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GYNÄKOLOGIE/540: Neue Strategien gegen das prämenstruelle Syndrom (idw)


Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V. - 01.03.2012

Neue Strategien gegen PMS


Eine gesteigerte Wahrnehmung für die natürlichen Schwankungen der Hormonspiegel - dies scheint in den meisten Fällen die Ursache für PMS zu sein, das prämenstruelle Syndrom. Etwa jede vierte bis fünfte Frau kennt PMS und leidet darunter. Allerdings gibt es zahlreiche in Studien erprobte Strategien, um die zahlreichen PMS-Symptome zu mildern.

Zum PMS-Komplex gehören Stimmungsschwankungen mit Depressivität und erniedrigter Reizschwelle, Rückenschmerzen, Verdauungs- und Appetitstörungen, Hautunreinheiten bis hin zur Akne, Spannen in der Brust und manchmal auch Wassereinlagerungen in Füßen, Händen und im Gesicht. Bis heute ist allerdings nicht geklärt, ob es tatsächlich nur die Hormone des Menstruationszyklus sind, deren Schwankungen PMS hervorrufen, oder ob der Symptomkomplex noch andere Ursachen hat.

In erster Linie empfehlen Experten regelmäßigen Sport mindestens dreimal pro Woche und vor allem in der PMS-Zeit ausreichenden Schlaf, Verzicht auf Kaffee, Colagetränken, Tee, Alkohol und Salz und eine geringere Flüssigkeitsaufnahme als ansonsten gewohnt. Koffein verstärkt PMS-Symptome um ein Vielfaches; vor allem Spannen in der Brust wird durch eine hohe Flüssigkeitsaufnahme und Koffein verstärkt. Auch zwischen Zigarettenrauchen und PMS findet sich ein deutlicher Zusammenhang.

Ein weiterer wichtiger Aspekt des PMS ist das Körpergewicht. Frauen mit höherem Gewicht leiden deutlich häufiger unter PMS als schlanke Frauen. Das könnte aber daran liegen, dass PMS-typische Symptome wie Depressivität, Gereiztheit, Angst, Erschöpfung u.a. sich häufig durch schnell resorbierbare Kohlenhydrate bessern lassen, also durch Süßigkeiten, Kekse, Kuchen. Allerdings gibt es auch gute Nachrichten: Auch eine fettarme und betont vitaminreiche Ernährung verbessert die PMS-Symptome deutlich. Vor allem für Kalzium, Vitamin D und Vitamin B6 sind diese Effekte in Studien erprobt. Zudem hilft der regelmäßige Verzehr von fettreichem Fisch, PMS-Symptome zu verringern.

Wenn nicht-medikamentöse Maßnahmen nicht ausreichen, so können Medikamente eingesetzt werden. Am häufigsten werden die Pille und Antidepressiva eingesetzt. Auch Mönchspfeffer in ausreichend hoher Dosierung kann hilfreich sein. Allerdings sind nicht alle Verhütungsmedikamente geeignet, sondern vor allem solche mit einer Kombination aus einem Östrogen- und einem Gestagen-Anteil. Außerdem scheint es günstig zu sein, wenn die Pillenpause kürzer gehalten wird als üblich oder wenn das Arzneimittel über mehrere Wochen durchgängig genommen wird - ein so genannter Langzyklus.

Unter den Antidepressiva sind vor allem solche bei PMS wirkungsvoll, die nach einem Nervenimpuls die Wiederaufnahme des Überträgerstoffes Serotonin in die Nervenendigungen hemmt, so genannte SSRIs. Es wurde untersucht, ob es ausreicht, SSRIs nur in den letzten Tagen des Zyklus einzunehmen. Aber diese Strategie hat sich nicht bewährt. Diese Antidepressiva müssen kontinuierlich über mehrere Monate hinweg eingenommen werden, bevor sich die Situation so weit stabilisiert hat, dass man die Arzneimittel probeweise weglassen kann.

© DGGG und BVF 2012

Quelle: Ludwig, M., PMS gezielt und evidenzbasiert therapieren.
FRAUENARZT 53(2012); 44-50.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution660


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e.V.
Dr. med. Susanna Kramarz, 01.03.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. März 2012