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HYGIENE/106: Saubere Hände, saubere Kliniken - Krankenhaushygieniker raten zu mehr Schulungen (KIT 2014)


12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2014)
Pressemitteilung vom 23.06.2014

Saubere Hände - saubere Kliniken / Krankenhaushygieniker raten zu mehr Schulungen



Köln - Die Infektionsgefahr in Kliniken in Deutschland ist deutlich geringer als in vielen Nachbarländern, wie eine Studie der europäischen Gesundheitsbehörde ECDC (European Centre for Disease Prevention and Control) zeigt. Allerdings deckt die Untersuchung auch Lücken in der deutschen Krankenhaushygiene auf: Vor allem mangelt es an geschulten Fachkräften, die Hygienestandards sicherstellen. Im europaweiten Vergleich liegt Deutschland hier auf den hinteren Plätzen. Doch erzielen Kliniken durch sorgfältige Händedesinfektion und eine konsequente Datenerfassung in Risikobereichen bereits Erfolge.

Die Rate an in Krankenhäusern erworbenen Infektionen beträgt nach der im Sommer 2013 veröffentlichten ECDC-Studie etwa fünf Prozent. "Deutschland liegt damit deutlich unterhalb der durchschnittlichen Infektionsrate in Europa", sagt Professor Dr. med. Sebastian Lemmen, Vize-Kongresspräsident des KIT und Leiter des Zentralbereiches für Krankenhaushygiene und Infektiologie am Universitätsklinikum Aachen. Aufholbedarf sieht der Facharzt vor allem bei der Händedesinfektion im Krankenhaus. Zwar hätten Kliniken durch Schulungen und die regelmäßige Erfassung des Verbrauchs von Händedesinfektionsmittel Fortschritte erzielt. "Bei dieser wichtigsten infektionspräventiven Maßnahme liegt Deutschland insgesamt aber nur im europäischen Mittelfeld. Nur sorgfältig und regelmäßig geschultes Personal kann die notwendigen Standards zuverlässig einhalten", betont er. Ein 2011 beschlossenes Gesetz zur Krankenhaushygiene verpflichtet die Bundesländer zur Einführung einer Landeshygieneverordnung. Bis 2016 ist der Einsatz von Hygienefachkräften somit verbindlich vorgeschrieben.

Auch das Krankenhaus-Infektions-Surveillance-System (KISS), das seit 1997 sogenannte "nosokomiale" Infektionen in deutschen Kliniken erfasst, trägt zu einer Verbesserung der Krankenhaushygiene bei: Die Häuser, die am KISS teilnehmen, konnten die am häufigsten vorkommenden nosokominalen Infektionen wie Harnwegsinfekte, Lungenentzündungen, Wundinfektionen oder Sepsis um bis zur Hälfte verringern. "Auch die Ansteckung mit dem multiresistenten Erreger MRSA reduzierte sich in den mit KISS ausgestatteten Krankenhäusern um durchschnittlich ein Drittel," so der Experte.

Kliniken nehmen am KISS freiwillig teil. Die Datenerfassung und -analyse konzentriert sich auf bestimmte Risikobereiche, zum Beispiel Intensivstationen, Frühgeborene oder auf Patienten nach Knochenmarktransplantationen. Die Krankenhäuser übermitteln ihre nach einem standardisierten System erfassten Daten an das Nationale Referenzzentrum (NRZ) für Surveillance von nosokomialen Infektionen. "Dieses Vorgehen ermöglicht einen Vergleich zwischen verschiedenen Stationen, was auf eventuelle Infektionsprobleme hinweisen kann", erklärt Lemmen.


Quellen:

http://www.ecdc.europa.eu/en/publications/publications/healthcare-associated-infections-antimicrobial-use-pps.pdf
(ECDC-Bericht)

http://www.nrz-hygiene.de/surveillance/kiss/


Terminhinweise:

Symposium: HIV - Krankenhaushygiene - ein Update
Vorsitz: R. Schulze-Roebbecke, Düsseldorf; E. Meyer, München
Termin: Freitag, 27. Juni 2014, 15.45 bis 16.45 Uhr
Ort: Gürzenich, Köln, Großer Saal

12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin (KIT 2014)
Termin: 25. bis 28. Juni 2014
Ort: Gürzenich Köln
Anschrift: Martinstraße 29-37, 50667 Köln

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Quelle:
Kongresspressestelle
12. Kongress für Infektionskrankheiten und Tropenmedizin
Janina Wetzstein/Anna Voormann/Kathrin Gießelmann
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Tel.: 0711 8931-457, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: wetzstein@medizinkommunikation.org
Internet: www.KIT2014.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2014