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GERIATRIE/269: Altersforschung - Therapien müssen beim Altern selbst ansetzen (idw)


Universität zu Köln - 30.03.2017

Therapien müssen beim Altern selbst ansetzen

Kölner Alternsforscher Björn Schumacher entwickelt Thesenpapier


Ohne Sieg über die Krankheiten des Alterns habe unsere Gesellschaft keine Zukunft. Denn nur wenn die gesundheitlichen Probleme des Alterns gelöst werden, kann die Zeit des gesunden Alterns verlängert und gesellschaftliche Teilhabe weiterhin möglich sein.

Schon jetzt entfallen von den fast 350 Milliarden Euro Kosten des Gesundheitssystems 47% auf die Gruppe der über 65-Jährigen. Die Projektionen des demographischen Wandels sagen voraus, dass bis 2050 ein Drittel der Bevölkerung in Deutschland über 65 Jahre alt sein wird und altersbedingte Sozialausgaben dann fast die Hälfte des BIP ausmachen werden. "Die Lebenserwartung hat sich in den vergangenen 150 Jahren verdoppelt. Heute sind altersbedingte Krankheiten das eigentliche Pulverfass, das es zu entschärfen gilt." Mit drastischen Worten macht Prof. Björn Schumacher vom Exzellenzcluster CECAD für Alternsforschung an der Universität zu Köln auf ein wachsendes Problem aufmerksam. "Es wird viel über das Rentensystem und Anpassung der Lebensarbeitszeit gesprochen. Das ist aber nicht genug, vor allem muss Forschung betrieben werden mit dem Ziel die Gesundheit im Alter möglichst lange zu erhalten. Dafür sind Investitionen in die Grundlagenforschung nötiger denn je."

Eines der Hauptprobleme im höheren Alter ist die sogenannte Multimorbidität, also das gleichzeitige Auftreten mehrerer chronischer Krankheiten. Mehr als jeder zweite über 65-Jährige leidet an Multimorbidität. Aus diesem Grund müsse beim Altern selbst als zentrale Ursache der Krankheiten angesetzt werden. Das Altern muss zum Therapieziel werden. Die Alternsforschung hat die Schäden und die Gene erkannt, die den Alterungsprozess vorantreiben. Schon zeichnen sich Interventionen ab, die Krankheiten verzögern und die Gesundheit im Alter erhalten.

So häufen sich mit zunehmendem Alter Schäden in den Strukturen der Zellen an und führen zu Fehlfunktion und Absterben der Körperzellen. Genetische Programme der Langlebigkeit reagieren aber auf die Schäden und können die Funktion von Zellen und Geweben erhalten. Diese Programme können Ziele von Therapien werden und damit den alternden Körper intakt halten. Als erste bekannte Intervention konnten verminderte Kalorien das gesunde Leben in einer Vielzahl von Tiermodellen verlängern und schon werden die ersten Medikamente getestet, die den Effekte verminderte Kalorien nachstellen und somit das Risiko für Krebs und Typ 2 Diabetes verringern können.

Gerade hat Björn Schumacher als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Alternsforschung gemeinsam mit Kollegen der ETH Zürich und der Universität Ulm ein Thesenpapier veröffentlicht. Bei allen Gefahren, die er sieht, will er auch die positiven Aspekte nicht außer acht lassen: "Rasante Fortschritte in der Alternsforschung geben Anlass zu Hoffnung, dass gesundes Altern gelingen kann und altersbedingte Krankheiten verhindert werden können." Außerdem zeigten Untersuchungen, dass ein erheblicher Teil der langlebigen Hunderjährigen von Alternserkrankungen verschont bleibt. "Ein gesundes Altern ist also möglich", schließt Schumacher daraus.


Das Thesenpapier können Sie unter diesem Link abrufen:
http://alternsforschung.org/

Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Alternsforschung (DGfA)
Der Präsident
c/o Institut für Genomstabilität in Alterung und Erkrankung
Medizinische Fakultät
Universität zu Köln
CECAD Forschungszentrum
Joseph-Stelzmann-Str. 26
50931 Köln

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution19

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität zu Köln, Gabriele Rutzen, 30.03.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. April 2017

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