Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FACHMEDIZIN

ONKOLOGIE/1061: Chemotherapie - Der Patient soll immer mitentscheiden können (BNG)


Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Informationen aus der Gastroenterologie - Montag, 29. März 2010

Chemotherapie - Der Patient soll immer mitentscheiden können


(29.03.2010) In einem Pilotprojekt unter Federführung der Uniklinik und des Nationalen Tumorzentrums in Heidelberg wird ein Modell entwickelt, dass dem Patienten verständlich aufbereitete Informationstafeln an die Hand gibt und so eine eigenständige Entscheidung über seine Krebstherapie ermöglicht.

"In einem Aufklärungsgespräch wird ein Krebspatient mit Informationen über die Vor- und Nachteile der weiteren Therapieangebote oft derart überfordert, dass eine überlegte Entscheidung kaum zu erwarten ist", erklärt die Sprecherin des Berufsverbandes Niedergelassener Gastroenterologen, Prof. Dr. Birgit Kallinowski, die als Referenzonkologin in das Pilotprojekt involviert ist. "Es kommt deshalb darauf an, die relevanten Aspekte für oder gegen eine Therapieoption verständlich und nachvollziehbar über das Beratungsgespräch hinaus verfügbar zu machen, damit der Patient anschließend in Ruhe überlegen kann, was für ihn das Richtige ist."

Das Krankheitsbild, das für die Studie ausgewählt wurde, ist Darmkrebs im Stadium II. Die Patienten befinden sich noch in einem Frühstadium der Tumorerkrankung, in dem eine Operation in vielen Fällen zu vollständiger Heilung führt. Durch eine anschließende Chemotherapie können die Heilungschancen weiter verbessert werden und die Patienten müssen entscheiden, ob sie diese Möglichkeit nutzen wollen oder nicht. Als Kriterium für den Behandlungserfolg dient die Rückfallrate innerhalb von fünf Jahren, die stark von der Aggressivität des Tumors und individuellen Risikofaktoren abhängt.

Die größte Schwierigkeit besteht für die betroffenen Patienten darin, die statistischen Angaben über die Risikoverminderung durch eine Chemotherapie im Anschluss an die Operation richtig zu verstehen. Die Entscheidungstafeln stellen den Effekt der Chemotherapie für mehr oder weniger aggressive Tumoren mit und ohne zusätzliche Risikofaktoren (wie z.B. Tumoreinbruch in ein Blutgefäß, Entartungsgrad, Tumoreinriss, Operation unter Notfallbedingungen) in eindeutigen Bildern dar. Darüber hinaus werden der Ablauf der Chemotherapie, die möglichen Medikamente und deren Vor- und Nachteile erklärt.

"Wenn der Patient selbst aktiv in die Therapieentscheidung einbezogen ist und nicht das Gefühl hat, dass über seinen Kopf hinweg entschieden wird", so Prof. Kallinowski, "steigt seine Bereitschaft, die Therapie auch unter Inkaufnahme von Nebenwirkungen bis zum Ende durchzuhalten. Damit verbessern sich seine Heilungschancen deutlich."


Regelmäßige Informationen finden Sie auch auf unserer Internet-Seite:
www.gastromed-bng.de


*


Quelle:
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Holdergärten 13, 89081 Ulm
Telefon: 0700 / 26 42 64 26, Fax: 0731 / 70 54 711
E-Mail: info@gastromed-bng.de
Internet: www.gastromed-bng.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. März 2010