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AUSLAND/1728: Labour verliert Kampf gegen Teenagerschwangerschaften (ALfA LebensForum)


ALfA LebensForum Nr. 97 - 1. Quartal 2011
Zeitschrift der Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)

Ausland
Labour verliert Kampf gegen Teenagerschwangerschaften

Von Stefan Rehder


Die kostenlose Abgabe der »Pille danach« senkt keineswegs die Schwangerschaftsraten bei Minderjährigen, sondern führt vielmehr zu einem Anstieg übertragbarer Geschlechtskrankheiten.


In keinem anderen Land in Europa werden so viele Teenager schwanger wie in Großbritannien. Seit Jahren verzeichnen die Britischen Inseln etwa doppelt so viele Teenagerschwangerschaften wie Deutschland und dreimal so viele wie Frankreich. Dieser traurige Rekord veranlasste die Labour-Regierung im Jahr 1999 zur so genannten »Teenage Pregnancy Strategy«. Per Gesetz wurden die Apotheker im Land verpflichtet, die so genannte »Pille danach« kostenlos an Jugendliche unter 16 Jahren abzugeben. Die Wirkung des Präparats besteht im Wesentlichen darin, die Einnistung einer befruchteten Eizelle in der Gebärmutter zu verhindern. Was Lebensrechtler als Frühabtreibung eines embryonalen Menschen betrachten, wird von Befürwortern der »Pille danach« gerne als »Notfallverhütung« verharmlost. In Großbritannien trieb die »Teenage Pregnancy Strategy« besonders zahlreiche Blüten. Manche erlangten internationale Bekanntheit. Um die Welt etwa ging die Nachricht von einem besonderen Service, den die Hayesfield-School in Bath ihren Schülerinnen bot, weil er vom britischen Gesundheitsministerium ausdrücklich allen anderen Schulen des Landes zur Nachahmung empfohlen wurde. Die Schule hatte eigens eine Krankenschwester engagiert, bei der sich jeden Montag vor Unterrichtsbeginn diejenigen Schülerinnen melden konnten, die am Wochenende ungeschützten Geschlechtsverkehr gehabt hatten. Miss Crouch, wie die Schulkrankenschwester hieß, vermittelte den 14- bis 16-jährigen Mädchen dann einen Termin bei dem benachbarten Hausarzt, der den Schülerinnen in den Unterrichtspausen die »Morning after pill«, wie das frühabtreibende Präparat in Großbritannien genannt wird, verabreichte.

Weder die kostenlose Abgabe in den Apotheken noch der besondere Service an Schulen wie der Hayesfield-School in Bath haben jedoch zu einem nachweisbaren Rückgang der Teenagerschwangerschaften in Großbritannien geführt. Wie eine Studie zeigt, die Wissenschaftler um David Paton und Sourafel Girma von der Universität Nottingham jetzt in der aktuellen Ausgabe des »Journal of Health Economics« veröffentlicht haben, ist zwar die Rate der Teenagerschwangerschaften in Großbritannien leicht zurückgegangen, doch habe dieser Trend, wie die Autoren schreiben, bereits vor Einführung der »Teenage Pregnancy Strategy« der Labour-Regierung existiert. Stattdessen verzeichnet die Studie einen signifikanten Anstieg von übertragbaren Geschlechtserkrankungen bei Jugendlichen. Wie die Autoren weiter schreiben, sei der Anteil der unter 18-Jährigen, die sich zur Behandlung in eine entsprechende Klinik begeben hätten, seit der Einführung des Gesetzes um fünf Prozent gestiegen. Bei den unter 16-Jährigen verzeichnete die Studie sogar einen Anstieg um zwölf Prozent. Für die Autoren ist dies ein klares Indiz dafür, dass die Teenager inzwischen noch häufiger als früher auf den Gebrauch von Kondomen verzichteten. Ihre Studie zeige, resümieren die Forscher, dass auch »gut gemeinte Gesetze« manchmal das Gegenteil von dem bewirkten, was sie anstrebten. Dass die Ergebnisse der Studie die Regierung zu einer Abkehr von der »Teenage Pregnancy Strategy« bewegen werden, darf indes als unwahrscheinlich betrachtet werden.

Einen signifikanten Rückgang von Teenagerschwangerschaften können dagegen die Vereinigten Staaten von Amerika verzeichnen. Die USA sind das Land mit den meisten Teenagerschwangerschaften der Welt. Wie das Nationale Zentrum für Gesundheitsstatistik Anfang des Jahres bekannt gab, seien 2009 in den USA pro tausend Mädchen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren 39,1 Geburten registriert worden. Im Vergleich zum Vorjahr sei dies ein Rückgang um sieben Prozent. In absoluten Zahlen seien 2009 in den USA knapp 410.000 minderjährige Mädchen von einem Kind entbunden worden. Damit habe die USA den niedrigsten Stand von Teenagerschwangerschaften seit Einführung der Statistik vor rund 70 Jahren erreicht.

Den bisherigen Höchststand verzeichnete die USA im Jahr 1970. Damals wurden 644.000 Teenager von einem Kind entbunden. Die Regierung hatte während der beiden Amtszeiten von US-Präsident George W. Bush (2001 bis 2009) hunderte Millionen Dollar in so genannte »Abstinence-Only-Programs« investiert und war dafür in den Medien wie von den Demokraten heftig kritisiert worden. Mit den Programmen sollten die Schüler im Sexualkundeunterricht dafür gewonnen werden, sich sexuell zu enthalten, anstatt sich in den Umgang mit Verhütungsmitteln einzuüben. Allerdings haben nur rund ein Drittel der Schulen in den USA dieses Konzept in ihre Lehrpläne aufgenommen.


Bildunterschrift der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildung der Originalpublikation:
- Universität von Nottingham


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Quelle:
LEBENSFORUM Ausgabe Nr. 97, 1. Quartal 2011, S. 14
Zeitschrift der Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (ALfA)
Herausgeber: Aktion Lebensrecht für Alle e.V.
Bundesvorsitzende Dr. med. Claudia Kaminsky (V.i.S.d.P.)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juli 2011