Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

AUSLAND/1807: Argentinien - Trotz höchstem Gesundheitsbudget nicht die besten Ergebnisse (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 28. Februar 2012

Argentinien: Höchstes Gesundheitsbudget Lateinamerikas - Und doch erzielen andere Länder bessere Ergebnisse

von Marcela Valente


Buenos Aires, 28. Februar (IPS) - Argentinien ist das Land Lateinamerikas mit den höchsten Investitionen in den Gesundheitssektor. Und doch gibt es Staaten in der Region, die für den Bereich weniger Mittel bereitstellen, aber dennoch bessere Ergebnisse vorweisen können.

"Argentinien ist dabei, im Gesundheitsbereich seine regionale Führungsposition zu verlieren", warnt Federico Tobar vom unabhängigen Zentrum für die Umsetzung öffentlicher Maßnahmen für Gleichheit und Wachstum (CIPPEC).

Nirgendwo gibt es mehr Betten oder Ärzte als in Argentinien. Das südamerikanische Land verfügt zudem über ein engmaschiges Netz aus gut ausgestatteten Krankenhäusern und Basisgesundheitszentren. Auch wenn dort nicht immer alles so funktioniert, wie es wünschenswert ist: "Die Kapazitäten sind vorhanden", meint der ehemalige Gesundheitsminister Tobar.

Dass andere Länder bessere Leistungen erzielten, führen Tobar und die CIPPEC-Expertinnen Sofía Olaviaga und Romina Solano in einem gemeinsamen Bericht auf eine ungleiche Behandlung der Provinzen zurück. So erhält Santa Cruz im Süden 7,2 Mal mehr Mittel für die Gesundheitsversorgung als Misiones im Nordosten. Der argentinische Staat habe die Kluft nicht verringert, sondern verstärkt.


Willkür bei der Mittelvergabe

Dem Bericht zufolge fehlt es an einem Bundesgesundheitsgesetz, das die Mittelvergabekriterien für die Provinzen festlegt. Die Gelder werden oftmals willkürlich verteilt und kommen nicht zwingendermaßen denjenigen zugute, die sie am dringendsten benötigen.

Der Untersuchung zufolge sind die Strukturen, um übertragbare Krankheiten oder Verletzungen zu kurieren, vorhanden. Doch erkranken und sterben die Argentinier inzwischen häufiger an nichtübertragbaren Krankheiten wie Herzinfarkten oder Tumoren.

Den Autoren zufolge konnten Erfolge im Kampf gegen Krebs erzielt werden, etwa durch eine Verringerung des aktiven und passiven Tabakkonsums, eine Veränderung der Essgewohnheiten zugunsten von mehr Gemüse und Obst und einer Erhöhung des Prozentsatzes der Menschen, die Sport betreiben.

CIPPEC zufolge investiert Argentinien stolze zehn Prozent seines Bruttoinlandsprodukts (BIP) in den Gesundheitssektor. Dennoch schneidet das Land, was die Lebenserwartung, Kinder- und Müttersterblichkeit angeht, schlechter ab als andere Länder wie Costa Rica, Chile, Kuba und Uruguay.

Die Lebenserwartung der Argentinier liegt bei durchschnittlich 75,4 Jahren. Die Sterblichkeit von Kindern bis fünf Jahren konnte in den letzten zehn Jahren um 6,4 Prozent gesenkt werden. Und obwohl das Land die allgemeine Sterberate aufgrund von Früherkennungs- und Behandlungsangeboten um 50 Prozent verringern konnte, gibt es andere lateinamerikanisch-karibische Länder, die in weniger Zeit bessere Ergebnisse erzielten. "Was die Gesundheitsindikatoren angeht, fällt Brasilien traditionell hinter Argentinien zurück, wird uns aber in wenigen Jahren überflügeln", betont Tobar.


In bedürftige Provinzen investieren

Will Argentinien seine Führungsposition im Gesundheitsbereich erhalten, muss es nach Ansicht der Autoren die Gesundheitssituation in den Provinzen verbessern. In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires liegt die Kindersterblichkeit bei acht pro 1.000 Lebendgeburten, in Formasa im Nordosten hingegen bei 25 pro 1.000. Was die Müttersterblichkeit angeht, konnte Argentinien überhaupt keine Fortschritte erzielen.

Tobar zufolge sind 99 Prozent aller Geburten inzwischen institutionalisiert, doch kommen nur 33 Prozent der Frauen zur Geburt ihrer Kinder in eine Klinik, nachdem sie die Mindestzahl der fünf empfohlenen Schwangerschaftsuntersuchungen in Anspruch nahmen.

"Die Erfolge Argentiniens bei der Müttergesundheit fallen, was Infrastruktur, menschliche Ressourcen und verfügbare Finanzmittel angeht, weit hinter die Möglichkeiten des Landes zurück", bedauern die Autoren. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:
http://www.cippec.org/Main.php?do=newsArticlesShow
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=100232

© IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH


*


Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 28. Februar 2012
IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
vormals IPS-Inter Press Service Europa gGmbH
Marienstr. 19/20, 10117 Berlin
Telefon: 030 28 482 361, Fax: 030 28 482 369
E-Mail: redaktion@ipsnews.de
Internet: www.ipsnews.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2012