Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. - 25.02.2009
Die Privatisierung von Kliniken hat viele positive Aspekte
Während es insgesamt immer weniger Krankenhäuser in Deutschland gibt, steigt die Zahl der Häuser in privater Trägerschaft. Diese arbeiten im Durchschnitt wirtschaftlicher als die anderen Klinikträger - obwohl die privaten weniger staatliche Mittel erhalten und höhere Steuern zahlen. Die Versorgungsdichte und die medizinische Qualität werden durch die zunehmende Privatisierung zumindest auf gleichem Niveau gehalten und in einigen Punkten sogar spürbar verbessert. Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des RWI Essen und des Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG), München, die in einer umfangreichen Analyse Krankenhäuser in unterschiedlicher Trägerschaft miteinander verglichen haben.
In Deutschland hat die Zahl der Krankenhäuser in privater Trägerschaft von 1996 bis 2007 um 41,6 Prozent zugenommen, ihr Marktanteil beträgt heute rund 28 Prozent. Gleichzeitig sank in diesem Zeitraum die Anzahl der Kliniken in öffentlicher Trägerschaft um gut 31 Prozent und die der freigemeinnützigen um knapp 19 Prozent. Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung könnte darin liegen, dass die privaten Häuser bei mindestens gleicher Qualität im Durchschnitt wirtschaftlicher als die Kliniken in anderer Trägerschaft arbeiten. Dies sind die Ergebnisse einer Studie des RWI Essen und des Instituts für Gesundheitsökonomik (IfG), München im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Privatkliniken e.V. (BDPK), Berlin. Basis der Untersuchung sind die Daten des Statistischen Bundesamts aus den Jahren 1996 bis 2006 und die Jahresabschlüsse von 701 Krankenhäusern aus 2005 und 2006.
Nach der Studie trägt die Privatisierung von Krankenhäusern gerade auf
dem Lande dazu bei, die Patientenversorgung sicherzustellen. Der
Anteil ländlicher Krankenhäuser ist bei privaten Trägern höher als bei
freigemeinnützigen, er hat im Zeitraum zwischen 1996 und 2006 weiter
zugenommen. Für alle Klinikstandorte gilt, dass die privaten Kliniken
im Durchschnitt wirtschaftlicher arbeiten, weil ihre Sach- und
Personalkosten im Verhältnis zum Umsatz geringer ausfallen als die von
Krankenhäusern in freigemeinnütziger oder öffentlicher Trägerschaft.
Die Patientenversorgung wird dadurch nicht schlechter, im Gegenteil:
Um den einzelnen Patienten kümmern sich in Krankenhäusern in privater
Trägerschaft durchweg mehr Ärzte und Pflegefachkräfte als in
öffentlichen oder freigemeinnützigen Krankenhäusern. Auch die Ausgaben
für den medizinischen Bedarf als Anteil der Sachkosten sind in
Krankenhäusern in privater Trägerschaft im Vergleich höher. In der
Behandlungsqualität lassen sich keine Unterschiede zwischen privaten
Kliniken und anderen Trägerformen finden, die Patienten privater
Kliniken sind sogar durchschnittlich älter und komplexer erkrankt.
Auch beim Vergleich der vorgehaltenen Intensivbetten, der Zahl
medizinisch-technischer Großgeräte und der Ausgaben für den
medizinischen Bedarf schneiden die privaten Häuser nicht schlechter
ab.
Private Träger kommen leichter an Kapital und investieren mehr
Darüber hinaus fällt die Investitionsautonomie der Krankenhäuser mit privater Trägerschaft größer aus. Aufgrund ihres besseren Zugangs zum Kapitalmarkt können sie sich leichter mit Kapital versorgen und damit Investitionen, die mit Hilfe der staatlichen Investitionsförderung nicht mehr erbracht werden, selbständig tätigen. Eine höhere Ertragskraft stärkt außerdem die Innenfinanzierung. Dies führt dazu, dass private im Durchschnitt eine deutlich höhere Investitionsquote aufweisen als andere Krankenhäuser. Die Ergebnisse der Studie belegen zudem, dass Krankenhäuser in privater Trägerschaft nicht nur weniger staatliche Fördermittel erhielten sondern gleichzeitig beispielsweise im Jahr 2006 rund 150 Millionen Euro Gewinnsteuern an den Staat abführten. Krankenhäuser in anderer Trägerschaft sind indessen weitgehend steuerbefreit.
Die beiden Institute erwarten, dass der Kosten- und Wettbewerbsdruck
auf dem Krankenhausmarkt in den nächsten Jahren voraussichtlich weiter
steigen wird, wodurch sich der Trend der Klinikprivatisierung weiter
fortsetzen dürfte. Der zunehmende Wettbewerb im Kliniksektor
begünstigt nach Einschätzung der Wissenschaftler weiter eine
effizientere Patientenversorgung für die nächsten Jahre. Einer
sinkenden Zahl von Krankenhäusern und Betten werde voraussichtlich
eine steigende Nachfrage nach stationären, teilstationären und
ambulanten Krankenhausleistungen gegenüberstehen. Um den Wettbewerb zu
stärken, könnte beispielsweise der Marktzutritt für Anbieter
erleichtert werden. Zudem könnte die Transparenz des Marktes für die
Patienten dadurch erhöht werden, dass Krankenhäuser umfassender
Informationen über ihre Behandlungsergebnisse öffentlich zugänglich
machen als bisher.
Dieser Pressemitteilung liegt Heft 52 der RWI: Materialien
("Bedeutung der Krankenhäuser in privater Trägerschaft") zugrunde.
Es ist unter www.rwi-essen.de/mat als pdf-Datei erhältlich.
Weitere Informationen finden Sie unter:
- http://www.rwi-essen.de/presse
hier finden Sie die RWI-Pressemitteilung auf der RWI-Homepage
- http://www.rwi-essen.de/mat
hier finden Sie Heft 52 der RWI: Materialien, auf denen die Pressemitteilung beruht
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution145
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.,
Joachim Schmidt, 25.02.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 27. Februar 2009
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