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MELDUNG/475: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 13.12.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Kontrolle durch die Matrix: RUB-Forscher entschlüsseln Rolle von Proteinen der Zellumgebung
→  10.000ste Kinderherzoperation am Deutschen Herzzentrum Berlin


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Ruhr-Universität Bochum - 12.12.2011

Kontrolle durch die Matrix - RUB-Forscher entschlüsseln Rolle von Proteinen der Zellumgebung

Wie Astrozyten, bestimmte Zellen des Nervensystems, entstehen, ist bislang weitgehend unbekannt. Bochumer Forscher haben nun untersucht, welchen Einfluss die Zellumgebung, Extrazelluläre Matrix genannt, auf diesen Prozess hat. Sie fanden heraus, dass das Matrix-Protein Tenascin C vorhanden sein muss, damit sich Astrozyten im Rückenmark von Mäusen kontrolliert vermehren und verteilen. Gemeinsam mit Kollegen der RWTH Aachen berichten die Wissenschaftler vom RUB-Lehrstuhl für Zellmorphologie und Molekulare Neurobiologie über ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Development.

Kontrolle durch die Matrix

Development: Wie bestimmte Zellen im Rückenmark entstehen RUB-Forscher entschlüsseln Rolle von Proteinen der Zellumgebung

Wie Astrozyten, bestimmte Zellen des Nervensystems, entstehen, ist bislang weitgehend unbekannt. Bochumer Forscher haben nun untersucht, welchen Einfluss die Zellumgebung, Extrazelluläre Matrix genannt, auf diesen Prozess hat. Sie fanden heraus, dass das Matrix-Protein Tenascin C vorhanden sein muss, damit sich Astrozyten im Rückenmark von Mäusen kontrolliert vermehren und verteilen. Gemeinsam mit Kollegen der RWTH Aachen berichten die Wissenschaftler vom RUB-Lehrstuhl für Zellmorphologie und Molekulare Neurobiologie über ihre Ergebnisse in der Zeitschrift Development.

Tenascin C reguliert Astrozyten-Entwicklung

Unreife Astrozyten stellen Tenascin C her und sondern es in die Extrazelluläre Matrix ab. Von dort steuert es die Entwicklung der Zellen. Um die Rolle des Proteins genauer zu charakterisieren, erforschte das Bochumer Team um Prof. Dr. Andreas Faissner, Prof. Dr. Stefan Wiese und Dr. Michael Karus Astrozyten, die genetisch so manipuliert waren, dass sie kein Tenascin C herstellten. Die Wissenschaftler beobachteten, dass sich die Astrozyten ohne das Protein länger teilten und später an ihren Bestimmungsort im Rückenmark wanderten. "Als Konsequenz der längeren Zellteilungsphase haben wir eine vermehrte Anzahl an reifen Astrozyten gefunden", erklärt Karus.

Genaktivität verändert

Auch auf molekularer Ebene hinterließ die Tenascin C-Manipulation Spuren. Mit Kollegen der RWTH Aachen verglichen die Bochumer Forscher die Genaktivität im Rückenmark mit und ohne Tenascin C-Produktion. Die Abwesenheit des Proteins wirkte sich nicht nur auf Gene aus, die typisch für Astrozyten sind. Eine veränderte Aktivität stellten die Wissenschaftler auch bei Genen fest, die eine Rolle für bestimmte Wachstumsfaktoren spielen. Diese haben z. B. Einfluss auf das Überleben und die Teilungsaktivität verschiedener Zelltypen.

Ergebnisse auch für medizinischen Bereich interessant

Astrozyten übernehmen eine Vielzahl an Aufgaben im Nervensystem. Sie regulieren den Ionenhaushalt und die Konzentration von Botenstoffen, sind ein Bestandteil der Blut-Hirn-Schranke und beeinflussen die Aktivität der Nervenzellen. Bei Verletzungen des zentralen Nervensystems oder auch Hirntumoren bilden sich so genannte reaktive Astrozyten, die sich ähnlich wie unreife Astrozyten verhalten. "Bislang ist die Funktion von Tenascin C unter solchen pathologischen Bedingungen größtenteils unbekannt", sagt Karus. "Wenn wir aber mehr über die Aufgabe von Tenascin C während der Entwicklung herausfinden, können wir wahrscheinlich auch besser verstehen, was es zum Beispiel bei Rückenmarksverletzungen bewirkt."

Weitere Informationen

Dr. Michael Karus
Lehrstuhl für Zellmorphologie und Molekulare Neurobiologie
Fakultät für Biologie und Biotechnologie
Ruhr-Universität, 44780 Bochum
Michael.Karus@ruhr-uni-bochum.de

Titelaufnahme
M. Karus, B. Denecke, C. ffrench-Constant, S. Wiese, A. Faissner (2011):
The extracellular matrix molecule tenascin C modulates expression levels and territories of key patterning genes during spinal cord astrocyte specification, Development
doi: 10.1242/dev.067413

Angeklickt
Lehrstuhl für Zellmorphologie und Molekulare Neurobiologie
http://dbs-lin.ruhr-uni-bochum.de/cellmorphology/index.php?language=de&

Redaktion
Dr. Julia Weiler

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image158671
Unter geeigneten Bedingungen verwandeln sich Vorläuferzellen im Nervensystem (rot) in andere Zelltypen, z.B. Astrozyten (grün). Zu sehen ist eine fluoreszenzmikroskopische Aufnahme einer Vorläuferzellkultur, in der alle Zellkerne blau gefärbt sind.

http://idw-online.de/de/image158672
Die Bochumer Forscher kultivieren Vorläuferzellen des Nervensystems als frei schwimmende Kolonien, so genannte Neurosphären. In der fluoreszenzmikroskopischen Aufnahme sind Vorläuferzellen grün gefärbt, Zellkerne blau. In der Neurosphäre befinden sich auch große Mengen eines Zuckerrestes (rot), der als klassischer Marker für Stammzellen gilt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution2

Quelle: Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 12.12.2011


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Deutsches Herzzentrum Berlin - 11.12.2011

10.000ste Kinderherzoperation am Deutschen Herzzentrum Berlin

- Komplizierte Operation bei der drei Monate alte Lya Joyce B.
- Schwerpunktklinik hat europaweit größtes Kinderherzprogramm

Am Deutschen Herzzentrum Berlin erfolgte die 10.000ste Kinderherzoperation unter Anwendung der Herz-Lungen-Maschine. Für Frühgeborene und Neugeborene ab ca. 900 g. und mehr stehen spezielle Säuglings-HLM zur blutfreien Operation zur Verfügung.

Vor einigen Wochen erfolgte am Deutschen Herzzentrum Berlin (DHZB) die 10.000ste offene Kinderherzoperation - und dies im 25. Jubiläumsjahr des Herzzentrums. Bei dem knapp vier Monate alten Mädchen Lya Joyce B. aus Oranienburg wurde u. a. eine Korrektur der fehlerhaft angelegten großen Arterien, eine besonders komplexe Operation, vorgenommen.

Das DHZB hat bereits im Anfangsjahr 1986 Kinderherzoperationen durchgeführt, damals jedoch gab es noch keine eigene Abteilung zur Vor- und Nachsorge dieser operierten Kinder mit angeborenen Herzfehlern. Erst 1988 wurde zu diesem Zweck die Klinik für Angeborene Herzfehler/Kinderkardiologie eingerichtet, die heute längst auch die dem Kindesalter entwachsenen Patienten betreut und behandelt. Hinzu kam auch eine auf Kinder spezialisierte Intensivstation.

Das DHZB hat europaweit eines der leistungsstärksten Programme zur Chirurgie komplexer angeborener Herzfehler aller Altersstufen vom Frühgeborenen, Neugeborenen, Säugling, Kind, Jugendlichen bis zum Erwachsenen. Jährlich werden rund 550 offene Kinderherzoperationen unter Einsatz der Herzlungenmaschine durchgeführt, ferner Herz- und Lungentransplantationen sowie Kunstherz-Implantationen und über 800 Kathetereingriffe (davon zwei Drittel mit therapeutischer Intervention).

Für Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht ab etwa 900 g und mehr stehen spezielle Säuglings-Herzlungenmaschinen zur Verfügung. Mit diesen Pumpen lassen sich blutfreie Operationen durchführen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution772

Quelle: Deutsches Herzzentrum Berlin, Dr. Barbara Nickolaus, 11.12.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Dezember 2011