Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/109: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 27.04.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Gentherapie bei Nervenschmerzen?
→  Erste öffentliche Präsentation des Interfakultären Zentrums für Pharmakogenomik und
      Arzneimittelforschung der Universität Tübingen

Raute

Goethe-Universität Frankfurt am Main - 26.04.2010

Gentherapie bei Nervenschmerzen?

Forscherin der Goethe-Uni erprobt mit Landesmitteln neuen Ansatz am Mausmodell

FRANKFURT. Nervenschmerzen sind oft sehr quälend und nehmen einen chronischen Verlauf. Medikamente können den Schmerz oft lediglich lindern, aber nicht aufheben. Die Betroffenen leiden an unerträglichen Schmerzen und den Nebenwirkungen der Schmerzmittel. Psychosoziale Isolation und Depression sind häufige Folgen. Alles dies sind Gründe, nach einer ursächlichen Therapie für neuropatische Schmerzen zu suchen. Ein Schlüssel dazu könnte das Protein Progranulin sein. Wie Prof. Irmgard Tegeder von der Goethe-Universität an Zellkulturen feststellte, schützt das Protein Nervenzellen und unterstützt deren Heilung. Jetzt will die Medizinerin in Untersuchungen an Mäusen prüfen, ob durch eine Gentherapie die gestörte Progranulin-Bildung in den betroffenen Nervenzellen normalisiert werden kann. Das Ziel ist, die ungünstigen Anpassungsreaktionen aufzuhalten und so die Entstehung chronischer Schmerzen zu verhindern.

Tegeders Ansatz unterscheidet sich von gentherapeutischen Ansätzen zur Korrektur angeborener Gendefekte darin, dass sie den Mangel an Progranulin in den geschädigten Nervenzellen auszugleichen versucht. Dazu wird das Gen für die Herstellung von Progranulin einem Virus eingepflanzt, das bevorzugt in Nervenzellen eindringt. Da dieses Virus auch beim Menschen keine Erkrankung hervorruft, ist es als "Genfähre" geeignet. Hat das Virus das Gen in die Nervenzellen transportiert, kann es dort abgelesen und das heilende Protein verstärkt gebildet werden. Bei erfolgreicher Behandlung sollten die behandelten Mäuse weniger Nervenschmerzen entwickeln.

Eine weitere Fragestellung ist, ob Progranulin Entzündungen und die Degeneration von Nervenzellen verhindern kann. "Neuropatische Schmerzen treten bei einer Vielzahl von Erkrankungen auf, die primär auf einer Schädigung oder einem Verfall der Nervenzellen beruhen, wie Multipler Sklerose, Morbus Parkinson oder Amyotropher Lateralsklerose (ALS)", erklärt Irmgard Tegeder, "Bei diesen Patienten könnte eine auf Gentherapie basierende Behandlung mit Progranulin einen doppelten Nutzen erzielen."

"Dieses Projekt zeigt beispielhaft, wie exzellente Grundlagenforschung in innovative Produkte - in diesem Fall in eine neue Therapieform - überführt werden könnten", urteilt Prof. Manfred Schubert-Zsilavecz, Vizepräsident der Goethe-Universität. Aufgrund des hohen Marktpotentials des entsprechenden Patents der Goethe-Universität werden die Entwicklungsarbeiten von Prof. Irmgard Tegeder aus dem so genannten Hessischen Patentfonds gefördert. Dieser Fonds der Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen unterstützt die Weiterentwicklung universitärer Innovationen in marktreife Produkte, um die Voraussetzungen für eine Lizenzierung wissenschaftlicher Erfindungen an die Wirtschaft zu erleichtern.

Informationen:
Prof. Irmgard Tegeder
Institut für Klinische Pharmakologie / ZAFES
Klinikum der Goethe Universität
tegeder@em.uni-frankufrt.de.

Herausgeber: Der Präsident
Abteilung Marketing und Kommunikation
Postfach 11 19 32, 60054 Frankfurt am Main

Redaktion:
Dr. Anne Hardy
Referentin für Wissenschaftskommunikation
E-Mail hardy@pvw.uni-frankfurt.de
Internet: www.uni-frankfurt.de

Die Goethe-Universität
ist eine forschungsstarke Hochschule in der europäischen Finanzmetropole Frankfurt. 1914 von Frankfurter Bürgern gegründet, ist sie heute eine der zehn drittmittelstärksten und größten Universitäten Deutschlands. Am 1. Januar 2008 gewann sie mit der Rückkehr zu ihren historischen Wurzeln als Stiftungsuniversität ein einzigartiges Maß an Eigenständigkeit. Parallel dazu erhält die Universität auch baulich ein neues Gesicht. Rund um das historische Poelzig-Ensemble im Frankfurter Westend entsteht ein neuer Campus, der ästhetische und funktionale Maßstäbe setzt. Die "Science City" auf dem Riedberg vereint die naturwissenschaftlichen Fachbereiche in unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei Max-Planck-Instituten. Mit über 55 Stiftungs- und Stiftungsgastprofessuren nimmt die Goethe-Universität laut Stifterverband eine Führungsrolle ein.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution131

Quelle: Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anne Hardy, 26.04.2010

Raute

Eberhard Karls Universität Tübingen - 26.04.2010

Symposium über "Individualisierte Therapie"

Erste öffentliche Präsentation des Interfakultären Zentrums für Pharmakogenomik und Arzneimittelforschung der Universität Tübingen

Am Freitag, dem 7. Mai findet ab 12 Uhr an der Universität Tübingen das Symposium "Individualisierte Therapie" statt. Damit präsentiert sich das Interfakultäre Zentrum für Pharmakogenomik und Arzneimittelforschung (ICEPHA) der Universität Tübingen, einer der herausragenden Forschungsschwerpunkte der Universität, erstmals der Öffentlichkeit. Das Symposium thematisiert die 'personalisierte Medizin', die dem Patienten maßgeschneiderte Wirkstoffe in der individuell wirksamen Dosierung und mit einem Minimum an unerwünschten Nebenwirkungen zur Verfügung stellen kann. Zur abschließenden Podiumsdiskussion wird Annette Widmann-Mauz, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesministerium für Gesundheit, erwartet.

Veranstaltungsort ist der Hörsaal der Universitäts-Kinderklinik, Hoppe-Seyler-Straße 3.
Das Symposium ist öffentlich. Es wird unterstützt von BioRegioSTERN.

Genetische Ursachen oder Risikofaktoren werden für eine ständig zunehmende Zahl von Erkrankungen entdeckt. Mit dem Wissen über das menschliche Genom wächst zugleich die Erkenntnis, dass auch die Wirksamkeit von Medikamenten in vielen Fällen entscheidend von genetischen Dispositionen abhängig ist. Daraus resultiert die Forderung nach einer 'personalisierten Medizin', die dem Patienten maßgeschneiderte Wirkstoffe in der individuell wirksamen Dosierung und mit einem Minimum an unerwünschten Nebenwirkungen zur Verfügung stellen kann. Das Interfakultäre Zentrum für Pharmakogenomik und Arzneimittelforschung (ICEPHA) widmet sich den spezifischen Herausforderungen, die eine auf genetischen Erkenntnissen beruhende individualisierte Medizin mit sich bringt. Die im ICEPHA vertretenen Partner verbinden die pharmazeutisch-pharmakologische und klinische Expertise ausgewiesener Spezialisten. Von der Grundlagenforschung an potentiellen pharmakologischen Zielstrukturen über die Herstellung und Testung neuer Therapeutika bis zu vorklinischen und klinischen Studien werden die entscheidenden Entwicklungsstufen in enger Kooperation von den beteiligten Wissenschaftlerteams und Klinikern optimal aufeinander abgestimmt.
Programm: www.icepha.de

Kontakt:
Professor Dr. Albrecht Wendel
Geschäftsführer Interfakultäres Zentrum für Pharmakogenomik (ICEPHA)
und Arzneimittelforschung der Universität Tübingen, Klinische Pharmakologie
Otfried-Müller-Strasse 45, 72076 Tübingen
Fax: 07071 44464

Eberhard Karls Universität Tübingen
Hochschulkommunikation
Abteilung Presse und Forschungsberichterstattung
Michael Seifert
Wilhelmstr. 5, 72074 Tübingen
E-Mail: michael.seifert@uni-tuebingen.de

Das Interfakultäre Zentrum für Pharmakogenomik und Arzneimittelforschung (englische Bezeichnung Interfaculty Center for Pharmacogenomics and Pharma Research - ICEPHA) ist eine interfakultäre wissenschaftliche Einrichtung der Medizinischen Fakultät und der Fakultät für Chemie und Pharmazie der Universität Tübingen, des Universitätsklinikums Tübingen sowie des Robert-Bosch-Krankenhauses in Stuttgart, verbunden mit der Robert-Bosch-Stiftung. Das Zentrum ist ein Verbund fachübergreifender Forschung sowie eine Dienstleistungs-Plattform zur Entwicklung und Prüfung neuer Therapieformen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution81

Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 26.04.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2010