Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

CHIRURGIE/443: Leipzig erschafft Operationssaal der Zukunft (medizinkommunikation)


Medizinkommunikation Stuttgart - Mittwoch, 25. Mai 2011

Leipzig erschafft Operationssaal der Zukunft

Moderne OP-Technik verbessert Patientensicherheit


Leipzig - Ein Operationssaal gleicht heutzutage dem Cockpit eines Piloten: Navigationsgeräte, joystick-gesteuerte OP-Werkzeuge und andere technische Gerätschaften helfen den Chirurgen bei der Arbeit. Dank computergestützter Systeme können die Operateure immer komplexere Eingriffe vornehmen. In den Leipziger Innovationszentren International Reference and Development Centre for Surgical Technology (IRDC) und Innovation Centre Computer Assisted Surgery (ICCAS) entwickeln Wissenschaftler gemeinsam mit Medizinern des Universitätsklinikums Leipzig raffinierte Chirurgietechnik für den OP der Zukunft.

Eine zukunftsweisende Leipziger Entwicklung ist das Navigationssystems Navigation Panel Unit (NPU). Es leitet den Chirurgen - ähnlich wie das Vorbild aus dem Straßenverkehr - bei der Operation durch den Körper. Um dies zu ermöglichen, erstellt der Arzt vor der Operation mit dem Computertomographen (CT) ein digitalisiertes Bild des zu operierenden Körperteils. Gewebe, die der Arzt bei der OP auf keinen Fall berühren oder verletzten sollte - bei einer OP am Schädel beispielsweise der Gesichtsnerv - werden zuvor markiert. "Denn bei vielen Operationen spielt sich die Schnittführung im Millimeter-Bereich ab", erläutert Neurochirurg Professor Dr. med. Jürgen Meixensberger, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Leipzig und Sprecher des ICCAS-Vorstandes.

Während eines chirurgischen Eingriffs wandelt die Navigationseinheit die CT-Aufnahme in einen dreidimensionalen Raum um. Auf diese Weise sieht der Chirurg auf dem Bildschirm zu jeder Zeit exakt, wo er sich mit seinem Operationsinstrument befindet. Gelangt er in die Nähe eines kritischen Bereichs, greifen Sicherheitssysteme, ähnlich wie beim Rückwärtsfahren in modernen Autos: Eine Distanzanzeige leuchtet auf und ein Brummton setzt ein. "Bei einer solch filigranen Arbeit unterstützt das Navigationssystem den Chirurgen und senkt damit auch das Risiko von Komplikationen und Fehlern", sagt Professor Dr. med. Gero Strauß, Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde des Universitätsklinikums Leipzig und Vorstandsmitglied des ICCAS. In der Praxis haben die in Leipzig entwickelten Navigationssysteme bereits weltweit Einzug gehalten.

Auch die Entwicklung so genannter "Manipulatoren" wird am ICCAS vorangetrieben. Diese Instrumente unterstützen bei Operationen an kleinsten Blutgefäßen oder Nerven die ruhige Hand des Chirurgen. Der Operateur steuert das Gerät während des Eingriffs über einen Joystick. So kann er sehr präzise Schnitte ausführen.

"Trotz allen technischen Neuerungen im OP werden es auch in Zukunft nicht Roboter und Maschinen sein, die den Patienten operieren", betont Professor Andreas Dietz, Direktor der Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde am Universitätsklinikum Leipzig. Die Chirurgie sei nach wie vor ein Handwerk, das auf den Fähigkeiten von Ärzten und Assistenzpersonal basiert. Damit die Ärzte und das gesamte OP-Personal sich mit den technischen Neuerungen vertraut machen können, bietet die IRDC-Academy unter Leitung von Andreas Dietz jährlich Trainingskurse für über 300 Chirurgen, OP-Schwestern und Techniker an.


*


Quelle:
Medizinkommunikation Stuttgart
Anna Julia Voormann, Irina Lorenz-Meyer
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart
Berliner Büro: Langenbeck-Virchow-Haus
Luisenstraße 59, 10117 Berlin
Fon 0711/8931-552, Fax 0711/8931-167
E-Mail: voormann@medizinkommunikation.org
lorenz-meyer@medizinkommunikation.org


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2011