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AUSLAND/1453: Menschenrechtsverletzungen im Gaza-Krieg bestätigt (medico international)


medico international - Montag, 6. April 2009

Menschenrechtsverletzungen im Gaza-Krieg bestätigt

Forderung nach EU-Unterstützung für internationale Untersuchung


(Brüssel/Frankfurt a.M., 06.04.2009) Eine unabhängige medizinische Kommission hat Verletzungen des humanitären Völkerrechts und der Menschenrechte während der israelischen Offensive im Gaza-Streifen bestätigt. In ihrem heute in Brüssel und Jerusalem vorgelegten Bericht informieren fünf internationale Sachverständige aus den Bereichen Rechtsmedizin, Brandwunden, medizinische Krisenreaktion und öffentliches Gesundheitswesen über:

- Verzögerte oder verhinderte medizinische Versorgung von Verwundeten.
- Angriffe auf Rettungskräfte während ihres Einsatzes.
- Angriffe auf medizinische Einrichtungen.
- Angriffe auf Zivilpersonen, zum Teil während der Waffenruhe.

Die fünf Fachleute stammen aus Deutschland, Dänemark, Südafrika und Spanien. Sie folgten einem gemeinsamen Aufruf von zwei Partnerorganisationen des EED und medico international: Physicians for Human Rights-Israel (PHR-Israel) und Palestinian Medical Relief Society (PMRS). Vom 29. Januar bis 5. Februar 2009 untersuchten sie die medizinischen Auswirkungen der Militäroffensive Israels und die Folgen für die Gesundheitssituation im Gaza-Streifen. Im Auftrag der Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international nahm der deutsche Arzt Dr. Ralf Syring an dieser Mission teil.

Der Bericht dokumentiert 44 Zeugenaussagen von Zivilpersonen und medizinischem Personal. Er bestätigt Befürchtungen über schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen und unterstreicht die Notwendigkeit einer baldigen internationalen, unabhängigen Untersuchung. Eine juristische Analyse von Frau Magali Jandaud, Expertin für humanitäres Völkerrecht an der Universität Paris VII, ist dem Bericht beigefügt.

Besonders erschütternd war für das fünfköpfige Team "von Einzelfällen zu hören, in denen sich Soldaten über einen beachtlichen Zeitraum in Sicht-, Hör- und Sprechweite ihrer Opfer befanden, aber trotz der Möglichkeit der 'Humanisierung' verletzten Personen den Zugang zu lebensrettenden Maßnahmen verwehrten oder sogar aus kurzer Distanz auf Zivilpersonen schossen".

Gemeinsam mit ihren israelischen und palästinensischen Partnerorganisationen PHR-Israel und PMRS fordern der EED und medico international deshalb:

- Eine umfassende internationale Untersuchung von Verletzungen des humanitären Völkerrechts
   und der Menschenrechte aller Konfliktparteien während der israelischen
   Offensive im Gaza-Streifen.
- Die Unterstützung der Europäischen Union für eine solche Untersuchung.
- Das Ende der Abriegelung des Gaza-Streifens, um den Wiederaufbau zu ermöglichen.


Den vollständigen Untersuchungsbericht als PDF-Dokument finden Sie im Internet unter:
http://www.medico.de/presse/ oder www.eed.de/voelkerrecht-nahost


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Quelle:
medico international - Pressemitteilung vom 6.4.2009
Herausgeber: medico international
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. April 2009