Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

INNERE/1309: Schilddrüsen-Autoimmunität und Fibromyalgie (DGE)


Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) - 28. September 2012
Medizinischen Kurznachrichten aus der Endokrinologie - Hormone und Stoffwechsel

Schilddrüsen-Autoimmunität und Fibromyalgie



Fibromyalgie-Patienten weisen nach einer neuen Arbeit aus Korea (1) häufiger Schilddrüsenantikörper auf als gesunde Kontrollpersonen: TPO-Antikörper fanden sich in 19% gegenüber 7% (p=0.04). Es bestand jedoch kein Einfluss der Antikörper auf das klinische Bild.

Bei Fibromyalgie-Patienten besteht häufig auch eine Autoimmunthyreoiditis und Hashimoto-Patienten können ähnliche Symptome wie bei Fibromyalgie aufweisen. Suk und Mitarbeiter (1) bestimmten die Schilddrüsenwerte freies Thyroxin, TSH und TPO-Antikörper sowie als klinische Fibromyalgie-Parameter das Fibromyalgia Impact Questionnaire (FIQ), den Pain Visual Analogical Scale (VAS) und die Anzahl positiver typischer Druckpunkte. Autoimmune rheumatologische Erkrankungen wurden durch Messung des Rheumafaktors und der antinukleären Antikörper ausgeschlossen.

Es wurden 149 euthyreote Fibromyalgie-Patienten rekrutiert und 68 vergleichbaren gesunden Kontrollpersonen gegenübergestellt: TPO-Antikörper fanden sich bei den Fibromyalgie-Patienten signifikant häufiger als bei den Kontrollpersonen. Die Patienten wurden in eine TPO-positive und eine TPO-negative Gruppe aufgeteilt. Zwischen ihnen bestand kein Unterschied im klinischen Bild, erfasst durch die typischen Parameter, und auch nicht in den Laboratoriumsparametern.

Kommentar des Referenten:

Da nur etwa jeder fünfte euthyreote Fibromyalgie-Patient Schilddrüsenantikörper aufwies und das Vorliegen von Schilddrüsenantikörpern keinen Einfluss auf das klinische Bild hatte, erscheint eine kausale Rolle von Schilddrüsen-autoimmunologischen Vorgängen in der Pathogenese der Fibromyalgie unwahrscheinlich. Ähnliche Befunde wurden schon zuvor erhoben (2,3), jedoch meist in Jodmangelgebieten, im Unterschied zu der Arbeit aus Korea, welches eine ausreichende Jodversorgung aufweist (1).

Literatur:

(1) J.H. Suk et al.: Association between thyroid autoimmunity and fibromyalgia.
Exp. Clin. Endocrinol. Diabetes 2012. 120: 401-404. Doi: 10. 1055/s-0032-1309008

(2) O.N. Pamuk and N. Cakir: The frequency of thyroid antibodies in fibromyalgia patients and their relationship with symptoms.
Clin. Rheumatol. 2007. 26: 55-59

(3) L. Bazzichi et al.: Association between thyroid autoimmunity and fibromyalgic disease severity.
Clin. Rheumatol. 2007. 26: 2115-2120


Endokrinologie ist die Lehre von den Hormonen, Stoffwechsel und den Erkrankungen auf diesem Gebiet. Hormone werden von endokrinen Drüsen, zum Beispiel Schilddrüse oder Hirnanhangdrüse, aber auch bestimmten Zellen in Hoden und Eierstöcken, "endokrin" ausgeschüttet, das heißt nach "innen" in das Blut abgegeben. Im Unterschied dazu geben "exokrine" Drüsen, wie Speichel- oder Schweißdrüsen, ihre Sekrete nach "außen" ab.

*

Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie e.V. (DGE)
c/o EndoScience Endokrinologie Service GmbH
Hopfengartenweg 19, 90518 Altdorf
Mediensprecher DGE, Prof. Dr. med. Dr. h. c. Helmut Schatz
DGE Pressestelle, Anna Voorman, Dagmar Arnold
Telefon: 0711 8931-380, Fax: 0711 8931-984
E-Mail: arnold@medizinkommunikation.org
DGE Homepage: www.endokrinologie.net


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2012