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THERAPIE/162: Wassergefiltertes Infrarot A - Wärmetherapie vielseitig einsetzbar (idw)


Goethe-Universität Frankfurt am Main - 08.11.2017

Wärmetherapie vielseitig einsetzbar


FRANKFURT. Wärme tut bei vielen Beschwerden gut, besonders, wenn sie tief ins Gewebe eindringt. Seit 1991 gibt es dafür spezielle Infrarotstrahler, mit denen Mediziner vor allem bei der Wundheilung und Schmerzlinderung gute Erfahrungen machen. Das zeigt ein aktueller Übersichtsartikel von einem Sportmediziner der Goethe-Universität.

Ein bestimmter Teil des Infrarotspektrums, das Infrarot A, dringt besonders tief ins Gewebe ein. Filtert man aus dem Spektrum zudem die Anteile, welche die Hautoberfläche erhitzen, kann die Strahlung optimale Wirkung entfalten und sogar bei Entzündungen und Verbrennungen eingesetzt werden.

Das Verfahren, mit dem man aus dem Infrarot-A-Spektrum die unerwünschten Anteile herausfiltert, orientiert sich am Vorbild der Natur: In gemäßigten Klimazonen wird die Wärmestrahlung der Sonne durch das Wasser und den Wasserdampf der Atmosphäre gefiltert. Entsprechend tritt die Strahlung in der Infrarotlampe durch eine mit Wasser gefüllte Küvette. Für bestimmte in der Medizin wichtige Wellenlängen, wie zum Beispiel 820 Nanometer, kann man daher im Vergleich zu Infrarotlampen ("Rotlichtlampen") ohne Wasserfilter mit wIRA eine 6-30mal so hohe Bestrahlungsstärke anwenden.

Wassergefiltertes Infrarot A hat drei Hauptwirkungen auf das Gewebe: Es steigert wesentlich die Temperatur, die Versorgung mit Sauerstoff und die Durchblutung. Bestrahlung mit wIRA lindert Schmerzen, hemmt Entzündungen und eine vermehrte Flüssigkeitsabgabe, fördert die Infektionsabwehr und die Regeneration. Das zeigt ein aktueller Übersichtsartikel von Prof. Gerd Hoffmann vom Institut für Sportwissenschaften zu den medizinischen Anwendungen von wIRA. Der Beitrag ist in der Fachzeitschrift "Physikalische Medizin - Rehabilitationsmedizin - Kurortmedizin" erschienen.

Es gibt eine Vielzahl von Einsatzmöglichkeiten für wIRA. So verläuft die Heilung akuter und chronischer Wunden schneller und schmerzärmer. Typische Anwendungen sind Operationswunden und chronische Geschwüre ("offenes Bein"). wIRA wird außerdem eingesetzt bei Warzen, Lippen-Herpes, Gürtelrose (Herpes Zoster), Sklerodermie, Akne und Lichtalterungsschäden der Haut (aktinischen Keratosen). Auf die Haut aufgetragene Substanzen werden unter Bestrahlung mit wIRA besser aufgenommen.

Ein weiteres Anwendungsgebiet sind Erkrankungen des Bewegungsapparats wie Arthrosen, Gelenkentzündungen (Arthritiden), Rückenschmerzen (Lumbago) oder Morbus Bechterew (ankylosierende Spondyloarthritis). wIRA lindert Schmerzen vom gewöhnlichen Muskelkater bis zum komplexen regionalen Schmerzsyndrom (CRPS). Die Strahlung fördert die Regeneration nach Sport und wird zudem bei Polyneuropathien und in Kombination mit Strahlentherapie oder Chemotherapie in der Tumortherapie (Onkologie) eingesetzt.

Die Schmerzminderung durch wIRA beruht auf verschiedenen Effekten: Dank der gesteigerten Durchblutung können angehäufte Stoffwechselprodukte wie Schmerzbotenstoffe, Milchsäure und Bakteriengifte besser entfernt werden. Die erhöhte Gewebetemperatur beschleunigt parallel dazu den Abbau dieser Substanzen und fördert die Regeneration. Nicht-thermische Effekte beinhalten direkte Wirkungen auf Zellen und zelluläre Strukturen und Substanzen und möglicherweise auch auf Schmerzrezeptoren. wIRA wirkt deutlich muskelentspannend und auch hierüber schmerzmindernd. Dadurch verbessert sich nicht nur die Lebensqualität, sondern auch die Sauerstoffversorgung im Gewebe - und das senkt deutlich das Infektionsrisiko bei Wunden.


Publikation:
Hoffmann G. Klinische Anwendungen von wassergefiltertem Infrarot A (wIRA) - eine Übersicht. Phys Med Rehabilitationsmed Kurortmed. 2017;27:265-274. DOI: 10.1055/s-0043-113047, frei zugänglich unter:
http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/frontdoor/index/index/docId/45000
urn:nbn:de:hebis:30:3-450002

Ausführliche frei zugängliche Darstellung zahlreicher Anwendungsmöglichkeiten von wassergefiltertem Infrarot A (in Deutsch mit englischer Zusammenfassung):
http://www.waerme-therapie.com/fachartikel.html

Information:
Prof. Dr. Gerd Hoffmann
Institut für Sportwissenschaften, Fachbereich 5
Sport Campus Ginnheim
hoffmann@em.uni-frankfurt.de

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Herausgeberin:
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Redaktion:
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Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution131

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Goethe-Universität Frankfurt am Main, Dr. Anne Hardy, 08.11.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. November 2017

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