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AUSLAND/2017: Simbabwe - Angst, infiziert zu sein, Teenager meiden Aids-Tests (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 22. November 2013

Simbabwe: Angst, infiziert zu sein - Teenager meiden Aids-Tests

von Jeffrey Moyo


Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

Vier von zwölf Simbabwerinnen im Alter von 15 bis 19 Jahren haben sich in den letzten zwölf Monaten auf HIV/Aids testen lassen
Bild: © Jeffrey Moyo/IPS

Harare, 22. November (IPS) - Es gibt zwei gute Gründe, warum sich die 17-jährige Natalie Mlambo auf Aids testen lassen sollte: Sie hat mit zwei Männern ungeschützten Sex. Doch ihren HIV-Status will sie lieber nicht wissen. "Sollte ich positiv sein, bestünde mein Leben nur noch aus Todesangst. Denn durch eine Behandlung geht die Krankheit ja nicht weg", sagt die junge Frau, die in Wirklichkeit anders heißt.

Mit dieser Befürchtung steht die Schülerin der High School in Kuwadzana, einem Stadtteil der simbabwischen Hauptstadt Harare, nicht allein da. Felicia Chingundu, eine Aktivistin der Shingai-Batanai-HIV/Aids-Hilfsgruppe in Masvingo, einer Stadt 300 Kilometer von Harare entfernt, kennt viele Teenager, die sich gegen einen Aidstest sträuben. "Jugendliche sind infektionsgefährdet, in den Untersuchungszentren aber nur selten anzutreffen", bestätigt sie.

Im benachbarten Sambia wurden junge Leute nach den Gründen für ihre ablehnende Haltung befragt. 58 Prozent gaben an, Angst vor dem Testergebnis zu haben, Jeweils 27 Prozent fürchten im Fall eines positiven Bescheids, depressiv und suizidgefährdet beziehungsweise stigmatisiert zu werden. 24 Prozent nannten die Angst vor einem frühen Tod als Grund, während die Hälfte erklärte, nicht gefährdet zu sein.


Frühe Präventivmaßnahmen

Simbabwe hatte bereits in den 1990er Jahren Präventionsprogramme gestartet und die Infektionsrate laut dem UN-Aidsprogramm von 24 Prozent 2001 - eine der höchsten der Welt - auf unter 15 Prozent 2012 gedrückt (bezogen auf die erwachsene Bevölkerung). Auch wenn eine Reihe politischer und wirtschaftlicher Krisen seit dem Jahr 2000 viele Programme zum Erliegen brachten, ist die Bevölkerung für das Aids-Problem hochgradig sensibilisiert.

Wie aus einer Demografie-Gesundheitsumfrage (DHS) von 2011 hervorgeht, verfügt mehr als die Hälfte der 15- bis 24-jährigen Simbabwer über umfassende HIV/Aids-Kenntnisse. Das ist ein überdurchschnittlich hoher Anteil. Doch Bescheid zu wissen bedeutet nicht automatisch entsprechend zu handeln.

Das Gesundheitsministerium hat ambulante Teststationen in Schulen und Kliniken eingerichtet. "Doch von jungen Leuten werden sie selten in Anspruch genommen", erläutert Mavis Chigara vom Aids-Netzwerk für junge Leute im simbabwischen Bezirk Mwenezi in der Provinz Masvingo. Im letzten Jahr hatte ihre Organisation 12.500 junge Leute interviewt. Nur fünf Prozent räumten ein, sich einem Aidstest unterzogen zu haben.

Die Gefahr der Stigmatisierung ist ein wichtiger Faktor, warum junge Leute um Teststationen einen Bogen machen. Trotz der vielen Behandlungsprogramme und Informationskampagnen werden Opfer immer noch diskriminiert. "Meine beiden Freunde sprechen schlecht über Menschen mit HIV/Aids", sagt Mlambo. Deshalb nimmt sie an, dass sie gesund sind. "Hätten sie ein Aidsproblem, würden sie sicherlich anders reden", ist sie überzeugt.

Laut DHS sind fast vier Prozent der jungen Männer und über sechs Prozent der jungen Frauen HIV-positiv. In Simbabwe sind 3,1 Millionen Simbabwer 15 bis 24 Jahre alt.


Tests haben ihre Vorteile

Über den eigenen HIV/Aids-Status Bescheid zu wissen, habe viele Vorteile, so Judith Sherman, HIV/AIDS-Expertin des Weltkinderhilfswerks UNICEF in Simbabwe. "Gerade junge Leute können früher mit ihrer Therapie beginnen und dadurch ihre Gesundheitssituation verbessern. Und sie können Dritte vor einer Ansteckung schützen. Und wer negativ getestet wird, hat die Chance, künftig einer Infektion vorzubeugen."

Nach Erkenntnissen der DHS haben sich in den vergangenen zwölf Monaten vier von zehn sexuell aktiven Jugendlichen im Alter von 15 bis 19 Jahren auf HIV/Aids testen lassen. Allerdings sind Schwangerschaften oftmals der eigentliche Anlass für einen Test.

Wohl ist der Anteil der 15- bis 24-Jährigen, die sich testen lassen, seit 2006 gestiegen, Bei den jungen Männern hat er sich auf 23 Prozent verdreifacht, bei den jungen Frauen auf 45 Prozent verfünffacht. Der regionale Durchschnitt liegt bei 14 respektive 22 Prozent. Dennoch bleibt viel zu tun, um Teenagern wie Mlambo die Angst vor den Tests zu nehmen. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.unaids.org/en/
http://www.ipsnews.net/2013/11/fear-of-hiv-testing-among-zimbabwes-teens/

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IPS-Tagesdienst vom 22. November 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. November 2013