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GESUNDHEIT/865: Kosmetik - Nicht überall, wo Natur draufsteht, ist auch Natur drin (Securvital)


Securvital 5/2010 - September/Oktober
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Naturkosmetik
Natürlich schön

Von Lena Braun


Noch nie war Naturkosmetik so gefragt wie heute. Doch nicht überall, wo Natur draufsteht, ist auch Natur drin. Einige Gütesiegel geben zuverlässige Garantien.

Je natürlicher, desto besser. Das denken nicht nur immer mehr Frauen und Männer beim Kauf von Körperpflegeprodukten, sondern auch die Verkaufsstrategen von Kosmetikfirmen. Der Markt für Naturkosmetik wächst rasant: 700 Millionen Euro Umsatz in Deutschland, zwei Milliarden in Europa, zweistellige Wachstumsraten. Während es früher die Naturprodukte von Weleda, Dr. Hauschka, Tautropfen, Lavera oder Logona in Bioläden gab, drängen heute immer neue Marken in die Regale von Drogerieketten und Supermärkten.

Die Verbraucher stehen vor einer Vielfalt hübscher Verpackungen, die mit Aloe Vera, Kamille und zartgrünen Blättern verziert und mit geschmeidigen Formulierungen von "natürlich", "sanft" und "bio" angepriesen werden. Die Phantasie der Werbung treibt prächtige Blüten. Doch eine gesunde Portion Skepsis ist geboten. Denn der Begriff Naturkosmetik ist rechtlich nicht geschützt. Auch Billigprodukte, die fragwürdige Zutaten enthalten, dürfen sich werbewirksam als "natürliche Pflege" vermarkten.

Wer wissen will, ob Pflegeprodukte wirklich natürlich sind, muss genauer hinschauen. Detailgenau ist die Deklaration der Inhaltsstoffe, die sogenannte INCI-Liste, die auf der Verpackung stehen muss. Diese kleingedruckten Angaben geben einige Aufschlüsse: Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau sind meist mit Sternchen versehen. Wird Aprikosen- oder Granatapfelkernöl angezeigt, dürfte das Produkt edler sein als bei preiswertem Olivenöl oder Sojaöl. Bei Rosenöl ist es allerdings nicht immer eindeutig: Wird teuerstes Öl aus destillierten Damaszener-Rosen verwendet? Oder ein Produkt aus Hagebutten, die ja auch zu den Rosengewächsen gehören?

Viele VerbraucherInnen setzen auf bekannte Markennamen als Vertrauensbeweis. Logona versichert, konsequent natürlich und ökologisch zu sein, und wird insbesondere in Bioläden und Reformhäusern angeboten. Dr. Hauschka und Weleda legen seit Jahrzehnten Wert auf Rohstoffe aus biologisch-dynamischem Anbau, teils aus eigenen Heilpflanzengärten oder zertifizierter Wildsammlung. Laverana, Speick, Martina Gebhardt, Tautropfen und Primavera sind ebenfalls bekannte und bewährte Marken für Naturkosmetik.


Echte Natur?

Neue Marken sind in jüngster Zeit hinzugekommen und erreichen beachtliche Umsätze, zumal sie preisgünstig in Drogeriemärkten angeboten werden, zum Beispiel Alverde von dm und Alterra von Rossmann. Jeder größere Discounter führt eigene Handelsmarken. Ob es sich dabei um lediglich "naturnahe" Produkte (das heißt im Klartext: überwiegend konventionelle Bestandteile) handelt oder um echte Naturkosmetik, ist in der Praxis sehr unterschiedlich und oft nicht auf den ersten Blick zu erkennen.

Hier helfen die Qualitätssiegel für Naturkosmetik weiter. Sie können es erleichtern, den Unterschied zwischen einem grünen Anschein und echter Naturkosmetik zu erkennen. Die wichtigsten verlässlichen Logos sind BDIH, Natrue, Ecocert und Demeter. Je nach Siegel schwankt der Anteil der Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau. 100 Prozent sind selten. Das Natrue-Logo der höchsten Qualitätsstufe ("Biokosmetik") garantiert 95 Prozent Bioanteil der Naturstoffe, die zweithöchste Stufe ("Naturkosmetik mit Bioanteil") immerhin noch 70 Prozent. Demeter, bekannt aus der biologisch-dynamischen Landwirtschaft, zertifiziert ebenfalls Naturkosmetik mit höchstem Qualitätsstandard.

Beim Ecocert-Siegel "Naturkosmetik" müssen pflanzliche Inhaltsstoffe zu 50 Prozent aus kontrolliert biologischem Anbau stammen, beim Ecocert-Siegel "Ökologische Naturkosmetik" sogar zu 95 Prozent. Das BDIH-Logo, älter und verbreiteter als Natrue und Ecocert, garantiert nur für 15 verbreitete Inhaltsstoffe wie etwa Olive und Soja, dass sie aus Bioerzeugung stammen. Für weitere Zutaten wie Heilkräuter oder Pflanzenextrakte gibt das BDIH-Siegel keine Bio-Garantie.

Die Vielfalt der Qualitätssiegel in der Naturkosmetik (außer den genannten gibt es weitere von Naturland, Neuform, Ecocontrol u.a.) macht es für die Verbraucher nicht einfach. Ein einheitliches Siegel, gar ein Europaweites Siegel wie für Biolebensmittel, ist nicht in Sicht. So viel beruhigende Gewissheit immerhin bieten die anerkannten Bio-Gütesiegel: Problematische Stoffe aus der Petrochemie, Farb- und Konservierungsmittel mit Allergiegefahr und künstliche Duftstoffe sind tabu.


DIE WICHTIGSTEN QUALITÄTS-SIEGEL

BDIH
Am bekanntesten ist das Siegel "BDIH - Kontrollierte Natur-Kosmetik" vom Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen. Es wurde vor knapp zehn Jahren eingeführt und ist auf über 5.000 Produkten zu finden. Es gilt als Basis-Standard: Inhaltsstoffe in Bio-Qualität sind erwünscht, es ist allerdings nur für 15 häufige Rohstoffe vorgeschrieben. Infos: www.ionc.info

ECOCERT
Das Ecocert-Siegel (ca. 15.000 Produkte) gibt es in zwei Stufen: "Naturkosmetik" steht für 95 % Naturstoffe und mindestens 50 Prozent Bio-Qualität bei den pflanzlichen Rohstoffen. "Ökologische Naturkosmetik" geht weiter und erfordert 95 Prozent Bio bei den pflanzlichen Zutaten und mindestens 10 Prozent Bioanteil im gesamten Endprodukt. Info: www.ecocert.de

DEMETER
Der biologisch-dynamische Anbauverband Demeter ist über 50 Jahre alt und entwickelte schon früh eigene, sehr strenge Richtlinien. Das Siegel "Demeter-Kosmetik" wird nur vergeben, wenn ein Produkt die namensgebende Zutat (z.B. Rosenöl) in Demeter-Qualität beinhaltet. Mindestens 90 % aller anderen Zutaten müssen ebenfalls Demeter-Qualität haben. Info: www.demeter.de

NATRUE
Das Natrue-Siegel gibt es erst seit zwei Jahren. Die ursprüngliche Abstufung mit einem bis drei Sternen ist noch auf den Produkten zu finden, wird in Zukunft aber ersetzt durch die Qualitätsstufen "Naturkosmetik", "Naturkosmetik mit Bioanteil" und "Biokosmetik". Es gilt als aufstrebendes Siegel führender Naturkosmetikunternehmen. Zurzeit auf 700 Produkten. www.natrue-label.de


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Quelle:
Securvital 5/2010 - September/Oktober, Seite 22 - 23
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung
alternativer Versicherungskonzepte
Redaktion: Norbert Schnorbach (V.i.S.d.P.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Oktober 2010