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MELDUNG/410: Schleswig-Holstein ... Hubschrauber mit Notarzt im Einsatz - auf Probe (SHÄB)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 8/2011

Nachrichten

Hubschrauber mit Notarzt im Einsatz - auf Probe


Kranke und Verletzte in Schleswig-Holstein können künftig vor Ort noch schneller versorgt werden, wenn der Notarzt per Hubschrauber eingeflogen wird. Seit Juli ist KUNO-SH 01 in Hartenholm stationiert und wird auch eingesetzt - die Finanzierungsfrage allerdings ist strittig. Die Krankenkassen sehen keinen Bedarf für den Hubschrauber, weil Notärzte per PKW im ganzen Land innerhalb der vorgeschriebenen Rettungsfrist vor Ort sind. Der gemeinnützige Dienstleister K.B.A. will den Helikopter dennoch durchsetzen und hat im Juli eine zunächst dreimonatige Pilotphase gestartet, mit Unterstützung von Spenden. Geschäftsführer Michael Vollmer setzt darauf, dass der Widerstand der Kassen bröckelt und diese am Ende doch zahlen. Bundesweit ist KUNO-SH 01 nach einem Helikopter in Bad Doberan erst der zweite reine Notarzthubschrauber. Von Hartenholm aus kann der Notarzt innerhalb von fünf Minuten den gesamten Kreis und innerhalb von 20 Minuten einen großen Teil des Landes sowie Hamburg erreichen. Besetzt wird der Hubschrauber aus dem Notarztpool der K.B.A., die einen Mediziner sowie Rettungsassistenten in Hartenholm vorhält. Die Krankenkassen verwiesen auf Nachfrage auf die drei bestehenden Hubschrauber-Standorte im Land, die bei Bedarf und im Gegensatz zu KUNO-SH 01 Kranke und Verletzte in die Krankenhäuser fliegen. Die Kassen kennen Vollmers Pläne seit langem und befürchten, dass die K.B.A. Fakten schaffen will, auf deren Kosten sie am Ende sitzen bleiben. Für die Kassen steht fest, dass wegen des Hubschraubers auf kein Notarztfahrzeug verzichtet werden kann. Die Kreise als Träger des Rettungsdienstes werden den Kassen Rechnungen in bisheriger Höhe präsentieren, hinzu kommen die Kosten für die Hubschraubereinsätze. Vollmer hält die Ressourcen an Notärzten künftig für so knapp, dass diese so effektiv wie möglich zu den Einsatzorten gebracht werden müssten. Er bezifferte die Kosten für jeden Einsatz des Hubschraubers je nach Entfernung auf 600 bis 1.000 Euro. Im Gegenzug könne die therapiefreie Zeit der Patienten verkürzt werden.

Zugleich macht sich der K.B.A.-Geschäftsführer Gedanken um alternative Nutzungsmöglichkeiten. Ärztliche Spezialisten, die in Zentren angestellt sind, könnten per Helikopter in die Peripherie zu den Patienten gebracht werden, regte er an. Gespräche dazu hat die K.B.A. bereits geführt und ist in Krankenhäusern auf Interesse gestoßen. Auf diese Weise könnten sich medizinische Einrichtungen die seltenen Spezialisten teilen, schlug er vor. Als Einsatzalternativen kann er sich auch den Transport von Blut, Organen und Medikamenten vorstellen. (di)


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Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 8/2011 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2011/201108/h11084a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten
Abbildung der Originalpublikation:

Der Notarzt kommt per Hubschrauber - Krankenkassen halten das nicht für bezahlbar und auch nicht für erforderlich.


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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt August 2011
64. Jahrgang, Seite 7
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz Bartmann (V.i.S.d.P.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-119, -127, Fax: -188
E-Mail: aerzteblatt@aeksh.org
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. September 2011