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MELDUNG/010: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 26.11.09 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Jenaer Impftag am 28. November zur Schutzfunktion von Impfungen bei Kindern
→  Neue Bilder vom Leben: Lebende Zellen im dreidimensionalen Umfeld beobachten
→  Neuer Sonderforschungsbereich - Wie zelluläre Prozesse zur komplexen Gehirnfunktion führen
→  Fachbibliothek Medizin in Düsseldorf: Baubeginn für eine OASE auf dem Campus
→  Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 25.11.2009

Raute

Friedrich-Schiller-Universität Jena - 25.11.2009

Kinder impfen heißt Kinder schützen

Jenaer Impftag am 28. November zur Schutzfunktion von Impfungen bei Kindern

Jena. "Impfen ist eine unserer wirksamsten medizinischen Maßnahmen, um Krankheiten vorzubeugen", betont Professor Dr. James F. Beck, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Jena. "Es wäre ganz fatal, wenn es jetzt im Zuge der Debatten um die Neue Grippe einen Vertrauensverlust in der Bevölkerung gegenüber der Schutzmaßnahme Impfung geben würde", so der Kinderarzt.

Das Thema "Neue Grippe" wird daher auch die Teilnehmer des Jenaer Impftages am 28. November beschäftigen, wenn auch nur als eines unter vielen. "Trotz aller Aktualität der sogenannten Schweinegrippe ist es das Hauptanliegen unserer Tagung, den Stand in Sachen Impfschutz bei Kindern insgesamt zu betrachten und zu diskutieren", so Beck. Dazu versammelt der Impftag in diesem Jahr inzwischen zum 13. Mal etwa 150 Thüringer Kinderärzte, Internisten und Allgemeinmediziner in Jena.

"Wir können sehr stolz sein, denn Thüringen hat bei Kleinkindern deutschlandweit die höchsten Impfraten aufzuweisen", freut sich Prof. Beck. "Mit Raten von 95 Prozent bis 99 Prozent geimpfter Kleinkinder ist damit ein Stand erreicht, bei dem wir sicher sein können, dass es keine Ausbrüche der in ihren Folgen oft unterschätzten Kinderkrankheiten und anderer Infektionskrankheiten wie Diphtherie geben wird".

Dennoch bleibt das Thema Impfschutz aktuell - nicht nur angesichts der Neuen Grippe, sondern auch mit Blick auf die vielen neuen Schutzimpfungen, die immer wieder hinzukommen. In den letzten Jahren waren dies vor allem die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs für junge Mädchen und die Rotavirus-Impfung bei Säuglingen, die beide auch Thema der November-Tagung in Jena sein werden. Während die Impfung gegen Gebärmutterhalskrebs zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen gehört, ist dies bei der Rotavirus-Impfung noch nicht immer der Fall. Zudem zählt in Thüringen die Schluckimpfung bisher im Gegensatz zu Sachsen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern auch nicht zu den empfohlenen Impfungen. "Hier gibt es sicher Nachholbedarf, denn dieser gut verträgliche Schutz gegen schwere Durchfallerkrankungen durch Rotaviren vor allem der Kleinsten ist aus Sicht der Kinderärzte dringend zu empfehlen", erklärt dazu Professor Beck.

Dies gilt nach seiner Meinung auch insgesamt für einen möglichen Impfschutz: "Auch wenn die Entscheidung über eine Immunisierung immer individuell zu fällen bleibt, so ist unsere ärztliche Position hier eindeutig: Wenn es eine sichere Schutzmöglichkeit gibt, sollte man diese auch nutzen", sagt James Beck mit Blick auf aktuelle Diskussionen. "Kinder impfen heißt immer Kinder zu schützen vor Erkrankungen, in deren Folge es zum Teil ganz schreckliche Schicksale geben kann, und vor denen wir schon ganze Generationen bewahren konnten."

• 13. Jenaer Impftag
28. November 2009, 9.00 Uhr bis 13.00 Uhr
Hörsaal 2, Campus der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Carl-Zeiß-Straße 3

Kontakt:
Prof. Dr. James F. Beck
Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Jena
E-Mail: James.Beck[at]med.uni-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution23

Quelle: Friedrich-Schiller-Universität Jena, Helena Reinhardt, 25.11.2009

Raute

Forschungsschwerpunkt Biophotonik - 24.11.2009

Neue Bilder vom Leben: Lebende Zellen im dreidimensionalen Umfeld beobachten

Ganz neue Einsichten in die dreidimensionalen Netzwerke lebender Zellen konnte der Forschungsverbund "3D-Tissue Screen" im Rahmen eines BMBF-Förderprojekts gewinnen. Die Partner aus Industrie und Wissenschaft haben ein Lebendzell-Mikroskop erstellt, mit dessen Hilfe sie komplexe dynamische Vorgänge in Herzmuskelzellen mit bisher unerreichter Geschwindigkeit beobachten konnten. Dies legt die Grundlagen für ein besseres Verständnis von Herzrhythmusstörungen. Mit einem zweiten Mikroskopie-Aufbau gelang es dem Verbund, den Mechanismen der Alzheimer-Krankheit genauer als bisher nachzuspüren.

Ein besseres Verständnis der Ursachen und Mechanismen von Erkrankungen gehört zu den vordringlichsten Zielen der biomedizinischen Forschung - gilt es doch als Schlüssel zur Entwicklung neuer, zielgerichteter Therapien. Um das funktionelle Zusammenspiel der beteiligten Moleküle und Strukturen in ihrer na-türlichen Umgebung, nämlich in lebenden Zellen und im Gewebe, zu beobachten, ist die Lichtmikroskopie grundsätzlich wie kein zweites Werkzeug geeignet. Bisher verfügbare Mikroskope sind jedoch nicht für automatisierbare Hochdurchsatz-Anwendungen ausgelegt. Deshalb hat der Forschungsverbund "3D-Tissue Screen" seit Mai 2007 verschiedene Konzepte als Basis einer geeigneten Mikroskopie-Plattform erforscht und validiert. Mit einem Funktionsmuster der neuen 3D-Reader-Plattform lassen sich lebende Zellen in speziellen Zellkammern in ihrer natürlichen, dreidimensionalen Umgebung halten, beeinflussen - etwa durch elektrische Stimulation - und ihr Verhalten genau studieren. Das Konzept ist auf hohen Probendurchsatz ausgelegt und kombiniert verschiedenste mikroskopische Verfahren vom Laserscanning über Fluoreszenzlebensdauer-Messungen bis hin zur digitalen Holografie, einem anfärbungsfreien quantitativen Phasenkontrastverfahren. Unter der Leitung von Prof. Dr. Rainer Uhl (TILL Photonics GmbH, Gräfelfing b. München und LMU München) brachten insgesamt fünf Industriepartner und sechs Forschungseinrichtungen ihr Wissen ein. Sie konnten den Nutzen ihrer Lösungen bereits in einer Reihe von Anwendungen demonstrieren.

Herzrhythmusstörungen verstehen

An der Universität des Saarlandes wurde die 3D-Reader-Plattform für die Untersuchung von Herzmuskelzellen optimiert und eingesetzt. Das Institut für Molekulare Zellbiologie (MCB) verfügt über ein 3D-Zellmodell menschlicher Herzmuskelzellen und will damit die zellulären Ursachen und Mechanismen von Herzrhythmusstörungen weiter aufklären sowie Ansätze für neue pharmakologische Therapien entwickeln.

Wandernde Zellen

Die dreidimensionale Bewegung von roten Blutkörperchen konnten Forscher am Centrum für Biomedizinische Optik und Photonik der Universität Münster mithilfe des neuen Mikroskops und einem Modul für die Digitale Holografie verfolgen. Das Verfahren ist besonders schonend, weil es ohne den Zusatz von Fluoreszenzmarkern auskommt. Es soll unter anderem in der Krebsforschung weitere Erkenntnisse über die Migration von Krebszellen (sog. Chemotaxis) liefern.

Alzheimer-Plaques: Wachstum langsamer als bisher vermutet? Am Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung (ZNP) der LMU München entstand ein weiterer Versuchsaufbau, ein Zweiphotonen-Intravital-Mikroskop, das die Strukturen lebender Nervenzellen abbilden kann. Die Forscher konnten damit Mechanismen der Alzheimer-Erkrankung genauer als zuvor studieren. Sie vermuten nun, dass sich Alzheimer-Plaques, die krankheitstypischen Ablagerungen im Gehirn, langsamer bilden als bisher vermutet.

Zu den weiteren Anwendungen der neuen Technologie, die der Verbund erforscht hat, gehört die Zweiphotonen-Endoskopie für die intraoperative Gewebediagnostik sowie die Untersuchung von Pflanzenwurzelzellen für eine umweltfreundliche Schädlingsbekämpfung. Der Forschungsverbund aus Wirtschaft und Wissenschaft ist seit Mai 2007 aktiv. Während einige Partner ihre Teilprojekte vor kurzem erfolgreich abschließen konnten, werden das Forschungsmuster und seine Komponenten zur Zeit noch weiter optimiert. N1ch dem voraussichtlichen Projektende im April 2010 will die TILL Photonics GmbH diese zügig zu einer marktfähigen Lösung weiterentwickeln. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat den Projektverbund im Rahmen des Forschungsschwerpunktes Biophotonik mit etwa 3,3 Millionen Euro unterstützt, die beteiligten Firmen investierten weitere 2,2 Millionen Euro.

• Forschungsverbund 3D-Tissue Screen
Projektpartner:
- TILL Photonics GmbH, Gräfelfing
- TOPTICA Photonics AG, Gräfelfing
- arivis - Multiple Image Tools GmbH, Rostock
- ibidi GmbH, München
- PicoQuant GmbH, Berlin
- Universität Münster, Centrum für Biomedizinische Optik und Photonik (CeBOP)
- LMU München, BioImaging Zentrum (BIZ)
- LMU München, Zentrum für Neuropathologie und Prionforschung (ZNP)
- Universität des Saarlandes, Institut für Molekulare Zellbiologie (MCB)
- Universitätsklinikum München, LIFE-Zentrum, Laser-Forschungslabor (LFL)
- Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Zentrum für Angewandte Biowissenschaften (ZAB)

Verbundkoordinator:
Prof. Dr. Rainer Uhl
TILL Photonics GmbH
E-Mail: rainer_uhl@me.com

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.biophotonik.org
Internetauftritt des BMBF-Forschungsschwerpunktes Biophotonik

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image104848
Gefärbte Herzmuskelzellen, mit der 3D-Mikroskopieplattform aufgenommen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution759

Quelle: Forschungsschwerpunkt Biophotonik, Dr. Marion Jürgens, 24.11.2009

Raute

Ludwig-Maximilians-Universität München - 25.11.2009

Neuer SFB an der LMU gestartet
Wie zelluläre Prozesse zur komplexen Gehirnfunktion führen

In den letzten Jahrzehnten waren die Neurowissenschaften vor allem auf zwei Gebieten erfolgreich: Erstens konnten sie gänzlich neue Einblicke in die molekularen und zellulären Grundlagen neuronaler Systeme erhalten. Zweitens, dank funktioneller Bildgebung und anderer moderner Verfahren, konnten sie immer genauer auch die Aktivierungsmuster im lebenden Gehirn darstellen.

Doch wie werden zelluläre Mechanismen in diese höheren Gehirnfunktionen übersetzt? Zur Untersuchung dieser Frage bietet sich die Verarbeitung verhaltensrelevanter Information auf der Ebene spezifischer, gut beschriebener neuronaler Schaltkreise an. Die Wissenslücke zu den Vorgängen zwischen molekular-zellulären und höheren Verarbeitungsebenen soll nun der neu eingerichtete Sonderforschungsbereich (SFB) 870 "Bildung und Funktion neuronaler Schaltkreise in sensorischen Systemen" schließen. Sprecher des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts ist Professor Benedikt Grothe vom "Munich Center for Neurosciences - Brain and Mind" (MCN LMU), aus dem heraus die Initiative für den neuen SFB entwickelt und betreut wurde.

Die Neurowissenschaft gilt vielfach bereits als Schlüsseldisziplin der kommenden Jahre. Können hier doch nun - nicht zuletzt dank rasanter technischer Fortschritte - tiefe Einblicke in das Zusammenspiel und die Funktion der Neuronen gewonnen werden. Fragen nach den molekularen und zellulären Grundlagen der Prozesse in unserem Gehirn werden damit immer mehr der wissenschaftlichen Analyse zugänglich. Daneben kann unser Denkorgan "als Ganzes" jetzt aber auch immer besser bei der Arbeit beobachtet werden: Verfeinerte bildgebende Verfahren zeigen die Aktivierungsmuster im Gehirn: Welche Areale sind bei welcher Tätigkeit aktiv? "Was nun aber noch fehlt, ist die Verbindung dieser Erkenntnisse", sagt Professor Grothe, der Sprecher des neu eingerichteten SFBs. "Wir wissen noch nicht, wie die Vorgänge in den Zellen und an den Synapsen mit den komplexen Leistungen und den Aktivierungsmustern des Gehirns zusammenhängen. Deshalb müssen wir zunächst verstehen, wie einzelne Schaltkreise funktionieren und wie Information in kleineren und mittleren Neuronenpopulationen repräsentiert wird." Eine Lücke, die der neue SFB schließen soll:

Die Forscher erhoffen sich von diesem Projekt ein besseres Verständnis der Informationsverarbeitung in sensorischen Systemen, deren Entwicklung und Plastizität. In einem ersten Schritt sollen dafür neuronale Schaltkreise in sensorischen Systemen verschiedener Modellorganismen untersucht werden. "Diese Schaltkreise verarbeiten spezifische und bekannte Information und bieten eine Reihe von konzeptionellen Vorteilen gegenüber anderen neuronalen Schaltkreisen", berichtet Grothe. "Zum einen haben sich die sensorischen Schaltkreise über Jahrmillionen an ihre Aufgaben angepasst, also an die Verarbeitung verhaltensrelevanter Stimuli. Deren physikalische Parameter lassen sich vielfach experimentell präzise kontrollieren und manipulieren - und dazu kommt der Vorteil, dass sich gerade sensorische neuronale Schaltkreise oft durch eine klare Beziehung zwischen Struktur und Funktion auszeichnen."

Die experimentelle Analyse von Schaltkreisfunktionen ist hier besonders gut möglich, weil die sensorische Information in parallelen, anatomisch abgrenzbaren Bahnen vearbeitet wird, die klare und testbare Funktionen haben. So lassen sich auch aktuelle Modelle zur neuronalen Verarbeitung sensorischer Information, die aus der theoretischen Neurobiologie, der "Computational Neuroscience", kommen, mit Hilfe neuer experimenteller Techniken konkret testen. "Diese wissenschaftliche Interaktion wiederum ist nötig, um von einer deskriptiven Ebene auf die eines echten Verständnisses von Gehirnfunktion zu kommen", sagt Grothe. Im SFB 870 wird dieser Ansatz einen Schwerpunkt bilden. Eine ganze Reihe weiterer Projekte befasst sich mit neuesten Techniken zur gezielten Manipulation einzelner Neuronengruppen, etwa durch genetische Veränderungen oder durch optische Kontrolle der Aktivität einzelner Neurone oder Neuronengruppen durch lichtgesteuerte Moleküle.

In München und Umgebung arbeiten bereits einige Gruppen, die sich mit unterschiedlichen sensorischen Systemen befassen, etwa dem Hören, Sehen, Riechen und dem Gleichgewichtssinn. Hier kommt seit langem eine ganze Palette konzeptioneller und experimenteller Herangehensweisen zum Einsatz. Damit ist der SFB in einem wissenschaftlichen Umfeld angesiedelt, das schon jetzt für die Erforschung neuronaler Schaltkreise und ihrer Funktionsweise herausragend ist. Neben der LMU als Sprecherhochschule sind die TU München, das Max-Planck-Institut für Neurobiologie und das Helmholtz Zentrum München beteiligt. Der SFB setzt sich aus 23 wissenschaftlichen und einem administrativen Teilprojekt zusammen. Bei einer maximalen Laufzeit von zwölf Jahren wird er zunächst mit rund zehn Millionen Euro für vier Jahre gefördert. (suwe)

Ansprechpartner:
Professor Benedikt Grothe
Biozentrum der LMU München
E-Mail: grothe@lmu.de
Web: www.neuro.bio.lmu.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution114

Quelle: Ludwig-Maximilians-Universität München, Luise Dirscherl, 25.11.2009

Raute

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf - 25.11.2009

Fachbibliothek Medizin
Baubeginn für eine OASE auf dem Campus

Dank der 12,9 Mio Euro Baumittel aus dem Konjunkturpaket II des Bundes, die das Universitätsklinikum Düsseldorf für den Neubau der Fachbibliothek Medizin beim Land NRW beantragt hatte, begann mit dem Spatenstich am Mittwoch, den 25.11. die Bauphase für das innovativ konzipierte Gebäude. Seine ansprechende Architektur symbolisiert die lebendige Lehrkultur am Standort.

"Wir haben uns für die große Lösung entschieden", kommentiert Malte Kohns von der Fachschaft Medizin das Projekt O.A.S.E., ein modernes Lern- und Kommunikationszentrum, das die vorherige Fachbibliothek der Medizinischen Fakultät mehr als ersetzen wird. O.A.S.E. bedeutet Ort des Austauschs, des Studiums und der Entwicklung. Dank der 12,9 Mio Euro Baumittel aus dem Konjunkturpaket II des Bundes, die das Universitätsklinikum für diesen Neubau beim Land NRW beantragt hatte, beginnt mit dem Spatenstich am heutigen Mittwoch die Bauphase für das innovativ konzipierte Gebäude. Seine ansprechende Architektur symbolisiert die lebendige Lehrkultur am Standort. Die O.A.S.E. soll bereits im Jahr 2011 fertig gestellt sein. Idee und Planung entstanden im Studiendekanat der Medizinischen Fakultät zusammen mit den Studierenden der Fachschaft Medizin und Vertretern der Universitätslandesbibliothek; mit der architektonischen und planerischen Umsetzung wurde das Architekturbüro Hentrich - Petschnigg & Partner GmbH (HPP) aus Düsseldorf beauftragt.

Eigentlich sollte "nur" ein Nachfolgegebäude für die aus technischen Gründen inzwischen abgerissene Fachbibliothek der Medizinischen Fakultät gebaut werden. Die Planung nahm eine entscheidende Wendung, als sich im Jahr 2007 sowohl das Studiendekanat der Fakultät, als auch die Studierenden mit Ideen und Anforderungen, die sogar in einem Ideenwettbewerb mündeten, in den Planungsprozess einbrachten. "Was auf dem Campus fehlte", erklärt Studiendekanin Prof. Dr. Stefanie Ritz-Timme, "war eine 'Heimat' für unsere Studierenden, eine adäquate Umgebung für eigenverantwortliches Lernen und Kommunikation. Die Idee war, diese zusammen mit der ohnehin zu ersetzenden Fachbibliothek zu schaffen."

Die Beteiligten in Universitätsklinikum, Universität und Fakultät sind sich einig, dass die O.A.S.E. ein Gewinn für die Studierenden und auch für den Studienstandort Düsseldorf sein wird. Sie ist ein Meilenstein auf dem Weg der Fakultät, die Lehr- und Lernkultur im Medizinstudium stetig zu optimieren. Die innovative Architektur wird das neue Lern- und Kommunikationszentrum außerdem zu einem Schmuckstück des Campus werden lassen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.uniklinik-duesseldorf.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution223

Quelle: Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Susanne Dopheide, 25.11.2009

Raute

Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 25.11.2009

Neue Quelle für die Bildung von Nervenzellen im Gehirn entdeckt

Neuherberg, 25.11.2009. Der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Magdalena Götz am Helmholtz Zentrum München und an der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München ist ein weiterer Schritt zum Verständnis von Regenerationsprozessen im Gehirn gelungen. Die Forscher entdeckten Vorläuferzellen, die nach Verletzungen der Großhirnrinde neue glutamaterge Nervenzellen bilden können.

Speziell bei Alzheimer spielt deren Degeneration eine entscheidende Rolle. Aus einer möglichen Steuerung des Bildungs- bzw. Wanderungsmechanismus lassen sich in Zukunft möglicherweise neue therapeutische Optionen ableiten. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe der renommierten Fachzeitschrift Nature Neuroscience veröffentlicht.

Noch bis vor wenigen Jahren galt die Neurogenese, also der Prozess der Entstehung von Nervenzellen, im Gehirn von Erwachsenen als unmöglich. Abgestorbene Nervenzellen können nicht ersetzt werden, so lautete die Lehrbuchmeinung. Dann entdeckten Forscher Regionen im Vorderhirn, in denen auch beim Menschen Zeit Lebens neue Nervenzellen gebildet werden. Diese so genannten GABAergen Zellen benutzen gamma-Aminobuttersäure (GABA), einen Botenstoff des Zentralnervensystems.

Jetzt haben Wissenschaftler der Arbeitsgruppe um Magdalena Götz, Leiterin des Instituts für Stammzellforschung am Helmholtz Zentrum München und Inhaberin des Lehrstuhls für Physiologische Genomik an der LMU, diese Gehirnregion im Mausmodell genauer unter die Lupe genommen. Sie fanden heraus, dass im Vorderhirn noch andere Nervenzellen regelmäßig gebildet werden: die sogenannten glutamatergen Nervenzellen, die als Überträgerstoff Glutamat benutzen. Den Nachweis konnten die Stammzellforscher mit Hilfe eines speziellen Transkriptionsfaktors erbringen: Tbr2 kommt ausschließlich in Vorläuferzellen der glutamatergen Nervenzellen vor.

Die im erwachsenen Organismus neu gebildeten Nervenzellen liegen im Riechkolben, dem Bereich des Gehirns, der die Geruchswahrnehmung vermittelt. Nervenzellen, die Glutamat als Überträgerstoff vermitteln, sind auch für die Speicherung bzw. den Abruf von Gedächtnisinhalten zuständig. Bei der Alzheimer-Demenz spielen Veränderungen bei der Signalübertragung dieser speziellen Zellen eine entscheidende Rolle.

Götz: "Die Entdeckung ist deshalb so wichtig, weil die Vorläuferzellen die von uns neu gefundenen glutamatergen Nervenzellen zum Beispiel auch nach Gehirnverletzungen für die benachbarte Großhirnrinde bilden können". Die Forschergruppe konnte dies am Mausmodell zeigen. Dort wanderten die Zellen in das geschädigte angrenzende Großhirngewebe ein und bildeten dort reife Nervenzellen. Vorläuferzellen könnten demnach degenerierte Nervenzellen ersetzen.

"Spannend ist nun die Frage ob dieser Vorgang auch im Menschen, speziell bei Alzheimerpatienten, abläuft - möglicherweise aber den massiven neuronalen Zelltod nicht mehr unter Kontrolle bekommt", sagt Magdalena Götz. Ein therapeutischer Ansatz bestünde dann darin, diesen körpereigenen Ersatzmechanismus versuchsweise zu stimulieren.

Originalveröffentlichung:
Monika S Brill, Jovica Ninkovic, Eleanor Winpenny, Rebecca D Hodge, Ilknur Ozen, Roderick Yang, Alexandra Lepier, Sergio Gascón, Ferenc Erdelyi, Gabor Szabo, Carlos Parras, Francois Guillemot, Michael Frotscher, Benedikt Berninger, Robert F Hevner, Olivier Raineteau & Magdalena Götz
Nature Neuroscience, Volume 12 No 11 pp1351-1474
(doi:10.1038/nn.2416)

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz ,Zentrum München beschäftigt rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.

Das Institut für Stammzellforschung des Helmholtz Zentrums München untersucht die zellulären und molekularen Mechanismen, die das Zellschicksal und die Zellvermehrung in unterschiedlichen Organsystemen, regulieren. Die Wissenschaftler erforschen Stammzellen unterschiedlicher Organe, etwa des Nervensystems oder des Blut- und Immun-Systems, um die molekularen und zellulären Mechanismen aufzuklären, die für gemeinsame Merkmale aller Stammzellen, wie Multipotenz und Selbsterneuerung, verantwortlich sind. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Regulation der Entstehung spezifischen Zelltypen aus Stammzellen in Hinblick auf eine Zellersatztherapie.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien/pressemitteilungen/
pressemitteilungen-2009/pressemitteilung-2009-detail/article/12525/9/index.html
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Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image104890
Neue Vorläuferzellen (rot, grün) im Gehirn der Maus.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution44

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. November 2009