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MELDUNG/122: Schildbürgerstreich - Absurde Folgen der Gesundheitsgesetzgebung (BNG)


Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Informationen aus der Gastroenterologie - Montag, 8. November 2010

Schildbürgerstreich

Absurde Folgen der Gesundheitsgesetzgebung


(08.11.2010) "Die große Gefahr einer nur an den Finanzen orientierten Gesetzgebung sind pauschalierdende Regelungen ohne Anpassungsmöglichkeiten im Detail", erklärt Dr. Franz Josef Heil vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng). "So droht im Augenblick zum Beispiel bei Darmspiegelungen die absurde Situation, dass beschwerdefreie Patienten künftig schneller einen Termin zur Vorsorge erhalten können als Patienten, die im Rahmen von Diagnosen oder Behandlungen untersucht werden müssen."

Der von der Bundesregierung in den parlamentarischen Prozess eingebrachte Gesetzentwurf, der die künftige Finanzierung des Gesundheitswesens sicherstellen soll, führt in einzelnen Bereichen zu Konsequenzen, die nicht einmal von den skurrilen Aktivitäten der Schildbürger übertroffen werden. Für den Patienten unverzichtbare, als "besonders förderungswürdig" eingestufte Leistungen wie die kurative Darmspiegelung sollen ohne Rücksicht auf medizinische Notwendigkeiten durch mengensteuernde Maßnahmen wie Fallzahlbegrenzungen oder Preisabstaffelungen rationiert werden. Damit ist zu befürchten, dass auf die Patienten Wartezeiten zukommen, weil die Ärzte genötigt werden, diese im Rahmen von Diagnosen oder Behandlungen anstehenden Untersuchungen dem Budget entsprechend zu verteilen.

Darmspiegelungen zur Darmkrebsvorsorge können hingegen weiterhin uneingeschränkt erbracht werden. "Diese Unterscheidung von kurativ und präventiv ist medizinisch unsinnig", betont Dr. Heil. "Viele der so genannten kurativen Darmspiegelungen dienen nämlich ausschließlich der Vorsorge, z.B. Kontrolluntersuchungen nach Darmkrebs und Darmpolypen, Untersuchungen nach Blutbefund im Stuhl oder Untersuchungen bei Patienten mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen. Sie sind im Kampf gegen den Darmkrebs genauso wichtig wie das Darmkrebs-Screening."

Für die Gastroenterologen ist die geplante gesetzliche Regelung deshalb nicht akzeptabel. Sie wird die jahrlangen Bemühungen, den Darmkrebs in Deutschland zu besiegen, empfindlich schwächen! Für dieses auch im Nationalen Krebsplan avisierte Ziel ist die Herausnahme der kurativen Darmspiegelung aus den Budgetierungsbestrebungen des Gesetzgebers unabdingbar.


Aktuelle Informationen finden Sie auch auf unserer Internet-Seite:
www.gastromed-bng.de


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Quelle:
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Holdergärten 13, 89081 Ulm
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E-Mail: info@gastromed-bng.de
Internet: www.gastromed-bng.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. November 2010