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RAUCHEN/452: Studie - Passivrauchen kann Blutdruck bei Kindern erhöhen (idw)


Universitätsklinikum Heidelberg - 10.01.2011

Passivrauchen kann Blutdruck bei Kindern erhöhen

- Heidelberger Studie belegt erstmals schädlichen Effekt
- Mehr als 4.000 Kinder im Vorschulalter untersucht


Passivrauchen erhöht schon bei Vorschulkindern den Blutdruck. Zu diesem alarmierenden Ergebnis kommt eine Studie, die Ärzte des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin am Universitätsklinikum Heidelberg sowie des Gesundheitsamts Rhein-Neckar bei über 4.000 Fünf- bis Sechsjährigen in Heidelberg und der Rhein-Neckar-Region durchgeführt haben. Sie wurde am 10. Januar 2011 bei einer Pressekonferenz im Universitätsklinikum Heidelberg vorgestellt und an diesem Tag in der renommierten medizinischen Fachzeitschrift "Circulation" online veröffentlicht.

"Mit dieser Studie haben wir erstmals gezeigt, dass Passivrauchen bei Kindern den Blutdruck deutlich ansteigen lässt", erklärte Professor Dr. Georg Hoffmann, Geschäftsführender Direktor des Heidelberger Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin, bei der Pressekonferenz in der Heidelberger Angelika-Lautenschläger-Kinderklinik. Bislang war vor allem der schädliche Effekt auf die Lunge bekannt. Hoher Blutdruck bei Kindern kann bis ins Erwachsenenalter persistieren. Er ist dann einer der wichtigsten Risikofaktoren für Herzinfarkt und Schlaganfall.

Risiko für Bluthochdruck um 21 Prozent erhöht

Für die Studie wurde die reguläre Einschulungsuntersuchung durch das Gesundheitsamt in den Kindergärten erweitert: Bei insgesamt 4.236 Mädchen und Jungen wurde von Februar 2007 bis Oktober 2008 zusätzlich der Blutdruck gemessen.

Das Ergebnis der Studie im Detail: Kinder, die zu Hause dem Zigarettenrauch ihrer Eltern ausgesetzt waren, hatten ein um 21 Prozent erhöhtes Risiko für einen hohen Blutdruck. Von erhöhtem Blutdruck (Hypertonie) spricht man bei Fünfjährigen bereits, wenn der Blutdruck im Mittel über einem Wert von 111 / 72 mmHg liegt. Bei 28,5 Prozent der Kinder rauchten die Väter, bei 20,7 Prozent die Mütter und bei 11,9 Prozent beide Eltern. Vor allem das Rauchen der Mütter beeinflusste den Blutdruck negativ, vermutlich weil sie eher zu Hause rauchen als die Väter, die bevorzugt am Arbeitsplatz zur Zigarette greifen.

Bekannte Risikofaktoren für Bluthochdruck bei Kindern sind Übergewicht, niedriges Geburtsgewicht sowie Bluthochdruck bei den Eltern. Passivrauchen stellt, wie die Studie jetzt aufdeckte, ein wichtiges zusätzliches, unabhängiges Risiko dar.

Passivrauchen stimuliert Hormone und schädigt Blutgefäße

Wie kommt es, dass Passivrauchen den Blutdruck steigen lässt? "Tabakrauch hat vielfältige Effekte auf die Blutgefäße", erklärt Privatdozentin Dr. Elke Wühl, Oberärztin am Heidelberger Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin. So komme es zu einem Anstieg der Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin und einer Abnahme des Wirkstoffs Stickoxid in der Gefäßwand, der diese erweitert. Außerdem wird die Innenwand der Blutgefäße durch Tabakrauch dicker und verliert an Elastizität.

Die Heidelberger Kinderärzte warnen Eltern davor, ihre Kinder Tabakrauch auszusetzen, da dies langfristige schädliche Folgen haben könne. Wichtig sei zudem, weitere Risikofaktoren wie Übergewicht zu reduzieren.

Studie wurde durch Stiftungen unterstützt

Erstautor der Heidelberger Studie ist Dr. Giacomo D. Simonetti, ehemals Heidelberg, der mittlerweile an der Kinderklinik des Universitätsspitals Bern forscht und arbeitet. Weitere Verfasser sind neben Privatdozentin Dr. Elke Wühl und Professor Dr. Georg Hoffmann, Professor Dr. Franz Schaefer, Leiter der Sektion Pädiatrische Nephrologie im Heidelberger Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Rainer Schwertz und Dr. Martin Klett vom Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises. Die Studie wurde unterstützt von der Manfred-Lautenschläger Stiftung, der Reimann-Dubbers-Stiftung, der Dietmar-Hopp-Stiftung und der Schweizerischen Hypertonie Gesellschaft.


Mehr Informationen zum Heidelberger Kinder- und Jugendzentrum:
www.klinikum.uni-heidelberg.de/Zentrum-fuer-Kinder-und-Jugendmedizin-Startseite.106862.0.html

Die Veröffentlichung in "Circulation" kann bei der Pressestelle angefordert werden.

Ansprechpartnerin:
Privatdozentin Dr. Elke Wühl
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Heidelberg
Im Neuenheimer Feld 430
69120 Heidelberg
E-Mail: elke.wuehl@med.uni-heidelberg.de


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www.klinikum.uni-heidelberg.de


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.klinikum.uni-heidelberg.de/Zentrum-fuer-Kinder-und-Jugendmedizin-Startseite.106862.0.html

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image132599
Rund 4.000 fünf- bis sechsjährige Kinder aus Heidelberg und der Rhein-Neckar-Region nahmen an der Studie teil.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 10.01.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Januar 2011