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RAUCHEN/517: E-Dampfen keine gesunde Alternative zum Rauchen - HNO-Ärzte warnen vor Elektrischen Zigaretten (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin / Kommunikation - 12.05.2015

E-Dampfen keine gesunde Alternative zum Rauchen: HNO-Ärzte warnen vor Elektrischen Zigaretten


Berlin - Elektrische Zigaretten können die Schleimhäute in Mund und Rachen schädigen. Auch eine krebsauslösende Wirkung ist nicht auszuschließen. Das zeigt eine Studie, die Experten auf der 86. Jahresversammlung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (DGHNO KHC) in Berlin vorstellen. Die Experten warnen davor, den Konsum von E-Zigaretten als unschädlichen Ersatz für herkömmliche Zigaretten zu verharmlosen. Sie bezweifeln auch, dass die "Dampfer" zur Tabakentwöhnung geeignet sind.

Vor allem bei Jugendlichen werden elektrische Zigaretten immer beliebter. Mehr als zwei Millionen Deutsche sollen schon einmal eine E-Zigarette probiert haben. Die meisten aus Neugierde, andere in dem Bestreben, sich von ihrer Tabaksucht zu befreien. Die Hersteller bewerben das "Dampfen" als gesündere Alternative, da die Geräte mit dem Heizdraht keinen Tabak verbrennen, und somit keine krebsauslösenden Stoffe entstünden. Als unbedenklich gelten auch die Liquids: Die flüssigen Trägerstoffe des Nikotins werden in den E-Zigaretten auf 65 bis 120 Grad erhitzt. Die Industrie verweist darauf, dass die Liquids Propylenglycol (als E 1520) und Glycerin (als E 422) zugelassene Zusatzstoffe für Lebensmittel sind. "Die Unbedenklichkeit gilt allerdings nur für Nahrungsmittel, die zum Verzehr gedacht sind", wendet Professor Dr. med. Martin Canis ein, kommissarischer Direktor der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde der Universität Göttingen. Die Inhalation der Dämpfe umfasse dies jedoch nicht. "Durch die Erhitzung können neue chemische Substanzen entstehen", sagt der Experte: "Außerdem enthalten die Liquids neben den Trägersubstanzen häufig noch Aromen wie Schokolade, Frucht oder Kaffee, die den Geschmack verbessern sollen und ebenfalls eingeatmet werden."

Tatsächlich gebe es bereits Berichte über Reizungen der Atemwege oder auch allergische Reaktionen, so Canis im Vorfeld der Tagung der DGHNO KHC. Forscher aus Göttingen, Mainz und München haben jetzt erstmals untersucht, wie Liquide aus E-Zigaretten auf die gesunde Mundschleimhaut wirken. Dafür setzten sie Zellen aus der Schleimhaut des Mundes oder des Rachens an fünf Tagen für jeweils zwei Stunden den Liquiden aus. Dr. Christian Welz von der Göttinger Uni-Klinik für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde und seine Mitarbeiter verwendeten dabei Liquids mit verschiedenen Frucht- und Tabakaromen. Abschließend bewerteten sie den Anteil lebender Zellen und die Schäden an der Erbsubstanz einzelner Zellen.

"Für jedes getestete Liquid wurde eine eindeutige Minderung der Zellvitalität und eine Zunahme der DNA-Schädigungen gefunden", berichtet Professor Canis. Im Vergleich verschiedener Geschmacksrichtungen zeigten Liquide mit Fruchtaromen eine höhere Zell- und Genotoxizität als Liquide mit Tabakaroma. Die Studienergebnisse belegen laut Professor Canis zwar nicht hinreichend, dass E-Zigaretten Krebs auslösen. Sie seien jedoch ein erster Hinweis, der einer weiteren Klärung bedürfe. "Die Auswirkungen mögen deutlich geringer sein als bei gerauchten Zigaretten", sagt der HNO-Experte. "Dennoch stellen die Ergebnisse die Unbedenklichkeit des Konsums von E-Zigaretten klar in Frage".

Der Experte weist zudem darauf hin, dass der Wirkstoff Nikotin in den E-Zigaretten wie bei herkömmlichen Zigaretten süchtig macht. Außerdem könnten die E-Zigaretten über einen deutlich längeren Zeitraum als herkömmliche Zigaretten am Stück konsumiert werden. Professor Canis bezweifelt deshalb, dass E-Zigaretten ein Hilfsmittel zur Tabakentwöhnung sind. Wer sich von der Sucht befreien wolle, sollte auf die etablierten Mittel wie Nikotin-Kaugummis oder Pflaster zurückgreifen. Der Experte begrüßt die geplante Novellierung des Jugendschutzgesetzes, die den Verkauf von E-Zigaretten an Kinder und Jugendliche verbieten und damit auch deren Konsum verhindern will.


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften, Medizin - Kommunikation, 12.05.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Mai 2015

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