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MELDUNG/118: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 10.05.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Ausgezeichnetes Tissue-Engineering-Verfahren für die regenerative Medizin
→  Intensivierung der Kooperation des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ
      und der Hochschule Mannheim
→  Wissenschaftler der Technischen Hochschule Wildau finden Gene,
      die wahrscheinlich für chronische Schmerzen verantwortlich sind

Raute

Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB - 07.05.2010

Ausgezeichnetes Tissue-Engineering-Verfahren für die regenerative Medizin

Gemeinsam mit einem Ärzteteam der Klinik Schillerhöhe, Standort des Robert-Bosch-Krankenhauses Stuttgart, entwickeln Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB ein neues Behandlungsverfahren, schwere Luftröhrenverletzungen mit körpereigenem, im Labor gezüchteten Gewebe zu verschließen. Thorsten Walles, Oberarzt an der Klinik Schillerhöhe und Gastwissenschaftler am Fraunhofer IGB, wurde hierfür am 20. April 2010 mit dem von-Langenbeck-Preis der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie ausgezeichnet.

Größere Verletzungen der Luft- und Speiseröhre, etwa nach Unfällen oder Tumorerkrankungen, sind bislang nicht behandelbar. Patienten können nur mit dauerhafter intensiver Krankenhausbehandlung überleben. Dank der regenerativen Medizin, bei der die Funktion geschädigter Gewebe durch Ersatz, beispielsweise mit Hilfe gezüchteter Zellen, wiederhergestellt wird, könnte sich dies in absehbarer Zeit ändern.

In Zusammenarbeit mit Professor Heike Walles, Leiterin der Abteilung Zellsysteme am Fraunhofer IGB, entwickelt ein Ärzteteam um Privat-Dozent Dr. Thorsten Walles, Oberarzt an der zum Robert-Bosch-Krankenhaus gehörenden Klinik Schillerhöhe, ein Verfahren, Patienten mit schweren Luft- oder Speiseröhrenverletzungen künstlich hergestelltes körpereigenes Gewebe operativ einzusetzen. Das Implantat basiert auf einer Trägerstruktur, deren Zusammensetzung derjenigen menschlichen Gewebes ähnelt. "Auf dieser Trägerstruktur siedeln wir Zellen des Patienten an und kultivieren diese in speziellen Bioreaktoren unter physiologischen Bedingungen", erklärt Heike Walles. Innerhalb von vier bis fünf Wochen entsteht so mit Methoden des Tissue Engineering körpereigenes Gewebe mit einem eigenen Blutgefäßsystem.

"Wir haben für bisher drei Patienten mit größeren Organdefekten an Luft- und Speiseröhre mit diesem derzeit noch experimentellen Verfahren Ersatzgewebe aus körpereigenen Zellen nachgezüchtet und hiermit die Verletzungen im Rahmen einer Operation verschlossen", sagt Thorsten Walles. Sollte sich das Therapieverfahren im klinischen Einsatz bewähren, ist es auf andere Anwendungsgebiete in der Chirurgie übertragbar. Medizinische Transplantate können am Fraunhofer IGB unter GMP-Bedingungen (Good Manufacturing Practice) für klinische Studien hergestellt werden.

Die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH)
hat im Rahmen ihrer Eröffnungsveranstaltung zur diesjährigen Jahrestagung in Berlin am 20. April 2010 die besonderen wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Chirurgie von Priv.-Doz. Dr. med. Thorsten Walles mit dem renommierten von-Langenbeck-Preis und damit erstmals ein zukunftsweisendes Behandlungsverfahren aus dem Bereich der regenerativen Medizin ausgezeichnet.

Der von-Langenbeck-Preis ist die höchstdotierte Auszeichnung der DGCH und wird jährlich einem Mitglied für die beste eingereichte Arbeit auf dem gesamten Gebiet der Chirurgie oder ihrer Grenzgebiete verliehen. In diesem Jahr wurden zwei gleichwertige Arbeiten ausgezeichnet.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.igb.fraunhofer.de/www/presse/jahr/2010/dt/2010-05-04_Preis-Walles.html
Originalmitteilung und Ansprechpartner

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution378

Quelle: Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik IGB, Dr. Claudia Vorbeck, 07.05.2010

Raute

Hochschule Mannheim / University of Applied Sciences - 07.05.2010

Gemeinsame Professur der Hochschule Mannheim und des DKFZ

Intensivierung der Kooperation des Deutschen Krebsforschungszentrums DKFZ und der Hochschule Mannheim

Das Deutsche Krebsforschungszentrum Heidelberg (DKFZ) und die Hochschule Mannheim haben zur Intensivierung ihrer wissenschaftlichen Zusammenarbeit eine Kooperationsverein¬barung zu einer gemeinsam getragenen Professur an der Fakultät für Biotechnologie der Hochschule Mannheim geschlossen. Das DKFZ ergänzt in dieser zunächst auf sechs Jahre abgeschlossenen Vereinbarung die Hälfte einer an der Hochschule Mannheim bereits besetzten halben Professur "Bioanalytik" auf eine volle Professur. Außerdem stellt das DKFZ Personal- und Sachmittel sowie Räume für gemeinsame Forschungsprojekte zur Verfügung.

"Damit haben wir erstmals eine echte "Brückenprofessur" zwischen der Hochschule Mannheim und dem Deutschen Krebsforschungszentrum eingerichtet", erklärt Dr. Josef Puchta, Administrativ-kaufmännischer Stiftungsvorstand des DKFZ. Puchta hält selbst seit vielen Jahren an der Hochschule Mannheim Vorlesungen zu Management. Der DKFZ-Vorstand zeigt sich erfreut über die neue Form der Zusammenarbeit, nachdem bisher bereits drei Professuren an der Mannheimer Hochschule mit ehemaligen DKFZ Wissenschaftlern besetzt wurden und umgekehrt einige Absolventen aus Mannheim am DKFZ in die Forschung kamen.

"Die gemeinsame Professur belegt einmal mehr die sehr erfolgreiche und pragmatische Kooperation von Wissenschaftseinrichtungen der Metropolregion abseits etablierter Grenzen. Nach wie vor ist das keine Selbstverständlichkeit im deutschen Wissenschaftssystem" unterstreicht Prof. Dr.-Ing. Dieter Leonhard, Rektor der Hochschule Mannheim.

Stelleninhaber der gemeinsamen Professur ist Prof. Dr. Roger Sandhoff, der an das Institut für Instrumentelle Analytik und Bioanalytik der Hochschule Mannheim berufen wurde. Nach dem Studium der Chemie und anschließender Promotion an der Universität Heidelberg arbeitete Sandhoff seit 1999 im Deutschen Krebsforschungszentrum in der Abteilung Zelluläre und Molekulare Pathologie.

An der Fakultät für Biotechnologie der Hochschule wird Sandhoff in der Lehre das Fach Bioanalytik vertreten und die Forschung an der Hochschule Mannheim um den Bereich funktionelle Lipidanalytik erweitern. "Ich freue mich auf die neue Herausforderung der Lehre", sagte Roger Sandhoff anlässlich seines Amtsantritts Anfang April, "bin aber auch dankbar, meine Forschung über die Funktion von Membranlipiden weiter führen zu dürfen." Lipide stehen im Fokus der aktuellen Forschung, da sie u. a. mit Eiweißen spezifisch interagieren können und somit Erkrankungen wie Diabetes und Krebs beeinflussen. Die Aufklärung der Einflüsse von Lipiden ist damit ein Ansatzpunkt für die Entwicklung neuer Therapeutika.

"Auch für die Krebsforschung wird die Biotechnologie zunehmend spannend und daher schätzen wir uns glücklich, mit der Hochschule Mannheim einen kompetenten Partner auf diesem Gebiet zu haben" zeigt sich Professor Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungszentrums ebenfalls erfreut über die Zusammenarbeit.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution70

Quelle: Hochschule Mannheim - University of Applied Sciences, Bernd Vogelsang, 07.05.2010

Raute

Technische Hochschule Wildau [FH] - 07.05.2010

Wissenschaftler der Technischen Hochschule Wildau finden Gene, die wahrscheinlich für chronische Schmerzen verantwortlich sind

Neue Einblicke in das Krankheitsbild "Chronische Schmerzen" und damit innovative Ansätze für eine Therapie haben Wissenschaftler der Technischen Hochschule Wildau und ihre Kooperationspartner von der weltbekannten Mayo Klinik in Rochester (US-Staat Minnesota) gewonnen. Danach werden chronische Schmerzen offenbar durch eine nachweisbare Umprogrammierung von über 2.000 Genen im peripheren Nervensystem verursacht. Die Forscher hoffen, mit diesen Erkenntnissen eines Tages zu einer medikamentösen Therapie zu gelangen, in der die Schmerzen durch gezielte Korrektur der Aktivität spezifischer Gene bekämpft werden können.

Laut der Deutsche Gesellschaft zum Studium des Schmerzes e. V. sind ca. 17 Prozent aller Deutschen von chronischen Schmerzen betroffen. Diese besondere Form von Schmerzen kann ohne jeden erkennbaren Grund auftreten und ist häufig mit den derzeit verfügbaren Therapien nicht effektiv zu behandeln. Die Lebensqualität chronischer Schmerzpatienten ist stark beeinträchtigt. Zudem verursacht dieses Krankheitsbild bis zu 25 Milliarden Euro Gesundheitskosten pro Jahr.

In der TH-Forschungsgruppe Bioinformatik und dem angeschlossenen Kompetenzzentrum "Life Science Computing" unter der Leitung von Prof. Dr. Peter Beyerlein, wurden hochleistungsfähige Algorithmen entwickelt, um 10,48 Milliarden RNA Sequenzen zu untersuchen und das komplizierte Genompuzzle der verdächtigen Neuronen zu rekonstruieren. Partner sind die Mayo Klinik, wo vorab Experimente im Nasslabor durchgeführt wurden, um die zu untersuchenden RNA-Moleküle zu extrahieren, und die Illumina Inc., Hayward (US-Staat Kalifornien), deren neue Sequenziertechnologie eine Digitalisierung der RNA ermöglichte. Nach Transfer der Massendaten zur Auswertung nach Wildau brachten intelligente Mustererkennungsverfahren eine Reihe von Überraschungen hervor, es wurden unter anderem auch 10.465 neue Exons (spezielle Teile des Gens) und 421 neue Gene gefunden.

"Wir konnten tiefer in das Universum der zellulären Prozesse blicken, als jemals zuvor. Es ist faszinierend, mit welcher Präzision mathematisches Denken, so wie wir es unseren Studierenden lehren, helfen kann, das interne Leben einer Zelle zu enthüllen", sagt Prof. Beyerlein, der am Studiengang Biosystemtechnik/Bioinformatik lehrt. Zu dem von ihm und Andreas Beutler, M.D (Mayo Klinik) geführten transatlantische Team gehören Ronny Amberg, Paul Hammer und Gabriele Petznick (TH Wildau), Michaela Banck (Mayo Klinik), Cheng Wang (Mount Sinai School of Medicine), Shujun Luo, Irina Khrebtukova und Gary P. Schroth (Illumina Inc.). Unterstützung erhielten die Forscher durch die Richard M. Schulze Familienstiftung, das National Institute of Neurological Disorders and Stroke (USA), das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg und die niederländische Philips Forschung.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.th-wildau.de

Fachlicher Ansprechpartner:
Prof. Dr. rer. nat. Peter Beyerlein
E-Mail peter.beyerlein@tfh-wildau.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution137

Quelle: Technische Hochschule Wildau [FH] , Bernd Schlütter, 07.05.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Mai 2010