Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → GESUNDHEITSWESEN

MELDUNG/402: Ärztehonorare - Verhandlungsergebnis ist ein Schritt in die richtige Richtung, mehr nicht! (BNG)


Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Informationen aus der Gastroenterologie - 29. Oktober 2012

Ärztehonorare

"Verhandlungsergebnis ist ein Schritt in die richtige Richtung - mehr nicht!"



(29.10.2012) "Das Ergebnis der Sitzung von Krankenkassen und Kassenärztlicher Bundesvereinigung im Erweiterten Bewertungsausschuss (E-BA) unter Vorsitz des neutralen Vorsitzenden Prof. Jürgen Wasem ist ein Schritt in die richtige Richtung. Rundum zufrieden sein kann man damit nicht", so kommentiert Dr. Dietrich Hüppe, Vorsitzender des Berufsverbandes der niedergelassenen Gastroenterologen (bng), den Kompromiss, der am 9. Oktober erzielt wurde.

Ein sehr wichtiges Ergebnis, vor allem mit Blick auf die Zukunft, ist ohne Zweifel die Herausnahme der psychotherapeutischen Leistungen aus der budgetierten Vergütung. Damit wird eine langjährige Forderung der Ärzte endlich erfüllt. "Die Psychotherapie wird in jedem Behandlungsfall von den Krankenkassen genehmigt. Angesichts der Mengenentwicklung bei den psychotherapeutischen Leistungen in den vergangenen Jahren und der allseits gewünschten Mengenzunahme in den nächsten Jahren war es überfällig, dass nicht mehr die Fachärzte die Psychotherapie aus ihrem gedeckelten Topf bezahlen, wie es bisher ist, sondern die Kassen dafür aufkommen müssen."

Nicht zufrieden sind die Gastroenterologen mit der nur minimalen "Preiserhöhung" für die einzelnen ärztlichen Leistungen von nur 0,9 Prozent, und das nach über dreijährigem Einfrieren der Preise. Das ist weit unter der Inflationsrate, d.h. das ist eine klare Minusrunde. Außerdem gibt es nach wie vor keine festen, kostendeckenden und betriebswirtschaftlich kalkulierten Preise. "Anstelle der Vergütung einer Leistung mit 10 Euro erhalten wir künftig 10,09 Euro", so Dr. Hüppe. Die Ärzte müssen auch künftig viele Leistungen ohne einen Cent Honorar erbringen, so z.B. die zeitaufwändige Beratung von chronisch kranken Patienten. "Das ist so, als wenn Sie jede Menge Überstunden ableisten und Ihnen Ihr Chef nun großzügig anbietet, zehn Prozent dieser Überstunden zu bezahlen."

Hochspezialisierte Fachärzte wie Gastroenterologen, die Spezialisten für Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes und der Leber, haben für besonders "förderungswürdige Leistungen", wie etwa der Darmspiegelung zur Krebsvorsorge, vor sechs Jahren noch einen Punktwert von etwa fünf Cent erhalten. Derzeit bekommen sie im Schnitt 3,5048 Cent, ab nächstes Jahr dann 3,5363. Für eine Darmspiegelung bezahlen die Kassen dann 176,64 Euro statt 175,06 Euro. Weniger wird dafür nur noch in Litauen, sonst nirgendwo in Europa bezahlt. Der Aufschlag von 0,9 Prozent deckt bei Weitem nicht den Anstieg der Kosten. So sind die tariflich vereinbarten Gehälter des Assistenzpersonals in diesem Jahr um 2,5% gestiegen. "Betriebswirtschaft in der Arztpraxis bedeutet, dass der Arzt nicht nur für seine Praxiskosten, sondern auch für seine eigene Leistung Geld erhalten muss - und das ist erst ab einem Punktwert von 4,4 Cent möglich", so Dr. Hüppe. Es wird oft und gerne verwechselt, dass das sogenannte "Honorar" kein Einkommen ist, sondern der Bruttoumsatz der Praxis.

Hüppe rechnet vor: "Umgerechnet auf 150.000 Vertragsärzte sind die nun vereinbarten 1,3 Milliarden Euro etwa 722 Euro im Monat. Das deckt nicht die Kostenentwicklung für Personal und Betriebskosten in den letzten vier Jahren." Für die knapp 52 Millionen Krankenkassenmitglieder bedeutet das eine Mehrbelastung von nur 2,08 Euro pro Monat, die von den Kassen ohne Probleme aus den Überschüssen, die inzwischen mehr als 22 Milliarden Euro betragen, finanziert werden können.



Aktuelle Meldungen finden Sie auch im Internet unter:
www.bng-gastro.de

*

Quelle:
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Holdergärten 13, 89081 Ulm
Telefon: 0700 / 26 42 64 26, Fax: 0731 / 70 54 711
E-Mail: kontakt@bng-gastro.de
Internet: www.bng-gastro.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Oktober 2012