Deutscher Hebammenverband e.V. - 17. Juli 2019
Wirtschaftlichkeit darf kein Maßstab für die Gesundheit von Mutter und Kind sein
Von den heute knapp 1400 Krankenhäusern sollen weniger als 600 übrig bleiben - das hat eine aktuelle Bertelsmann-Studie Anfang der Woche gefordert. Lebensbedrohliche Notfälle sollen so besser versorgt werden. Die Schließung von über 50 Prozent der Krankenhäuser bedeutet aber auch weniger Grundversorgung für Schwangere und deren Familien in Wohnortnähe. Der Deutsche Hebammenverband (DHV) warnt vor den Folgen. Im Jahr 1991 gab es 1186 Krankenhäuser, in denen Geburten durchgeführt wurden. Heute sind es unter 700.
"Ein weiterer Abbau von Kreißsälen ist den Schwangeren und Familien nicht zuzumuten", so Ulrike Geppert-Orthofer, Präsidentin des Deutschen Hebammenverbandes. "Die Grundversorgung von Frauen darf nicht weiter heruntergefahren werden. Ich stehe voll und ganz hinter jeder Maßnahme, die die Qualität der Notfallversorgung verbessert. Aber dies darf nicht auf Kosten der Frauen und ihrer Kinder gehen." Geburten benötigten zudem nur in den seltensten Fällen eine Maximalversorgung. "Für diese brauchen wir gute Verlegungskonzepte. Alle anderen Schwangeren, jungen Mütter und Kinder müssen sich auf eine sichere und adäquate Grundversorgung in Wohnortnähe verlassen können."
Durch die Übernahme des Personals aus den geschlossenen Kliniken stellt die Bertelsmann-Studie zudem ein Ende des Personalmangels in Aussicht. "Das mag für Ballungsräume der Fall sein," sagt Andrea Ramsell, Präsidiumsmitglied im DHV und Beirätin für den Angestelltenbereich. "In ländlichen Regionen und kleineren Städten sehe ich das jedoch nicht. Klinikschließungen in diesem Ausmaß würden eine gravierende Verschlechterung der geburtshilflichen Versorgung bedeuten. Und das, obwohl qualifiziertes Personal vor Ort wäre."
Erst im April haben die Statistischen Bundesämter der Länder neue Zahlen zur Erreichbarkeit von Kliniken veröffentlicht: Knapp 90 Prozent der Menschen, die in städtischen Regionen leben, erreichen innerhalb von 15 Minuten das nächste Krankenhaus mit einer Basisversorgung. In ländlichen Regionen sind es nur rund 64 Prozent.
Der Deutsche Hebammenverband e.V. (DHV) ist der größte
Hebammenberufsverband in Deutschland und setzt sich aus 16
Landesverbänden mit über 19.500 Mitgliedern zusammen. Er vertritt die
Interessen aller Hebammen. Im DHV sind angestellte und freiberufliche
Hebammen, Lehrerinnen für Hebammenwesen, Hebammenwissenschaftlerinnen,
Hebammen in den Frühen Hilfen, hebammengeleitete Einrichtungen sowie
Hebammenschülerinnen und Studierende vertreten. Über die berufliche
Interessenvertretung hinaus ist eine gute medizinische und soziale
Betreuung der Frauen und ihrer Kinder vom Beginn der Schwangerschaft
bis zum Ende der Stillzeit ein zentrales Anliegen des Verbandes. Als
Mitglied in der European Midwives Association (EMA), im Network of
European Midwifery Regulators (NEMIR) und in der International
Confederation of Midwives (ICM) setzt er sich auch auf europäischer
und internationaler Ebene für die Stärkung der Hebammenarbeit sowie
die Gesundheit von Frauen und ihren Familien ein.
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Quelle:
Deutscher Hebammenverband e.V.
Pressemitteilung vom 17. Juli 2019
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Internet: www-hebammenverband.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Juli 2019
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