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MELDUNG/302: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 04.03.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Charité-Universitätsmedizin Berlin: Etappensieg in neuer Runde der Exzellenzinitiative
→  Gießener Mikrobiologen entwickeln Strategien gegen gefährlichen Lebensmittelkeim


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Charité-Universitätsmedizin Berlin - 02.03.2011

Etappensieg in neuer Runde der Exzellenzinitiative

Ein Cluster und eine Graduiertenschule sind im Rennen

Die Charité - Universitätsmedizin Berlin bleibt in der Exzellenzinitiative auf der Erfolgsspur. Die Sprecher für ein Exzellenzcluster und eine Graduiertenschule sind heute von der Gemeinsamen Kommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des Wissenschaftsrats aufgefordert worden, bis zum 1. September ausführliche Anträge abzugeben. Damit gesellen sie sich zu den beiden bereits bestehenden Exzellenzeinrichtungen der Charité, dem Cluster "NeuroCure" und der Graduiertenschule "Berlin Brandenburg School for Regenerative Therapies" (BSRT), die ebenfalls im September die Verlängerung ihrer Förderung neu beantragen werden. Die Charité hat somit die Chance, im günstigsten Fall bis 2017 zwei Exzellenzcluster und zwei Graduiertenschulen zu wichtigen Säulen der Forschungsschwerpunkte der Charité auszubauen. Hierzu fällt die endgültige Förderentscheidung im Sommer 2012.

"Dieser Erfolg beruht ganz entscheidend auf den hervorragenden Leistungen unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, aber auch auf der flexiblen Forschungsförderung, die in den letzten Jahren an der Charité eingerichtet wurde", erklärte Prof. Annette Grüters- Kieslich, die Dekanin der Charité. "Die Kommission hat in ihrer Entscheidung honoriert, dass es uns gelungen ist, gemeinsam mit der Freien Universität, der Humboldt-Universität und den außeruniversitären Forschungseinrichtungen das enorme Potential an exzellenten Forscherinnen und Forschern in der Biomedizin in Berlin effizient zu bündeln.

Im Mittelpunkt des Cluster-Antrags "GenoRare" stehen die Waisenkinder der Medizin - die Patientinnen und Patienten mit seltenen Erkrankungen. Im soeben gegründeten Berliner Centrum für Seltene Erkrankungen an der Charité werden diese Patienten betreut, und im neuen Forschungscluster will Prof. Stefan Mundlos vom Institut für Medizinische Genetik und Humangenetik in Zusammenarbeit mit Forschergruppen des Max-Delbrück-Centrums, des Max Planck Instituts für Molekulare Genetik sowie von FU und HU die genauen Entstehungsmechanismen seltener Erkrankungen erforschen. Die Klärung der Ursache ist der erste und wichtigste Schritt in der Entwicklung von Therapien. "Die heutige Aufforderung, einen vollen Antrag zu erarbeiten, bedeutet eine große Chance, mit der systematischen Analyse und funktionellen Untersuchung von Genen bei seltenen Erkrankungen den Grundstein für eine neue Phase der personalisierten Medizin zu legen", erklärte er. Eng verzahnt werden diese systembiologischen Forschungsaktivitäten mit der Forschung am MDC, mit der Erörterung ethischer Aspekte der Genomanalyse an der philosophischen Fakultät der HU sowie mit einem eigens strukturierten Doktoranden-Programm, das den besonderen Anforderungen der medizinischen Molekulargenetik Rechnung tragen und von der Dahlem Research School der FU koordiniert werden soll.

Auch bei der geplanten "Berliner Graduiertenschule für integrative Onkologie" sind die Freie Universität und die Humboldt - Universität wichtige Partner. "Wir wollen in einer besonders eng vernetzten Weise angehende Grundlagenwissenschaftler gemeinsam mit jungen Ärztinnen und Ärzten mit Interesse an der Krebsforschung so ausbilden, dass sie die zukünftigen Therapie-Strategien gegen die medizinische wie gesellschaftliche Herausforderung 'Krebs' entwickeln können", erklärte der Initiator des Antrags, Prof. Clemens Schmitt vom Molekularen Krebsforschungszentrum der Charité. Er hofft, bei Bewilligung des Vollantrags für das Projekt Fördermittel der Exzellenzinitiatve zwischen einer und 2,5 Millionen Euro pro Jahr zu erhalten.

Exzellenzcluster können mit einer jährlichen Förderung zwischen drei und acht Millionen Euro rechnen. "Das ist ein sehr nachhaltiger Impuls für die Wissenschaft, aber auch für die regionale Wirtschaft in Berlin und Brandenburg", sagte Prof. Karl Max Einhäupl, der Vorstandsvorsitzende der Charité. Allein in den beiden bislang von der Charité verantworteten Einrichtungen NeuroCure und BSRT wurden neben zahlreichen hochkarätigen wissenschaftlichen Veröffentlichungen und innovativen Therapieansätzen in den letzten vier Jahren 149 Arbeitsplätze für Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geschaffen. Hinzu kommen das Exzellenzcluster "Languages of Emotion" der FU und die "Berlin School of Mind and Brain" der Humboldt-Universität. Dort verantwortet die Charité ebenfalls wichtige Teilbereiche mit insgesamt 33 neu eingestellten Forscherinnen und Forschern. "Viele der hervorragenden Wissenschaftler konnten wir aufgrund der attraktiven Forschungsbedingungen, die wir im Rahmen der Exzellenzinitiative bieten können - aber natürlich auch wegen der dynamischen Atmosphäre in unserer Stadt - aus dem Ausland gewinnen", erläuterte die Dekanin. Auf dieser Grundlage werde die Charité alles daran setzen, ab 2012 mit hoffentlich weiteren Exzellenz-Projekten den Forschungsstandort Berlin- Brandenburg weiter ausbauen zu können.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution318

Quelle: Charité-Universitätsmedizin Berlin, Stefanie Winde, 02.03.2011


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Justus-Liebig-Universität Gießen - 03.03.2011

Gießener Mikrobiologen entwickeln Strategien gegen gefährlichen Lebensmittelkeim

Parlamentarischer Staatssekretär Dr. Helge Braun übergibt am 7. März 2011 Bewilligungsbescheid für transnationales Verbundprojekt zur Listerienforschung unter Gießener Federführung Das Bakterium Listeria monocytogenes gehört zu den gefährlichsten Lebensmittelkeimen. Wissenschaftler der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) um Prof. Dr. Trinad Chakraborty, Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie, erforschen die Mechanismen, mit denen das Bakterium die zelleigene Abwehr austrickst - und suchen nach Gegenstrategien. Im Rahmen der EU-Initiative ERA-NET PathoGenoMics fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein transnationales Verbundprojekt zur Listerienforschung unter Gießener Federführung. Den Bewilligungsbescheid übergibt Dr. Helge Braun, Parlamentarischer Staatssekretär im BMBF, am Montag, 7. März 2011, um 10 Uhr im Rektorenzimmer im JLU-Hauptgebäude (Ludwigstraße 23, 35390 Gießen).

Auf das Gießener Teilprojekt entfallen rund 280.000 Euro; insgesamt werden die deutschen Projektpartner mit rund 467.000 Euro gefördert. Prof. Dr. Trinad Chakraborty leitet das Projekt "ERA-NET PathoGenoMics 3: Analyse der zellulären Mechanismen, die der frühen Wirtsantwort auf Listerien-induzierten Stress zugrunde liegen (LISTRESS)", das über drei Jahre läuft. Das Vorhaben zielt darauf ab, bessere Angriffspunkte für Prävention und Therapie gefährlicher bakterieller Lebensmittelinfektionen zu entwickeln, die weltweit große gesundheitliche Probleme mit oft tödlichen Folgen verursachen. Dabei arbeiten die Gießener Mikrobiologen mit dem Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI), dem Institut Pasteur, dem Consejo Superior de Investigaciones Científicas (CSIC), Madrid, dem Institute for Molecular and Cell Biology (IBMC), Porto, und der Tel Aviv University zusammen.

Listerien sind Bakterien, die fast überall vorkommen. Für den Menschen gefährlich ist der Stamm Listeria monocytogenes, der über kontaminierte Lebensmittel aufgenommen wird. Gefährlich sind Listerien-Infektionen vor allem für Schwangere, Neugeborene, ältere und immungeschwächte Menschen. Die Wissenschaftler analysieren im Rahmen des Verbundprojekts die zellulären Mechanismen, die der frühen Wirtsantwort auf Listerien-induzierten Stress zugrunde liegen. LISTRESS zielt darauf ab Proteine zu identifizieren, die die zellautonome Abwehr und die angeborene Immunabwehr auslösen.

Anhand von Probenmaterial von Patienten mit entzündlichen Darmerkrankungen soll zudem untersucht werden, wie sich die Bakterienvermehrung im klinischen Zusammenhang hemmen lässt. Die Ergebnisse sollen dazu dienen, Patienten mit einem besonders hohen Risiko für eine Listerieninfektion - beispielsweise aufgrund einer beeinträchtigten Barrierefunktion der Darmzellen - frühzeitig zu erkennen und neue Angriffspunkte präventiver und immunstimulierende Strategien zu entwickeln.

Um die internationale Pathogenomik-Forschung besser zu koordinieren, hat die EU zwei große Initiativen etabliert. Eine davon ist die Initiative ERA-NET PathoGenoMics ("The Trans-European Cooperation and Coordination of Genome Sequencing and Functional Genomics of Human-pathogenic Microorganisms"). Sie konzentriert sich auf Prävention, Diagnose, Behandlung und Monitoring von humanen Infektionskrankheiten und dient der Etablierung transnationaler Forschungs- und Entwicklungsprojekte. Die Projekte müssen Projektpartner sowohl aus dem akademischen als auch aus dem klinischen oder industriellen Bereich einschließen, mit maximal sechs Projektpartnern aus mindestens drei ERA-NET-Partnerländern.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution217

Quelle: Justus-Liebig-Universität Gießen, Christina Lott, 03.03.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. März 2011