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MELDUNG/674: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 26.03.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Neue Wege in der Pflege und in der Versorgung
→  Myelodysplastisches Syndrom: Warum ist der Verlust des Y-Chromosoms günstig für die Prognose?



Fachhochschule Bielefeld - 25.03.2013

Neue Wege in der Pflege und in der Versorgung

InBVG der Fachhochschule Bielefeld gestaltet Berufs- und Tätigkeitsfelder im Gesundheitsbereich

Das an der Fachhochschule Bielefeld neu gegründete InBVG - Institut für Bildungs- und Versorgungsforschung im Gesundheitsbereich kann auf ein erstes Jahr erfolgreicher Arbeit zurückblicken. In vielfältigen Forschungs- und Entwicklungsprojekten werden hier aktuelle Fragen und Herausforderungen des Gesundheitsbereichs angegangen, und es werden Handlungskonzepte für die Praxis entwickelt. Die Ergebnisse der Arbeit leisten einen Beitrag für die Gestaltung der Berufs- und Tätigkeitsfelder im Gesundheitsbereich. Die Adressaten der Arbeiten sind Vertreterinnen und Vertreter unterschiedlicher Gesundheitsfachberufe, insbesondere aus der Pflege und der Therapie.

Im Bereich Bildungsforschung im Gesundheitsbereich widmet sich das InBVG unter anderem den Themen "Anerkennung von Berufserfahrungen bei der Aufnahme eines Studiums" (z. B. Projekt bequast) "Ermittlung von Kompetenzen in der Altenpflege" (z. B. Projekt TEMA) und "Gestaltung neuer Ausbildungswege in der Pflege" (z. B. Projekt zikzak).

In der Versorgungsforschung stehen Fragen der gesundheitlichen und pflegerischen Versorgung im Vordergrund. Hier hat das InBVG gemeinsam mit der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld den Forschungsverbund "Nutzerorientierte Versorgung bei chronischer Krankheit und Pflegebedürftigkeit (NuV)" ins Leben gerufen. Er hat seine Arbeit zu Beginn des Jahres aufgenommen.

Das InBVG ist an einer engen Zusammenarbeit mit der Praxis interessiert. Dazu werden regelmäßig Workshops und Fachtagungen veranstaltet.

Rückfragen und Anregungen:

Prof. Dr. Katja Makowsky
katja.makowsky@fh-bielefeld.de

Dr. Marisa Kaufhold
marisa.kaufhold@fh-bielefeld.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fh-bielefeld.de/inbvg

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution95

Quelle: Fachhochschule Bielefeld, Detlev Grewe-König, 25.03.2013

Raute

Universitätsmedizin Göttingen / Georg-August-Universität - 25.03.2013

MDS - Warum ist der Verlust des Y-Chromosoms günstig für die Prognose?

José Carreras Stiftung Leukämie-Stiftung fördert Forschungsprojekt zu Myelodysplastischen Syndrom (MDS) an der Universitätsmedizin Göttingen über zwei Jahre.

(umg) Y-Chromosom verloren - das ist eine gute Nachricht für Menschen, die an dem sogenannten Myelodysplastischen Syndrom (MDS) erkrankt sind. Es handelt sich dabei um eine bösartige Erkrankung des Knochenmarks, die in eine akute Leukämie übergehen kann. Bisherige Untersuchungen haben gezeigt: Der Verlust des Y-Chromosoms wirkt sich offenbar günstig auf die Prognose und den Verlauf der Erkrankung aus. Was aber steckt auf der Ebene der Gene hinter dem Verlust des ganzen Chromosoms? Das will jetzt ein Forschungsprojekt der Abteilung Hämatologie und Onkologie an der Universitätsmedizin Göttingen klären. Das Forschungsprojekt wird von der Deutschen José Carreras Leukämie-Stiftung für zwei Jahre mit einem Betrag von 122.800 Euro gefördert. Prof. Dr. Detlef Haase, Leiter des Labors für Hämatologische Zytogenetik der Abteilung Hämatologie und Onkologie der UMG, und seine wissenschaftliche Mitarbeiterin, Dr. Christina Ganster, untersuchen darin die molekularen Mechanismen, die der genetischen Veränderung zugrunde liegen.

Ein Verlust des Y-Chromosoms ist eine genetische Veränderung, die bei verschiedenen Leukämieformen in einem Teil der Blutzellen auftritt. Etwa 10 Prozent der von MDS-Betroffenen haben solche klonalen Chromosomenveränderungen in ihren Knochenmarkstammzellen. Diese Veränderung wird aber auch in den Blutzellen gesunder älterer Männer beobachtet. Noch ist umstritten, ob die genetische Veränderung, die bei MDS-Patienten zum Verlust des Y-Chromosoms führt, alters- oder krankheitsbedingt auftritt. Vorarbeiten der Arbeitsgruppe an der Universitätsmedizin Göttingen ergaben, dass der Y-Verlust bei MDS-Patienten nicht nur altersbedingt auftritt, sondern auch einen Marker für einen veränderten Klon darstellen kann. Auch liegen Ergebnisse vor, dass MDS-Patienten mit isoliertem Verlust des Y-Chromosoms eine gute Prognose und ein geringes Risiko für einen Übergang in eine akute myeloische Leukämie (AML) haben.

"Wir wollen nun die bereits vorliegenden chromosomalen Daten weiter ergründen, weiter in die Tiefe vordringen und die molekulargenetischen Faktoren identifizieren, die bei diesen Patienten mit Y-Verlust zum MDS beitragen. Unser Ziel ist es, MDS besser zu verstehen und letztendlich die Entwicklung von zielgerichteten Therapien zu unterstützen", sagt Dr. Christina Ganster, Leiterin des Forschungsprojektes.

Wie führt ein Verlust des Y-Chromosoms zur Entstehung eines MDS? Um die dafür verantwortlichen molekularen Mechanismen aufzuklären, konzentrieren die Forscher ihre Untersuchungen auf sogenannte pseudoautosomale Regionen des X- und Y-Chromosoms. Dabei handelt es sich um Bereiche, die auf dem X-und Y-Chromosom gleich sind. Es soll überprüft werden, ob bei einem MDS bei dem eine Genkopie durch den Y-Verlust fehlt, die zweite Kopie durch eine molekulargenetische Veränderung (Aberration) in den pseudoautosomalen Regionen des X-Chromosoms verloren geht und damit ein MDS ausgelöst oder begünstigt und der Verlauf beeinflusst wird.

"Mittels Mutationsanalysen und Expressionsanalysen wollen wir Kandidatengene identifizieren, bei denen es durch den Verlust des Y-Chromosoms und eine Aberration am X-Chromosom zu einem Verlust der kompletten Genfunktion kommt", sagt Prof. Dr. Detlef Haase. "Möglicherweise kann damit eine Aberration identifiziert werden, die ursächlich mit der Entstehung eines MDS in Zusammenhang steht und die ein Ziel für zukünftige Therapien sein könnte."

WEITERE INFORMATIONEN:
Universitätsmedizin Göttingen, Georg-August-Universität
Abteilung Hämatologie und Onkologie
Prof. Dr. Detlef Haase
Robert-Koch-Str. 40, 37075 Göttingen
haase.onkologie@med.uni-goettingen.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image198127
Das Chromosomenbild eines MDS-Patienten mit Verlust des Y-Chromosoms und einem zusätzlichen Chromosom 14.

http://idw-online.de/de/image198128
Prof. Dr. Detlef Haase, Oberarzt der Abteilung Hämatologie und Onkologie und Leiter des Hämatologischen Zytogenetischen Labors.

Myelodysplastische Syndrome (MDS)
Die Erkrankungsformen von MDS sind sehr unterschiedlich und reichen von relativ harmlosen bis hin zu sehr bösartigen Verläufen. Die Krankheit tritt vor allem bei Patienten über 60 Jahren auf. Patienten mit MDS bilden aus ihren Stammzellen keine vollständig reifen und funktionstüchtigen Blutzellen mehr, da ihre Stammzellen genetisch verändert sind. Der Körper produziert nicht mehr ausreichend Blut und unreife Knochenmarkzellen können sich vermehren. Eine Leukämie ist die mögliche Folge. Da sich der Verlauf der Krankheit jederzeit von gut- zu bösartig verändern kann, ist es sehr wichtig, bei Diagnosestellung und dann regelmäßig im Verlauf zu kontrollieren, ob und welche genetischen Veränderungen in den Stammzellen vorliegen. Die Behandlung reicht von einer rein unterstützenden Therapie bis zur Knochenmarktransplantation.

José Carreras Leukämie-Stiftung
1987 erfuhr José Carreras von seiner Diagnose "Leukämie". Aus Dankbarkeit über die eigene Heilung gründete er 1995 die Deutsche José Carreras Leukämie-Stiftung e.V.. Die Stiftung hat seitdem über 900 Projekte finanziert, die den Bau von Forschungs- und Behandlungseinrichtungen, die Erforschung von Leukämie und ihrer Heilung sowie die Arbeit von Selbsthilfegruppen und Elterninitiativen zum Ziel haben. Weitere Informationen zur Stiftung:
www.carreras-stiftung.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution493

Quelle: Universitätsmedizin Göttingen / Georg-August-Universität, Stefan Weller, 25.03.2013

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 27. März 2013