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MELDUNG/291: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 14.02.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Folsäurestoffwechsel - Forscher identifizieren angeborenen Gendefekt
→  Schlaganfallvorbeugung bei Vorhofflimmern
      Studie zeigt: Aspirin spielt in Zukunft keine Rolle mehr
→  Vom Hörsaal ins Patientenzimmer - Pflege-Studenten der Hochschule für Gesundheit
      starten mit praktischer Ausbildung im Universitätsklinikum der RUB
→  Start der Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung
→  Wie die Krankengeschichte eines griechischen Kindes in London helfen kann
→  Entdeckung eines Zusammenhangs zwischen zwei Myopathie-Formen

Raute

Universität Ulm - 11.02.2011

Folsäurestoffwechsel - Forscher identifizieren angeborenen Gendefekt

Das Vitamin Folsäure ist für den menschlichen Körper von zentraler Bedeutung und wird über Nahrungsmittel wie Vollkornprodukte oder Nüsse aufgenommen. Kommt es durch Mangelernährung oder angeborene Defekte zu einer Störung des Folatstoffwechsels (Folate sind biochemische Zwischenprodukte der Folsäure), können schwere Veränderungen im Blutbild, zum Beispiel Anämien (makrozytäre oder megaloblastäre Anämie) sowie neurologische Störungen wie Krampfleiden oder Lernschwierigkeiten auftreten. Kurzum: Folatmangel im Kindesalter führt zu erheblichen Beeinträchtigungen in der körperlichen und geistigen Entwicklung.

Jetzt hat eine Forschergruppe um Dr. Holger Cario, Oberarzt an der Ulmer Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin, einen bisher unbekannten Auslöser für dieses Krankheitsbild identifiziert. Im American Journal of Human Genetics (AJHG) beschreiben die Wissenschaftler einen angeborenen Gendefekt, der den Folatstoffwechsel stört. Auslöser für das Forschungsinteresse waren Geschwister aus dem Ulmer Umland, die in unterschiedlichem Maße Symptome eines Folsäuremangels zeigten, also Veränderungen des Blutbilds, Lernschwierigkeiten und ein kompliziertes Krampfleiden. Die familiäre Häufung des Krankheitsbildes ließ die Forscher genauer hinschauen: "Trotz normaler Folatkonzentration im Plasma, fanden wir bei allen drei Kindern einen Folatmangel in den blutbildenden Zellen sowie im Zentralen Nervensystem und vermuteten eine angeborene Stoffwechselstörung", erklärt Cario. Tatsächlich wurden die Wissenschaftler bei einer DNA-Analyse fündig und wiesen bei den Geschwistern eine homozygote Mutation im sogenannten DHFR-Gen nach. Dieses Gen kodiert mit der Dihydrofolatreduktase ein Schlüsselenzym des Folatstoffwechsels. Aufgrund der Mutation ist das Enzym weitgehend inaktiv.

Nach einer Behandlung mit dem Folsäurederivat Folinsäure normalisierten sich die Blutbilder der Kinder sowie die Folatkonzentration im Zentralen Nervensystem, ihre kognitive Leistungsfähigkeit nahm zu. Allerdings blieben neurologische Störungen bestehen. Die Geschwister werden ein Leben lang eine Behandlung mit Folinsäure und gegebenenfalls Antiepileptika benötigen. Dabei hat die entfernte, der Familie vor den Untersuchungen nicht bekannte, Verwandtschaftsbeziehung der Eltern die Vererbung des Gendefekts begünstigt.

"Mit unserer Publikation wollen wir Kollegen für das bisher unbekannte Krankheitsbild sensibilisieren, denn die frühzeitige Gabe von Folinsäure kann schwere Störungen verhindern oder zumindest beschränken", appelliert Cario. Schließlich sei die baden-württembergische Familie kein Einzelfall: Ebenfalls in der Zeitschrift AJHG stellen britische Forscherkollegen eine andere Mutation des DHFR-Gens vor, die bei pakistanischen Geschwistern ein ähnliches Krankheitsbild verursacht habe. "Zudem trägt der neu entdeckte Gendefekt zu einem besseren Verständnis des Folatstoffwechsel bei, der auch in der Krebstherapie eine Rolle spielt", so Holger Cario.

Aus Ulm waren neben PD Dr. Holger Cario Professor Harald Bode, Professor Klaus-Michael Debatin und Professorin Elisabeth Kohne (Klinik für Kinder- und Jugendmedizin) sowie Dr. Karlheinz Holzmann (Interdisziplinäres Zentrum für Klinische Forschung, Klinik für Innere Medizin III), Dr. Klaus Schwarz, Dr. Ulrich Pannicke und Eva-Maria Rump (Institut für Transfusionsmedizin, Institut für Klinische Transfusionsmedizin und Immungenetik) an der Publikation beteiligt. Weiterhin leisteten Forscher der Freien Universität Amsterdam, der Ludwig-Maximilians-Universität München, des Kinderspitals Zürich (zudem Universität Zürich) sowie des Epilepsiezentrums Kork Beiträge.

Cario et al.
Dihydrofolate Reductase Deficiency Due to a Homozygous DHFR Mutation Causes Megaloblastic Anemia and Cerebral Folate Deficiency Leading to Severe Neurologic Disease
The American Journal of Human genetics (2011)
doi:10.1016/j.ajhg.2011.01.007

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution22

Quelle: Universität Ulm, Willi Baur, 11.02.2011

Raute

Universitätsklinikum Essen - 11.02.2011

Schlaganfallvorbeugung bei Vorhofflimmern

Studie zeigt: Aspirin spielt in Zukunft keine Rolle mehr

Der Direktor der Essener Uni-Klinik für Neurologie Prof. Hans Christoph Diener veröffentlichte jetzt als Mitautor online eine Studie im New England Journal of Medicine - der bedeutendsten medizinischen Fachzeitschrift. Die Ergebnisse stellen einen Durchbruch in der modernen Schlaganfallprävention dar.

In dieser AVERROES-Studie wurden 5.599 Patienten mit Vorhofflimmern eingeschlossen, die entweder Marcumar nicht einnehmen wollten oder bei denen nach Ansicht des behandelnden Arztes Gegenanzeigen gegen Marcumar bestanden. Diese Patienten wurden zur einen Hälfte mit dem neuen Gerinnungshemmer Apixaban 5 mg zweimal täglich oder mit Aspirin in Tagesdosen zwischen 81 und 344 mg am Tag behandelt. Das Studienziel lag darin, Schlaganfälle zu verhindern. "Die Studie wurde vorzeitig abgebrochen, da sich eine hoch signifikante Verminderung von Schlaganfällen in der Patientengruppe ergab, die mit Apixaban behandelt wurde", berichtet Prof. Diener. Die relative Risikominderung betrug 55 Prozent, die Zahl von Blutungskomplikationen war für beide Behandlungen gleich.

Prof. Hans Christoph Diener von der Neurologischen Universitätsklinik in Essen war an der Studie maßgeblich beteiligt. Er leitete das Adjudizierungskomitee. Adjudizierung bedeutet, dass in einer verblindeten Studie, in der Ärzte und Patienten nicht wissen, welches der beiden Medikamente sie einnehmen, Ereignisse wie Schlaganfälle, Herzinfarkte oder Todesfälle von einem unabhängigen Komitee aus Experten begutachtet werden und endgültige Diagnosen gestellt werden. Die Studie wurde jetzt auch auf der Pressekonferenz der American Heart Association von Prof. Diener vorgestellt.

Apixaban in patients with atrial fibrillation unsuitable for Vitamin K antagonist
Stuart J. Connolly (1), John Eikelboom (1), Campbell Joyner (2), Hans-Christoph Diener (3), Robert Hart (4), Sergey Golitsyn (5), Greg Flaker (6), Alvaro Avezum (7), Stefan Hohnloser (8), Raphael Diaz (9), Mario Talajic (10), Zhu Jun (11), Prem Pias (12), Andrzej Budaj (13), Alexander Parkhomenko (14), Petr Jansky (15), Patrick Commerford (16), RS Tan (17), Kui-Hian Sim (18) Basil Lewis (19), Walter Van Meighem (20) Gregory YH Lip (21) Jae Hyung Kim (22), Fernando Lanas-Zanetti (23), Antonio Gonzalez-Hermosillo (24), Martin O'Donnell (25), John Lawrence (26), Gayle Lewis (1), Rizwan Afzal (1), Salim Yusuf (1), on behalf of the AVERROES Steering


Committee and Investigators
1. McMaster University, Hamilton, ON
2. University of Toronto, Toronto ON
3. University Duisburg-Essen, Essen, DEU
4. University of Texas, San Antonio, TX
5. Russian Cardiology Research and Production Center, Moscow, RU
6. University of Missouri, Columbia, MO
7. Instituto Dante Pazzanese de Cardiologia, Sao Paulo, BRA
8. Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt, DEU
9. ECLA, Rosario, Santa Fe, AR
10. Montreal Heart Institute, Montreal, QC
11. FuWai Hospital, CAMS & PUMC, Beijing, CHN
12. St. John's Research Institute, Bangalore, IND
13. Grochowski Hospital, Warsaw, POL
14. Institute Of Cardiology, Kyiv, UA
15. Mainmed, S.R.O., Prague 5, CZE
16. The Cardiac Clinic, Cape Town, ZA
17. National Heart Center, Singapore, SGP
18. Clinical Research Centre, Sarawak, MYS
19. Lady Davis Carmel Medical Centre, Haifa, ISR
20. Ziekenhuis Oost-Limburg Campus St.-Jan, Genk, BEL
21. City Hospital, Birmingham, UK
22. St. Paul's Hospital, Catholic University of Korea, Seoul, KOR
23. Universidad de La Frontera, Temuco, CHL
24. Instituto N de Cardiologia Ignacio Chavez, Mexico, MX
25. HRB Clinical Research Facility, Ireland, UK
26. Bristol-Myers Squibb, Princeton, NJ

Nähere Informationen:
Prof. Dr. Hans-Christoph Diener
Klinik für Neurologie
Universitätsklinikum Essen
Hufelandstr. 55, 45147 Essen
E-mail: hans.diener@uni-duisburg-essen.de (ab sofort)

Zum Hintergrund:
Vorhofflimmern ist eine bei älteren Menschen häufig vorkommende Herzrhythmusstörung, bei der das Herz unregelmäßig schlägt. Neben der Tatsache, dass dies subjektiv sehr unangenehm ist, kann es durch den unregelmäßigen Herzschlag zur Bildung von Blutgerinnseln im Herz kommen, die abreißen und ins Gehirn gelangen und dort Blutgefäße verstopfen können. Daraus resultiert dann ein Schlaganfall. Menschen mit Vorhofflimmern haben ein fünffach höheres Schlaganfallrisiko als Menschen ohne. Vor mehr als 50 Jahren wurde entdeckt, dass eine weitgehende Ausschaltung des Gerinnungssystems durch so genannte. Vitamin K-Antagonisten - in Deutschland vorwiegend Marcumar - das Schlaganfallrisiko bei Patienten mit Vorhofflimmern um etwa 70 bis 80 Prozent senken kann. Allerdings lehnen fast die Hälfte aller Patienten, denen eine orale Antikoagulation mit Vitamin K-Antagonisten empfohlen wird, diese ab oder es bestehen Gegenanzeigen wie beispielsweise Schwierigkeiten, regelmäßige Kontrollen der Blutgerinnung durchzuführen.

In den letzten Jahren wurde eine ganze Reihe von neuen Substanzen entwickelt, welche ebenfalls zu einer Hemmung der Blutgerinnung führen aber die meisten Nachteile, die Vitamin K-Antagonisten haben, nicht aufweisen. Diese Substanzen können in einer festen Dosis unabhängig von Größe, Gewicht, Alter und Geschlecht gegeben werden und führen zu einer zuverlässigen Hemmung der Blutgerinnung, ohne dass Gerinnungskontrollen im Labor notwendig sind. Eine solche Substanz ist Apixaban.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution926

Quelle: Universitätsklinikum Essen, Kristina Gronwald, 11.02.2011

Raute

Klinikum der Ruhr-Universität Bochum - Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH - 11.02.2011

Vom Hörsaal ins Patientenzimmer

Pflege-Studenten der Hochschule für Gesundheit starten mit praktischer Ausbildung im Universitätsklinikum der RUB

Pflege-Studenten der Hochschule für Gesundheit haben in diesen Tagen mit dem praktischen Teil ihrer Ausbildung begonnen. In den nächsten Wochen werden sie an verschiedenen Standorten des Universitätsklinikums der RUB (UK RUB) erstmals mit Aufgaben und Abläufen in der Gesundheits- und Krankenpflege und der Kinderkrankenpflege vertraut gemacht. Dazu gehören die Bochumer Krankenhäuser Bergmannsheil, Knappschaftskrankenhaus, LWL-Universitätsklinikum Bochum, das St. Josef- und St. Elisabeth-Hospital sowie das Marienhospital Herne. Die 30 Frauen und Männer gehören zu den ersten, die sich an der neugegründeten Bochumer Hochschule für den Studiengang Pflege eingeschrieben haben. Der Studiengang ist bundesweit bislang einzigartig und wird zum ersten Mal seit dem Wintersemester 2010/2011 angeboten. Neben den Krankenhäusern gibt es im Studiengang Pflege auch Anstellungsträger und Praktika im Bereich der Altenpflege.

"Das Universitätsklinikum der RUB verfügt über beste Voraussetzungen, um die Studentinnen und Studenten der Hochschule für Gesundheit fundiert und kompetent auszubilden", erklärt Hans-Werner Kick, kaufmännischer Vorstand des Verbandes Klinikum der RUB. "Wir freuen uns, in Kooperation mit der Hochschule für Gesundheit zum guten Gelingen dieses beispielhaften Studienkonzepts beizutragen." Im Rahmen des Studiums sind mehrere Praxiseinsätze in den Kliniken vorgesehen, der erste Einsatz begann am 7. Februar 2011. Auf den Stationen werden die Studenten von qualifizierten, erfahrenen Mitarbeitern angeleitet und in pflegerische und organisatorische Aufgaben eingewiesen. Um die praktischen und theoretischen Lehrinhalte optimal miteinander zu verknüpfen, findet ein regelmäßiger Austausch zwischen der Hochschule für Gesundheit und den ausbildenden Standorten des UK RUB statt.

Praktische und wissenschaftliche Ausbildung in einem

Der neue Studiengang Pflege der Hochschule für Gesundheit verbindet eine praktische und eine wissenschaftliche Ausbildung miteinander. Während üblicherweise ein Fachstudium nur mit einer abgeschlossenen Pflegeausbildung begonnen werden kann, bietet die Hochschule für Gesundheit einen so genannten grundständigen Studiengang an: Interessenten brauchen keinen Ausbildungsabschluss, sondern lediglich Fachhochschulabschluss oder Abitur, um sich einschreiben zu können. Sie absolvieren praktische und theoretische Studienphasen. Anschließend haben sie sowohl einen klassischen Berufsabschluss in der Gesundheits- und Krankenpflege, der Kinderkrankenpflege oder der Altenpflege sowie einen Hochschulabschluss. Das Studium umfasst einschließlich der Ausbildung acht Semester und besteht aus 29 Theorie- und Praxismodulen.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter: http://idw-online.de/pages/de/image135007 Krankenschwester Mandy Kozber (links) weist Studentin Samira Rubel ein.

Über das Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum (UK RUB)
Zum Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum (UK RUB) gehören die Standorte Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil Bochum, Universitätsklinikum Knappschaftskrankenhaus Bochum-Langendreer, LWL-Universitätsklinikum Bochum, Marienhospital Herne, St. Josef und St. Elisabeth Hospital Bochum sowie das Herz- und Diabeteszentrum NRW Bad Oeynhausen. Mit seinen 3.375 Betten und ca. 6.800 Mitarbeitern zählt das UK RUB zu den größten Universitätskliniken Deutschlands. Hier werden jährlich mehr als 108.000 stationäre und mehr als 280.000 ambulante Patienten behandelt. Darüber hinaus stellt das UK RUB über 700 Ausbildungsplätze zur Verfügung.
Weitere Informationen unter
www.ruhr-uni-bochum.de/medizin

Über die Hochschule für Gesundheit
Die Hochschule für Gesundheit in Bochum ist deutschlandweit die erste Einrichtung ihrer Art, an der grundständige Studiengänge im Bereich der Ergotherapie, Hebammenkunde, Logopädie, Pflege und Physiotherapie angeboten werden. Der Studienbetrieb wurde im Wintersemester 2010/2011 aufgenommen. Die Hochschule ist Teil des Gesundheitscampus Nordrhein-Westfalen und eröffnet ihren Studierenden weitreichende Perspektiven im Wachstumssektor Gesundheitswesen.
Weitere Informationen unter
www.hs-gesundheit.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1409

Quelle: Klinikum der Ruhr-Universität Bochum - Berufsgenossenschaftliches Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH, Robin Jopp, 11.02.2011

Raute

Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur - 11.02.2011

Wanka: "Wir forschen für ein langes und gesundes Leben"

Start Deutsche Zentren der Gesundheitsforschung

HANNOVER. Die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung werden im Sommer dieses Jahres starten und die Erforschung von Infektions-, Krebs-, Lungen-und Herz-Kreislauferkrankungen neu fokussieren. Niedersachsen ist mit der Medizinischen Hochschule Hannover gleich zweimal nominiert, zum einen für das Deutsche Zentrum für Lungenforschung und zum anderen gemeinsam mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung in Braunschweig für das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung. Die Universitätsmedizin Göttingen ist als Partnerstandort für das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislaufforschung vorgesehen.

Heute hat die niedersächsische Wissenschaftsministerin, Professor Dr. Johanna Wanka, die vorgesehene Beteiligung Niedersachsens an den Zentren vorgestellt. Über die endgültige Zusammensetzung der Zentren, die Teil des Gesundheitsforschungsprogramms der Bundesregierung sind, wird im Frühjahr dieses Jahres entschieden. "Gesundheit und Altern zählen zu den zentralen Herausforderungen unserer Gesellschaft. Wir müssen noch mehr über die Volkskrankheiten wissen und die Forschungsergebnisse schneller zur Anwendung beim Patienten bringen. Daher ist es richtig, dass Niedersachsen sich auf hohem Niveau für ein langes und gesundes Leben engagiert", betont Ministerin Wanka.

Die Auswahl der Partnerstandorte erfolgt in einem zweistufigen Verfahren und wird durch eine internationale Expertengruppe begleitet. Die erste Stufe wurde am 08. November 2010 mit der Bekanntgabe der potenziellen Partnerstandorte für die einzelnen Zentren abgeschlossen.

Gemeinsam mit den weiteren Partnerstandorten wird noch bis zum 02. März 2011 ein Gesamtantrag vorbereitet, der wiederum von den Experten begutachtet wird. Im April wird die zweite Stufe des Auswahlverfahrens abgeschlossen und die endgültige Zusammensetzung der Zentren bekanntgegeben werden.

Die Finanzierung der langfristig angelegten Zentren wird anteilig zu 90 Prozent vom Bund und zu 10 Prozent von den Ländern für die bei ihnen ansässigen Partnerstandorte übernommen.

Die niedersächsischen Partnerstandorte werden folgende Schwerpunkte und wissenschaftliche Expertise in die zukünftigen Zentren einbringen:

1. Deutsches Zentrum für Herz-Kreislaufforschung

Professor Dr. Gerd Hasenfuß, geschäftsführender Direktor des Zentrums Innere Medizin und Direktor der Abteilung Kardiologie und Pneumologie und Vorsitzender des Heart Research Centers der Universitätsmedizin Göttingen: "Ziel der Göttinger Herzforschung ist es, neue Methoden zu entwickeln, um nach einer Herzschädigung die Entstehung einer Herzmuskelschwäche zu verhindern oder bei bereits vorhandener Herzmuskelschwäche mit neuen Verfahren zu behandeln. Hierbei kommen neue Methoden, die in Göttingen entwickelt wurden, zum Einsatz."

Göttingen ist mit seiner Universität, den Max-Planck Instituten und dem Primatenzentrum einer von sieben durch internationale Begutachtung ausgewählten Partnern im zukünftigen Deutschen Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK). Göttingen vertritt das Thema Herzmuskelschwäche und Herzregeneration von der Grundlagenforschung bis zur klinischen Anwendung. Dabei sollen neue Methoden zur Früherkennung der Erkrankung und neue Behandlungsverfahren entwickelt werden. Die Letzteren erstrecken sich von der Entwicklung neuer Medikamente über die Katheter-basierte Behandlung von Herzklappenfehlern bis zur Stammzelltherapie bei der schweren Herzmuskelschwäche. Durch die Vernetzung und Ergänzung der einzelnen Standorte wird eine erhebliche Stärkung der Herz-Kreislaufforschung in Deutschland erwartet, die den Patienten zugutekommen soll.

2. Deutsches Zentrum für Lungenforschung:

Professor Dr. Tobias Welte, Direktor der Klinik für Pneumologie der Medizinischen Hochschule Hannover: "Unter anderem wollen wir für Patienten mit obstruktiven Atemwegserkrankungen wie Asthma oder chronisch obstruktiver Lungenerkrankung ("Raucherlunge") mithilfe neuer Techniken individualisierte, also auf jeden einzelnen Patienten zugeschnittene, Therapien etablieren." Dazu werden neue molekularbiologische Verfahren benutzt. Gleichzeitig werden verbesserte Möglichkeiten der Bildgebung unter Einsatz von CT und Kernspintomographie in Kombination mit nuklearmedizinischen Verfahren eingesetzt. Eine weiteres Aufgabengebiet im Deutschen Zentrum für Lungenerkrankungen werden Patienten mit kritisch eingeschränkter Lungenfunktion sein, für die alle bisher bekannten Therapiemöglichkeiten ausgeschöpft sind. Dazu gehören Patienten mit chronischen Lungenerkrankungen wie dem Lungenemphysem oder der Lungenfibrose, aber auch Patienten mit akutem Lungenversagen beispielsweise im Rahmen schwerer Lungenentzündungen. Für diese Patienten werden Möglichkeiten entwickelt, die Organfunktion zu überbrücken. Langfristiges Ziel ist es, einen Lungenersatz im Sinne einer "künstlichen Lunge" anbieten zu können.

3. Deutsches Zentrum für Infektionsforschung:

Professor Dr. Sebastian Suerbaum, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene der Medizinischen Hochschule Hannover: "Dank unserer Beteiligung am DZI können wir gemeinsam mit den exzellenten Partnern die Grundlagenforschung noch intensiver vorantreiben und unsere Ergebnisse schneller zur Anwendung in Form neuer Medikamente oder Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten bringen." Im Mittelpunkt der Forschung in Hannover werden unter anderem Infektionen der Leber (Hepatitis), des Magen-Darm-Trakts (Helicobacter pylori sowie Durchfallerreger), die Tuberkulose, Virusinfektionen bei Transplantatempfängern und AIDS-Patienten sowie therapierefraktäre Infektionen durch multiresistente Bakterien und Biofilmbildner stehen. Einen weiteren Schwerpunkt werden Untersuchungen bilden, wie Infektionserreger das Immunsystem unterlaufen und wie man mit neuen Impfstrategien trotzdem einen Immunschutz gegen die Erreger erzeugen kann.

Professor Dr. Dirk Heinz, wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung, Braunschweig: "Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung blickt auf eine lange Tradition bei der Untersuchung von Naturstoffen zurück. Wir werden diese Expertise nutzen, um gemeinsam mit den Partnern im DZI nach neuen Wirkstoffen und Screening-Verfahren zu suchen und vorhandene weiterzuentwickeln." Im Rahmen des geplanten deutschlandweiten DZI-Verbundes wird sich das Helmholtz-Zentrum insbesondere der Suche nach neuen Wirkstoffen widmen. Ziel ist in erster Linie die Entdeckung und Weiterentwicklung bislang unbekannter oder ungenutzter Anti-Infektiva aus der Natur. Solche Substanzen - vor allem Stoffe, die Krankheitserreger abtöten oder hemmen können - werden von Pflanzen, Pilzen und sogar von Bakterien selbst hergestellt. Höchstwahrscheinlich besteht ihre ursprüngliche Funktion darin, andere Organismen als Lebensraum-Konkurrenten auszuschalten. Im Labor lassen sich einige von ihnen für einen möglichen Einsatz als Medikamente optimieren.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution769

Quelle: Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, Petra Wundenberg, 11.02.2011

Raute

Universität des Saarlandes - 11.02.2011

Wie die Krankengeschichte eines griechischen Kindes in London helfen kann

UKS-Kinderonkologe Prof. Dr. Norbert Graf leitet neues EU-Projekt zur Verknüpfung internationaler Krankendaten - Ziel: "personalisierte Medizin"

Prof. Dr. Norbert Graf, Direktor der Klinik für Pädiatrische Onkologie und Hämatologie am UKS, koordiniert ab Februar das neue EU-Projekt p-medicine mit dem Ziel, u.a. Diagnose und Therapie krebskranker Kinder zu optimieren und dafür ein internationales Datennetzwerk aufzubauen. Neue Informationstechnologien können patientenbezogene klinische Daten, bildgebende Daten aus der Radiologie, Labor- und molekulargenetische Daten eines Patienten unter Berücksichtigung des Datenschutzes so zusammenführen, dass individuelle Risikofaktoren identifiziert werden können. Auf dieser Grundlage sind in zukünftigen klinischen Studien individuelle Behandlungen möglich - und hiervon profitiert dann der englische Junge beispielsweise von einem ähnlich gelagerten Fall aus Griechenland. Dafür stellt die EU 13 Millionen aus ihrem 7. Forschungsrahmenprogramm für vier Jahre zur Verfügung.

Zum Kick-Off Meeting des Projekts treffen sich die Projektteilnehmer von Sonntag, 13. Februar, bis Dienstag, 15. Februar, im Schlossberg Hotel Homburg, 66424 Homburg Saar.

Das Projekt p-medicine vereint 20 Partner aus 11 verschiedenen europäischen Ländern. Zusammen werden sie eine hochkomplexe IT-Infrastruktur aufbauen, in der immense Datenmengen aus unterschiedlichen Datenquellen analysiert werden können. Grundlage von Prof. Dr. Norbert Grafs Idee ist ein innovatives Datenmanagementsystem für klinische Studien, das einen Großteil der europäischen klinischen Krebsforschung intelligent vernetzt und Daten zu diagnostischen und therapeutischen zwecken rasch zum Nutzen der Patienten verfügbar macht. Das Projekt umfasst IT-Spezialisten, Kliniker, Biologen, Ethiker, Juristen und Datenschutzexperten.

Prof. Dr. Norbert Graf ist schon seit mehreren Jahren in unterschiedlichen europäischen Initiativen als Vorreiter aktiv, um die Zusammenarbeit zwischen IT-Experten und Ärzten von klinischen Studien zu verbessern. In Saarbrücken steht ihm das saarländische EU-Projektmanagementbüro Eurice als Partner zur Seite. Darüber hinaus befindet sich Prof. Graf am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg in guter Gesellschaft, wenn es um die Einbindung in europäische Forschungsvorhaben geht: Die Universität des Saarlandes belegt bundesweit eine der Spitzenpositionen bei der Einwerbung von Drittmitteln aus europäischen Förderprogrammen und ist derzeit in 61 Verbundprojekten mit europäischen Forschungspartnern involviert - 26 dieser Projekte werden federführend im Saarland koordiniert.

Kontakt/Weitere Informationen:
Prof. Dr. Norbert Graf
Direktor der Klinik für Päd. Onkologie u. Hämatologie
Universitätsklinikum des Saarlandes, Gebäude 9
66421 Homburg
E-Mail: graf@uks.eu

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution8

Quelle: Universität des Saarlandes, Irina Urig, 11.02.2011

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Wissenschaftliche Abteilung / Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland - 11.02.2011

Entdeckung eines Zusammenhangs zwischen zwei Myopathie-Formen

Ein Forscherteam (gemischte Forschergruppe Inserm/CNRS/Universität Straßburg) des IGBMC (Institut für Genetik, Molekular- und Zellbiologie) in Illkirch (Elsass) hat eine unerwartete Verbindung zwischen zwei Myopathie-Formen entdeckt. Sie haben eine starke Wechselwirkung zwischen zwei Muskelproteinen festgestellt, die beide für zwei unterschiedliche Formen von Myopathie verantwortlich sind: Myotubularin für kongenitale myotubuläre Myopathien und Desmin für Desmin-assoziierte Myopathien.

Die Ergebnisse wurden am 6. Dezember 2010 in der Fachzeitschrift The Journal of Clinical Investigation veröffentlicht [1].

Myopathien sind seltene Erkrankungen, die Muskeldegenerationen (manchmal schon im Kindesalter) zur Folge haben. Seit vielen Jahren arbeitet das Team um Jocelyn Laporte, Forschungsleiterin am Inserm, an der Erforschung der Myopathien. 1996 entdeckte sie gemeinsam mit Jean Louis Mandel das Myotubularin-Gen (MTM1). Bei Patienten mit einer kongenitalen myotubulären Myopathie fehlt dieses Protein. Seitdem versuchen die Forscher den Mechanismus der Erkrankung zu verstehen und die Funktion der Myotubularine in den Muskeln zu entschlüsseln. Dank einer engen Zusammenarbeit mit dem Labor für genetische Diagnostik der CHRU [2] Straßburg konnten die Forscher direkt an den Muskeln der Patienten arbeiten.

Auf der Suche nach Proteinpartnern des Myotubularin im Muskel, untersuchten sie das Desmin - ein Protein des Zytoskeletts, das für verschiedene Myopathie-Formen verantwortlich ist (Desmin-assoziierte Myopathien). Die aktuellen Forschungsergebnisse des Teams um Karim HNIA zeigen eine starke Wechselwirkung und ein Zusammenwirken der beiden Proteine im Muskel. "Eine Mutation des Myotubularins bewirkt eine Anhäufung des Desmins in den Zellen, wie bei den Desmin-assoziierten Myopathien", erklärt Karim HNIA. Durch genaue Beobachtungen konnten die Forscher die Rolle dieses Komplexes sowohl beim Aufbau unserer Muskeln, als auch für die Aufrechterhaltung ihres Gleichgewichts im Energiehaushalt entschlüsseln. Fehlt den Muskeln das Myotubularin, ist die Dynamik der Mitochondrien - das Kraftwerk unserer Zellen - gestört. Diese Ergebnisse eröffnen vielversprechende Perspektiven für die Entwicklung neuer Therapien und Medikamente gegen die beiden oben genannten Myopathien.

Dieses Forschungsprojekt wurde von der französischen Gesellschaft für Muskeldystrophien (AFM), der französischen Forschungsagentur (ANR), der Stiftung für medizinische Forschung (FRN) und dem Collège de France gefördert.

[1] "Myotubularin controls desmin intermediate filament architecture and mitochondrial dynamics in human and mouse skeletal muscle"
The Journal of Clinical Investigation, 06.12.2010
http://www.jci.org/articles/view/44021/pdf

[2] CHRU Regional- und Universitätskliniken in Frankreich
Website der CHRU Straßburg:
http://www.chru-strasbourg.fr/Hus/

Kontakt:
Jocelyn Laporte, IGBMC
1 rue Laurent Fries, 67404 Illkirch
E-Mail: jocelyn@igbmc.fr
http://www.igbmc.fr/recherche/Prog_TMN/Eq_JLapo/index.html

Quelle:
- "Myopathies, la recherche avance : Le complexe desmine/myotubularine offre de nouveaux espoirs thérapeutiques"
Pressemitteilung des CNRS, des Inserm, der Universität Straßburg und der AFM - 07.12.2010
http://www.igbmc.fr/Publications/Presse/CP_10_12_06b.pdf

Redakteurin:
Claire Cécillon
claire.cecillon@diplomatie.gouv.fr

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution688

Quelle: Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland, Marie de Chalup, 11.02.2011

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Februar 2011