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BUCH/1193: Der Streit um die europäische Bioethik-Konvention (AEM)


Akademie für Ethik in der Medizin (AEM) - Dienstag, 2. Juni 2009

Menschenwürdige Biomedizin?

Ein neues Buch analysiert das kirchliche und gesellschaftliche Ringen um angemessene Regelungen für neuartige Behandlungsmethoden wie genetische Diagnostik und therapeutisches Klonen


Neuartige Behandlungsmethoden wie die genetische Diagnostik oder das therapeutische Klonen sind ethisch umstritten. Daher erscheint es dringend erforderlich, fundamentale Richtlinien zum Schutz der Menschenwürde ausdrücklich auch für den Bereich biomedizinischer Forschung und Anwendung zu formulieren. Dies kann erfolgreich nur in Gestalt staatenübergreifender Vereinbarungen geschehen, da ausschließlich nationale Regulierungen im Zuge der Globalisierung mühelos umgangen werden könnten.

Die sog. Bioethik-Konvention, die seit 1997 in zahlreichen europäischen Länden gilt, legt international gültige Rechtsnormen für einen verantwortlichen Umgang mit der modernen Biomedizin fest. Die Bundesrepublik Deutschland gehört bislang allerdings nicht zu den Unterzeichnerstaaten. Der Grund: Hierzulande wird über die ethische Legitimität dieses völkerrechtlichen Übereinkommens seit vielen Jahren aufs heftigste gestritten. Im Zentrum der öffentlichen Auseinandersetzung steht die Frage, ob die getroffenen Regelungen die menschliche Würde tatsächlich schützen oder diese nicht vielmehr aus Rücksicht auf wissenschaftliche und ökonomische Interessen einschränken und gefährden.

Der neu erschienene Band "Der Streit um die europäische Bioethik-Konvention. Zur kirchlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung um eine menschenwürdige Biomedizin" dokumentiert zum ersten Mal umfassend die zahlreichen Diskussionsbeiträge aus Kirche und Gesellschaft von 1994 bis heute und analysiert, anhand welcher ethischen Kriterien sie zu ihren divergierenden Beurteilungen gelangen. Die Untersuchung zeigt neue Verständigungsmöglichkeiten auf, indem sie eine praktikable Interpretation des Menschenwürdebegriffs skizziert, welche den faktischen Pluralismus moralischer Überzeugungen auszuhalten vermag.

Der Autor arbeitet zurzeit als Presse- und Öffentlichkeitsreferent beim Evangelischen Kirchenkreis Iserlohn und ist außerdem Lehrbeauftragter für Ethik in der Sozialen Arbeit an der Evangelischen Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum. Mit der vorliegenden Arbeit wurde er 2007 von der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum promoviert.


Lars Klinnert:
Der Streit um die europäische Bioethik-Konvention.
Zur kirchlichen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung     
um eine menschenwürdige Biomedizin (Edition Ethik 4),
Göttingen 2009, gebunden, 652 Seiten, 84,00 Euro,
ISBN 978-3-7675-7098-6



http://www.edition-ruprecht.de
Autor: larsklinnert@web.de


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Quelle:
[AEM-AKTUELL:343] vom 2. Juni 2009
Herausgeber: Akademie für Ethik in der Medizin (AEM)
Georg-August-Universität Göttingen
Humboldtallee 36, 37073 Göttingen
Tel.: 0551/39 39 69, Fax: 0551/39 39 96
Internet: http://www.aem-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Juni 2009