sich damit zu konfrontieren und sich zu fragen, welche Relevanz es hat? Ich bin Katholik, aber ich liege ständig im Streit damit, weil es heute vieles an der katholischen Kirche gibt, das Christus meiner Meinung nach nicht repräsentiert. Deshalb habe ich die Aufgabe, darauf hinzuweisen. Es gibt nichts an dieser Serie, das die Werte des Katholizismus angreift. Sie stellt jedoch die patriarchalische Dominanz und Überlegenheit dieser Männer infrage, die uns erzählen, sie seien Abbilder Christi, und dann Pädophilie und dergleichen ignorieren. Das heißt, wenn jemand sagt: 'Folge mir, ich bin perfekt', dann muß er auch perfekt sein. Vielleicht wird Franziskus es sein, ich hoffe das wirklich, aber bis dahin glaube ich nicht an diese Männer. Sie reden eine Menge über Jesus, aber ich sehe nicht wirklich den Beweis. Aber ich bin ja auch nur ein skeptischer alter Narr! (lacht)

Tom Fontana im Gespräch - Foto: © 2013 by Schattenblick

Entspannt in der Betriebsamkeit
Foto: © 2013 by Schattenblick

SB: Seit einigen Jahren präsentieren TV-Serien wie Rom, Spartacus, Game of Thrones und andere in immer größerem Maße Sex und Gewalt. Fühlen Sie sich als Autor und als Produzent genötigt, diesem Trend zu folgen, weil er gewissen kommerziellen Interessen dient?

TF: In gewisser Weise denke ich, daß ich den Trend vielleicht angestoßen habe, als ich Oz drehte. Oz war eigentlich die erste Serie, die Sex und Gewalt unverhüllt gezeigt hat. Ich habe das nicht gemacht, um Aufsehen zu erregen, sondern weil es die Welt war, die ich abbildete. Mit Borgia ist es dasselbe. Wir zeigen nicht Sex und Gewalt, nur um Sex und Gewalt zu zeigen, nach dem Schema: Wir brauchen drei Nacktszenen und vielleicht zwei Gewaltszenen. Ich kann mir nicht vorstellen, auf diese Weise zu schreiben. Ich weiß, daß jene Zeit sehr gewalttätig war, insbesondere hinsichtlich der Strafen, die die Kirche verhängte, denn seinerzeit wurden Menschen öffentlich gehängt, um Nachahmer abzuschrecken. Ich wollte mit meinem Vorgehen zeigen, wie schwer es war, zu überleben.

SB: Was Sie zum Zwecke der authentischen Wiedergabe zeigen, verstehen andere als bloße Sensation oder als Mittel dazu, Zuschauer anzulocken. Wie bewerten Sie den allgemeinen Trend?

TF: Die einfache Wahrheit ist, daß ich mit der Arbeit an der Serie so beschäftigt bin, daß ich mir kaum etwas anderes ansehe. Ich muß da viel nachholen. Ich habe nie Game of Thrones gesehen oder Boardwalk Empire, ich habe auch nie die andere Borgia-Produktion gesehen. Deshalb könnte ich nicht sagen, ob es ein allgemeiner Trend ist. Ich weiß nur eines aus meiner eigenen Schreibtätigkeit: Ich mag Gewalt nicht, aber wem hilft man damit, wenn man vorspiegelt, daß Gewalt nicht existierte oder nicht existiert? Wir nennen so etwas Prozac-TV: Ich sehe mir einen schönen Film an und gehe dann ins Bett und sage mir, 'mit der Welt ist alles in Ordnung, gute Nacht.'

SB: Sie waren von 2005 bis 2007 Vizepräsident der Writers Guild of America, also bis kurz vor deren Streik von 2007 bis 2008. Könnten Sie uns etwas über die Arbeitsbedingungen der Autoren erzählen, die die Grundlagen schaffen für all die weltweit gesehenen Fernseh- und Kinoproduktionen?

TF: Zunächst einmal gibt es in gewissem Sinne zwei Gruppen von Autoren in Amerika, die zu der Writers Guild gehören. Es gibt Menschen wie mich, die Showrunner sind und viel Geld verdienen. Wir befinden uns oben an der Spitze, und von uns gibt es nur eine Handvoll. Die große Mehrzahl der Autoren, die in der Writers Guild organisiert sind, müssen sehr hart kämpfen, um ihre Hypothek abzubezahlen, ihre Familie zu ernähren und ihren Lebensunterhalt zu sichern. Es handelt sich mehrheitlich um Angehörige der Mittelschicht. Um etwas für alle Autoren gleichermaßen zu erreichen, ist es erforderlich, daß alle Autoren weltweit mit Respekt behandelt und anständig bezahlt werden. Ich habe viele Workshops hier in Europa abgehalten, in Barcelona, Stuttgart, Berlin, Prag und Rom, auf denen ich mit Autoren über Empowerment gesprochen habe, über die Notwendigkeit sich zu befähigen, eigene TV-Serien zu entwickeln und zu versuchen, das in Europa existierende Modell zu verändern. Das ist sehr schwierig, weil die meisten Autoren für den kreativen Teil das Sagen haben möchten, aber nicht die finanzielle Verantwortung übernehmen wollen. Und um ein Showrunner zu sein, muß man beides tun.

Es ist ein langer Prozeß, aber ich bin davon überzeugt, daß Serien wie Borgia den Leuten gezeigt haben, daß das Konzept des Showrunners eine gute Sache ist, und ich verfolge das weiter. Bei mir waren zwei französische Autoren als Praktikanten beschäftigt, und sie sind auf dem besten Wege dazu, Showrunner zu werden. Nun, das hilft nicht allen, aber für mich wäre es ein wundervolles Vermächtnis, auf das ich als den Beginn einer neuen Zeit zurückblicken könnte.

Beim Fototermin - Foto: © 2013 by Schattenblick

Regisseur und Autor - Christoph Schrewe, Tom Fontana
Foto: © 2013 by Schattenblick

SB: Was halten sie von der europäischen Produktionsweise, die sich nicht allein am Markt orientiert, sondern durch öffentliche Gelder unterstützt wird?

TF: Ich halte jede Möglichkeit, eine Umgebung schaffen zu können, in der man eine großartige Geschichte erzählen kann, ohne kommerziellem Druck ausgesetzt zu sein, für eine gute Sache. Man könnte allerdings unter dem Eindruck, man habe jetzt eine bestimmte Verpflichtung, in die Irre laufen. Vielleicht verstehe ich das falsch, aber ein staatlich geförderter Sender hat eigentlich Verpflichtungen jedem gegenüber. Und wenn man versucht, jedem zu gefallen, endet man damit, niemandem zu gefallen, weil man das Projekt auf irgendeine Art dem Mainstream anpassen muß. Man will niemanden verärgern. Ich finde, daß ein Künstler Unruhe stiften muß. Das, glaube ich, ist seine Aufgabe. Wenn man keine Unruhe stiftet, fügt man dem Problem nur etwas hinzu. In Amerika beklagen sich die Republikaner immer über unsere öffentlich geförderten Sender NPR Radio und PBS TV: Oh, sie machen diese schrecklichen Programme, wir sollten sie schließen ...

HBO ist deshalb in Amerika so erfolgreich geworden, weil der Chef den Autoren vertraut hat. Bei Oz - mein Filmprojekt war die erste Serie von HBO - sagte er zu mir: Mach du nur, ich lasse dich in Ruhe. Das erlebt man nicht sehr oft. Aber dasselbe hat Canal+ zu mir bei Borgia gesagt.

SB: Als Erfinder, Autor und Produzent der TV-Serie Oz haben Sie sich eingehend mit dem Strafvollzugssystem der USA auseinandergesetzt. Vor über drei Wochen haben Gefangene in Kalifornien ihren dritten Hungerstreik begonnen, um gegen die unmenschlichen Bedingungen der Isolationshaft zu protestieren. Was sollte aus Ihrer Sicht bezüglich dieser nicht allein in Kalifornien üblichen Praxis geschehen?

TF: Das ist wirklich eine schwierige Frage. In Amerika erleben wir immer wieder Phasen, in denen wir an Vergeltung glauben: keine Rechte, keine Vergünstigungen, keine Bildungsprogramme, keine Sporthalle, sondern nur Härte und Bestrafung. Und dann durchlaufen wir Phasen, in denen es um Erlösung geht, und wir sagen: Nein, wir geben ihnen Bildung, wir kümmern uns um ihre Gesundheit und darum, daß sie verstehen, welches Leben sie führen sollten. Es geschieht in Zyklen: Es wird hart, dann wird es freundlich, dann wieder hart, dann wieder freundlich. Auf die Frage, warum diese Dinge passieren, habe ich nicht wirklich eine Antwort. Aber ich hoffe, daß wir ein Mittelmaß finden, damit wir, statt bessere Verbrecher zu produzieren, bessere Menschen aus ihnen gemacht haben, wenn sie zurück auf die Straße gehen.

SB: Halten Sie den Protest der kalifornischen Gefangenen für legitim, wenn man bedenkt, daß es 80.000 Menschen in den Vereinigten Staaten gibt, die von Isolationshaft betroffen sind? Aus europäischer Sicht erscheint das recht brutal zu sein.

TF: Ich glaube, wir nehmen den zweiten Platz hinter China ein. In China sitzen mehr Menschen im Gefängnis als anderswo auf der Welt, aber die Bevölkerungszahl ist auch ungefähr zehnmal so hoch wie unsere in Amerika. Es ist wie bei so vielen Dingen, für die man einen Visionär braucht. Wir brauchen einen Politiker, der willens ist, sein politisches Kapital für diese Frage einzusetzen. Denn die Wahrheit ist, daß es den Menschen draußen egal ist.

SB: Liegt es daran, daß man nicht sehr viel darüber hört, obwohl sich in Kalifornien anfangs 30.000 Gefangene am Hungerstreik beteiligten?

TF: Kalifornien ist diesbezüglich vielleicht der schlimmste Staat. Es gibt Bundesgefängnisse, und jeder Staat hat sein eigenes Gefängnissystem. Dort ist es vielleicht am schlimmsten aufgrund der Überbelegung. Sie bauen keine neuen Gefängnisse und schieben einfach nur alle hinein. Was man bräuchte, wäre ein Gouverneur, der sagt, daß das falsch ist. Der Knackpunkt ist, daß Gefangene nicht wählen dürfen. Die Menschen draußen wählen den Gouverneur. Er sitzt also da und überlegt, um wessen Gunst er sich bemühen sollte. Und warum sollte er versuchen, den Gefangenen eine Freude zu machen, wo sie doch seiner Karriere nicht weiterhelfen können. Verstehen Sie, was ich meine? Das ist wirklich ein großes Problem.

SB: Stimmt es, daß viele Ex-Gefangene nicht wählen dürfen?

TF: Jeder Staat hat andere Regeln. Im Staat New York kann man wieder wählen, in Florida kann man nie wieder wählen. Und wenn Sie ein New Yorker Ex-Häftling sind, der nach Florida zieht, dürfen Sie dort nicht wählen, auch wenn Sie in New York wählen durften. Die Regeln sind schrecklich. Es ist einfach nur schrecklich.

Tom Fontana auf dem Podium - Foto: © 2013 by Schattenblick

Im Pressegespräch neben Darsteller Mark Ryder
Foto: © 2013 by Schattenblick

SB: Um noch einmal auf die Borgias zurückzukommen: Wenn, wie Goethe sagt, "poetische Freiheit dem historischen Stoff mehr abgewinnen kann als das bloße authentische Dokument" - worin besteht die wichtigste Botschaft Ihres Films?

TF: Ich würde sagen, daß jeder von uns etwas haben muß, an das er glaubt, sei es Gott oder man selbst oder ein Land oder ein Football-Team. Wir alle brauchen etwas, an das wir glauben können. Wenn man nichts hat, woran man glaubt, gibt es keinen Grund, morgens aufzustehen. Und der Kampf darum, herauszufinden, woran man glauben kann, ist kein leichter und nicht so einfach, wie es das Fernsehen meist darstellt. Es ist eine kontinuierliche Sache, und an jedem Tag deines Lebens mußt du deinen Versuch, die Wahrheit in deinem Leben zu finden, erneuern. Das war eine lange Antwort (lacht).

SB: Herr Fontana, vielen Dank für das Gespräch.


Berichte zur ZDF-Serie "Borgia" siehe:

BERICHT/004: Borgia im ZDF - Renaissance verpaßt
http://www.schattenblick.de/infopool/medien/report/mreb0004.html

BERICHT/005: Borgia im ZDF - Opulenz und Dekadenz
http://www.schattenblick.de/infopool/medien/report/mreb0005.html


12. August 2013