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AUSLAND/1951: Ecuador - Hohe Zahl von Teenagerschwangerschaften, freier Zugang zur 'Pille danach' (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. April 2013

Ecuador: Hohe Zahl von Teenagerschwangerschaften - Freier Zugang zur 'Pille danach'

von Leisa Sánchez


Bild: © Mit freundlicher Genehmigung des ecuadorianischen Gesundheitsministeriums

Gesundheitsministerin Carina Vance
Bild: © Mit freundlicher Genehmigung des ecuadorianischen Gesundheitsministeriums

Quito, 22. April (IPS) - Die ecuadorianische Regierung hat der zunehmenden Zahl von Teenager-Schwangerschaften den Kampf angesagt. So sollen sämtliche Hindernisse beseitigt werden, die der sexuellen und reproduktiven Gesundheit junger Menschen im Wege stehen.

Ecuador ist das Land Südamerikas mit der höchsten Rate an Teenagerschwangerschaften. Demnach werden 81 pro 1.000 junger Frauen im Alter von 15 bis 19 Jahren schwanger. 17 Prozent der Mitglieder dieser Altersgruppe haben mindestens ein Kind. Und die Zahl der Kindermütter nimmt offenbar zu: von 31.053 im Jahre 2004 auf 45.708 im Jahre 2011.

Um dem Problem gegenzusteuern, hat die Regierung vor zwei Jahren die Nationale Multi-Sektoren-Strategie für Familienplanung und zur Vorbeugung von Teenager-Schwangerschaften (ENIPLA) eingeführt. Doch das Programm ist umstritten, weil es den rezept- und kostenfreien Zugang junger Menschen zur Pille danach ermöglicht. Die Gegner inklusive die katholische Kirche sehen in der Notfallpille eine Abtreibungsmaßnahme, obwohl die darin enthaltenen Wirkstoffe lediglich dazu beitragen, den Eisprung der betroffenen Frau zu verzögern oder zu verhindern und die Spermien des Mannes rechtzeitig abzutöten.

Die Pille danach ist bereits seit 1998 in Ecuador auf Rezept erhältlich. Sie unterscheidet sich von der Abtreibungspille darin, dass sie eine Empfängnis verhütet und keine bereits bestehende Schwangerschaft abbricht.

Dank ENIPLA, das über einen Etat von 4,4 Millionen US-Dollar verfügt und auf die Unterstützung der Ministerien für Gesundheit, Bildung, wirtschaftliche und für soziale Entwicklung rechnen kann, ist die Pille danach heute rezeptfrei und kostenlos in allen öffentlichen Krankenhäusern und landesweit 1.900 Gesundheitszentren erhältlich.


Positives Feedback

Wie die Gesundheitsministerin Carina Vance gegenüber IPS erklärte, genießt die Pille danach eine breite gesellschaftliche Akzeptanz. Darauf lasse das positive Feedback von Sozialverbänden und nationalen und internationalen Familienplanungsorganisationen ebenso schließen wie eine 2011 durchgeführte Umfrage, der zufolge 84 Prozent der Befragten den freien Zugang zur Pille danach explizit begrüßten.

Die Argumente der Gegner seien wissenschaftlich ohnehin nicht haltbar, meinte Vance. "Wenn junge Leute geschlechtsreif sind und sexuelle Beziehungen unterhalten wollen, haben wir die Pflicht dafür zu sorgen, dass sie uneingeschränkt und ohne Zustimmung Dritter von ihrem Recht auf reproduktive und sexuelle Gesundheit Gebrauch machen können", sagte sie.

Um ein Bewusstsein für das Problem der Teenagerschwangerschaften zu schaffen und über Verhütungsmethoden, der Gefahr sexuell übertragbarer Krankheiten und sexualisierter Gewalt zu informieren, sei es wichtig, mit dem Bildungsministerium zusammenzuarbeiten, betonte die Ministerin und fügte hinzu, dass sechs von zehn Ecuadorianerinnen mindestens einmal in ihrem Leben Erfahrung mit körperlicher, seelischer oder sexualisierter Gewalt machen müssten. (Ende/IPS/kb/2013)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. April 2013