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GYNÄKOLOGIE/490: Röntgen in der Schwangerschaft - Ein vermeidbares Risiko (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Mittwoch, 1. April 2009

Röntgen in der Schwangerschaft - Ein vermeidbares Risiko


fzm - Eine Röntgenuntersuchung oder eine Computertomografie müssen während der Schwangerschaft vermieden werden, da die Strahlung dem ungeborenen Kind schwere Schäden zufügen kann. Welche Alternativen es gibt und wann im Ausnahmefall doch eine Röntgenuntersuchung notwendig werden kann, erläutern zwei Expertinnen in der Fachzeitschrift "DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift" (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2009).

Das Ungeborene reagiert sehr empfindlich auf Röntgenstrahlen, erläutert Dr. Katja Siegmann von der Universität Tübingen. Zu Beginn der Schwangerschaft könne es zum Absterben der Frucht kommen, später seien Fehlbildungen möglich. Diese Gefahr bestehe vor allem in den ersten 20 Wochen, weil sich während dieser Zeit die Organe ausbilden. Danach kommt es im Wesentlichen nur noch zu einer Größenzunahme, aber aus Vorsicht verzichten die Ärzte auch dann, wenn möglich, auf eine Röntgenuntersuchung. Das gelte auch für die Computertomografie (CT), die eine Variante der Röntgenuntersuchung ist, bei der Schichtaufnahmen des Körpers erstellt werden. Schichtaufnahmen entstehen auch bei der Kernspintomografie (MRT). Sie ist jedoch im Unterschied zum CT keine Röntgenuntersuchung, stellt Dr. Siegmann klar: Es gebe derzeit keine Hinweise, dass der Fötus durch das starke Magnetfeld bei der MRT geschädigt wird. Deshalb sollte es in der Schwangerschaft dem CT vorgezogen werden.

Problematisch seien MRTs, wenn sie den Einsatz eines Kontrastmittels erfordern. Es gelangt laut Dr. Siegmann über die Plazenta in den Kreislauf des Kindes. Welche Auswirkungen dies hat, sei bisher nicht vollständig geklärt. Deshalb würden Ärzte ein Kontrastmittel nur dann geben, wenn es unbedingt erforderlich sei.

Nach Auskunft von Privatdozentin Dr. Gabriele Meyberg-Solomayer von der Universitätsfrauenklinik in Tübingen eignet sich das MRT auch, um Fehlbildungen in der Spätschwangerschaft zu untersuchen. Vor allem Veränderungen im Gehirn könnten besser beurteilt werden als mit einer Ultraschalluntersuchung. Aber auch in anderen Fragestellungen könne das fetale MRT wichtige Zusatzinformationen liefern.

Die meisten mütterlichen und kindlichen Erkrankungen während der Schwangerschaft klären die Frauenärzte jedoch weiterhin durch Ultraschalluntersuchungen. Mit modernen Geräten finden die Ärzte häufig auch die Ursache von schweren Bauchschmerzen, in der Fachsprache akutes Abdomen genannt, die der häufigste Grund ist, trotz Schwangerschaft eine Computertomografie durchzuführen. Beide Expertinnen betonen, dass bei Gefahr für Leben und Gesundheit von Mutter und Kind im Einzelfall und nach einer sorgfältigen Abwägung von Nutzen und Risiken eine Röntgenuntersuchung erforderlich sein kann.


K. C. Siegmann et al.:
Radiologische Untersuchungen in der Schwangerschaft.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (14): S. 686-689

G. C. Meyberg-Solomayer:
Radiologische Untersuchungen in der Schwangerschaft aus gynäkologischer Sicht.
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2009; 134 (14): S. 690


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Quelle:
FZMedNews - Mittwoch, 1. April 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 3. April 2009