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MELDUNG/610: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 09.10.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Alternative zu Tierversuchen - Zelltest kann Kontaktallergene erkennen
→  Knorpel-Knochendefekte - Licht kann bei der Therapie helfen
→  Innovativ studieren - 20 Jahre Pflege- und Gesundheitsstudiengänge an der KH Freiburg



Universitätsklinikum Freiburg - 08.10.2012

Zelltest kann Kontaktallergene erkennen

Forschungspreis 2012 "Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch" geht an Freiburger Forscher. Dr. Philipp Esser und Prof. Dr. Stefan Martin vom Universitätsklinikum Freiburg wurden heute mit dem Forschungspreis 2012 "Ersatz- und Ergänzungsmethoden zum Tierversuch" geehrt. Die mit 25.000 Euro dotierte Auszeichnung wird gemeinsam von Verbraucherminister Alexander Bonde und Wissenschaftsministerin Theresia Bauer vergeben.

Die beiden Wissenschaftler, die in der Forschergruppe Allergologie an der Freiburger Universitäts-Hautklinik arbeiten, haben in Zusammenarbeit mit PD Dr. Hermann-Josef Thierse und Dr. Lisa Dietz vom Universitätsklinikum Mannheim einen Zelltest entwickelt, der Kontaktallergene erkennen kann. Die Arbeitsgruppen teilen sich den Preis.

Chemikalien können genauso wie Inhaltsstoffe von Pflanzen das menschliche Immunsystem aktivieren und damit die Bildung eines entzündlichen Ekzems auf der Haut auslösen. Geschieht dies, bezeichnet man die Substanz als Kontaktallergen. "Das Abwehrsystem reagiert auf diese Stoffe wie auf eine Infektion", erklärt Martin. Im Körper wird durch Kontaktallergene eine Reihe von Abwehrzellen aktiviert, deren Wechselspiel zur Bildung eines Kontaktekzems führt. Diesen Prozess konnten die Freiburger Wissenschaftler im Reagenzglas nachstellen. Es ist ihnen gelungen die Immunzellen zu isolieren, die die allergische Reaktion im Körper steuern. Eingesetzt in das von Esser und Martin entwickelte Testsystem können diese Zellen anzeigen, ob eine Substanz das Potential zum Kontaktallergen hat. "Das ist ein Warnsignal und wir wissen, dass dieser Stoff potentiell gefährlich ist", erläutert Esser.

Da gegenwärtig zwischen 40.000 und 60.000 Chemikalien, die bereits auf dem Markt sind, auf eine mögliche allergische Wirkung nachgetestet werden müssen, ist das Reagenzglassystem der beiden Freiburger Forscher von enormer Bedeutung, will man die Zahl der Tierversuche verringern. Dringend benötigt werden Alternativen auch in der Kosmetikindustrie, der Tierversuche seit März 2009 von der EU verboten sind. Das Preisgeld wollen Esser und Martin nutzen, um ihren Test weiterzuentwickeln. Ein Einzeltest könne die komplexen Abläufe in der Haut nämlich nicht vollständig abbilden. Ziel sei daher eine Teststrategie aus mehreren Bausteinen aufzubauen, so die beiden Preisträger.

Kontakt:
Prof. Dr. Stefan Martin
Universitätsklinikum Freiburg
Universitäts-Hautklinik

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Doreen Winkler, 08.10.2012

Raute

Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V. - 08.10.2012

Knorpel-Knochendefekte - Licht kann bei der Therapie helfen

Defekte der Knorpelschicht und darunter befindlicher Knochenanteile, oft verursacht durch Unfälle und Sportverletzungen, sind für Patienten sehr schmerzhaft und schränken die Lebensqualität erheblich ein. Da das Potential zur Selbstheilung durch körpereigene Reparaturprozesse sehr eingeschränkt ist, werden Therapieansätze angewandt, die eine Neubildung geschädigter Gewebeanteile durch Einspritzen von Zellen bzw. durch Einsetzen geeigneter Implantate unterstützen. Überraschenderweise kann Licht dabei helfen, implantierbare, dreidimensionale Gerüststrukturen mit entsprechenden Eigenschaften herzustellen.

Die Grundlage für diese Technik ist die Wechselwirkung hochenergetischer Laserstrahlung (Zweiphotonenanregung) mit Molekülen, durch die eine Polymerisierung induziert werden kann. Das Verfahren ähnelt einem Rapid-Prototyping-Prozess: mit Hilfe eines Mikroskopobjektives wird die Laserstrahlung fokussiert. Im Fokuspunkt findet die Polymerisierung und damit eine Verfestigung der Substanz innerhalb einer Lösung statt. Wird der Fokuspunkt entsprechend eines 3D-Modells durch die Lösung bewegt, entstehen dreidimensionale Strukturen, deren geometrische Eigenschaften nach Bedarf eingestellt werden können. Im Rahmen des Verbundprojektes BioNanoPlant wurden in Zusammenarbeit mit dem Forschungspartner INNOVENT Technologieentwicklung e.V. (Jena) sowie den Industriepartnern co.don© AG (Teltow) und aap Biomaterials GmbH (Dieburg) implantierbare 3D-Strukturen entwickelt, die die erforderlichen Eigenschaften der Gewebematrix des Knorpels und des Knochens aufweisen. Die Forschungsarbeiten beinhalteten die Entwicklung und Testung neuartiger Polymere mit Hydrogelcharakter für die 2PP, die Einstellung biomechanischer Eigenschaften der 3D-Konstrukte entsprechend der Gewebematrixeigenschaften sowie erstmalig den Nachweis der Neubildung der Knorpel-Knochengewebe anhand einer Großtierstudie. Die implantierten mikrostrukturierten 3D-Trägerstrukturen zeigten gewebetypische Eigenschaften, sowohl im Sinne der Oberflächeneigenschaften, wie auch der biomechanischen Parameter. Die Tierstudie zeigte eindrucksvoll, dass insbesondere die 2PP-generierte 3D-Knorpelphase ein hohes Regenerationspotential für Knorpelgewebe aufweist. Das Forschungsprojekt des Institutes für Bioprozess- und Analysenmesstechnik (iba) e.V. "Entwicklung und Funktionsnachweis von Strukturierungsverfahren auf der Basis der Zwei-Photonen-Polymerisation (2PP) zur Generierung von biphasischen Systemen für Knochen-Knorpelimplantate" (FKZ: 13N10035) war Teil des vom VDI geförderten Verbundprojektes BioNanoPlant (Biofunktionale und mittels 2-Photonen-Polymerisation [2PP] nanostrukturierte Implantate zur Stimulation der Osteo- und Chondrogenese bei der Behandlung von skelettalen Defekten, Förderzeitraum: 09/08-02/12). Der Forschungsbericht ist bei der Technischen Informationsbibliothek (TIB) Hannover erhältlich.

Weitere Informationen
Prof. Dr.-Ing. Klaus Liefeith,
Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik (iba) e.V., Heilbad Heiligenstadt,
E-Mail: klaus.liefeith@iba-heiligenstadt.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1723

Quelle: Institut für Bioprozess- und Analysenmesstechnik e.V., Sebastian Kaufhold, 08.10.2012

Raute

Katholische Hochschule Freiburg - 08.10.2012

Innovativ studieren - 20 Jahre Pflege- und Gesundheitsstudiengänge an der KH Freiburg

Am 5. Oktober feierte die Katholische Hochschule Freiburg (KH Freiburg) das 20-jährige Bestehen von besonders innovativen Ausbildungsformen - ihren Pflege- und Gesundheitsstudiengängen.

Ende der 1980er Jahre war der Pflegenotstand Thema in öffentlichen wie berufsgruppeninternen Diskussionen, Pflegende in Deutschland demonstrierten gegen den Personalmangel und schlechte Arbeitsbedingungen. Als Reaktion auf diese Ereignisse entwickelte die KH Freiburg den Diplomstudiengang Pflegemanagement, der zum Wintersemester 1992/13 begann. "Die Entwicklung und Einrichtung dieses Studiengangs war ein bedeutsames und innovatives Vorhaben, das die Hochschule und die Pflegelandschaft stark veränderte", so Rektor Prof. Dr. Edgar Kösler in seiner Rede zum Jubiläum. Bereits im folgenden Jahr wurde der Studiengang Pflegepädagogik ins Leben gerufen.

20 Jahre später bietet die KH Freiburg ein vielfältiges Angebot an Studienmöglichkeiten im Pflege- und Gesundheitswesen: Der Bachelorstudiengang Berufspädagogik im Gesundheitswesen (vormals Pflegepädagogik) bietet Studierenden mit abgeschlossener Berufsausbildung in einem Pflege- oder Gesundheitsberuf die Möglichkeit, sich in Vollzeit oder berufsintegriert für Lehrtätigkeiten im Gesundheitswesen zu qualifizieren. Management in Gesundheitswesen ist ein Bachelorstudiengang, der Fachkräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung in einem Pflege- oder Gesundheitsberuf (auch in Vollzeit oder berufsintegriert) für Führungsaufgaben im Gesundheitswesen qualifiziert und ihnen Managementkompetenzen in diesem Bereich vermittelt. Seit 2011 bietet die Hochschule eine weitere Neuheit: Der Bachelorstudiengang Pflege kombiniert ein Hochschulstudium mit einer Pflegeausbildung an kooperierenden Pflegeschulen.

Studiengangsleiter des Studiengangs Berufspädagogik im Gesundheitswesen Prof. Dr. Jochen Schmerfeld: "Die Studiengänge waren und sind eine Innovation auch an der Hochschule: sie zeichnen sich aus durch die Integration von Elementen der Erwachsenenbildung, der anspruchsvollen Weiterbildung und der Organisationsberatung. Zentrales Merkmal war und ist die starke Akzentuierung der Prozess- und Selbstreflexion und der Beobachtung sozialer und kognitiv-emotionaler Prozesse."

Auch die Zahl der Studienanfänger in den drei Studiengängen Jahr hat sich laufend entwickelt: Von anfänglich 15 Studierenden in diesem Bereich ist die Zahl der Studienanfänger auf über 120 Studierende gestiegen. Angesichts der steigenden Nachfrage nach Pflege- und Gesundheitsleistungen und der zunehmenden Bedeutung der Pflegebranche als Wachstumsmarkt und "Beschäftigungsmotor" wird sich diese Entwicklung wohl fortsetzen.

Mit dem Blick auf den kommenden Fachkräftemangel werden die Studiengänge der Pflege- und Gesundheitsberufe immer mehr an gesellschaftlicher Bedeutung gewinnen. "Wir an der KH Freiburg sind stolz darauf, mit unserem Studienangebot, das wir kontinuierlich an gesellschaftliche, rechtliche und wirtschaftliche Veränderungen anpassen, dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen entgegen wirken und damit unseren Beitrag zu leisten", so Rektor Prof. Dr. Edgar Kösler.

Fachkontakt
Studiengangsleitungen der Pflege- und Gesundheitsstudiengänge an der KH Freiburg:

Prof. Dr. Brigitte Scherer
Studiengangsleiterin B. A. Management im Gesundheitswesen
Professorin für Leitung und Kommunikation
E-Mail: brigitte.scherer@kh-freiburg.de

Prof. Dr. Jochen Schmerfeld
Studiengangsleiter B. A. Berufspädagogik im Gesundheitswesen
Professor für Pädagogik / Didaktik im Fachgebiet Pflege
E-Mail: jochen.schmerfeld@kh-freiburg.de

Prof. Dr. Ulrike Thielhorn
Studiengangsleiterin B. A. Pflege
Professorin für Angewandte Pflegewissenschaften
E-Mail: ulrike.thielhorn@kh-freiburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.kh-freiburg.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment19329
Pressemitteilung 20 Jahre Pflege- und Gesundheitsstudiengaenge an der KH Freiburg

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1228

Quelle: Katholische Hochschule Freiburg, Annekatrin Feger, 08.10.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. Oktober 2012