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MELDUNG/477: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 14.12.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) in Berlin gegründet
→  Kardiologie in Greifswald - Neues Verfahren (MitraClip) erfolgreich eingeführt
→  Dickdarmwand in der Kulturschale nachgebaut


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Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch - 12.12.2011

Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) in Berlin gegründet

In Berlin ist am Montag, den 12. Dezember 2011, das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) gegründet worden. Den Gründungsvertrag unterzeichneten Prof. Thomas Eschenhagen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, der auch Sprecher und Koordinator des DZHK ist, Prof. Walter Rosenthal, Stiftungsvorstand des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, und Prof. Gerd Hasenfuß vom Herzzentrum der Universität Göttingen. Sie bilden den dreiköpfigen Vorstand. Ziel ist, die Bekämpfung der Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu intensivieren. Sie stehen an erster Stelle der Todesursachen in den Industrie- und Schwellenländern.

Das DZHK ist ein Forschungsverbund mit sieben Standorten und 25 Partnern in universitären und außeruniversitären Einrichtungen. Es sind: Berlin/Potsdam, Frankfurt am Main/Mainz/Bad Nauheim, Göttingen, Greifswald, Hamburg/Kiel/Lübeck, Heidelberg/Mannheim und München. Sie waren im April dieses Jahres aus rund 30 Anträgen ausgewählt worden. Die Geschäftsstelle hat ihren Sitz in Berlin. Forschungsschwerpunkte des DZHK sind Gefäß- und Herzmuskelerkrankungen, Herzinsuffizienz sowie Herz-Rhythmusstörungen.

Das DZHK ist eines von insgesamt sechs Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung (DZG) zur Bekämpfung von Volkskrankheiten, die das Bundesforschungsministerium im Sommer diesen Jahres vorgestellt hat. Dazu gehören neben dem DZHK das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL), das Deutsche Konsortium für Translationale Krebsforschung (DKTK) sowie das Deutsche Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD). Die beiden zuletzt genannten sind bereits gegründet. Finanziert werden die neuen Zentren zu 90 Prozent vom Bund und zu zehn Prozent von den Ländern. So erhält das DZHK in den kommenden fünf Jahren von Bund und Ländern rund 80 Millionen Euro.


Barbara Bachtler
Pressestelle
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch
Helmholtz-Gemeinschaft
Robert-Rössle-Straße 10, 13125 Berlin
e-mail: presse@mdc-berlin.de
http://www.mdc-berlin.de/

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.mdc-berlin.de/de/news/2011/20110609-deutsche_zentren_f_r_herz-kreislauf-forsch/index.html
http://www.bmbf.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution672

Quelle: Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch, Barbara Bachtler, 12.12.2011


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Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald - 13.12.2011

Neues Verfahren (MitraClip) erfolgreich eingeführt / Greifswalder Kardiologen spezialisieren sich auf innovative und schonende Eingriffe am Herzen

Klinik für Innere Medizin B zieht Anfang des Jahres an neuen Standort

Anfang des Jahres zieht die Innere Klinik B der Universitätsmedizin in den Klinikneubau in der Sauerbruchstraße. "In der neuen Räumlichkeiten der Kardiologie entsteht ein hochmodernes Untersuchungs- und Behandlungszentrum für Herz-Kreislauferkrankungen", erklärte Klinikdirektor Prof. Felix (Foto). "Die nach neuestem Standard ausgestatteten Herzkatheterlabore sind so beispielgebend, dass sie als Referenzeinrichtungen für andere Kliniken dienen werden", ergänzten die Oberärzte Dr. Mathias Busch und Dr. Klaus Empen.

Prof. Felix kündigte an, dass mit dem Umzug und dem neuen Hybrid-OP die Anzahl der Herz-Untersuchungen und innovativen Eingriffe erheblich erhöht werden kann. "Das ist auch dringend erforderlich, weil Herz-Kreislaufstörungen in der immer älter werdenden Gesellschaft die am weitesten verbreitete Volkskrankheit darstellen. Dabei wollen sich die Greifswalder Kardiologen insbesondere auf schonende Verfahren für Patienten spezialisieren, die nicht mehr dem Risiko eines chirurgischen Eingriffes ausgesetzt werden können. Die Erforschung neuer und schonender Verfahren in der Herzmedizin ist ein bedeutender wissenschaftlicher Schwerpunkt in Greifswald.

MitraClip - Alternative zum herzchirurgischen Eingriff

Gerade ältere und mehrfach kranke Patienten können oftmals nicht mehr am offenen Herzen operiert werden. Seit Jahren forscht und arbeitet die Greifswalder Kardiologie deshalb an alternativen Methoden. Einen Schwerpunkt bilden neben der Blutwäsche bei Herzmuskelschwäche verschiedene aufwendige Behandlungsmethoden im Herzkatheterlabor, die schonender sind als Operationen am offenen Herzen.

So wurde in diesem Jahr erneut ein innovatives Verfahren in der Greifswalder Herzklinik etabliert. Das Verfahren der so genannten interventionellen Mitralklappenrekonstruktion ist noch relativ jung und wird seit zwei Jahren auch in Deutschland eingesetzt. Bei diesem nicht-chirurgischen Verfahren kann eine Undichtigkeit der linken Herzklappe (Mitralklappe*) über eine Vene von der Leiste aus behandelt werden. Funktioniert die Mitralklappe nicht, strömt das Blut nicht von der linken Herzkammer in die Hauptschlagader, sondern zurück in den linken Vorhof. Je nach Schweregrad der Störung kommt es zur Ansammlung von Wasser in der Lunge. Die betroffenen Patienten leiden in solchen Fällen an einer massiven Atemnot und können in einen lebensbedrohlichen Zustand geraten.

"Jetzt können wir ohne den Brustkorb zu öffnen und ohne Anschluss an eine Herz-Lungen-Maschine die Herzklappe statt mit einer Herzklappenoperation mit einer Spezialklammer (MitraClip) abdichten, so dass sie wieder weitestgehend normal arbeitet", so Felix. "Alle acht Patienten, die mit einer Implantation eines MitraClips behandelt wurden, haben sich recht schnell erholt und keine Komplikationen gezeigt."

Der überwiegende Teil der Patienten mit einem MitraClip leidet unter mehreren Begleiterkrankungen. Die Behandlung dieser Patienten erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit und sollte daher an Häusern der Maximalversorgung erfolgen, in denen auch diese Begleiterkrankungen in entsprechenden Spezialabteilungen effektiv therapiert werden können. Die Reparatureingriffe, die mittels eines Herzkatheters durchgeführt werden, sollen jetzt wissenschaftlich analysiert werden. "Bislang werden die Hightech-Clips nur bei Patienten eingesetzt, die nicht am offenen Herzen operiert werden können. Möglicherweise sind sie auch eine Alternative für größere Patientengruppen", sagte Felix "Wir wollen diese Kathetereingriffe hinsichtlich der Risikofaktoren und des erfolgreichen Heilungsverlaufes einer umfassenden wissenschaftlichen Auswertung unterziehen", informierte Felix.

Herzwissenschaft für die Volkskrankheit Nr. 1

"Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in Deutschland nach wie vor die Todesursache Nummer eins. Aus diesem Grund ist der Forschungsbedarf auch in Zukunft enorm hoch", betonte der Greifswalder Wissenschaftler. Mit dem Forschungsprojekt CARDIO-PREVENT (Cardiovascular Event Prevention Research Centre Greifswald) bringt die Universitätsmedizin ihre Kompetenz in das neue Deutsche Zentrum für Herz-Kreislaufforschung (DZHK) ein. Greifswald wurde im vergangenen Jahr in einem Wettbewerb des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) von einer internationalen Expertenjury als einer von nur sieben Partnerstandorten unter etwa 40 wissenschaftlichen Einrichtungen aus ganz Deutschland ausgewählt.

Das Greifswalder Projekt CARDIO-PREVENT zielt auf die Verhinderung von Herz-Kreislauferkrankungen. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes soll untersucht werden, wie sich Änderungen der Lebensgewohnheiten, wie zum Beispiel Ernährung und körperliche Aktivität, in der Normalbevölkerung und bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit und Herzmuskelschwäche auswirken. Dabei kann auf langjährige Erfahrungen in der Community Medicine (Bevölkerungsforschung), in der SHIP-Gesundheitsstudie (Study of Health in Pomerania) und im GANI_MED-Projekt (Individualisierte Medizin), das ebenfalls durch das BMBF gefördert wird, zurückgegriffen werden. Auch die Implantationen von MitraClips sollen im Rahmen des GANI_MED-Projektes wissenschaftlich untersucht werden.

Bereits seit 2004 ist Greifswald im Rahmen eines Sonderforschungsbereiches der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Erforschung der entzündlichen Herzmuskelerkrankung "Inflammatorische Kardiomyopathie" beteiligt. Das Team um Klinikdirektor Prof. Stephan Felix koordiniert eine deutschlandweite Klinikstudie mit 22 Universitätsklinika, in der wissenschaftlich untersucht wird, ob schwer kranken Patienten, die an dieser Herzerkrankung leiden, mit einer Art "Blutwäsche", der so genannten Immunadsorption, dauerhaft geholfen werden kann.

Universitätsmedizin Greifswald
Zentrum für Innere Medizin
Klinik und Poliklinik für Innere Medizin B
Direktor: Prof. Dr. med. Stephan Felix
Friedrich-Loeffler-Straße 23 a, 17475 Greifswald
E InnereB@uni-greifswald.de
www.medizin.uni-greifswald.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image158814
Prof. Stephan Felix: "Mit dem Umzug der Kardiologie Anfang des Jahres wird die Leistungskraft der Greifswalder Kardiologie erheblich steigen."

http://idw-online.de/de/image158815
Bärbel Hannemann gehörte zu den ersten Patienten, bei denen in diesem Jahr in Greifswald der MitraClip von dem Greifswalder Kardiologenteam erfolgreich eingesetzt wurde. Die 62-jährige Frau aus Grimmen litt unter einer besonders schweren Undichtigkeit ihrer Mitralklappe. So konnte die ehemalige medizinische MTA-Fachkraft kaum eine Nacht mehr durchschlafen. Mit Wasser in der Lunge und schwerer Luftnot war ihre Lebensqualität stark beeinträchtigt. Aufgrund weiterer Erkrankungen kam jedoch ein chirurgischer Eingriff nicht in Frage. Die Oberärzte Dr. Mathias Busch und Dr. Klaus Empen konnten durch Implantation des MitraClips die Funktion der Mitralklappe vollständig wiederherstellen. Inzwischen kann die Grimmenerin wieder durchschlafen und erholt sich sichtbar.




Hintergrundinformationen

Die Greifswalder Klinik Innere B

Jährlich werden etwa 3.500 Patienten ambulant und mehr als 5.000 Patienten in der kardiologischen Universitätsklinik Greifswald stationär betreut. Die Klinik Innere B mit 112 Betten verfügt auch über eine High-Tech-Intensivstation, die in diesem Frühjahr bei der Behandlung der akuten EHEC-Fälle eine große Rolle gespielt hat. Zum Leistungsspektrum zählen unter anderem diagnostische Links- und Rechts-Herzkatheteruntersuchungen, Interventionen an den Herzkranzgefäßen und peripheren Gefäßen (Ballondilatationen mit Stentimplantation) inklusive komplexer Gefäßeingriffe, Implantationen von Aortenklappen und neuerdings von MitraClips, Herzschrittmacher- und Defibrillatorimplantationen, die Versorgung mit neuesten Stimulatoren zur Verbesserung der Herzpumpleistung sowie elektrophysiologische Untersuchungen inklusive komplexer Ablationen zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen. Alle diese Eingriffe werden von Spezialisten eines Universitätsklinikums durchgeführt, die auf dem Gebiet der interventionellen Kardiologie eine langjährige Erfahrung haben.

Sichere Navigation mit 3D-Echokardiographie

Voraussetzung für die Wirksamkeit des neuen MitraClip-Verfahrens ist die richtige Platzierung und Verankerung des Clips. Die präzise Navigation im Herzinneren erfolgt durch eine Darstellung des Herzens per Ultraschall mit der 3D-Echokardiographie in Echtzeit. Die Herz-Ultraschall-Sonde wird dazu in die Speiseröhre eingeführt und liefert von dort die für den Eingriff notwendigen Bilder des Herzens. Der Kardiologe kann so am Bildschirm verfolgen, an welcher Stelle der Herzklappe er den Clip setzen muss, um die größte Wirkung zu erzielen. Bis zu drei Herzspezialisten und ein Narkose-Team begleiten den mehrstündigen Reparatureinsatz. Der Katheter wird über die Vene in der Leiste eingeführt, dringt dann durch eine Punktion der Vorhofscheidewand in den linken Vorhof des Herzens zur defekten Mitralklappe vor. Die nicht mehr elastisch arbeitenden und schließenden Segel an der Herzklappe werden nun mit dem MitraClip abgedichtet. Dadurch wird aus einer undichten Klappe mit einer großen Öffnung eine schlussfähige Klappe mit zwei kleineren Öffnungen (http://www.youtube.com/watch?v=GwDgPDYf3Qo). Der MitraClip aus Metall mit Polyesterüberzug kann dank der 3D-Echokardiographie sicher befestigt werden und verwächst mit der Zeit fest im Herzgewebe.

* Mitralklappeninsuffizienz

Die Undichtigkeit der Mitralklappe (Mitralklappeninsuffizienz) ist eine häufige Herzerkrankung. Die Mitralklappe kontrolliert den Fluss des Blutes, welches, beladen mit Sauerstoff, aus der Lunge zum linken Vorhof fließt. Von dort fließt das sauerstoffreiche Blut weiter durch die Mitralklappe in die linke Hauptkammer des Herzens. Die Mitralklappe hat dabei eine Ventilfunktion: Während der Füllungsphase der linken Hauptkammer öffnet sich die Mitralklappe. Wenn die linke Hauptkammer das Blut in die Hauptschlagader und in alle Organe des Körpers pumpt, schließt sich diese Klappe, und verhindert dadurch einen Rückstrom des Blutes. Wenn die Mitralklappe hingegen nicht richtig schließt, fließt das Blut in die umgekehrte Richtung zurück in den linken Vorhof und in die Lunge. Dieser Rückfluss von Blut wird als Mitralklappen-Undichtigkeit (Mitralklappeninsuffizienz) bezeichnet. In dieser Situation muss das Herz viel mehr arbeiten, um den Körper ausreichend mit Blut zu versorgen und wird dadurch geschwächt.
Quelle: UKE

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution65

Quelle: Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald, Constanze Steinke, 13.12.2011


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Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung - 13.12.2011

Dickdarmwand in der Kulturschale nachgebaut

Helmholtz-Wissenschaftler erhalten erneut Forschungspreis für die Entwicklung tierversuchsfreier Methoden zur Untersuchung von Darmentzündungen. Für den Nachbau der hauchdünnen Dickdarmwand im Zellkultur-Modell zur Untersuchung chronischer Darmentzündungen wurden heute drei Wissenschaftler des Helmholtz-Instituts für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) und der Universität des Saarlandes ausgezeichnet.Verbraucherschutz "zur Förderung methodischer Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen".

Professor Claus-Michael Lehr und seine Mitarbeiterinnen Dr. Eva-Maria Collnot und Fransisca Leonard teilen sich mit einem weiteren Preisträger den mit 15.000 Euro dotierten Tierschutz-Forschungspreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz "zur Förderung methodischer Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen". Lehr leitet die Abteilung "Wirkstoff-Transport" am HIPS in Saarbrücken, einer Außenstelle des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI).

Laut Gesetz müssen Wirkstoffe für die Medikamentenentwicklung zunächst an Tieren getestet werden, bevor sie zu einem Einsatz am Menschen kommen. Gleiches gilt für neue Therapie- und Diagnoseverfahren. Um den Einsatz von Tierversuchen bei der Entwicklung geeigneter Medikamente gegen entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis jedoch so weit wie möglich einzuschränken, haben Professor Claus-Michael Lehr und sein Team die Darmwand im Labor nachgebaut: Ein alternatives Zellkultur-Modell ermöglicht es, die Prozesse bei Darmerkrankungen besser zu verstehen und dabei die Wirkung von entzündungshemmenden Medikamenten direkt an menschlichem Gewebe zu untersuchen. Auf Grundlage verschiedener humaner Zelltypen dient das neue dreidimensionale Modell nicht nur der Reduktion von Tierversuchen, sondern kann auch Kosten und Zeit bei der Entwicklung neuer Medikamente einsparen. Im vergangenen Juni erhielten die drei Wissenschaftler für diesen Ansatz bereits den Tierschutz-Forschungspreis des Landes Rheinland-Pfalz.

"Die Auszeichnungen in diesem Jahr für unsere Arbeiten auf dem Gebiet zell- und gewebebasierter in vitro Modelle, mit denen wir uns seit über zehn Jahren systematisch beschäftigen, bestärken uns sehr, diesen Ansatz auch in Zukunft weiter zu verfolgen und auszubauen", sagt Claus-Michael Lehr. Das Besondere am gezüchteten Kunstdarm ist die Kombination aus Schleimhaut-Zellen, die den gesunden Darm simulieren, mit menschlichen Immunzellen und entzündungsstimulierenden Stoffen. So können die Forscher kontrolliert entzündliche Vorgänge im Darmmodell auslösen und neue Wirkstoffe parallel an vielen gleichartigen Proben testen. Dabei können sie auch direkt verfolgen, was genau in den Zellen passiert. Da es sich um menschliche Zellen handelt, entfallen die bei den sonst hierzu eingesetzten Tiermodellen die problematischen Speziesunterschiede. Die Abteilung "Wirkstoff-Transport" arbeitet zurzeit daran, die Modelle weiter zu miniaturisieren und sogar mehrere biologische Barrieren in einem Modell zu kombinieren.

Ansprechpartner am HIPS:
Dr. Markus Ehses
E-Mail: markus.ehses@helmholtz-hzi.de

Information des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz:
www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Landwirtschaft/Tier/Tierschutz/Tierschutzforschungspreis.html


Das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung:
Am Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (HZI) untersuchen Wissenschaftler die Mechanismen von Infektionen und ihrer Abwehr. Was Bakterien oder Viren zu Krankheitserregern macht: Das zu verstehen soll den Schlüssel zur Entwicklung neuer Medikamente und Impfstoffe liefern.
www.helmholtz-hzi.de

Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland:
Das Helmholtz-Institut für Pharmazeutische Forschung Saarland (HIPS) ist eine Außenstelle des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und wurde gemeinsam mit der Universität des Saarlandes im Jahr 2009 gegründet. Wo kommen neue nachhaltige Wirkstoffe gegen weit verbreitete Infektionen her, wie kann man diese für die Anwendung am Menschen optimieren und wie werden sie am besten durch den Körper zum Wirkort transportiert? Auf diese Fragen suchen die Forscher am HIPS mit modernsten Methoden der Pharmazeutischen Wissenschaften Antworten.
www.helmholtz-hzi.de/HIPS

Die Fachrichtung Pharmazie an der Universität des Saarlandes
Das Forschungsprofil der Fachrichtung Pharmazie an der Universität des Saarlandes reicht vom Verständnis pathophysiologischer Prozesse über die Entwicklung und Entdeckung neuartiger Arzneistoffe und Leitstrukturen (sowohl synthetischen als auch natürlichen Ursprungs) bis hin zum Arzneistofftransport über biologische Membranen. Besonderes Augenmerk gilt dabei den Indikationsgebieten Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündung und oxidativer Stress. Wie das CHE-Ranking 2006 zeigte, nimmt die Pharmazie der Universität des Saarlandes gleich mehrere Spitzenplätze in der Kategorie "Forschungsleistungen" ein.
www.uni-saarland.de
Fakultät 8

Der Preis:
Der Forschungspreis des Bundesministeriums für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz "zur Förderung methodischer Arbeiten mit dem Ziel der Einschränkung und des Ersatzes von Tierversuchen" wird seit 1980 für wissenschaftliche Arbeiten ausgeschrieben, die einen Beitrag zur Weiterentwicklung pharmakologisch-toxikologischer Untersuchungsverfahren leisten. Die Arbeiten sollen auch auf den biologischen Aussagewert der Ergebnisse für den Menschen eingehen. Die diesjährige Preisverleihung erfolgte durch den Parlamentarischen Staatssekretär Peter Bleser im Rahmen des Forums Verbraucherschutz des Bundesinstituts für Risikobewertung zum Thema "Schutz der Versuchstiere - Welche Rolle spielt das Refinement?".

Die prämierte Forschungsarbeit:
Originalpublikation:
"A Three-Dimensional Coculture of Enterocytes, Monocytes and Dendritic Cells To Model Inflamed Intestinal Mucosa in Vitro".
Fransisca Leonard, Eva-Maria Collnot, and Claus-Michael Lehr.
Molecular Pharmaceutics, Vol. 7, Nr. 6, 2103-2119.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution129

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Dr. Andreas Fischer, 13.12.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Dezember 2011