Gemeinsame Pressemitteilung - 28. August 2015
Berufsverband der Frauenärzte (BVF) und
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin
Pille danach - diese Themen sollten bei der Beratung in der Apotheke nicht fehlen
Die Beratungsqualität zur "Pille danach" in der Apotheke wird zur Zeit viel diskutiert, besonders aufgrund der zunehmenden Absatzzahlen oraler Notfallverhütungsmittel seit der Entlassung aus der Rezeptpflicht. Einige wichtige Themen sollten bei der Beratung in der Apotheke nicht fehlen, so betonen die Präsidenten des Berufsverbandes der Frauenärzte (BVF) und der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologische Endokrinologie und Fortpflanzungsmedizin (DGGEF), Dr. med. Christian Albring und Prof. Dr. med. Thomas Rabe in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Entsprechend einer aktuellen Marktforschung zur Evaluierung der Beratung zur oralen Notfallkontrazeption in der Apotheke gibt es Hinweise, dass in einigen Fällen vor Abgabe der Pille Danach Zyklustage ermittelt werden, um die fruchtbaren Tage zu berechnen (1). In Fortbildungen zur Pille Danach für das Apothekenpersonal werden Zyklustage angegeben, an denen eine Schwangerschaft möglich ist (2,3). Die Angst vor einer unnötigen Abgabe der hormonellen Notfallkontrazeption ist groß (4,5). Allerdings sind aufwendige Zyklusberechnungen ohne gynäkologisches Hintergrundwissen nicht zielführend. Wichtig ist jedoch die schnelle Anwendung oraler Notfallkontrazeption. Aufgrund der variablen Zykluslänge und der hohen Variabilität des Eisprungs, kann ein Schwangerschaftsrisiko durch eine alleinige Zyklusanamnese nie sicher ausgeschlossen werden (6,7). Daher kann entsprechend Fachinformationen die Anwendung der hormonellen Notfallverhütung zu jedem Zeitpunkt im Zyklus so schnell wie möglich nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr erfolgen (8,9).
In der Apotheke sollten aufwendigen Zyklusberechnungen vermieden werden, denn die schwerwiegendste unerwünschte Arzneimittelwirkung wäre eine unerwünschte Schwangerschaft. Allein durch Zyklustagezählen ist die fruchtbare Phase der Frau nicht zu ermitteln.
Wichtig für das Beratungsgespräch zur "Pille danach" ist zu wissen, dass auch die rezeptfreie "Pille danach" erstattungsfähig ist. Frauen unter 20 Jahren erhalten beim Arzt ein entsprechendes Kassenrezept. Besonders bei jungen Frauen sollte der Preis nicht die Entscheidung beeinflussen, ein möglicherweise weniger wirksames Präparat abzugeben. Ulipristalacetat ist aufgrund der überlegenen Wirksamkeit der Standard in der Notfallverhütung, insbesondere da innerhalb der ersten 24 Stunden nach dem ungeschützten Geschlechtsverkehr die schwangerschaftsverhütende Wirkung fast dreimal so groß ist im Vergleich zu Levonorgestrel.
Die Notfallverhütung ist noch immer ein wichtiges Thema für Ärzte, insbesondere bei jungen Frauen (10). Der Arzt ist bei Frauen mit gewissen Grunderkrankungen (z. B. bei schweren Darmerkrankungen, die die Aufnahme des Medikaments beeinträchtigen oder bei erhöhtem Thromboserisiko), gleichzeitiger Anwendung von mehreren verschieden Medikamenten, Verdacht auf Gewaltanwendung, Verdacht auf eine bestehende Schwangerschaft, Bedarf an Kontrazeptionsberatung sowie bei Unsicherheiten in der Anamnese der richtige Ansprechpartner (11). Das sicherste postkoitale Verhütungsmittel ist die Kupferspirale, die nur vom fachkundigen Gynäkologen gelegt werden kann. Dieser Hinweis sollte im Beratungsgespräch zur Notfallverhütung stets erfolgen.
Weiterhin sind Hinweise auf "Safer Sex" und Möglichkeit einer HPV-Immunisierung sinnvoll und wesentlich, nicht nur bei jungen Mädchen - allerdings ab dem 19. Lebensjahr kostenpflichtig. Viele Krankenkassen bieten allerdings erweiterte Altersbestimmungen für die Übernahme dieser Impfung im Rahmen einer Zusatzleistung an bzw. bezahlen die Impfung auch für Jungen (12).
Auswertungen zur Entwicklung der Anzahl ungewollter Schwangerschaften sowie zu den Anwenderinnen von Notfallverhütung werden zeigen, ob die Beratungsqualität zur Pille danach in Deutschland nach höchsten Standard erfolgt.
Quellen:
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Quelle:
Berufsverband der Frauenärzte (BVF) e.V.
Pressemitteilung vom 28. August 2015
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Telefon: 089-244466-0, Fax 089-244466-100
E-Mail: bvf@bvf.de
Internet: www.bvf.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 29. August 2015
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