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AUSLAND/1639: Nigeria - Gesundheitssystem bisher machtlos gegen Säuglingssterben (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 17. Januar 2011

Nigeria:
Gesundheitssystem bisher machtlos gegen Säuglingssterben

Von Sam Olukoya


Lagos, 17. Januar (IPS) - Nigeria ist es zwar gelungen, die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren um ein Fünftel gegenüber 1990 zu senken. Doch die Zahl der Neugeborenen, die die ersten 28 Tage auf Erden nicht überleben, ist mit 700 am Tag oder 41.000 im Monat erschreckend hoch. Die Regierung will nun frische Gelder für die Säuglingspflege bereitstellen.

Dass so viele Babys keine Überlebenschancen haben, führen Mediziner auf die große Armut im Lande und Qualitätsprobleme bei der medizinischen Versorgung zurück. "Einige Krankenhäuser sind nicht besser als Leichenhallen", meint dazu der Arzt Abimbola Williams, der für die Hilfsorganisation 'Save The Children' arbeitet.

"Die Wahrscheinlichkeit, dass schwangere Frauen in den ländlichen Gebieten in einer Klinik entbinden, ist überdies ziemlich gering", meint sein Kollege Azebi Korikiye. Zwei Drittel aller Nigerianerinnen entbinden zu Hause. Die Hälfte der dort geborenen Säuglinge erleben ihren ersten Lebensmonat nicht, wie aus einer Untersuchung von 2008 über die demographische und gesundheitliche Situation im westafrikanischen Land hervorgeht.

Trotz des bekannten Problems ist es nicht gelungen, die Zahl der professionell durchgeführten Entbindungen zu erhöhen - mit negativen Folgen für die UN-Millenniumsentwicklungsziele (MDGs) zur Armutsbekämpfung. Die im Anschluss an den New Yorker UN-Millenniumsgipfel im Jahr 2000 formulierten MDGs sehen unter anderem vor, die Kindersterblichkeit um zwei Drittel unter das Niveau von 1990 zu drücken und die Gesundheitsversorgung von Müttern drastisch zu verbessern.


Gesundheit keine Frage des Reichtums

Nigeria kommt im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern vergleichsweise schlecht weg. Obwohl Burkina Faso, Uganda und Tansania nur ein Drittel des Pro-Kopf-Einkommens Nigerias vorweisen können, schneiden sie mit einer Kindersterblichkeitsrate von unter 35 pro 1.000 Lebendgeburten erheblich besser ab als Nigeria, wo auf 1.000 Lebendgeburten 157 Todesfälle kommen.

Auch was die Fortschritte im Kampf gegen die Säuglingssterblichkeit angeht, fällt Nigeria weit hinter andere Länder zurück. So konnten Kamerun und Kenia die Rate um 40 Prozent - um fast das Dreifache - verringern.

Die Hilfsorganisation Save The Children hat die nigerianische Regierung aufgefordert, die Entbindungsstationen im Lande stärker zu kontrollieren und Mindestgesundheitsstandards durchzusetzen. Darüber hinaus soll sie künftig 15 Prozent ihres Haushalts für den Gesundheitssektor ausgeben. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Januar 2011