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MELDUNG/565: Gesundheitsreport 2014 - Krankenhausversorgung bereitet Bürgern und Ärzten Sorgen (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 5/2014

Gesundheitsreport 2014

Krankenhausversorgung bereitet Bürgern und Ärzten Sorgen



Krankenhausärzte sehen Therapiefreiheit eingeschränkt und rechnen mit Personalengpass. Bürger fürchten Pflegemangel. Mehr Einsatz von Politik gefordert.


Endloses Warten auf den Termin beim Facharzt, zu wenig Pflegepersonal, eine Verschlechterung der Versorgung oder Einschränkung in der Behandlungsfreiheit - die Liste der Befürchtungen von Bürgern und Ärzten in Hinblick auf das deutsche Gesundheitssystem ist lang. Insgesamt belegt der MLP Gesundheitsreport 2014 aktuell aber noch eine hohe Zufriedenheit mit der Qualität der Gesundheitsversorgung: 79 Prozent der Bevölkerung und 90 Prozent der Ärzte beurteilen die Leistungsfähigkeit des Gesundheitssystems als gut oder sehr gut. Doch die Krankenhausversorgung der Zukunft macht Bürgern wie Ärzten Sorgen.

Nicht einmal die Hälfte (43 Prozent) der befragten Bürger in Schleswig-Holstein hat einen guten Eindruck von den Krankenhäusern in ihrer Region. Damit liegt das nördlichste Bundesland knapp über dem Bundesdurchschnitt von 41 Prozent. Auch rechnen 43 Prozent der Studienteilnehmer aus Schleswig-Holstein mit einer Verschlechterung der Gesundheitsversorgung und 44 Prozent mit weniger Krankenhäusern im Land. Bundesweit befürchten 64 Prozent der Bevölkerung einen Mangel an Pflegepersonal und 59 Prozent sind überzeugt, dass Krankenhausärzte in Zukunft noch weniger Zeit für ihre Patienten haben werden. Schon jetzt beklagt knapp die Hälfte der Krankenhauspatienten, dass sich Ärzte zu wenig Zeit nähmen und das Pflegepersonal überfordert sei. Das Engagement von Schwestern und Pflegern wird dagegen von der überwiegenden Mehrheit der Befragten positiv bewertet.

In der Ärzteschaft wird die aktuelle Situation etwas positiver gesehen: Eine große Mehrheit von 83 Prozent der Mediziner ist von der aktuellen Versorgungsqualität in den Krankenhäusern überzeugt. Doch die Perspektiven sind alles andere als rosig. 64 Prozent der Ärzte befürchten eine generelle Verschlechterung der Versorgungsqualität in den nächsten zehn Jahren, auf die Krankenhäuser bezogen liegt der Wert etwas niedriger bei 58 Prozent.

Schon jetzt berichtet jeder dritte Krankenhausarzt von wirtschaftlichen Schwierigkeiten in den Kliniken und 79 Prozent der im Krankenhaus tätigen Ärzte sehen bereits heute ihre Therapiefreiheit eingeschränkt. Behandlungen müssten aus Kostengründen verschoben oder gar ganz unterlassen werden. Die gleiche Anzahl der befragten Mediziner glaubt auch, dass sich die Personalsituation in den nächsten Jahren weiter zuspitzen wird. Um diesen Mangel zu kompensieren, werden auch ausländische Ärzte herangezogen. Dies stellt für gut die Hälfte der deutschen Mediziner kein Problem dar: Sie halten die Kollegen aus dem Ausland für genauso kompetent oder sogar besser.

Bei beiden Befragungsgruppen, Ärzten wie Bürgern, zeigt sich laut dem MLP Report eine starke Unzufriedenheit mit der Politik in diesem Zusammenhang. Die im Koalitionsvertrag verankerten Maßnahmen reichen vielen nicht aus: 62 Prozent der Bevölkerung glaubt, dass sich die Politik zu wenig um das Thema Gesundheit kümmere, 79 Prozent der Ärzte fordern mehr Engagement in der Gesundheitspolitik, wobei 90 Prozent von ihnen nicht an grundlegende Änderungen oder Reformen glauben. Die befragten Ärzte befürworten jedoch ganz konkret die Durchführung unangemeldeter Kontrollen durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen (48 Prozent) sowie eine Bewertung der Krankenhäuser nach ihrer Qualität mit entsprechender Berücksichtigung bei der Honorierung (47 Prozent). Weniger Zustimmung findet dagegen die Gründung eines Qualitätsinstituts, das Daten über einzelne Krankenhäuser sammelt und in Form von Vergleichslisten veröffentlicht.

Der MLP Gesundheitsreport 2014 basiert auf einer repräsentativen Umfrage mit rund 2.100 Bürgern und mehr als 500 Ärzten.
(PM/Red)


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 5/2014 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2014/201405/h14054a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Mai 2014
67. Jahrgang, Seite 48
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dr. Franz-Joseph Bartmann (V.i.S.d.P.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Juni 2014