Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/318: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 01.04.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Körpereigener Entzündungshemmer entdeckt
→  Masterstudium Naturheilkunde für Ärztinnen und Ärzte in Idstein
→  Tiefe Einblicke in die Steuerung von Proteinen
→  Was macht gesund? Mobiles Stressmanagement!
      TUD ist Preisträger bei BMBF Wettbewerb für Studierende
→  Schließprinzip von biologischen Poren untersucht


*


Deutsches Krebsforschungszentrum - 31.03.2011

Körpereigener Entzündungshemmer entdeckt

Wissenschaftler aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum, dem Imperial College London, aus Australien und Italien entdeckten ein Protein, das Entzündungen verhindert, die durch den Botenstoff TNF ausgelöst werden. Solche Entzündungen treten bei schweren Autoimmunerkrankungen wie etwa der rheumatoiden Arthritis auf und können das Krebswachstum fördern. Die Forscher veröffentlichen die Ergebnisse heute in der Zeitschrift Nature.

Tumornekrosefaktor - diesen Namen trägt ein Botenstoff des Immunsystems aufgrund früherer Beobachtungen. Diese hatten zunächst die Hoffnung genährt, das Protein könnte eine breite Anwendung in der Krebstherapie finden. Mittlerweile weiß man jedoch, dass der Tumornekrosefaktor (TNF) sich nur selten gegen den Tumor richtet und dort nicht die Krebszellen selbst abtötet, sondern die Blutgefäßzellen, die den Tumor versorgen.

Tatsächlich ist TNF an Entzündungen in einer Vielzahl von Geweben verantwortlich. Chronische TNF-bedingte Entzündungen fördern sogar, dass Krebs sich ausbreiten kann. Der Botenstoff weckt die Wanderbereitschaft der Tumorzellen und erhöht so die Metastasierungsfähigkeit bestimmter Krebsarten. Andererseits kommt TNF auch bei schweren Autoimmunerkrankungen wie rheumatoider Arthritis, Psoriasis oder Morbus Crohn eine zentrale Rolle zu. Wirkstoffe, die TNF hemmen, lindern erfolgreich die Symptome dieser Krankheiten.

Professor Dr. Henning Walczak, der Leiter der Studie, die heute in Nature erscheint, forschte am Deutschen Krebsforschungszentrum und seit Oktober 2007 am Londoner Imperial College. Sein Team untersuchte gemeinsam mit Wissenschaftlern aus Melbourne (Australien) und Italien, wie TNF Entzündungsreaktionen auslöst und wie diese verhindert werden können.

Die Wissenschaftler um Walczak entdeckten gemeinsam mit dem Team von Professor Dr. John Silke, La Trobe University, Melbourne, dass ein Protein namens Sharpin die Entstehung TNF-bedingter Entzündungen verhindert: Mäusen, denen aufgrund einer natürlich vorkommenden Erbgutveränderung Sharpin fehlt, leiden an schweren Entzündungen der Haut und der inneren Organe. Schalteten die Forscher in diesen Tieren zusätzlich TNF aus, so traten keinerlei Entzündungssymptome mehr auf. Damit zeigten die Forscher, dass TNF in Abwesenheit von Sharpin für die Entzündungen verantwortlich ist. Sharpin unterdrückt also unter natürlichen Bedingungen die entzündungsfördernde Wirkung von TNF. Mit weiteren Experimenten zeigten die Forscher, dass Sharpin dies erreicht, indem es TNF daran hindert, den entzündungsfördernden Zelltod auszulösen.

"Chronisch entzündliche Autoimmunerkrankungen sind weit verbreitet. Viele darunter bedeuten für die Betroffenen enormes Leiden und sind heute oft nur unzureichend zu behandeln. Je besser wir die Signalwege verstehen, die solche Entzündungsprozesse auslösen, desto gezielter können wir mit Medikamenten eingreifen. Die Entdeckung, dass Sharpin den Ausbruch TNF-bedingter Entzündungen verhindert, kann der Therapieentwicklung neue Wege weisen", erläutert Henning Walczak.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dkfz.de

Björn Gerlach, Stefanie M. Cordier, Anna C. Schmukle, Christoph H. Emmerich, Eva Rieser, Tobias L. Haas, Andrew I. Webb, James A. Rickard, Holly Anderton, Wendy W.-L.Wong, Ueli Nachbur, Lahiru Gangoda, Uwe Warnken, Anthony W. Purcell, John Silke & Henning Walczak:
Linear ubiquitination prevents inflammation and regulates immune signalling.
Nature, 31. März 2011
DOI: 10.1038/nature09816

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ)
ist mit mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland. Über 1000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erforschen im DKFZ, wie Krebs entsteht, erfassen Krebsrisikofaktoren und suchen nach neuen Strategien, die verhindern, dass Menschen an Krebs erkranken. Sie entwickeln neue Ansätze, mit denen Tumoren präziser diagnostiziert und Krebspatienten erfolgreicher behandelt werden können. Daneben klären die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert und ist Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution386

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann, 31.03.2011


*


Hochschule Fresenius - 31.03.2011

Masterstudium Naturheilkunde für Ärztinnen und Ärzte in Idstein

Berufsbegleitende akademische Weiterqualifizierung für Ärztinnen und Ärzte startet an der Hochschule Fresenius in Idstein wieder im September

Idstein. Der speziell für Ärztinnen und Ärzte entwickelte Master-Studiengang "Naturheilkunde und komplementäre Medizin" startet im September zum zweiten Mal. Dieses im deutschsprachigen Raum einzigartige Studium baut auf den vorhandenen ärztlichen Kompetenzen auf und ermöglicht eine Spezialisierung im Schwerpunkt Naturheilkunde und komplementäre Medizin. Um das Erlernte direkt in der täglichen ambulanten oder stationären Praxisarbeit anwenden zu können, wurde das viersemestrige Studium berufsbegleitend entwickelt. Gleichzeitig kommt es in den gemeinsamen Fallkonferenzen zum intensiven kollegialen Austausch.

Neben wissenschaftlichem Arbeiten erlernen die Studierenden die praktische Durchführung klassischer Naturheilverfahren und komplementär-medizinischer Methoden wie Ausleitungs- und Fastentherapien, Phytotherapie, TCM/Akupunktur. Im Schwerpunkt Neuraltherapie werden beispielsweise verschiedene Injektionstechniken der Neuraltherapie vermittelt. Der regelmäßige hohe Anteil an Selbsterfahrung mit täglichen Wasseranwendungen, Bewegungsübungen und Entspannungsverfahren, trägt dazu bei, die Wirkweise der einzelnen Verfahren besser verstehen und beurteilen zu können. Unterrichtet wird der Studiengang von international bekannten und erfahrenen Ärzten und Wissenschaftlern unter der Leitung von Professor Dr. med. Peter W. Gündling.

Highlight der einzelnen einwöchigen Präsenzphasen, die etwa viermal pro Jahr stattfinden, sind Exkursionen. Um einen hohen Anteil an Kleingruppenarbeit zu gewährleisten, ist die Teilnehmerzahl des Masterstudiengangs limitiert, es sind jedoch für das kommende Wintersemester noch Plätze frei.

Im Unterschied zu weiterbildenden Seminaren und Kursen, wie sie z.B. zum Erwerb einer Zusatzbezeichnung angeboten werden, ist diese Weiterbildung ein akademisches Studium, das zu dem führbaren Titel "Master of Science" (M.Sc.) führt.

Weitere Informationen
sind im Internet auf
www.hs-fresenius.de
oder per E-Mail an
msc_naturheilkunde@hs-fresenius.de
erhältlich.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hs-fresenius.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image138589
Wasseranwendungen in der Naturheilkunde

http://idw-online.de/de/image138590
Pflanzenwirkstoffe spielen in der Naturheilkunde eine große Rolle. Hier: Passiflora

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution258

Quelle: Hochschule Fresenius, Antonie Binder, 31.03.2011


*


Eberhard Karls Universität Tübingen - 31.03.2011

Tiefe Einblicke in die Steuerung von Proteinen

Forscher am Proteom Centrum der Universität Tübingen identifizieren eine bisher unbekannte Form des Regulatorproteins Ubiquitin, die Entzündungsprozesse beeinflusst

Das kleine Protein trägt den Namen Ubiquitin, was zum Ausdruck bringt, dass es allgegenwärtig (ubiquitär) in den Zellen höherer Lebewesen vorkommt. Ubiquitin bindet an andere Proteine und beeinflusst deren Eigenschaften auf unterschiedlichste Weise. Die Modifizierung von Proteinen durch Ubiquitin, die sogenannte Ubiquitinierung, deren Entdeckung im Jahr 2004 mit einem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, ist für viele regulatorische Prozesse in der Zelle von größter Bedeutung. Ubiquitin kann zur Entstehung von Krankheiten beitragen, aber auch Fehler in der Proteinbildung korrigieren helfen. Es können sich Ketten von Ubiquitin-Molekülen bilden und mit einem Zielprotein verbinden. Man spricht dann von Polyubiquitinierung.

Eine neue Form dieser Polyubiquitinierung, die bei der Regulation von Entzündungsprozessen eine wichtige Rolle spielt, haben jetzt Forscher der Universität Tübingen nachgewiesen. Die Wissenschaftler des Proteom Centrums Tübingen (PCT) um dessen Leiter, Prof. Dr. Boris Macek, haben damit einen Beitrag zu einer großen internationalen Studie geleistet, über deren Ergebnisse die Fachzeitschrift "Nature" heute (31. März 2011) online vorab berichtet.

Den Tübinger Befund beschreibt Boris Macek so: "Bisher waren zwei Hauptformen von Polyubiquitinierung bekannt. Nun ist es uns in Kooperation mit Prof. Ivan Dikic aus Frankfurt gelungen, eine neue Form von Polyubiquitin - das lineare Ubiquitin - nachzuweisen." Mit Hilfe der Massenspektrometrie, einer Methode, welche die Masse der ionisierten Moleküle (z.B. Proteine) messen kann, konnten die Forscher die winzigen Mengen dieses Polyubiquitins in der Zelle bestimmen. "Wir haben gezeigt, dass die endogene Menge dieser Modifikation ungefähr 30 mal niedriger ist als die Hauptformen von Ubiquitin. Zudem haben wir nachgewiesen, dass NEMO, ein wichtiges regulatorisches Protein des sogenannten NFKappaB-Signaltransduktionswegs, durch lineare Ubiquitinierung modifiziert wird."

Thema der internationalen Studie war die Entstehung und Funktion linearer Ubiquitinierung. In der Studie wurde gezeigt, dass ein wichtiger Regulationsmechanismus der Zelle von dieser neuen Form von Ubiquitinierung reguliert wird. Der NFKappaB-Signaltransduktionsweg ist bei der Entstehung von Entzündungsprozessen von großer Bedeutung. Die neuen Erkenntnisse über dessen Regulierung können, so hoffen die Forscher, zur Entwicklung neuer Therapien führen.

"Das lineare Ubiquitin nachzuweisen war eine große Herausforderung, da die verschiedenen Formen von Ubiquitinierung sehr schwierig und eigentlich nur mittels Massenspektrometrie eindeutig voneinander zu unterscheiden sind", sagt Dr. Mirita Franz-Wachtel, die ebenfalls an der Studie beteiligt war. "Aufgrund der sehr kleinen intrazellulären Mengen dieser Modifikation wurden die empfindlichsten Methoden und Geräte benötigt und eingesetzt. Glücklicherweise hat alles funktioniert, und wir konnten die biologischen Experimente von Ivan Dikic bestätigen."

Das Proteom Centrum Tübingen wurde als Teil des Interfakultären Instituts für Zellbiologie (IFIZ) im Jahr 2003 von Prof. Dr. Alfred Nordheim gegründet. Leiter ist seit Dezember 2008 Dr. Boris Macek, Juniorprofessor für Quantitative Proteomik am Fachbereich Biologie der Universität Tübingen. Das PCT entwickelt und verwendet modernste Methoden im Bereich der quantitativen Massenspektrometrie und Proteomik, der Lehre von der Gesamtheit der Proteine. Des Weiteren ermöglicht das PCT als Service-Einheit der Universität Tübingen Proteinanalysen als Dienstleistung für eine breite wissenschaftliche Gemeinschaft. Erst vor kurzem hat das PCT eine Förderung in Höhe von 720.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Land Baden-Württemberg erhalten, um ein Massenspektrometer der neusten Generation anzuschaffen.

Kontakt:
Prof. Dr. Boris Macek
Universität Tübingen
Proteom Centrum Tübingen
Interfakultäres Institut für Zellbiologie
boris.macek[at]uni-tuebingen.de
http://www.proteom-centrum.de

Die Studie:
Fumiyo Ikeda, Yonathan Lissanu Deribe, Sigrid S. Skanland, Benjamin Stieglitz, Caroline Grabbe, Mirita Franz-Wachtel, Sjoerd J. L. van Wijk, Panchali Goswami, Vanja Nagy, Janos Terzic, Fuminori Tokunaga, Ariadne Androulidaki, Tomoko Nakagawa, Manolis Pasparakis, Kazuhiro Iwai, John P. Sundberg, Liliana Schaefer, Katrin Rittinger, Boris Macek und Ivan Dikic:
SHARPIN forms a linear ubiquitin ligase complex regulating NF-kappaB activity and apoptosis.
Nature
Online-Vorab-Veröffentlichung am 31. März 2011.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution81

Quelle: Eberhard Karls Universität Tübingen, Michael Seifert, 31.03.2011


*


Technische Universität Dresden - 31.03.2011

Was macht gesund?

Mobiles Stressmanagement!
TUD ist Preisträger bei BMBF Wettbewerb für Studierende

Ein Studententeam der TU Dresden zählt zu den insgesamt 15 Gewinnern beim Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) "Was macht gesund?". Die Studierenden vom Institut für Biomedizinische Technik der Fakultät Elektrotechnik und Informationstechnik erhalten 10.000 Euro für die Umsetzung ihres Projektes "Mobiles Stressmanagement". Stress ist in der industrialisierten Gesellschaft als ein alters- und bevölkerungsgruppenübergreifendes Problem bekannt. Folgen von Stress können Schlaf- und Konzentrationsstörungen, aber auch Burn-out sein. Außerdem fördert Stress die Entstehung lebensbedrohlicher Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Neben den persönlichen Konsequenzen sind bereits heute ökonomische Folgen des Stresses klar zu erkennen.

Gemessen an der Prävalenz und den schwerwiegenden Folgen sind die Möglichkeiten, Stress aktiv zu bekämpfen, vergleichsweise unbekannt. Der alleinige Vorsatz, Stress zu vermeiden, ist in aller Regel nicht ausreichend. Vielmehr sind Maßnahmen zur aktiven Stressbekämpfung (Stressmanagement) erforderlich. Verschiedene Herangehensweisen sind zwar beschrieben und klinisch validiert, werden aber nur in vergleichsweise kleinem Umfang erfolgreich eingesetzt. Der Nachweis, der mit den genannten Methoden in Pilotstudien und klinischen Anwendungen erzielt wurde, ist ein Beleg dafür, dass "Stressmanagement" eine hochaktuelle Antwort auf die Frage "Was macht gesund?" sein kann. Das größte Problem dabei: Bisher fehlen transportable alltagstaugliche technische Möglichkeiten, um das Stressniveau und den Erfolg von Stressmanagement sichtbar und nachvollziehbar zu machen. Und genau hier setzt das Projekt der Studierenden der TU Dresden an: Mit Hilfe eines Demonstrator-Systems soll der Nutzen einzelner Methoden zur praktischen Stressbekämpfung verdeutlicht werden. Der zu entwickelnde Demonstrator soll zur Stressmessung und Therapiekontrolle eingesetzt werden. Innovativ ist dabei, dass er auf der Basis eines Smartphone-Systems aufgebaut werden soll. Solchen Systemen wird gerade in der Medizintechnik eine große Bedeutung vorhergesagt.

Der Wettbewerb für Studierende "Was macht gesund?" ist Teil des Wissenschaftsjahres 2011 - Forschung für unsere Gesundheit. Das Wissenschaftsjahr Gesundheitsforschung wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gemeinsam mit der Initiative Wissenschaft im Dialog sowie zahlreichen Partnern aus Wissenschaft, Wirtschaft und Kultur ausgerichtet. Im Mittelpunkt stehen die Ziele, Herausforderungen und Aktionsfelder moderner Gesundheitsforschung.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.was-macht-gesund.de
http://www.forschung-fuer-unsere-gesundheit.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution143

Quelle: Technische Universität Dresden, Kim-Astrid Magister, 31.03.2011


*


Forschungszentrum Jülich - 31. März 2011

Schließprinzip von biologischen Poren untersucht

Jülich, 31. März 2011 - Sie kontrollieren die Kontraktion von Muskeln, die Erregungsausbildung in Herz- und Nervenzellen oder die Freisetzung von Hormonen: die Ionenkanäle. Diese komplexen Eiweißmoleküle bilden kleine Poren in der Zellmembran und steuern durch sie den Fluss elektrisch geladener Teilchen, der Ionen. Jülicher Forscher haben nun mit Kollegen aus der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und dem Forschungszentrum caesar in Bonn neue Erkenntnisse gewonnen, wie ein molekularer Schlüssel einen Ionenkanal öffnen und schließen kann. Das Wissen um diese Mechanismen ist die Grundlage, um verschiedene Krankheiten zu verstehen und zu therapieren. Ihre Ergebnisse präsentieren die Forscher in der aktuellen Ausgabe des renommierten Fachmagazins "Proceedings of the National Academy of Sciences" (doi:10.1073/pnas.1015890108).

Im Fokus der Wissenschaftler stand ein vereinfachtes Modellsystem eines bakteriellen Ionenkanals, der den Kanälen in Zellen des Herzmuskels sehr ähnlich ist. Aufgebaut ist dieser - wie alle Ionenkanäle - aus komplexen Eiweißmolekülen, die durch kleine Moleküle, sogenannte sekundäre Botenstoffe, geöffnet oder geschlossen werden können.

Wenn der sekundäre Botenstoff cAMP an einer bestimmten Stelle des Ionenkanals bindet, verändert sich dort die Struktur des Eiweißmoleküls, was die Öffnung des Kanals zur Folge hat. Die Wissenschaftler konnten mittels kernmagnetischer Resonanzspektroskopie (NMR) Atom für Atom die dreidimensionale Struktur der hochkomplexen Eiweißmoleküle bestimmen und deren Änderung bei der Bindung eines sekundären Botenstoffs charakterisieren.

Viele genetisch bedingte Krankheiten lassen sich auf defekte Ionenkanäle zurückführen, etwa Mukoviszidose, Herzrhythmusstörungen oder bestimmte Augenerkrankungen. Die detaillierten molekularen Abläufe zu verstehen ist eine Grundlage für das Verständnis der Erkrankungen und die gezielte Entwicklung medizinischer Wirkstoffe.

Die Arbeiten entstanden im Rahmen eines Promotionsstipendiums der NRW-Forschungsschule BioStruct. BioStruct wird gefördert durch das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen, die Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und die Gründerstiftung zur Förderung von Forschung und wissenschaftlichem Nachwuchs an der Universität Düsseldorf.

Weitere Informationen:
Forschungszentrum Jülich
Insitut for Complex Systems
Bereich Strukturbiologie (ICS-6)
http://www.fz-juelich.de/ics/ics-6/DE/Home/home_node.html

Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
Institut für Physikalische Biologie
http://www.uni-duesseldorf.de/MathNat/ipb/

Forschungszentrum caesar, Bonn
http://www.caesar.de/

NRW-Forschungsschule BioStruct
http://biostruct.de/

Ansprechpartner:
Prof. Dieter Willbold
dieter.willbold@uni-duesseldorf.de
Dr. Sven Schünke
s.schuenke@fz-juelich.de

Das Forschungszentrum Jülich...
... betreibt interdisziplinäre Spitzenforschung, stellt sich drängenden Fragen der Gegenwart und entwickelt gleichzeitig Schlüsseltechnologien für morgen. Hierbei konzentriert sich die Forschung auf die Bereiche Gesundheit, Energie und Umwelt sowie Informationstechnologie. Einzigartige Expertise und Infrastruktur in der Physik, den Materialwissenschaften, der Nanotechnologie und im Supercomputing prägen die Zusammenarbeit der Forscherinnen und Forscher. Mit rund 4 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gehört Jülich, Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, zu den großen Forschungszentren Europas.

Quelle: Forschungszentrum Jülich, Annemarie Winkens, 31. März 2011


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. April 2011