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GESUNDHEIT/684: Pressedienst "Das gesunde Kind" Nr. 1/2 - Januar/Februar 2009 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

pgk - das gesunde Kind - Nr. 1/2 - Januar/Februar 2009



"Impfen macht Schule" startet in Schleswig-Holstein
Deutsches Grünes Kreuz e.V. organisiert Schulaktion zum Thema Impfprävention
Die große Töpfchen-Frage
Weg mit den Windeln Schritt für Schritt
Nicht immer rosig zart?
Babys Haut und die ersten Probleme
Peterchens Mondspaziergang
Nächtliches Schlafwandeln auf Kindesbeinen
Wasserkocher: praktischer Küchenhelfer, aber auch Gefahrenquelle für Kleinkinder
Viele Verbrühungs-Unfälle im Haushalt ließen sich mit mehr Vorsicht verhindern
WAS SIE SCHON IMMER WISSEN WOLLTEN
Was ist ein Mongolenfleck?
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Hilfe für ADHS-Kinder
Zappelphilipps haben häufig Mikronährstoffmängel
SERVICE

Raute

"Impfen macht Schule" startet in Schleswig-Holstein

Deutsches Grünes Kreuz e.V. organisiert Schulaktion zum Thema Impfprävention

(pgk) Mit Unterrichtsmaterial und einem Schülerwettbewerb für Haupt- und Realschüler zum Thema "Schutzimpfungen" startete das Deutsche Grüne Kreuz e.V. ein Pilotprojekt in Schleswig-Holstein.

An alle Haupt- und Realschulen wurde ein Paket mit Unterrichtsmaterial zum Thema Infektionskrankheiten und Schutzimpfungen geschickt. Konzipiert wurden die Arbeitshefte für Schülerinnen und Schüler der Klassen 7 bis 9. Umfangreiches Lehrerbegleitmaterial mit Themenheft, Aktionsleitfaden und CD-ROM (inklusive Lehrervortrag als Powerpoint-Datei) sowie ein Elternbrief (in Deutsch und fünf weiteren Sprachen) runden das Paket ab.

Um einen zusätzlichen Anreiz zu bieten, das Thema zeitnah im Unterricht oder unterrichtsbegleitend in einer Arbeitsgruppe zu behandeln, gibt es einen Schülerwettbewerb. "Schüler informieren Schüler" lautet die Devise. Die Aufgabe besteht darin, das neu erworbene Wissen über das Thema "Impfen" so umzusetzen, dass es für Mitschülerinnen und Mitschüler (oder auch Freunde, Geschwister, Eltern) interessant und verständlich ist. Das können Artikel für die Schülerzeitung, Wandzeitungen, Infostände bei einer Schulfeier, Poster, Songs, Websites oder ähnliches sein. Der Wettbewerbsbeitrag muss zusammen mit einem Dokumentationsbogen bis Ende Juli 2009 an die unten stehende Adresse geschickt werden.

Wer nun nicht in Schleswig-Holstein lehrt oder lernt, kann dennoch von der Schulaktion profitieren. Alle Inhalte stehen auch im Internet. Unter www.dgk.de/impfen-macht-schule finden sich - für die Altersgruppe der Jugendlichen verständlich formuliert - Erläuterungen zu Krankheitsbildern, Erregern und zur Wirkungsweise von Impfungen, Diagramme zur Häufigkeit von Infektionskrankheiten, Fotos, ein Impfquiz und natürlich alle Unterrichtsmaterialien zum Download.

Zu den Kooperationspartnern in Schleswig-Holstein gehören: das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Familie, Jugend und Senioren, die Ärztekammer, die Ärztliche Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau, der Berufsverband der Frauenärzte, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte, der Hausärzteverband, der Landesverband der Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst, die Landesvereinigung für Gesundheitsförderung und die Schulärztinnen und Schulärzte.


Weitere Informationen:
Deutsches Grünes Kreuz e.V.
Stichwort: Impfen macht Schule
Schuhmarkt 4
35037 Marburg
E-Mail: anke.rabenau@kilian.de
Tel.: 0 64 21 / 293 - 120

Raute

Die große Töpfchen-Frage

Weg mit den Windeln Schritt für Schritt

(pgk) Während der durchschnittlich drei Jahre dauernden Wickelzeit produziert ein Kind etwa eine Tonne nasser Windeln. Das bedeutet: Tausende Male am Kind schnuppern ("Ohje, ein Stinker!"), drei Schichten Kleidung auspacken, Windel öffnen, Inhalt inspizieren, Popo reinigen, neue Windel anziehen, Kleidung wieder anziehen... Auch der geduldigste Schnellwickel-Experte hat dazu irgendwann keine Lust mehr. Doch: Wann soll ich mit dem Windelentwöhnen beginnen? Wie umgehe ich am geschicktesten größere Unfälle? Wie lange wird es dauern, bis der Nachwuchs endlich trocken ist?

Die meisten Eltern beginnen mit dem Töpfchen-Training, wenn die Kleinen etwa zwei Jahre alt sind. Das kindliche Gehirn ist frühestens mit zwei bis zweieinhalb Jahren wirklich reif genug, um die Ausscheidungsfunktion zu kontrollieren. Einige Kinder schaffen es wirklich in kürzester Zeit, die meisten Kinder benötigen jedoch einige Monate. Jungen sind häufig später trocken als Mädchen. Und einige Kinder sind sogar bis zu ihrem vierten Lebensjahr noch nicht bereit, es den Großen gleichzutun. Selbst wenn Ihr Kind ein Spätzünder in Sachen Töpfchen ist, besteht kein Grund zur Sorge. Den richtigen Zeitpunkt signalisiert das Kind meist von allein. Anzeichen sind zum Beispiel das Imitieren anderer WC-Gewohnheiten.

Viele Kinder registrieren mit gut anderthalb Jahren zum ersten Mal bewusst, dass sie gerade ihr Windelgeschäft machen. Aufgeregt zeigen sie auf den Unterleib oder die Windel und machen Mama und Papa darauf aufmerksam, dass sich dort gerade etwas Interessantes getan hat. Doch meist dauert es jetzt noch mindestens ein halbes, oft auch ein Jahr, bevor das Kind eine Verbindung zwischen Drang und "Produkt" herstellt. Zwingen hilft gar nichts: Zu großes Drängen und zu häufiges Üben rufen eher Trotz und Abwehr hervor statt zu schnellem Sauberwerden anzuleiten.

Das Töpfchen sollte Teil der tägliche Routine werden. Ein passendes Töpfchen oder ein spezieller Toilettenaufsatz sollte an einem schönen Ort platziert werden, beispielsweise mit Blick auf Fenster oder Spiegel im Bad. Wichtig ist der stabile Stand, damit das Kind es auch allein benutzen kann, ohne es umzuwerfen oder von ihm herunter zu fallen. Setzen Sie Ihr Kind einfach mal nach dem Frühstück oder zum Zähneputzen angezogen auf das Töpfchen. Wichtig ist zunächst, dass es begreift, dass es dieses "Ding" benutzen soll.

Lassen Sie Ihr Kind dann beispielsweise vor dem Baden auch mal ohne Windel auf dem Töpfchen sitzen. Es braucht etwas Zeit, sich daran zu gewöhnen, wie es sich anfühlt. Jetzt können Sie ihm erklären, warum es dort sitzt: Dass Mama, Papa und Geschwister jeden Tag auch nichts anderes tun und dieses Ritual zum Großwerden einfach dazugehört. Hat Ihr Kind den Sinn verstanden und macht etwas in das Töpfchen - super! Falls nicht, drängen Sie es nicht zu sehr. Vielleicht hilft es auch, wenn es weiß, wohin sein Geschäft entschwindet. Das nächste Mal, wenn etwas in die Windel geht, gehen Sie mit ihm zum Töpfchen und entleeren die Windel dort hinein. Durch das direkte Beobachten, was mit dem Windelinhalt geschieht, lernt es, warum es auf das Töpfchen gehen soll.

Ermutigen Sie Ihr Kind nach und nach, das Töpfchen auch allein aufzusuchen. Oder es soll Ihnen Bescheid sagen, damit Sie mit ihm ins Bad gehen können. Falls Sie die Möglichkeit haben, lassen Sie es ruhig ohne Hose und Windel spielen, natürlich nur wenn es warm ist und das Töpfchen in der Nähe steht. Erzählen Sie ihm, dass es nun jederzeit auf das Töpfchen gehen kann, und - falls nötig - erinnern Sie es gelegentlich daran.

Fast jedem Kind passieren in der Phase des Trockenwerdens kleine Missgeschicke. Es geht öfters mal etwas in die Hose, bis Ihr Kleines absolut trocken ist, tags wie nachts. Werden Sie nicht wütend oder setzen Ihr Kind unter Druck. Es ist noch nicht allzu lange her, dass sich die Blasenmuskulatur und der Schließmuskel soweit ausgebildet haben, dass sie stark genug sind, die Blase und den Enddarm fest verschließen zu können. Um diesen Prozess korrekt ausführen zu können, benötigt es Zeit. Bleiben Sie ruhig und geduldig, falls mal etwas in die Hose geht.

Benutzt Ihr Kind am Tag konsequent das Töpfchen oder die Toilette, wird es vielleicht trotzdem weitere Monate oder Jahre brauchen, um nachts trocken zu werden. Also bewahren Sie die übrig gebliebenen Windeln lieber auf. Eventuell ist Ihr Kind noch zu klein, um für den Toilettengang regelmäßig aufzuwachen. Sie können es unterstützen, indem Sie ihm ab dem späten Nachmittag nicht mehr viel zu Trinken anbieten. Machen Sie Ihrem Kind verständlich, dass es Sie immer rufen kann, wenn es nachts wach wird, damit Sie mit ihm auf die Toilette gehen. Für den Fall, dass es das Töpfchen in der Nacht benutzen will, können Sie es auch neben dem Kinderbett platzieren.

Raute

Nicht immer rosig zart?

Babys Haut und die ersten Probleme

(pgk) Rosige Bäckchen, samtweiche Haut. Das verbinden wir mit Babyhaut. Doch nicht immer sieht sie so aus wie in der Werbung. Die Haut eines Neugeborenen ist drei bis fünf Mal dünner als die Haut eines Erwachsenen. In den ersten Wochen nach der Geburt ist sie daher sehr empfindlich gegenüber Belastungen von außen, benötigt besondere Pflege und ausreichenden Schutz. So ist beispielsweise das Unterhautfettgewebe noch nicht vollständig entwickelt und die Temperaturregulierung durch die Schweißdrüsen nicht ausreichend - Babys neigen dadurch zu Auskühlung oder Hitzestau! Erst nach den ersten Lebensmonaten erreicht die Haut die volle Funktionsfähigkeit. Hautprobleme wie Milchschorf, Babyakne und Male sind nicht selten. Insgesamt leiden etwa zwei Drittel aller Babys unter trockener Haut. Hautprobleme im Gesicht treten zudem häufig erst ab dem vierten / fünften Monat auf, wenn die erste Beikost gefüttert wird.

Neugeborenenakne
Babyakne, auch Acne neonatorum genannt, bekommt etwa jedes fünfte Baby in den ersten sechs Wochen nach seiner Geburt. Zu den unschönen Pusteln, Mitessern und Pickelchen neigen kleine Jungs vier Mal häufiger als Mädchen. Der Grund: Babys machen nach der Geburt eine Hormonumstellung durch, die sich auch auf die Haut auswirken kann. Behandeln muss man die Hautunreinheiten normalerweise nicht. Häufig verschwinden die Pickel nach zwei bis vier Wochen genauso schnell, wie sie gekommen sind. Damit das Kind die juckenden Aknepickelchen nicht aufkratzen kann, sollten Sie Ihrem Baby die Fingernägel schneiden.

Milien
Besser bekannt sind Milien unter dem Begriff Grießkörner oder Hautgries. Es handelt sich um mit Hornmaterial gefüllte Zysten, die sich an den Ausführungsgängen der Talgdrüsen der Haut bilden. Sie entstehen, wie auch die Babyakne, durch die Hormonumstellung, die jedes Baby nach seiner Geburt durchmacht. Die kleinen weißen Körnchen hat fast jedes Baby unter der Haut. Milien können sich binnen Tagen stark vermehren und kommen nicht nur im Gesicht, sondern am gesamten Körper vor. Sie müssen nicht behandelt werden, sondern verschwinden nach einigen Wochen von alleine.

Schweißfriesel
Schweißfriesel, auch Miliaria oder Hitzepickel genannt, sind kleine wasserhelle Bläschen auf der Haut, die besonders nach starkem Schwitzen oder auch bei Fieber auftreten. Sie entstehen durch Überhitzung der Haut bei starkem Schweißfluss um die Drüsenporen und sind harmlos. Schweißfriesel sind typischerweise an Stellen, an denen man schwitzt, am Nacken, am Oberkörper und den Armen.

Milchschorf
Milchschorf, auch Säuglingsekzem genannt, hat nichts mit einer Milchallergie zu tun. Äußerlich ähnelt er vielmehr übergekochter Milch auf der Herdplatte. Typischerweise findet sich die gelbe Schuppenschicht auf der Kopfhaut. Milchschorf verschwindet im Laufe des ersten Lebensjahres von alleine. Solange er nur die Kopfhaut betrifft, ist er meist harmlos. Zieht sich der Milchschorf ins Gesicht hinein - ganz typisch auch in den Augenbrauen - sollten Sie einen Kinderarzt um Rat fragen. Abkratzen sollte man den Schorf nicht. Um die Krusten aber etwas zu lösen, kann man die Kopfhaut mit Öl einmassieren.

Storchenbiss
Der Storchenbiss, Naevus flammeus (Feuermal), ist ein Muttermal, das viele Neugeborenen als roten Hautfleck am Hinterkopf, manchmal auch auf der Stirn oder am Augenlid aufweisen. Das Hautmal ist auf eine Erweiterung der Kapillargefäße (kleinste Blutgefäße) zurückzuführen. Die Farbe ändert sich mit der Temperatur, wird bei Erregung (Schreien) und bei gesteigerter Durchblutung intensiver. Während die meisten Storchenbisse - besonders die im Gesicht - innerhalb des ersten Lebensjahres verschwinden, bleibt das Mal am Hinterkopf auch manchmal ein Leben lang. Sie sind nicht zu verwechseln mit dem Blutschwämmchen, das eine gutartige von der Innenschicht der Gefäße ausgehende Gefäßwucherung ist.

Blutschwamm
Der Blutschwamm, auch Hämangiom genannt, ist eine sehr auffällige Hautveränderung. Ungefähr zwei bis drei Prozent aller Neugeborenen kommen mit einem Blutschwamm zur Welt, bei Frühchen sogar jedes zehnte Baby. Am häufigsten treten Blutschwämme am Kopf und Hals auf. Blutschwämme sind gutartige Tumore der Blutgefäße, die etwas erhaben sind und normalerweise nicht bösartig werden. Sie zeigen aber unterschiedliche Wachstumstendenzen: Manche Blutschwämme werden langsam größer, andere bilden sich mit der Zeit zurück. Bei Babys sind sie häufig bei der Geburt nur ganz leicht vorhanden, treten dann aber innerhalb des ersten Lebensjahres immer stärker hervor.

Raute

Peterchens Mondspaziergang

Nächtliches Schlafwandeln auf Kindesbeinen

(pgk) Kurz nach Mitternacht: Mit ausgebreiteten Armen und scheinbar zielstrebig tapst die zehnjährige Lisa den Flur entlang, die Augen sind weit geöffnet, doch sie schläft tief und fest. Schlafwandeln: Wissenschaftlich wird es als Schlafstörung mit Schlafwandeln bezeichnet oder auch als Somnambulismus oder Noctambulismus (lat.: somnus = Schlaf, nox = Nacht, ambulare = wandern). Weitere Begriffe sind Nachtwandeln, Mondsüchtigkeit, Lunatismus (lat.: luna = Mond) oder - veraltet - Oneirodynia activa (griech.: oneiroid = traumähnlich).

Schlafwandeln mag zwar ein spektakuläres Phänomen sein, ist aber kein seltenes, vor allem im Kindesalter. Etwa 15 Prozent der Fünf- bis Zwölfjährigen sind mindestens einmal in ihrem Leben von einer Schlafwandel-Episode betroffen, Jungen häufiger als Mädchen. Meist beginnt es zwischen dem vierten und sechsten Lebensjahr und verliert sich in etwa 70 bis 80 Prozent der Fälle bis zur Pubertät. Das bedeutet aber auch: In jungen Jahren kann sich das Schlafwandeln über mehrere Jahre hinziehen, unabhängig davon, ob es unregelmäßig oder dauernd auftritt.

Schlafwandeln ist keine Krankheit. Vermutlich gibt es eine genetische Veranlagung, denn jedes zweite schlafwandelnde Kind kommt aus einer "Schlafwandlerfamilie". Die Neigung dazu kann jedoch auch durch fiebrige Erkrankungen, psychischen Stress oder Lärm verstärkt werden. Forscher vermuten zudem die Ursache darin, dass bei Kindern das Steuerungszentrum im Gehirn noch nicht ganz ausgereift ist. Der Neurologe Dr. Christian Guilleminault von der Stanford-Universität entdeckte, dass während des Schlafwandelns einige charakteristische Areale im Frontal- oder Stirnlappen des Gehirns aktiv sind. Der Stirnlappen ist für das Verarbeiten und Verstehen von Sprache, vor allem auch der Muttersprache, verantwortlich. Der Frontallappen trägt dazu bei, dass Erinnerungen gespeichert und abgerufen werden können.

Bei Babys fehlt dieses Langzeitgedächtnis zunächst völlig. Es entwickelt sich erst im Laufe des Heranwachsens. Gerade im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren laufen im Frontalbereich beachtliche Entwicklungsschübe ab. Auch das Sprachzentrum wächst in dieser Zeit rapide. Vor allem im Tiefschlaf werden dabei neue Verknüpfungen zwischen den Nervenzellen gebildet, und das Langzeitgedächtnis wird gefestigt. Schlafwandeln könnte daher ein Zeichen eines noch nicht ausgereiften Zentralnervensystems sein und mit der Entwicklung des Gehirns zusammenhängen. Ein weiterer Hinweis für die Rolle der Gehirns kommt aus dem Tierreich: Schlafwandeln gibt es nur beim Menschen. Nicht einmal Schimpansen tun es.

Obwohl sie sich im Schlafzustand befinden, tun Schlafwandler durchaus logische und folgerichtige Dinge. So ist es nicht ungewöhnlich, dass sie sich des Nachts am Kühlschrank bedienen oder Mantel und Schuhe anziehen und die elterliche Wohnung oder das Haus verlassen. Am nächsten Morgen erinnern sie sich an nichts. Wenn Ihr Kind schlafwandelt, sollten Sie daher Vorsichtsmaßnahmen treffen, denn die sogenannte schlafwandlerische "Sicherheit" ist ein gefährlicher Irrtum: Schlafwandler bewegen sich meist geradeaus, selbst dann, wenn ihr Weg zu Ende ist (Absturzgefahr), oder essen bei Nachtmahlzeiten die Verpackung mit. Daher sollte man den Betroffenen, sofern man den nächtlichen Spaziergang bemerkt, so behutsam steuern, dass er wieder allein ins Bett findet. Achten Sie darauf, dass alle Fenster, Wohnungs- und Balkontüren gut verschlossen sind. Nützlich kann es auch sein, an der Kinderzimmertür ein kleines Glöckchen anzubringen, das Sie in der Nacht darauf aufmerksam macht, wenn Ihr Kind "auf Wanderschaft" geht.

Zieht sich das nächtliche Wandern bis ins Erwachsenenalter hinein oder beginnt dort erst, sollte man einen Psychiater zu Rate ziehen. Denn dann weist das Schlafwandeln auf unverarbeitete psychosoziale Konflikte hin.

Quellen:
Guilleminault C, Korobkin R, Winkle R. A review of 50 children with obstructive sleep apnea syndrome. Lung 1981; 159: 275-287
Guilleminault C, Palombini L, Pelayo R, Chervin RD. Sleepwalking and sleep terrors in prepubertal children: what triggers them? Pediatrics 2003; 111: e17-e25

Raute

Wasserkocher: praktischer Küchenhelfer, aber auch Gefahrenquelle für Kleinkinder

Viele Verbrühungs-Unfälle im Haushalt ließen sich mit mehr Vorsicht verhindern

(pgk) Elektrische Wasserkocher sind für die Zubereitung von Kaffee- oder Teewasser optimal, denn sie erhitzen schneller als der Wassertopf auf dem Herd und sind damit vor allem energiesparender. Doch Wasserkocher stellen eine oft unterschätzte Gefahr dar - besonders für kleine Kinder. Denn erleiden die Kleinen einen Unfall mit einem Wasserkocher, sind in 96 Prozent der Fälle schwerste Verbrühungen mit einem Schweregrad zwischen 2a und 3 die Folge, was in der Regel eine aufwendige medizinische Behandlung erforderlich macht.

So sind Wasserkocher jedes Jahr an Dutzenden schweren Unfällen beteiligt, bei denen sich Kleinkinder schlimme Verbrennungen zuziehen. Mal reißt der Nachwuchs neugierig das Gerät am Stromkabel vom Küchentisch oder der Arbeitsplatte, mal erklimmen kleine Kletterkünstler Stühle und ziehen den Kocher zu sich. Die Studie "Thermische Verletzungen durch elektrische Wasserkocher", bei der im Auftrag der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) "Mehr Sicherheit für Kinder e.V." zwischen 2003 und 2006 insgesamt 332 Kinderkliniken in Deutschland zu Verletzungen durch Wasserkocher und zu den Unfallhergängen befragt wurden, belegt die Gefahren deutlich. Sie zeigt aber auch, dass viele dieser Unfälle mit einfachen Vorsichtsmaßnahmen verhindert werden könnten. "Offenbar sind sich viele dieser schlummernden Gefahr nicht bewusst, bei vielen Eltern ist der Aufklärungsbedarf hoch", sagt Klaus Afflerbach, Unfallexperte beim Deutschen Grünen Kreuz e.V.

Oft seien es nur kleine Unachtsamkeiten, wenn zum Beispiel das Gerätekabel nach Gebrauch nicht aufgerollt oder der Wasserkocher nicht nach hinten, für Kleinkinder unerreichbar auf die Arbeitsplatte geschoben wird, so Afflerbach. Andererseits gebe es auch an der Mechanik mancher Geräte Verbesserungsbedarf, und in etlichen Haushalten würden noch veraltete Geräte benutzt, die nicht den heutigen Sicherheitsstandards entsprechen: Wasserkocher mit losen Deckeln, aus denen das gesamte heiße Wasser schwallweise herausfließen kann, sollten zum Beispiel nicht mehr verwendet werden.

Insgesamt verbrennen oder verbrühen sich jährlich in Deutschland mehr als 6.000 Kinder so stark, dass sie ins Krankenhaus eingeliefert werden müssen. Nach Schätzungen kommen weitere 50.000 "leichtere" Verbrühungen oder Verbrennungen hinzu, die eine ambulante medizinische Behandlung nötig machen. Von Unfällen mit Wasserkochern sind häufig Kinder zwischen einem halben und zweieinhalb Jahren betroffen, dabei Jungen wesentlich häufiger als Mädchen. Ist es zu einer Verbrühung gekommen, müssen die betroffenen Hautpartien sofort maximal 15 bis 20 Minuten mit Wasser gekühlt werden. Das Wasser sollte dabei etwa 15 Grad kalt sein - ist es kälter, kann es zu einer Unterkühlung kommen.

Wasserkocher können aber trotz modernster Einschalttechnik sogar auch Brände auslösen. Ist in diesen Geräten kein oder nur wenig Wasser, kann es zur Überhitzung kommen, die Heizelemente (bis zu 2000 Watt) beginnen dann zu glühen, was bei Geräten mit einem Kunststoffgehäuse leicht zu einem Brand führen kann. Beim Verbrennen des Kunststoffs entstehen hochgiftige Gase, die bereits in kleinen Mengen zu Gesundheitsschäden führen können. Dann muss sofort gehandelt werden: den Brand löschen und kräftig lüften!


Mit ein paar vorsorglichen Tipps lassen sich Gefahren bei Umgang mit Wasserkochern vermeiden:

Achten Sie beim Kauf eines Wasserkochers darauf, dass er ein für Ihre Zwecke optimales Fassungsvermögen hat: Je kleiner, desto besser. In den meisten Fällen reicht ein dreiviertel Liter (750 ml) vollkommen aus. Größere Geräte verbrauchen mehr Strom und können häufig nicht für kleine Wassermengen verwendet werden, da eine eventuell vorhandene Heizspirale vollständig mit Wasser bedeckt sein muss.
Wählen Sie unbedingt ein Modell mit separatem Stromteil. Sie können dann die Kanne abheben, ohne dass das Stromkabel im Weg ist.
Ein Überhitzungsschutz, der das Gerät automatisch abschaltet, wenn das Wasser kocht, sollte selbstverständlich sein.
Beim Wasserkochen sollte sicherheitshalber - auch wenn es sowohl ökonomisch als auch ökologisch wenig sinnvoll ist - nicht nur eine Tassenmenge, sondern mehr Wasser erhitzt werden. Verwenden Sie den abgekühlten Rest z. B. zum Blumengießen.
Bleiben Sie während der Heizphase des Gerätes in der Nähe. Für den Fall einer möglichen Überhitzung kann dann schnell der Netzstecker gezogen und damit ein Brand verhindert werden.
Geräte, bei denen der Schalter nicht mehr einwandfrei funktioniert, sollten nicht mehr benutzt werden.
Ist es absehbar, dass der Wasserkocher längere Zeit nicht benutzt wird, ist es ratsam, den Netzstecker zu ziehen.

Quelle:
Dr. Gabriele Ellsäßer u.a., Thermische Verletzungen durch elektrische
Wasserkocher, Befragungsstudie 2003 bis 2006,
Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Mehr Sicherheit für Kinder e.V.
(veröffentlicht im September 2007), zum Herunterladen auf
www.kindersicherheit.de/html/analysen.html

Raute

WAS SIE SCHON IMMER WISSEN WOLLTEN:

Was ist ein Mongolenfleck?

(pgk) "Nein, ich habe mein Kind nicht geschlagen", muss Anne L. jedes Mal betonen, wenn sie mit dem zweieinhalbjährigen Lucas ins Schwimmbad geht und sonderbare Blicke auf den Popo des Kleinen fallen. Auch bei der Tagesmutter und dann im Kindergarten musste sie extra daraufhin weisen: "Das hatte er schon bei der Geburt!". Der blaue Fleck auf dem Popo lässt schnell Schläge oder Schlimmeres vermuten. Doch ein solcher kann auch harmlos und völlig anderen Ursprungs sein! Es hört sich exotisch an und kommt tatsächlich in unseren Breiten eher selten vor: Der Mongolenfleck (lat.: Naevus caeruleus, auch Sakralfleck, Steißfleck, Mongolenmal) bezeichnet ein unregelmäßiges graubläuliches, erbsen- bis handtellergroßes Muttermal meist am Rücken, Gesäß oder Steißbein eines Neugeboren, manchmal auch an Schultern und Flanken. Der auffällige, aber harmlose Fleck ist eine bestimmte Unterart von sogenannten Pigmentnävi. Diese harmlose Ansammlung von Pigmentzellen (Melanozyten) ist ein Überbleibsel der Embryonalentwicklung, denn die Melanozytenvorläufer (Melanoblasten) wandern aus einer Gewebeschicht des Neuralrohrs (aus dem später das Rückenmark entsteht) in die Haut ein. Das Geburtsmal verblasst bzw. verschwindet meist nach vier bis acht Jahren oder spätestens bis zur Pubertät.

Der Name Mongolenfleck leitet sich davon ab, dass bei über 99 Prozent der Kinder von mongolider Herkunft (Japaner, Koreaner, Vietnamesen, Mongolen, Turkvölker, Indochinesen, Indianer, Inuit) das Mal auftritt. Im asiatischen Raum und in Afrika kommt fast jedes Baby mit der auffälligen Pigmentierung zur Welt. Das Auftreten des Mongolenflecks hängt stark von der generellen Pigmentierung der Haut ab (je dunkler, desto häufiger). Der Fleck tritt daher am seltensten bei hellhäutigen und hellhaarigen Kindern von sogenannter europider Herkunft auf (unter 1 %). Bei Südosteuropäern und Osteuropäern scheint er nicht ganz selten zu sein (10 bis 20 %), bei Schwarzafrikanern kommt er genauso oft wie bei Asiaten vor (über 99 %).

Quellen: www.paediatrie-in-bildern.de/, www.dermis.net/

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Hilfe für ADHS-Kinder

Zappelphilipps haben häufig Mikronährstoffmängel

(pgk) Von der Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitäts-Störung (ADHS) sind vor allem Kinder und Jugendliche und besonders Jungen betroffen. Etwa 5 bis 20 Prozent der Schulkinder leiden Schätzungen zufolge unter ADHS. Die Kernsymptome der unbändigen Rebellen und Zappelphilipps sind Unaufmerksamkeit, Impulsivität und motorische Unruhe. Folgen sind häufig schulischer Leistungsabfall, soziale Isolation und ein schlechtes Selbstwertgefühl.

Die genauen Ursachen der Störung sind nicht gänzlich geklärt. Genetische Veranlagung, psychische Aspekte (zum Beispiel mangelnde Selbststeuerung, Gedächtnisprobleme) oder soziale Faktoren (beispielsweise eine besondere Beachtung des ADHS-Verhaltens, häufige Bestrafung), aber auch Umwelteinflüsse (zum Beispiel Bleivergiftungen) und Ernährungsgewohnheiten werden diskutiert. Lebensmittelszusätze wie Phosphate, Konservierungs- und Farbstoffe stehen ebenfalls auf der Liste der verdächtigen Auslöser von ADHS.

Für die Behandlung der einzelnen Symptome gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Die häufigsten Therapiebausteine sind Psychotherapie meist in Form von Verhaltenstherapie; Elterntraining, bei dem Eltern und Kinder lernen, besser mit den Problemen des Kindes umzugehen, und medikamentöse Behandlung, meist mit Methylphenidat, Amphetaminderivaten oder Antidepressiva. Erlanger Forscher haben sogar ein neuartiges Spezial-Training am Computer gegen das "Zappelphilipp-Syndrom" entwickelt: Dabei steuern die Patienten allein mit der Kraft ihrer Gedanken virtuelle Prozesse wie das Halten eines Elfmeter-Schusses, um Konzentrationsschwächen zu bekämpfen. Eine Studie belegt die Wirksamkeit des Verfahrens.

Neueste Studien haben gezeigt, dass auch eine Unterversorgung mit Omega-3-Fettsäuren und anderen Mikronährstoffen den Energiestoffwechsel des Gehirns negativ beeinflusse, erläutert Uwe Gröber, Leiter der Akademie für Mikronährstoffmedizin in Essen und Autor zahlreicher Fachbücher und Fachartikel zum Thema Ernährung und Krankheitsprävention.

Wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge sind die durchschnittlichen Konzentrationen an Magnesium, Zink, Omega-3-Fettsäuren, Eisen, Vitamin B6 und Calcium bei hyperaktiven Kindern niedriger als bei gesunden. Während der Entwicklung und Reifung des zentralen Nervensystems sind die Fettsäuren und Mikronährstoffe beispielsweise für die Bildung der Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter) Dopamin oder Serotonin verantwortlich. "Ein Mangel an diesen Neurotransmittern führt zu Nervosität, Gedächtnisstörungen und motorischer Unruhe, den bekannten Symptomen des ADHS", so der Experte. Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente und Aminosäuren können die psychische Befindlichkeit sowie kognitive Fähigkeiten erheblich beeinflussen. Deshalb kann auch ein Mangel an diesen Mikronährstoffen ein ADHS begünstigen. Gröber empfiehlt daher, bei betroffenen Kindern zunächst den Mikronährstoffhaushalt und die Ernährungsgewohnheiten zu überprüfen und entsprechende Untersuchungen durchzuführen, bevor man eine medikamentöse Therapie beginnt. Moderne Labordiagnostik objektiviere im Verborgenen schlummernde Mikronährstoffdefizite. Gröber warnt davor, ADHS als reine "Methylphenidat-Mangelerkrankung" einzustufen. Das ADHS-Syndrom sei eine komplexe Störung, bei der viele individuelle Faktoren eine Rolle spielten.

Viele Süßigkeiten, Softdrinks (Colagetränke, Fruchtsäfte) und Lebensmittel tierischer Herkunft in der Ernährung können das Säure-Basen-Gleichgewicht verschieben und die Übererregbarkeit des Nervensystems steigern. Auf dem Speiseplan der von ADHS betroffenen Kinder sollten deshalb viel Gemüse und Vollkornprodukte sowie möglichst wenig Zucker, Weißmehl und Süßigkeiten stehen!

Quellen:
Uwe Gröber: Hyperaktiv und hypermotorisch ein Mangel an Methylphendidat?. Mikronährstoffe bei ADHS in: "OM - Zeitschrift für Orthomolekulare Medizin" 2008; 3 : 5 - 8
Uwe Gröber: "Mikronährstoffe für gesündere Kinder - Hilfe für den Zappelphilipp" in PTA heute Nr. 10 Mai 2008

Raute

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Ansprechpartner:
Bei Fragen, Anregungen oder Wünschen wenden Sie sich bitte an:
Andrea Ulrich, Telefon: 06421 / 293-140, E-Mail: andrea.ulrich@kilian.de
Gerolf Nittner, Telefon: 06421 / 293-178, E-Mail: gerolf.nittner@kilian.de
Michaela Heck, Telefon: 06421 / 293-155, E-Mail: michaela.heck@kilian.de


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Quelle:
das gesunde Kind - informationsdienst
43. Jahrgang, Nr. 1/2 - Januar/Februar 2009
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Redaktion pgk: Andrea Ulrich - verantwortlich -
Dr. rer. physiol. Ute Arndt
Michaela Heck
Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2009