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CHIRURGIE/461: Kinderchirurgie - Durch High-End-Methoden Überlebensrate und Lebensqualität steigern (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin / Kommunikation - 07.09.2012

Kinderchirurgie - Angeborene Fehlbildungen bei Kindern

Durch High-End-Kinderchirurgie Überlebensrate und Lebensqualität steigern



Berlin/Hamburg - Etwa fünf bis sieben Prozent aller in Deutschland geborenen Kinder weisen eine Fehlbildung auf: Sie kommen zum Beispiel mit einem Darmverschluss, Zwerchfellbruch oder Herzfehler zur Welt. Ein Drittel davon ist so schwerwiegend, dass die Kinder noch im Geburtsmonat operiert werden müssen. Über Fortschritte aber auch Grenzen in der Chirurgie von Früh- und Neugeborenen mit Fehlbildungen diskutieren Experten auf der 50. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie (DGKCH) vom 13. bis 16. September 2012, CCH-Congress Center Hamburg.

"Mutter und Kind wohlauf?", das ist oft die erste Frage von Familie und Freunden nach der Geburt eines Babys. Ein gesundes Kind ist zwar die Regel, aber keine Selbstverständlichkeit. Erkrankungen, die Kinderchirurgen bereits in den ersten Lebensstunden oder Lebenstagen operieren müssen, sind vor allem Verschlüsse der Speiseröhre und des Darmes, Bauchwanddefekte, Zwerchfellbrüche und Lungenfehlbildungen. Viele dieser Krankheitsbilder waren noch vor fünfzig Jahren den Geburtshelfern weitgehend fremd, mögliche Operationen unbekannt oder unzureichend. Entsprechend hoch war die Sterblichkeitsrate: Nahezu die Hälfte der Kinder mit schwerwiegenden angeborenen Fehlbildungen starb damals noch. Erst eine verbesserte vorgeburtliche Diagnostik, Intensivmedizin, Kinderanästhesie und Kinderchirurgie senkten diese Rate auf heute etwa fünf Prozent. "Moderne mikrochirurgische kindgerechte Operationstechniken, der Einsatz der minimal invasiven Chirurgie und vor allem auch die verbesserte intensivmedizinische Betreuung der Kinder vor und nach der Operation ermöglichen, dass viele betroffene Kinder heute überleben und ohne schwerwiegende Einschränkungen aufwachsen", sagt Professor Dr. med. Udo Rolle, Chefarzt der Kinderchirurgie im Universitätsklinikum in Frankfurt im Vorfeld des 50. Kongresses der DGKCH. "Erhebliche Fortschritte konnten wir beispielsweise bei der Behandlung von Kindern mit fehlendem Darmausgang oder falsch angelegter Harnröhrenöffnung erzielen, gerade was die Kontrolle ihrer Ausscheidungen angeht. Damit ist es uns gelungen, ihre Lebensqualität deutlich zu verbessern" berichtet Professor Rolle. Auch große, verstümmelnde Narben seien mittlerweile eine Seltenheit, lange, belastende Krankenhausaufenthalte aufgrund neuer OP-Methoden häufig nicht mehr notwendig. Dennoch: "Angeborene Fehlbildungen sind trotz aller medizinischen Fortschritte oft schwierig und langwierig zu behandeln". Die optimale und kindgerechte Behandlung dieser kleinsten Früh- und Neugeborenen erfordere gebündelte Kompetenz. "Nur an Perinatalzentren sind hoch spezialisierte Ärzteteams bestehend aus Kinderradiologen, Kinderanästhesisten, Pränataldiagnostikern, erfahrenen Kinderchirurgen, Neonatologen, Intensivmedizinern und Kinderpflegekräften auf diese komplexen Therapien vorbereitet" so der Experte. Da jede einzelne der angeborenen Fehlbildungen selten vorkomme, verfügten nur große Zentren, die entsprechend viele Kinder behandeln über ausreichende Erfahrung.

Leider könne nicht allen Patienten befriedigend geholfen werden und einige Kinder bleiben lebenslang schwer beeinträchtigt. Um hier weitere Fortschritte zu erzielen, fordert der Experte mehr Investitionen: "Diagnose und Prävention schwerwiegender Fehlbildungen, ihre bestmögliche Therapie und Hilfe für betroffene Kinder und Eltern sind zentrale Aufgaben des Gesundheitssystems", sagt DGKCH-Vorstandsmitglied Professor Rolle. Denn jedes Kind habe einen Anspruch auf das erreichbare Höchstmaß an Gesundheit. "Unser erklärtes Ziel ist es, allen Kindern die Teilhabe am beruflichen wie gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen".


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution76

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin - Kommunikation, 07.09.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. September 2012