Paul-Ehrlich-Institut / Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel - 13.08.2015
Unsichtbares sichtbar machen: Paul Ehrlichs Blick durchs Mikroskop
Am 20. August 1915 verstarb Nobelpreisträger Paul Ehrlich im Alter von 61 Jahren. Er war leidenschaftlicher Forscher, führte die Qualitätsprüfung für Antikörperpräparate ein und begründete die Chemotherapie. Er war Gründer, erster Direktor und Namensgeber des heutigen Paul-Ehrlich-Instituts, das bis heute seine Arbeit in Forschung, Zulassung und Prüfung von Impfstoffen und biomedizinischen Arzneimitteln fortführt. Die Wissenschaft verdankt Paul Ehrlich grundlegende Modelle zur Funktion des Immunsystems, wofür er 1908 den Nobelpreis in Medizin erhielt. 100 Jahre nach seinem Tod erinnern ein Festakt in der Paulskirche, ein wissenschaftliches Symposium und eine Ausstellung an den Forscher.
"Paul Ehrlich war ein herausragender Forscher, der seine Erkenntnisse mit dem Blick auf das Wohl der Menschen in die Praxis umsetzte", so der Bundesminister für Gesundheit Hermann Gröhe. "Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) führt als Bundesinstitut im Ressort des Bundesministeriums für Gesundheit diese Tradition erfolgreich weiter." "Das PEI verbindet - wie bereits Paul Ehrlich - die Forschung mit der Zulassung und Prüfung von biomedizinischen Arzneimitteln", führt Prof. Klaus Cichutek, Präsident des Paul-Ehrlich-Instituts weiter aus. "Das macht uns zum erfolgreichen Akteur auch im internationalen Umfeld."
Paul Ehrlichs interdisziplinäre Forschung berührte Aspekte der Histologie und Farbenchemie, Pharmakologie, Immunologie und Krebsforschung. Seit frühester Jugend schlug sein Herz für die Forschung. Er färbte Krankheitserreger und Zellen, um sie im Mikroskop sichtbar zu machen und um das Wechselspiel zwischen Infektion und Immunsystem zu erforschen. Während des Studiums führte das zum neckenden Ausspruch seiner Kommilitonen: Ehrlich färbt am längsten. Er hatte Erfolg, konnte eine Methode zur Färbung von Mastzellen etablieren und verhalf Robert Koch, der die Erreger der Tuberkulose, die Tuberkelbazillen, entdeckt hatte, zu einem verbesserten Färbenachweis. Mit seiner Seitenkettentheorie legte Paul Ehrlich den Grundstein zu unserem heutigen Verständnis des Immunsystems und erhielt dafür 1908 den Nobelpreis. Die Entdeckung des Salvarsans gegen Syphilis 1909 markiert einen weiteren Meilenstein - das "Heilarsen" war das erste systematisch entwickelte und spezifisch wirkende Therapeutikum. Damit legte Paul Ehrlich den Grundstein für eine Pharmakotherapie, bei der gezielt Angriffspunkte für eine Therapie ausgemacht und Wirkstoffe entwickelt werden.
Paul Ehrlich legte auch die Grundlage für die Zulassung und Prüfung von biomedizinischen Arzneimitteln. So begründete er die heutige Chargenprüfung, indem er eine Wirkstoffprüfung jeder Antikörper-Charge gegen Diphterie vor der Anwendung an Kranken einführte. Damit ermöglichte er, dass dieses wichtige Arzneimittel, das Emil von Behring entdeckt hatte, in gleichbleibender Qualität hergestellt werden konnte und so dem "Würgeengel der Kinder" den Schrecken nahm.
Unter der Schirmherrschaft von Hermann Gröhe, Bundesminister für Gesundheit, findet am 22. November 2015 ein öffentlicher Festakt zum 100.Todestag von Paul Ehrlich in der Paulskirche in Frankfurt statt. Prof. Stefan W. Hell, Nobelpreisträger für Chemie 2014, hält einen Vortrag über die Entwicklung von der Mikroskopie zur Nanoskopie, die das Unsichtbare von Immunzellen sichtbar machen kann - eine konsequente Weiterführung der Arbeit von Paul Ehrlich. Dr. Axel Hüntelmann, Autor der jüngsten Paul-Ehrlich-Biographie, erörtert Paul Ehrlichs bahnbrechende Erkenntnisse zur spezifischen Zellfärbung und die Bedeutung der Entwicklung der Lichtmikroskopie für die Erforschung des Immunsystems. Danach berichtet Elizabeth Brody, die Urenkelin von Paul Ehrlich, über ihre Erinnerungen an den im Jahr 1940 in den USA erschienenen Film: Paul Ehrlich - Ein Leben für die Forschung (englischer Originaltitel: Dr. Ehrlich's Magic Bullet).
Das wissenschaftliche Symposium "From Salvarsan to Personalised
Medicine" am 23. und 24. November 2015 stellt Paul Ehrlichs visionäre
Gedanken in den Kontext aktueller Forschung.
Unter dem Titel: "Arsen und Spitzenforschung" stellt das Berliner Medizinhistorische Museum der Charité noch bis zum 27. September 2015 Leben und Arbeit von Paul Ehrlich und die von ihm begründeten Anfänge einer neuen Medizin vor. Vom 29. Oktober 2015 bis zum 03. April 2016 ist die Ausstellung dann im Historischen Museum in Frankfurt am Main zu sehen.
Organisatoren dieser Veranstaltungen sind
Das Paul-Ehrlich-Institut in Langen bei Frankfurt am Main ist
als Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel eine
Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für
Gesundheit (BMG). Es erforscht, bewertet und lässt biomedizinische
Human-Arzneimittel und Veterinär-Impfstoffe zu und ist für die Genehmigung
klinischer Prüfungen sowie die Pharmakovigilanz - Erfassung und Bewertung
möglicher Nebenwirkungen - zuständig. Die staatliche Chargenprüfung,
wissenschaftliche Beratung/Scientific Advice und Inspektionen gehören zu
den weiteren Aufgaben des Instituts. Unverzichtbare Basis für die
vielseitigen Aufgaben ist die eigene experimentelle Forschung auf dem
Gebiet der Biomedizin und der Lebenswissenschaften. Das Paul-Ehrlich-Institut
mit seinen rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nimmt zudem
Beratungsfunktionen in nationalem (Bundesregierung, Länder) und
internationalem Umfeld (Weltgesundheitsorganisation, Europäische
Arzneimittelbehörde, Europäische Kommission, Europarat und andere) wahr.
Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.pei.de/DE/infos/presse/pressemitteilungen/2015/14-unsichtbares-sichtbar-machen-paul-ehrlichs-blick-durchs-mikroskop.html
http://www.pei.de/paul-ehrlich-2015
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution430
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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Paul-Ehrlich-Institut - Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel, Dr. Susanne Stöcker, 13.08.2015
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 15. August 2015
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