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AUSLAND/1862: Kuba - Regierung räumt Cholera-Epidemie ein, Ausbreitung unter Kontrolle (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Juli 2012

Kuba: Regierung räumt Cholera-Epidemie ein - Ausbreitung unter Kontrolle

von Patricia Grogg



Havanna, 18. Juli (IPS) - Zwei Wochen nach ersten Informationen zum Ausbruch der Cholera in einem Dorf im Osten Kubas hat die Regierung ihr Schweigen gebrochen. Demnach waren bis zum 14. Juli 158 Menschen infiziert und drei an der Epidemie gestorben.

Seitdem die Regierung am 3. Juli die ersten Zahlen veröffentlichte, sind in elf Tagen 105 Infektionen hinzugekommen. Die Zahl der Todesopfer ist allerdings auf dem gleichen Stand geblieben. Neben der Gemeinde Manzanillo in der Provinz Granma 800 Kilometer von der kubanischen Hauptstadt Havanna entfernt seien nur vereinzelt Fälle in anderen Städten aufgetreten, heißt es in dem neuen Bericht, der am 14. Juli veröffentlicht wurde.

Das fast zweiwöchige Schweigen hat in der Bevölkerung für Unruhe gesorgt. Cholera verbreitet sich in der Regel über verunreinigtes Trinkwasser oder infizierte Nahrungsmittel. Kuba befindet sich aktuell in der Regenzeit, die von Mai bis Oktober andauert und in der die Ansteckungsgefahr erhöht ist.

"Wir haben Maßnahmen ergriffen, um die Epidemie einzudämmen, und es ist uns gelungen", hieß es nun aus dem Gesundheitsministerium. Die Bevölkerung sei mit sauberem Trinkwasser ausgestattet worden und man habe die Hygienesituation verbessert. Die Bevölkerung werde umfassend über die Krankheit und deren Verbreitung aufgeklärt. Die Menschen, die in der Gemeinde Manzanillo leben, haben sich vorbildlich verhalten und an die Anweisungen der Behörden gehalten, hieß es weiter.


Cholerabekämpfung "eine der Stärken des Landes"

Grund zur Sorge gibt es nach Ansicht des Mediziners Lorenzo Somarriba nicht. "Ich gehe davon aus, dass wir die Cholera schnell in den Griff bekommen können - wie auch alle anderen Krankheiten", sagte der Leiter der medizinischen Mission Kubas in Haiti. Die Cholerabekämpfung, mit der kubanische Ärzte auf Haiti betraut sind, sei eine der Stärken des Landes, fügte er hinzu.

Das kubanische Gesundheitssystem sei eines der besten der Welt. Die Regierung lege Wert auf den Kontakt zu den Menschen und habe nicht nur Gesundheitsstationen eingerichtet, sondern auch ein Netz von Hausärzten und Krankenschwestern, an die sich die Bevölkerung wenden könne.

"Die sicherste Form, eine Ansteckung mit Cholera zu vermeiden, ist ein effektives Kontrollsystem", sagt Somarriba. Die Menschen müssten auch auf ihre Hygiene achten. "Ich selbst halte meine Hände immer sauber und achte darauf, dass ich ausschließlich nicht infiziertes abgefülltes Wasser trinke."

Am 12. Juli unterschrieben die Länder Kuba, Norwegen und Haiti ein Abkommen, in dem sie sich auf humanitäre Hilfe für Haiti einigten. 2,5 Millionen Dollar sollen zunächst in das Gesundheitssystem des karibischen Inselstaates gesteckt werden. Das Land wurde im Januar 2010 von einem heftigen Erdbeben erschüttert, bei dem mehr als 200.000 Menschen starben. Im Zuge der Naturkatastrophe breitete sich eine Cholera-Epidemie aus, der bis heute 7.000 Menschen zum Opfer fielen.

"Kurz nach Ausbruch der Epidemie sind wir bereits mit medizinischem Personal nach Haiti gereist", erzählt Somarriba. Da insbesondere nach dem Erdbeben die Gesundheitsversorgung in Haiti unzureichend war, konnte sich die Krankheit hier besser ausbreiten. Mit Hilfe der kubanischen Ärzte sei der Schaden aber eingegrenzt worden, versichert der Mediziner.

Somarriba zufolge kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Cholera-Fälle in Kuba aus Haiti eingeschleppt wurden. Genauso gut könnten sie aber aus einem anderen Herd stammen. "Woher die Krankheit stammt, die nun in Kuba aufgetreten ist, wissen wir nicht."


Gesundheitskontrollen

Nicht erst seit der Naturkatastrophe, sondern bereits seit 1998 schickt Kuba Ärzte nach Haiti. Zurzeit hat das Projekt in Haiti 723 Mitwirkende. Wenn die Teams nach Kuba zurückkehren, müssen sie sich Untersuchungen unterziehen, um das Einschleppen von Krankheiten zu verhindern.

Auch andere Heimkehrer aus Risikogebieten müssen sich in Kuba bei den Gesundheitsbehörden melden. "Wenn jemand nicht zu seinem Termin erscheint, holen wir ihn", berichtet eine Krankenschwester, die an einem Gesundheitszentrum in Havanna arbeitet.

Vor drei Jahren hatte Kuba mit einer Reihe unterschiedlicher Epidemien zu kämpfen: Neben der normalen Grippe hatte sich der Influenza-A-Virus H1N1 ausgebreitet, das Denguefieber sowie mehrere Atemwegserkrankungen. Die Bekämpfung des H1N1-Virus war am schwierigsten. Drei Frauen starben an dem Virus. (Ende/IPS/jt/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2012